Mission Dispo-Zins

Josefine Lietzau Stand: 14218 0

Der Dispo-Zinssatz, das größte Geheimnis neben TTIP? So musste es einem vorkommen, wenn man in den letzten Wochen die Arbeit von Correctiv beobachtet hat. Das Recherchezentrum versuchte zusammen mit der FAZ und Verbrauchern die Dispozinsen aller Sparkassen in Deutschland zu sammeln und traf dabei auf reichlich Schweigen und einigen Widerstand – auf kuriose Art und Weise. So schrieb eine Sparkasse an Correctiv, dass ihr die zeitlichen Ressourcen fehlten, um die Zinssätze weiterzugeben.

Wenig Informationen und hohe Zinsen

Die Zinssätze von 87 Sparkassen fehlten Correctiv noch, als die Redakteure Verbraucher schließlich über Facebook und Twitter auf eine Art von Spionage-Mission schickte: Sie sollten die Preisleistungsverzeichnisse der Sparkassen in deren Filialen fotografieren und an Correctiv schicken. Das brachte weitere Sparkassen dazu, ihre Daten einzusenden.

Heraus kam eine Deutschlandkarte, die genau zeigt, welche Sparkasse besonders viel verlangt, wenn ihre Kunden mit dem Girokonto ins Minus rutschen. Bei der Sparkasse im niedersächsischen Scheeßel sind es zum Beispiel 12,75 Prozent, bei der Kreissparkasse Weilburg in Hessen sind es 12,64 Prozent. Für eine Girokonto-Empfehlung durch Finanztip würde das schon nicht mehr reichen, wir schließen alle Anbieter aus, deren effektiver Zinssatz höher als 10 Prozent ist. Doch nicht alle Sparkassen setzen ihre Zinsen so hoch an. Die Sparkasse Jena-Saale-Holzland verlangt 6,85 Prozent, der Sparkasse Holstein reichen 5,71 Prozent. Eine große Bandbreite also mit mehr hohen als niedrigen Zinssätzen. Und das, obwohl die meisten Sparkassen ihren Kunden auf Spareinlagen nur Minizinsen zahlen.

Änderung soll kommen

Und selbst jetzt hat Correctiv noch nicht alle Zinssätze zusammen, 19 Sparkassen hüllen sich weiterhin in Schweigen. Viel länger darf der Dispo-Zinssatz jedoch nicht mehr den großen Unbekannten spielen. Denn mit der Umsetzung der Wohnimmobilienkreditrichtline Ende März 2016 wird es nicht nur Änderungen bei der fehlerhaften Widerrufsbelehrung und der 0-Prozent-Finanzierung geben. Die Banken müssen ihre Dispozinsen dann auch gut sichtbar auf ihren Websites veröffentlichen.

Dann wird auch der Vergleich zwischen den Dispozinsen der einzelnen Banken leichter. Schließlich verlangen nicht nur die Sparkassen hohe Zinsen, auch die Volksbanken und einige Privatbanken tun sich bei der Verzinsung nicht wirklich ruhmreich hervor. Wer nicht auf die besseren Angaben warten will: Finanztip listet überregionale Banken mit niedrigen Zinsen auf. Keine von ihnen verlangt mehr als 8,5 Prozent effektiv im Jahr.

Correctiv.org ist das erste Non-Profit-Recherchezentrum in Deutschland. Die 20-köpfige Redaktion will Missstände aufdecken und unvoreingenommen berichten. Sie finanziert sich wie ihr US-Vorbild ProPublica über Spenden und Mitgliedsbeiträge. Zu den regelmäßigen Unterstützern gehören mittlerweile 800 Bürgerinnen und Bürger sowie Stiftungen wie die Brost-Stiftung und die Bundeszentrale für politische Bildung. Correctiv.org gibt seine Recherchen grundsätzlich kostenlos an andere Medien ab, ist unabhängig und nicht-gewinnorientiert. Hier können Sie Correctiv.org unterstützen: https://correctiv.org/unterstuetzen/

Josefine Lietzau
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Josefine Lietzau ist Redakteurin im Team Bank & Geldanlage. Bereits während ihres Studiums der Germanistik und Anglistik war sie für die Redaktionen der Grünen Liga, der Jüdischen Zeitung und der Superillu tätig. Nach ihrem Magister-Abschluss absolvierte Josefine Lietzau ein Volontariat bei den Online-Verbraucherportalen Banktip und Posttip, wo sie im Anschluss als Redakteurin arbeitete.

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