Auskunfteien & Bonitätsinformationen Wie Schufa und Co. mit unseren Daten handeln

Salim_Rehan
Salim Rehan
Finanztip-Experte für Kredit

Das Wichtigste in Kürze

  • Auskunfteien speichern Daten, um vorherzusagen, ob Kunden ihre Rechnungen zahlen werden.

  • Die bekannteste Wirtschaftsauskunftei ist die Schufa. Daneben gibt es weitere Auskunfteien, darunter Crif, Creditreform Boniversum und Infoscore (Experian).

So gehst Du vor

  • Fordere von allen Auskunfteien eine kostenlose Selbstauskunft an und prüfe, ob alle Daten korrekt sind. Das lohnt sich vor allem, wenn Du einen Kredit aufnehmen willst oder vielleicht gerade eine Wohnung suchst.

  • Lass Fehler unbedingt korrigieren. Sonst kann es für Dich schwierig werden, einen günstigen Kredit zu bekommen oder auf Rechnung zu bestellen.

Beim Online-Shopping wird Dir immer der Kauf auf Rechnung verweigert? Du bekommst keine günstigen Konditionen für einen Kredit oder eine Baufinanzierung? Das kann an einem negativen Eintrag bei der Schufa liegen. Muss es aber nicht. Denn neben der Schufa gibt es weitere Auskunfteien, die Daten über Dich sammeln.

Ausblick: Schufa-Score

Im Dezember 2023 entschied der Europäische Gerichtshof, dass Unternehmen den automatisch generierten Schufa-Score nicht ausschließlich für einen Vertragsabschluss nutzen dürfen. Das heißt: Unternehmen müssen für die Entscheidung, ob sie einen Vertrag mit einem Kunden abschließen oder nicht, auch andere Faktoren heranziehen. Das Verfahren ist mit dem EuGH-Urteil noch nicht abgeschlossen und liegt jetzt beim Verwaltungsgericht in Wiesbaden. Folgt das VG Wiesbaden dem EuGH-Urteil, dann wäre beispielsweise eine Kreditentscheidung unzulässig, die maßgeblich vom Schufa-Score abhängt. Andere Auskunfteien sind dann ebenso von dem Urteil betroffen.

Was sagt der Score über Dich aus?

Auskunfteien sammeln Daten. Aus diesen berechnen sie, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass ein bestimmter Kunde seine Rechnungen bezahlen kann. Das sind die Score-Werte. Diese geben die Auskunfteien dann an ihre eigenen Kunden weiter, zum Beispiel Banken, Ver­si­che­rungen oder Händler.

Dabei bewerten sie die betreffende Person nicht individuell, sondern ordnen sie mit statistischen Verfahren einer Vergleichsgruppe mit ähnlichen Merkmalen zu. Die Zahlungsmoral, die diese Vergleichsgruppe in der Vergangenheit gezeigt hat, wird dann auch für die jeweilige Person angenommen. Wie die Unternehmen im Detail beim Scoring vorgehen, müssen sie allerdings nicht offenlegen, denn das gilt nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs als Geschäftsgeheimnis (BGH, Urteil vom 28. Januar 2014, Az. VI ZR 156/13).

Wie viele Menschen sind erfasst?

Es ist davon auszugehen, dass die allermeisten erwachsenen Bundesbürger inzwischen von irgendeiner Wirtschaftsauskunftei erfasst sind. Hier der Überblick über die wichtigsten Auskunfteien und ihre Einträge:

Schufa - Der Marktführer aus Wiesbaden arbeitet derzeit mit Daten von etwa 68 Millionen Menschen.

Crif - Das Unternehmen erfasst Einträge von ungefähr 62 Millionen Personen.

Infoscore/Experian - Das Unternehmen hat Daten von rund 55 Millionen Menschen gespeichert.

Creditreform Boniversum - Das Unternehmen hat laut eigenen Aussagen Daten zu fast allen wirtschaftlich aktiven Personen in Deutschland.

Welche Daten sammeln die Firmen?

Alle Auskunfteien sammeln persönliche Daten wie Name, Alter, Geschlecht sowie die aktuelle und frühere Adressen. So können sie Verbraucher nicht nur identifizieren, sondern auch Rückschlüsse über deren Wohnumfeld ziehen und darüber, wie lange sie an einem Ort gewohnt haben. Informationen über Familienstand, Arbeitgeber, Einkommen, Sparguthaben und Wertpapierdepots dürfen sie nicht speichern.

Die wichtigste Grundlage für die Bonitätsprüfungen der Auskunfteien sind jedoch Angaben zu Zahlungsverhalten von Verbrauchern, insbesondere wenn es um Zahlungsausfälle geht. Das können Daten aus Mahn- und Inkassoverfahren sein, aber auch öffentlich verfügbare Informationen über Insolvenzen, eidesstattliche Ver­si­che­rungen und Haftanordnungen.

Auskunfteien errechnen unter Umständen auch dann einen Score, wenn keine Daten zum Zahlungsverhalten der betreffenden Person vorliegen. In Ermangelung aussagekräftigerer Daten nutzen sie dann Informationen wie Alter und Geschlecht, die Häufigkeit von Umzügen und womöglich die Anschriften. Allerdings muss eine Mindestanzahl an Merkmalen vorliegen.

Wenn sie keine Daten zu einer Person haben, können sie auch dies an ihren Kunden weitergeben. Das muss aber von den Banken, Ver­si­che­rungen oder Händlern nicht unbedingt als positiv gewertet werden.

Es könnte also passieren, dass bei gut verdienenden und schuldenfreien Menschen trotzdem eine schlechte Zahlungsmoral angegeben wird. Und das nur weil sie jung sind und in einer Gegend wohnen, in der andere Menschen in der Vergangenheit ihre Rechnungen nicht bezahlt haben.

Woher stammen die Daten?

Schufa - Den Großteil der Daten, den die Schufa für Bonitätsprüfungen verwendet, erhält sie von ihren 10.00 Vertragspartnern aus dem Handel sowie dem Banken- und Telekommunikationswesen. Wie die anderen Auskunfteien nutzt die Wiesbadener Firma zusätzlich öffentliche Verzeichnisse, um Informationen zu gewinnen.

Crif - Das Unternehmen arbeitet mit öffentlich einsehbaren Daten, zum Beispiel aus Handelsregistern und Insolvenzverzeichnissen. Auf Anfrage recherchiert das Unternehmen individuell nach.

Infoscore Consumer Data / ​​​Experian - Die gespeicherten Informationen stammen einerseits aus Registern, beispielsweise Schuldnerverzeichnissen der Amtsgerichte oder Veröffentlichungen zu Insolvenzverfahren. Zum anderen verarbeitet Experian die Daten, die Geschäftspartner wie Banken, Versandhändler oder Inkassounternehmen übermitteln.

Creditreform Boniversum - Grundlage des Datenpools bilden öffentliche Quellen wie zum Beispiel Gerichtsdaten. Außerdem sammelt Creditreform Boniversum Daten von Inkassounternehmen und aus den eigenen Mahn- und Inkassoverfahren. Dazu übermitteln die Geschäftspartner des Unternehmens Daten zum Zahlungsverhalten ihrer Kunden.

Wer darf Bonitätsinformationen abfragen?

Unternehmen dürfen Daten bei Auskunfteien nur abfragen, wenn sie ein sogenanntes berechtigtes Interesse haben. Das fordert das Bundesdatenschutzgesetz. Ein solches Interesse besteht etwa, wenn es ein finanzielles Ausfallrisiko gibt, beispielsweise bei einer Lieferung auf Rechnung oder einem Kreditantrag. Gegenüber der Wirtschaftsauskunftei muss der Abfragende angeben, welches Interesse er an der Abfrage hat, nachweisen muss er jedoch nichts.

Wie bekommst Du eine Selbstauskunft?

Fehler bei Auskunfteien und deren Informationslieferanten kommen vor. So werden vielleicht beendete Verträge zu Handy, Girokonto oder Kredit nicht rechtzeitig gelöscht oder die Adresse ist falsch.

Angesichts der Folgen, die negative Bewertungen von Auskunfteien haben können, solltest Du deshalb regelmäßig überprüfen, welche Daten über Dich gespeichert sind. So fallen Dir Ungereimtheiten nicht erst auf, wenn Du bereits einen Kredit beantragst oder einen neuen Mietvertrag abschließen willst.

Fordere dazu regelmäßig von allen großen Auskunfteien eine Datenkopie (früher: Selbstauskunft) an. Diese müssen die Auskunfteien Dir kostenlos zur Verfügung zu stellen. Die Datenkopie kannst Du online über die Website der jeweiligen Auskunftei bestellen.

Datenkopie bestellen

Auskunftei

 Link zur Datenkopie

Schufa

 

Website

Crif

Website

Creditreform

Boniversum

Website
Infoscore Consumer Data
Experian
Website

Quelle: Finanztip-Recherche (Stand: 16. August 2023)

Was tun gegen falsche Einträge?

Falls die Datenkopie ergibt, dass falsche oder bestrittene Daten gespeichert sind, kannst Du deren Löschung, Sperrung oder Berichtigung verlangen. Lässt sich nicht abschließend klären, ob die Informationen richtig oder falsch sind, muss die Auskunftei die Daten gemäß Paragraf 31 Absatz 2 des neuen Bundesdatenschutzgesetzes sperren. Gesperrte Daten und die Tatsache, dass Daten gesperrt sind, dürfen nicht an Dritte übermittelt werden.

Über Fehler in Deinen persönlichen Daten oder unrichtige Forderungen informierst Du die Auskunftei am besten direkt. Findest Du bereits erledigte Forderungen in der Selbstauskunft, ist es sinnvoll, sich an das angegebene Unternehmen zu wenden. Bitte um einen sogenannten Erledigungsvermerk. Mehr darüber, wie Du gegen falsche Einträge vorgehst, erfährst Du im Ratgeber zum Thema Schufa-Daten korrigieren.

Wenn es Dir nicht gelingt, Deine Ansprüche durchzusetzen, kannst Du Dich auch an den Datenschutzbeauftragen des Bundeslandes wenden, in dem die Auskunftei ihren Sitz hat.

Kontaktadressen der Auskunfteien

Auskunftei

 Kontakt

Schufa

 

Schufa
Postfach 10 25 66
44725 Bochum

Crif

Crif Bürgel
Team Selbstauskunft
Friesenweg 4
22763 Hamburg

 

Creditreform

Boniversum

Creditreform Boniversum

Hammfelddamm 13
41460 Neuss

 

Infoscore Consumer Data / 
Experian

Infoscore Consumer Data
Abteilung Datenschutz
Rheinstraße 99
76532 Baden-Baden

Quelle: Finanztip-Recherche (Stand: 16. August 2023)

Autoren
Julia Rieder

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