Anleihen (Bonds) Was Du über eine Anlage in Anleihen wissen solltest

Hendrik Buhrs
Finanztip-Experte für Bank und Börse

Das Wichtigste in Kürze

  • Anleihen sind Wertpapiere, die sich meist durch festgelegte Zinszahlungen auszeichnen.
  • Sie werden von Staaten und Unternehmen herausgegeben, die sich damit Geld an den Kapitalmärkten besorgen. Wer eine Anleihe kauft, gibt dem Herausgeber also einen Kredit.
  • Das Spektrum von Anleihen ist sehr breit: Es gibt sehr sichere, aber auch hochriskante Versionen. Du kannst Anleihen einzeln oder in Form von Investmentfonds kaufen. Diese Rentenfonds streuen das Risiko auf viele Einzeltitel, verlangen aber jährliche Verwaltungsgebühren.
  • Nach den Leitzinserhöhungen der EZB gibt es auch auf Anleihen wieder mehr Zinsen. Als Sicherheitsbaustein empfehlen wir aber Geldmarkt-ETFs oder Tagesgeld und Festgeld zu nutzen. In diesem Ratgeber erklären wir, warum.

So gehst Du vor

  • Möchtest Du Anleihen oder einen Anleihe-ETF kaufen, brauchst Du ein Wertpapierdepot.
  • Bei unseren Depotempfehlungen ING, Consorsbank, Comdirect und 1822direkt kannst Du sowohl einzelne Anleihen als auch Anleihe-ETFs handeln.
  • Unsere weiteren Emp­feh­lungen Finanzen.net Zero, Justtrade, Scalable Capital (Free Broker), Trade Republic und Flatex haben nur Anleihe-ETFs im Angebot.

Egal, ob Dax, Dow Jones oder MSCI World: Bei der Börsenberichterstattung stehen meist die Aktienmärkte im Vordergrund. Dabei sind die Anleihe-Märkte ebenfalls interessant. Allein der deutsche Staat hat derzeit Anleihen im Wert von mehr als 1,7 Billionen Euro im Umlauf (Stand: März 2023). 

Auch manche Privatanleger beschäftigen sich mit Anleihen, da sie grundsätzlich als relativ sichere Geldanlage für lange Zeiträume geeignet sind. Die Kursschwankungen von Anleihen sind im Schnitt geringer als die von Aktien. Anleihen, die an der Börse gehandelt werden, können Anleger weiterverkaufen. Das ist ein entscheidender Vorteil im Vergleich zu Festgeld, bei dem Du an Deine Bank gebunden bist. Eine andere Bezeichnungen für eine Anleihe ist Obligation. 

Das musst Du über Anleihen wissen

Lange wurden Anleihen nur niedrig verzinst. Die zu erwartende Rendite für eine zehnjährige Bundesanleihe war lange Zeit sogar negativ. Nach dem Anstieg der Leitzinsen gibt es Mitte Oktober 2023 für eine einjährige Bundesanleihe immerhin wieder gut 3,5 Prozent pro Jahr. Für gute einjährige Festgelder bekommst Du mitterlweile aber schon über 4 Prozent pro Jahr.

In der Grundform ist eine Anleihe ein Wertpapier, das Dir regelmäßige feste Zinszahlungen verspricht. In den vergangenen Jahrzehnten wurden allerdings viele neue Arten von Anleihen entwickelt und auf den Markt gebracht.

Auf den ersten Blick scheinen Anleihen komplizierte Wertpapiere zu sein. Bei genauerem Hinsehen lassen sie sich aber gut begreifen, wenn Du die wichtigsten Eigenschaften kennst:

Rendite - Die wichtigste Kennzahl ist die zu erwartende jährliche Rendite, die sich aus der Laufzeit, den festgelegten Zinszahlungen, dem Kaufkurs und dem Rückkaufkurs der Anleihe ergibt. Die Rendite wird in Prozent angeben. Sie ist die jährliche Verzinsung, die ein Anleger erwarten kann, wenn er die Anleihe bis zum Laufzeitende im Depot behält. Die wichtigsten Faktoren, die die Rendite beeinflussen, sind das Marktzinsniveau, die verbleibende Laufzeit der Anleihe und die Finanzkraft des herausgebenden Staats oder Unternehmens. Je länger die Laufzeit und je geringer die Bonität, desto mehr Rendite kannst Du erwarten.

Kupon - Die meisten Anleihen schütten regelmäßige Zinszahlungen aus, die auch als Kupon bezeichnet werden. Kupon und Rendite sind aber nicht das gleiche. Während der Kupon festgelegt ist, schwankt die Rendite von Anleihen täglich mit deren Kursen. Bei steigenden Anleihekurse sinkt die Rendite, bei fallenden steigt sie.

Nennwert - Der Nennwert ist der Betrag, der auf der Anleihe steht und zu dem sie in der Regel zurückgezahlt wird. Anleihen, die auch an private Anleger verkauft werden sollen, haben oft einen Nennwert von 1.000 Euro.

Kurswert -  Der Kurs von Anleihen wird in Prozent des Nennwerts angegeben. Ein Kurs von 100 Prozent entspricht genau dem Nennwert. Ein Kurs von 110 bedeutet, dass der Wert der Anleihe um etwa 10 Prozent gegenüber dem Nennwert gestiegen ist.

Restlaufzeit - Die Restlaufzeit gibt an, wann die Rückzahlung der Anleihe erfolgt.

Kursschwankungen - Die Kurse von Anleihen schwanken. Das liegt daran, dass sich die Rendite dem aktuellen Zinsniveau entsprechend anpasst. Fallen die Zinsen, steigen die Kurse von Anleihen. Bei steigenden Zinsen sinken sie. Das Zinsniveau wird von vielen Faktoren beeinflusst. Zu den wichtigsten zählen das Wirtschaftswachstum, die Erwartungen über die Inflation und die Geldpolitik der Notenbanken. Verleihen die Notenbanken billig Geld, drückt das meistens die Zinsen.

Handel - Du kannst Anleihen an der Börse kaufen und verkaufen. Anleihen werden unterschiedlich häufig gehandelt. Im Fachjargon spricht man auch von Liquidität. Wenn die Wertpapiere seltener gehandelt werden – also weniger liquide sind –, kannst Du eine höhere Rendite erwarten. Bei einem eventuellen Weiterverkauf musst Du allerdings mit Abzügen rechnen, da sich nicht so leicht ein neuer Käufer finden lässt.

Einzelkauf oder Fonds - Du kannst Anleihen entweder einzeln oder als Fonds kaufen. Ein Fonds hat den Vorteil, dass Du in mehrere Anleihen investierst. Dadurch sinkt die Verlustgefahr durch einen Zahlungsausfall. Dafür verlangt der Fondsverwalter aber eine jährliche Gebühr. Vor allem bei risikoreicheren Anleihen bevorzugen wir die Fondslösung, da Du das Risiko so auf eine Vielzahl von Einzeltiteln streust.

Währungsschwankungen - Bei Anleihen, die nicht in Euro, sondern beispielsweise in US-Dollar ausgegeben werden, gehst Du ein Währungsrisiko ein. Das kann höher sein als die Verzinsung der Obligation selbst. Sei Dir also bewusst, dass mögliche Währungsschwankungen Deinen Gewinn oder Verlust maßgeblich beeinflussen – auch wenn Du eine sichere Anleihe kaufst.

Anleihen oder Festgeld?

Staats- und Unternehmensanleihen von wirtschaftlich soliden Ländern und Konzernen gehören grundsätzlich zu den sicheren Geldanlagen und sind am ehesten mit Festgeld vergleichbar: Der Käufer legt einen gewissen Betrag an, erhält dafür Zinsen und am Ende der Laufzeit den Nennwert der Anleihe wieder zurück.

Mit der Anhebung der Leitzinsen im Sommer 2022 sind auch die Zinsen für Anleihen gestiegen. Gerade Staatsanleihen mit sehr guter Bonität eignen sich dadurch wieder als Sicherheitsbaustein fürs Depot. Doch wir empfehlen, dafür Festgeld zu nutzen. Denn hier sind die Renditen bei unseren Emp­feh­lungen noch ein Stück höher. Zusätzlich sind die Einlagen bis zu 100.000 Euro pro Bank und pro Person gesetzlich durch die Einlagensicherung geschützt. Jedoch kommen Anleger vor Ende der Laufzeit nur schwer an ihr Geld. Meist ist eine vorzeitige Kündigung nicht oder nur unter Verzicht auf die Zinszahlung möglich.

Anleihen hingegen haben den Vorteil, dass manche von ihnen, etwa Bundesanleihen, an der Börse gehandelt werden und zum aktuellen Kurs weiterverkauft werden können. Du kommst also auch vorzeitig an Dein Geld. Allerdings kann der Kurs auch fallen, sodass Du Verluste machst. Zudem unterliegen Anleihen nicht der Einlagensicherung. Im Falle der Insolvenz des Herausgebers bist Du in der Regel mit anderen Gläubigern gleichgestellt und musst mit Verlusten rechnen.

Mit spekulativen Anleihen, deren Herausgeber eine niedrige Bonität haben, lassen sich höhere Renditen als auf dem Festgeldkonto erzielen. Das Verlustrisiko bei diesen Anleihen ist aber sehr hoch. Ein Zahlungsausfall des Schuldners ist bei hochspekulativen Anleihen durchaus möglich. Als Sicherheitsbaustein dienen solche Anleihen nicht. Wir empfehlen Dir daher, auf Tagesgeld und auf Festgeld mit Laufzeiten bis zu drei Jahren zurückzugreifen.

Bist Du auf der Suche nach einem Sicherheitsbaustein, könnte auch ein Geldmarkt-ETF eine gute Alternative für Dich sein. Was Geldmarkt-ETFs sind und welche wir Dir empfehlen, liest Du in unserem Ratgeber zu Geldmarktfonds. 

 

Unser Podcast zum Thema

Einzelne Anleihen im Vergleich

Mittlerweile gibt es eine Vielzahl verschiedener Anleihen: sehr sichere wie deutsche Staatsanleihen, aber auch hochriskante wie Wandelanleihen. Egal, in welche Obligation Du investieren willst, solltest Du Dir immer der Risiken bewusst sein und Dein Geld nur dann anlegen, wenn Du das Produkt auch tatsächlich verstehst. Die wichtigsten Anleihe-Typen im Überblick:

Staatsanleihen - Das sind Anleihen, die von Staaten wie der Bundesrepublik Deutschland ausgegeben werden. Die Laufzeiten betragen wenige Monate bis zu mehr als 30 Jahren. Staatsanleihen von finanzstarken Ländern gelten als die sichersten Anleihen überhaupt. Eine besondere Form von Staatsanleihen sind sogenannte inflationsindexierte Anleihen, deren Zinszahlung davon abhängt, wie sich die Inflationsrate entwickelt.

Unternehmensanleihen - Viele Unternehmen geben Anleihen aus, um sich zu finanzieren. Die zu erwartende Rendite hängt dabei sowohl von der Laufzeit als auch von der Bonität des Unternehmens ab. Je höher die Finanzkraft des Unternehmens und je kürzer die Laufzeit, desto niedriger ist die Zinszahlung, die Du erhältst.

Nachrangige Anleihen - Bei diesen Anleihen erhältst Du im Falle einer Insolvenz des Herausgebers erst nach allen anderen Gläubigern Dein Geld zurück. Für dieses höhere Risiko bekommst Du bei nachrangigen Anleihen höhere Zinsen. Meist werden diese Anleihen von Banken und Ver­si­che­rungen herausgegeben.

Hochzinsanleihen - Sie sind eine riskantere Form von Staats- und Unternehmensanleihen. Die Länder und Firmen, die diese Anleihen herausgeben, besitzen eine vergleichsweise geringe Bonität. Grundsätzlich gelten alle Anleihen als Hochzinsanleihen, die von den Ratingagenturen mit der Note „BB“ oder schlechter bewertet werden. Umgangssprachlich spricht man auch von Ramschanleihen, „Junk Bonds“ oder „High-Yields“. Hochzinsanleihen bieten höhere Renditen als Papiere von Herausgebern mit besserer Kreditwürdigkeit, haben aber auch ein höheres Risiko.

Wandelanleihen - Diese Anleihen sind eine Mischung aus Aktien und Anleihen. Du kannst Wandelanleihen zu einem bestimmten Kurs in Aktien tauschen. Abhängig von den Merkmalen des jeweiligen Wertpapiers verhalten sie sich eher wie Aktien oder wie Anleihen. Sie sind risikoreiche und sehr komplexe Produkte und daher nur für Experten geeignet.

Pfandbriefe - Das sind Unternehmensanleihen mit zusätzlichen Sicherheitsmerkmalen. Im Insolvenzfall des Herausgebers steht zusätzliches Vermögen zur Verfügung, mit dem die Pfandbriefe besichert sind. Meist handelt es sich dabei um Immobilienkredite. Im Gegenzug ist die Rendite von Pfandbriefen niedriger als von vergleichbaren Unternehmensanleihen.

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So funktionieren Anleihen

Der Ausgabekurs von Anleihen beträgt in der Regel 100 Prozent des Nennwerts. Durch Gebühren oder kleine Zinsänderungen während der Platzierungsphase der Anleihe kann der Kurs davon auch leicht abweichen. Wenn Du die Anleihe bis zum Ende der Laufzeit hältst, ist Deine Rendite ungefähr gleich den jährlichen Zinszahlungen. Während der Laufzeit schwankt aber der Kurs der Anleihe. Daraus ergibt sich eine neue erwartete Rendite bis zum Laufzeitende. Zwei Faktoren, die sich ständig ändern, beeinflussen diese Rendite:

aktueller Marktzins: Er orientiert sich am Zins für die Bundesanleihe mit entsprechender Laufzeit.

Bonitätsaufschlag: Im Vergleich zu Bundesanleihen müssen Unternehmen wegen ihrer geringeren Finanzkraft einen höheren Zins zahlen. Im Fachjargon wird der Aufschlag oft als „Spread“ bezeichnet.

Beispiel: Die Anleihe eines deutschen Unternehmens wird zum Kurs von 100 Prozent ausgegeben. Die jährliche Zinszahlung (Kupon) beträgt 5 Prozent und entspricht auch der erwarteten Rendite. Wenn der aktuelle Marktzins der Bundesanleihe mit ähnlicher Laufzeit 3 Prozent pro Jahr beträgt, liegt der Risikoaufschlag des Unternehmens bei etwa 2 Prozent pro Jahr.

Das bedeutet, dass Du zwei Risiken eingehst, wenn Du eine Anleihe kaufst: dass sich erstens der Zins für sichere Staatsanleihen ändert und dass sich zweitens die Bonität des Herausgebers verschlechtert. Weil sich diese Werte ändern können, schwanken die Kurse von Anleihen.

Wie sehr die Kurse schwanken, gibt die sogenannte modifizierte Duration an. Sie besagt, um wie viel Prozent der Wert einer Anleihe steigt oder fällt, wenn sich die Zinsen um einen Prozentpunkt ändern. An der modifizierten Duration lassen sich also Chancen und Risiken von Zinsänderungen ablesen. Je kürzer die durchschnittliche Laufzeit der Anleihen in einem Fonds, desto niedriger ist die modifizierte Duration – und umgekehrt. Die folgenden zwei Beispiele zeigen, wie sich der Kurs einer Anleihe verändert, wenn der Marktzins oder der Bonitätsaufschlag variieren.

Beispiel 1

Du kaufst eine Unternehmensanleihe mit einem Kupon von 5 Prozent, die zum Nennwert von 100 Prozent ausgegeben wird. Kurz darauf ändert sich der Marktzins. Er sinkt um 1 Prozentpunkt, sodass das Unternehmen nur noch 4 Prozent bezahlen müsste, wenn es eine neue Anleihe ausgeben würde. Die Änderung des Zinsniveaus hat folgenden Effekt auf die gekaufte Anleihe, abhängig davon, wie lang die Restlaufzeit des Papiers ist:

Kursänderung einer Anleihe bei Zinssenkung um einen Prozentpunkt

Restlaufzeit in Jahren1510
Modifizierte Duration1,04,37,7
Kurs in Prozent101104108

Quelle: Finanztip-Berechnung

Beispiel 2
Wenn der Zins nicht um 1 Prozentpunkt fällt, sondern um 1 Prozentpunkt auf 6 Prozent steigt, wirkt sich das so aus:

Kursänderung einer Anleihe bei Zinsanstieg um einen Prozentpunkt

Restlaufzeit in Jahren1510
Modifizierte Duration1,04,37,7
Kurs in Prozent999693

Quelle: Finanztip-Berechnung

Grundsätzlich gilt also, dass eine Anleihe im Kurs steigt, wenn der Zins abnimmt, den das Unternehmen für neue Anleihen zahlen müsste. Das ist auch logisch, da Du bei der alten Anleihe ja noch höhere jährliche Zinszahlungen erhältst und diese deshalb wertvoller ist. Für die Kursänderung der Anleihe ist es dabei unerheblich, ob sich der aktuelle Marktzins oder der Bonitätsaufschlag ändert.

Wenn Du eine Anleihe kaufst und Dir sicher bist, sie bis zum Ende der Laufzeit zu behalten, können Dir Kursschwankungen egal sein. Die entscheidende Kennziffer für Dich ist die zu erwartende Rendite zum Kaufzeitpunkt. Sie ergibt sich aus dem Nominalzins, dem aktuellen Kurs, der Restlaufzeit und dem Rückkaufkurs der Anleihe.

Einzelne Anleihen oder Fonds kaufen

Du kannst Anleihen entweder einzeln oder in Form von Fonds erwerben. Fonds mit Anleihen werden als Rentenfonds bezeichnet. Je nachdem, für welche Variante Du Dich entscheidest, solltest Du Folgendes beachten:

Laufzeit – Wenn Du einzelne Anleihen kaufst, behältst Du diese meist bis zum Ende der Laufzeit und verkaufst sie nur unter besonderen Umständen. Diese Strategie wird auch „Buy-and-Hold“ genannt. Das hat zur Folge, dass die Anleihe mit zunehmender Zeit weniger anfällig für Kursschwankungen ist. In einem Fonds befinden sich hingegen viele Titel, die ausgetauscht werden, sobald sie den Kriterien nicht mehr entsprechen. Die Duration bleibt auf diese Weise über die Zeit weitgehend konstant. Das bedeutet, dass ein Fonds immer ähnlich auf Änderungen des Zinsniveaus reagiert. Wenn die Zinsen über lange Zeit fallen, wie das über weite Strecken in den vergangenen 30 Jahren der Fall war, kannst Du so mit einem Fonds zusätzlich zu den Zinszahlungen von Kurssteigerungen profitieren. Im Sommer 2023 hat der ETF-Anbieter iSahres jedoch Rentenfonds auf den Markt gebracht, die wie einzelne Anleihen eine feste Laufzeit haben. Wie die sogenannten iBond-ETF funktionieren, erklären wir in unserem Ratgeber zu Anleihen-ETF.

Sicherheit – Anleihen sind unterschiedlich riskant. Eine Einschätzung liefern die Bewertungen von Ratingagenturen. Wir empfehlen Dir, einzelne Anleihen nur von finanzstarken Firmen oder Staaten zu erwerben. Diese verfügen über eine Bonitätsnote von „AA“ oder besser.

Kosten – Für einen Investmentfonds fallen jährliche Kosten für den Verwaltungsaufwand an. Wenn Du einzelne Anleihen kaufst, musst Du lediglich beim Kauf und bei einem eventuellen Verkauf Transaktionskosten bezahlen.

So kaufst Du günstig Anleihen

Bevor wir erklären, wie Du einzelne Anleihen kaufst, erläutern wir kurz, wie die Anlage in Fonds funktioniert. Ausführlich informieren wir Dich dazu im Ratgeber Rentenfonds.

Wenn Du Fonds bevorzugst

Wie bei Aktienfonds gilt auch für Anleihenfonds: Je höher die jährlichen Verwaltungskosten, desto niedriger ist tendenziell Deine Rendite. Wir empfehlen Dir daher, auf sogenannte Indexfonds oder ETFs zu setzen. Das sind Fonds, die die Wertentwicklung eines Index nachbilden und dadurch günstiger sind als aktiv gemanagte Fonds, deren Manager durch die gezielte Auswahl einzelner Titel versuchen, den Index zu schlagen. ETFs gibt es nicht nur für Aktien, sondern auch für Anleihen.

Während sich die Kosten von Anleihe-ETFs auf etwa 0,2 Prozent pro Jahr belaufen, verlangen aktiv gemanagte Fonds zwischen 0,5 und 1 Prozent pro Jahr. Diese Kosten sind in den Verkaufsprospekten als Total Expense Ratio (TER) aufgeführt. Zusätzlich fallen beim Kauf der aktiv gemanagten Fonds oft einmalige Ausgabeaufschläge in Höhe von 3 bis 5 Prozent an.

Wenn Du auf der Suche nach einem ETF bist, musst Du zuerst den dazugehörigen Index auswählen. Je nach Anleihe-Typ gibt es unterschiedliche Indizes, für die Du Fonds erwerben kannst. In nachstehender Tabelle haben wir einige Indizes aus den wichtigsten Kategorien aufgelistet, für die Du Indexfonds kaufen kannst.

IndexKategorieKosten für ETF
(TER, in % p.a.)
eb.rexx Government GermanyBundesanleihen0,16
Iboxx Sovereigns EurozoneStaatsanleihen Eurozone0,15
Bloomberg Barclays Euro Government Inflation LinkedInflationsindexierte Anleihen Eurozone0,2
iBoxx Euro Liquid Corporates Large CapUnternehmensanleihen Eurozone0,2
iBoxx Euro Liquid High YieldHochzinsanleihen Eurozone0,35
iBoxx EUR Germany CoveredPfandbriefe0,09

Quellen: iShares, Lyxor, UBS, DeKa (Stand: 19. Juni 2023)

Um gezielt nach Indexfonds für Anleihen zu suchen, empfehlen wir Dir die Suchfunktion Deines Depots oder alternativ der Portale just ETF oder tagesschau.de. Wähle dazu bei Fondsart „Rentenfonds“ aus und tippe gegebenenfalls einen Suchbegriff wie „High-Yield“ in die Eingabemaske ein. Achte bei der Auswahl der Fonds auch auf das Fondsvolumen. Wir raten Dir von Fonds mit einem relativ kleinen Anlagevermögen von weniger als 50 Millionen Euro eher ab, da diese weniger oft an den Börsen gehandelt werden. Wenn Du Dir lieber einen Gesamtüberblick über in Deutschland erhältliche ETFs verschaffen willst, findest Du hier eine Übersicht.

Wenn Du einzelne Anleihen kaufen möchtest

Schaue Dir die Kennzahlen einer Anleihe genau an, bevor Du einen Kauf erwägst. Dabei solltest Du vor allem auf das Rating achten, weil es Dir eine Vorstellung davon gibt, welches Ausfallrisiko mit der jeweiligen Anleihe verbunden ist.

Achte auch auf die Handelbarkeit. Anleihen, die nur im geringen Umfang ausgegeben wurden, beispielsweise nur für 50 Millionen Euro, werden in der Regel weniger gehandelt. Es kann deshalb schwierig sein, einen Käufer zu finden. Bei Anleihen mit einem Ausgabevolumen von 1 Milliarde Euro und mehr ist das dagegen meistens kein Problem.

Eine wichtige Kennzahl ist zudem die Rendite, die Du bis zum Laufzeitende erwarten kannst. Vergewissere Dich außerdem, auf welche Währung die Anleihen lauten. Handelt es sich um Euro-Anleihen, gehst Du damit kein Währungsrisiko ein.

Wir empfehlen Dir, zum Beispiel über die Portale onvista.de und finanzen.net oder dem Anleihen-Finder der Börse Stuttgart nach passenden Anleihen zu suchen.

Für den Kauf benötigst Du ein Depot

Der eigentliche Kauf funktioniert dann ähnlich wie bei einer Aktie. Du schaust am besten auf die eindeutige Kennnummer einer Unternehmensanleihe. Das ist entweder die WKN (Wertpapierkennnummer) oder die ISIN (International Securities Identification Number). Jede Anleihe hat auch einen Namen, hier kannst Du aber schnell durcheinanderkommen, weil sich manche Namen sehr ähneln.

Wenn Du geprüft hast, ob Du die gewünschte Anleihe in die Kaufmaske eingetragen hast, musst Du als nächstes die Menge und den Höchstpreis angeben. Anleihen werden nicht als Stücke verkauft wie Aktien, sondern in sogenannten Nominalen. Sie sind außerdem nichts für den (zu) kleinen Geldbeutel – in aller Regel geht es bei einer Stückelung von 1.000 Euro los. Du gibst ein Limit, also eine Preisgrenze, ein. Dabei kannst Du Dich auch an den letzten ausgeführten Verkäufen der Anleihe orientieren.

Ein Beispiel: Eine Anleihe der XY-Emittentin hatte zuletzt einen Briefkurs (Angebotskurs) von 94,8 Prozent. Das bedeutet, dass ein anderer Anleger zu diesem Kurs verkaufen würde. Gibst Du in die Ordermaske 1.000 Euro und als Limit 95 Prozent, würdest Du maximal 950 Euro bezahlen. Zu diesem Preis kommen allerdings noch zwei Beträge hinzu: die Ordergebühren Deines Depotanbieters und die aufgelaufenen Stückzinsen der Anleihe.

Die Ordergebühr entnimmst Du dem Preis- und Leistungsverzeichnis (PLV) Deiner Bank. Meist ist die Gebührenstruktur für Anleihen identisch mit der für Aktien und ETFs. Eine typische Gebühr für den Kauf oder Verkauf einer Anleihe im Wert von 2.000 Euro beträgt bei einer Direktbank rund 10 Euro.

Mit den Stückzinsen ist Folgendes gemeint: Wenn die Anleihe beispielsweise immer zum 1. September den jährlichen Zins ausschüttet und Du sie am 1. März kaufst, möchte der Verkäufer den halben Jahreszins von Dir, damit der Deal fair ist, denn auf den verzichtet er ja. Diesen Stückzins zahlst Du also beim Kauf mit. Er ist normalerweise nicht im Kaufpreis enthalten, den Du auf den ersten Blick siehst.

Für den Kauf benötigst Du ein Wertpapierdepot. Bei unseren Depotempfehlungen ING, Consorsbank, Comdirect, 1822direkt und Trade Republic kannst Du sowohl einzelne Anleihen als auch Anleihe-ETFs handeln. Unsere weiteren Emp­feh­lungen Finanzen.net Zero, Justtrade, Scalable Capital (Free Broker) und Flatex haben nur Anleihe-ETFs im Angebot. Mehr dazu liest Du auch in unserem Ratgeber Wertpapierdepot.

Autoren
Sara Zinnecker

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