Kran­ken­zu­satz­ver­si­che­rung Diese Zu­satz­ver­si­che­rung­en lohnen sich wirklich

Barbara Weber
Finanztip-Expertin für Ver­si­che­rungen

Das Wichtigste in Kürze

  • Mit privaten Kran­ken­zu­satz­ver­si­che­rungen kannst Du Deinen Schutz durch die gesetzlichen Kran­ken­ver­si­che­rung aufstocken. 
  • Machst Du Urlaub, solltest Du unbedingt eine Rei­se­kran­ken­ver­si­che­rung abschließen.
  • Für Selbstständige und einige Besserverdienende ist eine Krankentagegeld-Versicherung wichtig.
  • Manche Zusatzversicherungen kannst Du Dir aber auch sparen. 

So gehst Du vor

  • Überlege mithilfe unseres Textes, welche Verträge Du wirklich brauchst.
  • Hast Du Dich für eine Ver­si­che­rung entschieden, helfen Dir unsere Vergleiche, ein passendes Angebot zu finden.

Im Krankheitsfall möchte jeder gut versorgt sein. Deshalb schließen viele Menschen neben der gesetzlich vorgeschriebenen Kran­ken­ver­si­che­rung private Zu­satz­ver­si­che­rung­en ab. Dazu gehören etwa die Zahn­zu­satz­ver­si­che­rung, die Aus­lands­kran­ken­ver­si­che­rung oder auch eine Kran­ken­haus­ta­ge­geld­ver­si­che­rung. Doch nicht alle dieser Ver­si­che­rungen sind sinnvoll. Wir zeigen Dir, welche Kran­ken­zu­satz­ver­si­che­rungen sich wirklich lohnen und wie Du einen passenden Tarif findest.

Was sind Kran­ken­zu­satz­ver­si­che­rungen?

In der gesetzlichen Kran­ken­ver­si­che­rung begrenzt Paragraf 12 Absatz 1 SGB V die Leistungen auf die sogenannte notwendige Versorgung. Brauchst Du Zahnersatz, zahlt Dir die Kran­ken­kas­se zum Beispiel nur eine Metallkrone. Willst Du stattdessen ein hochwertiges Implantat, musst Du die Mehrkosten aus eigener Tasche zahlen. Kommst Du ins Krankenhaus, wirst Du standardmäßig in einem Mehrbettzimmer untergebracht. Ein- oder Zweibettzimmer kosten einen Aufpreis. 

Kran­ken­kas­senleistungen sind zudem nicht in Stein gemeißelt. Die gesetzliche Kran­ken­ver­si­che­rung kann sie verändern, auch kürzen. So plant Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) derzeit beispielsweise die Regelungen zu streichen, nach denen gesetzliche Kran­ken­kas­sen bei Homöopathie Kosten übernehmen. Das geht aus einem Emp­feh­lungspapier des Bun­des­ge­sund­heits­mi­ni­ste­ri­ums vom Mai 2023 hervor. Auch, um das milliardenschwere Defizit in der Kran­ken­ver­si­che­rung auszugleichen. 

Kran­ken­zu­satz­ver­si­che­rungen können Mehrkosten übernehmen, die nicht von der gesetzlichen Kran­ken­kas­se bezahlt werden. Kunstoffimplantat statt Metallkrone, Einzelzimmer satt Mehrbettzimmer und auch homöopathische Leistungen. Mit solchen zusätzlichen Ver­si­che­rungen kannst Du Dich ähnlich wie ein Privatpatient behandeln lassen. Das bedeutet aber auch: Wie ein Privatversicherter musst Du die Extra­kosten erstmal vorstrecken und dann das Geld von der Zusatzversicherung zurückfordern.

Wer braucht Zu­satz­ver­si­che­rung­en?

Kran­ken­zu­satz­ver­si­che­rungen sind vor allem für gesetzlich Versicherte interessant, denn die meisten Leistungen der gesetzlichen Kran­ken­kas­sen sind vorgeschrieben. Du hast also als Kassenpatient keine Möglichkeit, durch einen Tarif- oder Anbieterwechsel andere Standard-Leistungen zu erhalten. Überleg Dir mithilfe unseres Ratgebers genau, welche Zu­satz­ver­si­che­rung­en Du benötigst, um Deinen individuellen Schutz zu verbessern.

Privatversicherte hingegen können sich aus unterschiedlichen Tarifen in der privaten Kran­ken­ver­si­che­rungen einen Vertrag wählen, der die Leistungen enthält, auf die sie Wert legen. In der Regel brauchen sie daher keine Zusatzversicherung. Bist Du privat krankenversichert, solltest Du dennoch überprüfen, ob Dein Tarif alle Leistungen abdeckt, die Du benötigst. Fehlt Dir ein Punkt, der Dir wichtig ist, kannst Du das meist noch durch eine Zusatzversicherung dazubuchen. Eine Checkliste zu den wichtigsten Leistungen findest Du in unserem Ratgeber zur privaten Kran­ken­ver­si­che­rung.

Welche Zu­satz­ver­si­che­rung­en sind wichtig?

Welche Zu­satz­ver­si­che­rung­en Du benötigst, hängt von Deinen persönlichen Bedürfnissen ab. Nicht jede Zusatzversicherung ist unbedingt notwendig. Es gibt aber einige Ver­si­che­rungen, die wir bei Finanztip für sinnvoll oder sogar ratsam halten.

Auslandsreise-Krankenversicherung

Die Auslandsreise-Krankenversicherung ist die wichtigste aller Kran­ken­zu­satz­ver­si­che­rungen. Jeder, der ins Ausland reist, sollte sie haben. Auch wenn Du nur innerhalb der Europäischen Union Urlaub oder einen Kurztrip ins Nachbarland machst, ist ein Vertrag sehr sinnvoll. 

Diese Zusatzversicherung zahlt Behandlungen und medizinisch notwendige Rücktransporte aus dem Urlaubsland. Ohne die Ver­si­che­rung musst Du im schlimmsten Fall Tausende Euro für einen Ambulanzflug zurück nach Hause selbst zahlen. Auch die Kosten für Behandlungen im Urlaubsland übernimmt die gesetzliche Kran­ken­kas­se je nach Reiseziel nur teilweise oder gar nicht.

Falls Du länger als acht Wochen verreist, brauchst Du eine spezielle Langzeit-Versicherung. Welche Tarife wir in dieser Situation für empfehlenswert halten, liest Du in unserem Ratgeber zur Rei­se­kran­ken­ver­si­che­rung.

Wenn Du privat krankenversichert bist, solltest Du prüfen, ob Deine Ver­si­che­rung im Ausland zahlt oder ob Du ebenfalls eine zusätzliche Rei­se­kran­ken­ver­si­che­rung benötigst.

Mehr dazu im Ratgeber Auslandsreise-Krankenversicherung

  • Wer ins Ausland reist, bekommt als Einzelperson schon für unter 10 Euro im Jahr den notwendigen Kran­ken­ver­si­che­rungsschutz.
  • Von uns emp­foh­lene Tarife: Debeka (Tarif AR) für Einzelpersonen, Münchener Verein für Einzelpersonen (Tarif 501) und Ehepaare mit Kindern (Tarif 502), Travelsecure (Würzburger) für unverheiratete Paare mit Kindern.

Zum Ratgeber

Krankentagegeld

Krankentagegeld gleicht den Einkommensverlust aus, wenn Du wegen einer Krankheit länger nicht arbeiten kannst. Besonders wichtig ist das, wenn Du selbstständig bist und kein Krankengeld von der gesetzlichen Kran­ken­ver­si­che­rung bekommst.

Auch für Angestellte, die über der Bei­trags­be­messungs­grenze verdienen, kann die Krankentagegeld-Versicherung sinnvoll sein. Denn das gesetzliche Krankengeld ist gedeckelt und liegt für Gutverdiener deutlich unter ihrem regulären Nettogehalt. Das Krankengeld beträgt 70 Prozent des Bruttogehalts, höchstens 90 Prozent Deines Nettogehalts. Du solltest daher prüfen, ob das reicht, um Deine laufenden Kosten zu decken. Andernfalls ist es sinnvoll, zusätzlich eine Krankentagegeld-Versicherung abzuschließen.

Mehr dazu im Ratgeber Krankentagegeld-Versicherung

  1. Für Selbstständige und manche Angestellte ist ein Krankentagegeld bei langer Krankheit sinnvoll.

  2. Von uns emp­foh­lenes Portal für den Tarifvergleich: Acio

Zum Ratgeber

Über welche Ver­si­che­rungen kannst Du nachdenken?

Die folgenden Ver­si­che­rungen sind nicht unbedingt notwendig, können aber je nach Lebenssituation durchaus sinnvoll sein. 

Krankenhaus-Zusatzversicherung

Wenn Du im Krankenhaus von Spezialisten behandelt werden möchtest, kannst Du eine Krankenhaus-Zusatzversicherung abschließen. Die Ver­si­che­rung übernimmt höhere Arzthonorare, so dass Du auch eine Chefarztbehandlung bekommen kannst. Außerdem zahlt die Ver­si­che­rung die Unterbringung im Ein- oder Zweibettzimmer.

Mehr dazu im Ratgeber Krankenhaus-Zusatzversicherung

  • Mit dieser Ver­si­che­rung bekommst Du teure Behandlungen beim Spezialisten und ein komfortableres Zimmer bezahlt.

  • Von uns emp­foh­lene Tarife: Hallesche (Mega Clinic AR), Ergo (SZL), SDK (Klinik 2-Bett SP2), Inter (Quali Med Z S2R) und Barmenia (Mehr Komfort 2-Bett K).

Zum Ratgeber

Zahn­zu­satz­ver­si­che­rung

Wenn Du Wert auf hochwertigen Zahnersatz legst, kannst Du eine Zahn­zu­satz­ver­si­che­rung abschließen. Die gesetzliche Kran­ken­ver­si­che­rung übernimmt bei Zahnersatz nur einen Teil der Kosten. Zahn­zu­satz­ver­si­che­rungen mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis kosten in unserem Vergleich aber auch zwischen 20 und 40 Euro im Monat. 

Deshalb lohnt sich der Abschluss nur, wenn Du davon ausgehst, in Zukunft häufig Zahnersatz zu brauchen. Und Du teuren Zahnersatz wie ein Implantat statt einer Metallkrone bevorzugst. Genügt Dir die Regelversorgung der gesetzlichen Kran­ken­kas­se oder wirst Du nur selten Zahnersatz brauchen, kannst Du auch einfach jeden Monat einen festen Betrag zur Seite legen, am besten mithilfe eines Tagesgeldkontos. In Härtefällen zahlt die gesetzliche Kran­ken­kas­se auch einen höheren Zuschuss.

Mehr dazu im Ratgeber Zahn­zu­satz­ver­si­che­rung

  • Gute Zahn­zu­satz­ver­si­che­rungen sind recht teuer und lohnen sich nur bei häufigen kostspieligen Behandlungen.

  • Von uns emp­foh­lene Tarife: Allianz (MeinZahnschutz 90/90 AR), Württembergische (Zahnersatz 90 + Zahnbehandlung Plus) und Huk-Coburg/Huk24 (ZZ Pro90).

Zum Ratgeber

Pflegezusatzversicherung

Pflege ist teuer. Die Leistungen aus der gesetzlichen Pfle­ge­ver­si­che­rung reichen meist nicht aus, um die hohen Kosten für Betreuung und medizinische Versorgung zu decken. Eine private Pflegetagegeldversicherung kann helfen, damit Du den Rest nicht aus eigener Tasche zahlen musst.

Allerdings solltest Du einen solchen Vertrag nur abschließen, wenn Du Dir die hohen Beiträge auch langfristig leisten kannst. Beachte zudem, dass die Beiträge während der Vertragslaufzeit steigen können, falls der Anbieter höhere Kosten hat – etwa weil mehr Menschen pflegebedürftig werden als ursprünglich erwartet.

Welche Kran­ken­zu­satz­ver­si­che­rungen sind unnötig?

Neben den wichtigen und sinnvollen Kran­ken­zu­satz­ver­si­che­rungen gibt es auch Ver­si­che­rungen, die viel kosten und wenig bringen.

Ambulante Zu­satz­ver­si­che­rung­en

Ambulante Zu­satz­ver­si­che­rung­en bestehen in der Regel aus mehreren Bausteinen: Oft gibt es einen Zuschuss zu alternativen Heilmethoden, Hörgeräten, Vorsorgeuntersuchungen oder Impfungen. Mit solchen Paketen kaufst Du oft Leistungen, die Du gar nicht brauchst. Die ambulanten Zu­satz­ver­si­che­rung­en zahlen oft auch nur einen Teil der entstandenen Kosten, und die Erstattung ist bei vielen Tarifen auf einige Hundert Euro im Jahr oder alle zwei Jahre begrenzt. Deshalb lohnt sich ein solcher Vertrag in der Regel nicht. Schließe daher besser nur die Ver­si­che­rungen ab, die Du brauchst und informiere Dich dazu in unseren Ratgebern. 

Außerdem übernehmen viele gesetzliche Kran­ken­kas­sen als freiwillige Zusatzleistungen die Kosten für Reiseimpfungen, zusätzliche Vorsorgeuntersuchungen, Osteopathie und homöopathische Arzneimittel, die durch einen Arzt oder eine Ärztin verordnet werden. Wechsle also lieber zu einer Kran­ken­kas­se mit passenden Zusatzleistungen und spar Dir die Ausgaben für eine weitere Ver­si­che­rung. Wir testen jedes Jahr die gesetzlichen Kran­ken­kas­sen und empfehlen die mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis. Die Ergebnisse findest Du in unserem Ratgeber zu den gesetzlichen Kran­ken­kas­sen. 

Mehr dazu im Ratgeber Gesetzliche Kran­ken­ver­si­che­rung

  • Bei Service, Zusatzleistungen und Beitrag gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Kran­ken­kas­sen.

  • Von uns emp­foh­lene Anbieter sind: HKK, TK, Audi BKK, HEK, Energie-BKK und Big direkt gesund

Ausführliche Informationen findest Du in unserem passenden Ratgeber.

Kran­ken­haus­ta­ge­geld­ver­si­che­rung

Die Kran­ken­haus­ta­ge­geld­ver­si­che­rung zahlt einen Betrag für jeden Tag, den Du im Krankenhaus verbringst. Diese Ver­si­che­rung lohnt sich nicht. Die gesetzliche Zuzahlung für einen Krankenhaustag beträgt 10 Euro. Höchstens musst Du für 28 Tage zahlen, also 280 Euro. Laut Statistischem Bundesamt bleiben Patienten durchschnittlich nur sieben Tage am Stück im Krankenhaus. Für diese Geldbeträge musst Du keine Extra-Versicherung abschließen. 

Nicht zu verwechseln ist die Ver­si­che­rung mit der Krankentagegeld-Versicherung. Diese Ver­si­che­rung zahlt, wenn Du krank zuhause bist und nicht arbeiten kannst. Weiter oben haben wir bereits erklärt, dass sie zu den wichtigen Ver­si­che­rungen gehört. Sie zahlt Dir einen Ersatz für Deinen entgangenen Lohn, wenn Du wegen Krankheit längere Zeit nicht arbeiten kannst.  

Brillenversicherung

Für eine Brille brauchst Du keine Ver­si­che­rung. Gern wird der Schutz im Paket mit anderen Ver­si­che­rungen verkauft, etwa für Naturheilmethoden oder Hörgeräte. Das macht die Verträge zusätzlich teuer. Außerdem ist die Erstattung oft begrenzt, beispielsweise auf 300 Euro alle zwei Jahre. Spare lieber Geld für eine neue Brille, statt Beiträge zu zahlen. Wann die gesetzliche Kran­ken­ver­si­che­rung Deine Kontaktlinsen oder eine Brille zahlt, liest Du in unserem Ratgeber zu Kassenleistungen bei Brillen.

Welche sonstigen Ver­si­che­rungen wir außerdem für empfehlenswert oder verzichtbar halten, kannst Du in unserem Ratgeber zu sinnvollen Ver­si­che­rungen nachlesen.

Autoren
Julia Rieder

* Was der Stern bedeutet:

Finanztip gehört zu 100 Prozent der gemeinnützigen Finanztip Stiftung. Die hat den Auftrag, die Finanzbildung in Deutschland zu fördern. Alle Gewinne, die Finanztip ausschüttet, gehen an die Stiftung und werden dort für gemeinnützige Projekte verwendet – wie etwa unsere Bildungsinitiative Finanztip Schule.

Wir wollen mit unseren Emp­feh­lungen möglichst vielen Menschen helfen, ihre Finanzen selber zu machen. Daher sind unsere Inhalte kostenlos im Netz verfügbar. Wir finanzieren unsere aufwändige Arbeit mit sogenannten Affiliate Links. Diese Links kennzeichnen wir mit einem Sternchen (*).

Bei Finanztip handhaben wir Affiliate Links aber anders als andere Websites. Wir verlinken ausschließlich auf Produkte, die vorher von unserer unabhängigen Experten-Redaktion emp­foh­len wurden. Nur dann kann der entsprechende Anbieter einen Link zu diesem Angebot setzen lassen. Geld bekommen wir, wenn Du auf einen solchen Link klickst oder beim Anbieter einen Vertrag abschließt.

Ob und in welcher Höhe uns ein Anbieter vergütet, hat keinerlei Einfluss auf unsere Emp­feh­lungen. Was Dir unsere Experten empfehlen, hängt allein davon ab, ob ein Angebot gut für Verbraucher ist.

Mehr Informationen über unsere Arbeitsweise findest Du auf unserer Über-uns-Seite.

Mit Deinem Beitrag unterstützt Du uns bei der unabhängigen Recherche für unsere Ratgeber.

Fördere die finanzielle Bildung in Deutschland. Mit Deinem Beitrag hilfst Du uns, noch mehr Menschen zu erreichen.