Mieten oder kaufen Immobilie kaufen: Lohnt sich das wirklich?
Finanztip-Experte für Baufinanzierung und Immobilien
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Mieten oder kaufen? Steigende Mieten und niedrige Hypothekenzinsen haben in den vergangenen Jahren dafür gesorgt, dass immer mehr Menschen bei der Altersvorsorge als Erstes an Immobilien denken. Gerade Menschen, die zur Miete wohnen, stellen sich diese Frage jeden Monat beim Blick auf den Kontoauszug. Denn die Kosten für die Wohnung verschlingen den größten Teil des Haushaltsbudgets. Da liegt der Gedanke nahe, das Geld nicht an den Vermieter zu überweisen, sondern für den Vermögensaufbau in Form der eigenen vier Wände zu nutzen.
Die Immobilienpreise in vielen Städten und Regionen Deutschlands sind in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen: In den sieben größten Städten haben sich die Preise für Wohnimmobilien zwischen 2010 und Ende 2021 mehr als verdoppelt. Selbst Menschen mit mittleren und gehobenen Einkommen können ihre Wohnträume nicht mehr verwirklichen. Wer dagegen auf dem Land oder in einer kleineren Stadt noch ein günstiges Angebot findet, stellt sich die Frage, ob sich der Kauf einer Immobilie langfristig rechnet.
Ob das Mieten oder Kaufen einer Wohnung oder eines Hauses für Dich besser ist, hängt nicht nur von Deiner aktuellen Monatsmiete und der Höhe der Immobilienzinsen ab. Vielmehr spielt eine Reihe weiterer Faktoren eine Rolle. Manche – wie die Verzinsung Deines Eigenkapitals – lassen sich in harten Zahlen ausdrücken, andere sind Ausdruck Deiner persönlichen Vorlieben und Lebensentscheidungen. Du solltest also wissen, wo bei einer kurzfristigen Betrachtung die Fallen lauern, und worauf es langfristig bei der Entscheidung „mieten oder kaufen?“ wirklich ankommt.
Bevor Du aber auf das Geld schaust, solltest Du grundsätzlich abwägen, ob Du Dich in den nächsten Jahrzehnten eher als Eigentümer oder als Mieter siehst. Wie unterschiedlich das Grundgefühl beider Gruppen ist, erleben besonders Bewohner von Mehrfamilienhäusern, in denen Eigentümer und Mieter nebeneinander wohnen. Während die einen häufig mit dem Hausgeld und den Kosten für Instandhaltung hadern, bemängeln die anderen zu hohe Nebenkosten, ausbleibende Reparaturen und steigende Mieten.
Auf der anderen Seite verweisen beide Gruppen gern auf die Vorteile, die ihre Position mit sich bringt: Der Eigentümer lebt in dem Selbstverständnis, dass er mit jeder Monatsrate an die Bank auch Vermögen aufbaut. Der Mieter kann dagegen darauf verweisen, dass er mit der Monatsmiete die Nutzung – und Abnutzung – der Wohnung vollständig bezahlt hat. Bei Schäden und Reparaturbedarf muss er sich nicht selbst kümmern, sondern kann den Vermieter oder Verwalter kontaktieren.
Das häufig gehörte Argument, als Eigentümer eines Hauses oder einer Wohnung sei man unabhängiger, stimmt dabei nur zum Teil. Einerseits fällt mit dem Kauf die Abhängigkeit vom Vermieter weg; an dessen Stellen treten andererseits in der Regel die Bank, die Gemeinde und die Nachbarn, mit denen sich ein Eigentümer für die nächsten Jahrzehnte arrangieren muss. Hinzu kommt die Tatsache, dass er sich schlicht ständig auf irgendeine Weise um die Immobilie kümmern muss.
Mieter führen dagegen häufig an, dass sie flexibel bleiben wollen oder müssen. Wer etwa aus beruflichen Gründen in den nächsten Jahren mit einem Umzug in eine andere Stadt rechnen muss, benötigt diese Flexibilität. Denn wie der Vermögensvergleich zeigt, ist ein Wiederverkauf nach wenigen Jahren zumeist ein schlechtes Geschäft.
Allerdings bist Du auch als Mieter in vielen Städten inzwischen nicht mehr so flexibel wie in der Vergangenheit: Die Angebotsmieten liegen trotz Mietpreisbremse deutlich über dem Mietspiegel. Wer also umziehen möchte, muss mit deutlich höheren Mieten kalkulieren.
Die Entscheidung über das Mieten oder Kaufen ist also ein Stück weit eine Typfrage, und Du solltest genau überlegen, was besser zu Dir und Deinen Plänen passt. Bei dieser Bauchentscheidung solltest Du den Kopf, also den kurzfristigen und langfristigen Blick auf die Finanzen, aber keinesfalls außer Acht lassen.
Wer zur Miete wohnt und sich für den Kauf eines Hauses oder einer Wohnung interessiert, schaut zumeist als Erstes auf seine monatlichen Mietausgaben und vergleicht diese mit einer möglichen Darlehensrate nach einem Kauf. Die einfache Überlegung: Wenn die Monatsrate für die Bank nicht höher ist als die bisherige Miete, lohnt es sich zu kaufen.
Allerdings greift diese Regel viel zu kurz. Denn sowohl die Monatsmiete als auch die Rate für die Bank sind nur eine Momentaufnahme. Eine Baufinanzierung läuft in der Regel über mehrere Jahrzehnte. Welche Lösung langfristig besser ist, hängt also nicht nur von den aktuellen Mieten, Kaufpreisen und Zinsen ab, sondern auch von deren Entwicklung in den kommenden Jahrzehnten.
Trotzdem haben die sinkenden Zinsen seit der Finanzkrise 2008 dazu geführt, dass die Nachfrage nach Immobilien in Deutschland gestiegen ist. Davon profitieren in erster Linie die Verkäufer der Immobilien und alle, die an dem Geschäft selbst verdienen: Makler, Bauträger, Projektentwickler und Banken. Die Käufer zahlen dagegen deutlich höhere Preise, haben entsprechend höhere Schulden und tragen das Risiko wieder steigender Zinsen – mit dem entsprechenden Rückgang der Nachfrage. Dieser Rückgang wiederum kann perspektivisch den Wert der Immobilie drücken.
Die niedrigen Zinsen führen zudem dazu, dass sich Mieten und Kaufpreise auseinanderentwickeln: Mieter denken eher darüber nach, bei einem Wohnungswechsel gleich zu kaufen. Die Mieten steigen dann langsamer als die Kaufpreise. Statt also Mietzahlungen und mögliche Darlehensraten zu vergleichen, solltest Du vielmehr Mieten und Kaufpreise miteinander vergleichen. Denn das Verhältnis von Jahreskaltmieten mit den angebotenen Kaufpreisen ist ein guter Gradmesser für das Preisniveau in einer bestimmten Stadt oder Region.
Wer als Mieter mit dem Gedanken spielt, ein Haus oder eine Wohnung zu kaufen, hat meist eine klare Vorstellung davon, in welcher Stadt die Immobilie liegen soll. In größeren Städten suchen Interessenten meist sogar nur in bestimmten Stadtteilen, die sie entweder bereits kennen oder für attraktiv halten. Entsprechend groß sind die Unterschiede sowohl bei den Mieten als auch bei den Kaufpreisen.
Wenn Du einschätzen möchtest, ob Kaufen oder Mieten in Deiner Wunschregion oder Deinem Wunschviertel günstiger ist, solltest Du also zunächst darauf achten, dass Du für beide Wege möglichst identische Häuser oder Wohnungen vergleichst: gleiche Wohnfläche, gleiches Alter, gleiches Niveau bei der Ausstattung und so weiter. Wenn Du Dich bereits für eine bestimmte Immobilie interessierst, kennst Du ja bereits den Kaufpreis – und benötigst dann noch eine Angabe zur Miete.
Achte darauf, dass Du für einen Vergleich mit einer aktuellen Angebotsmiete für eine vergleichbare Immobilie rechnest und nicht etwa mit Zahlen aus den vergangenen Jahren. Wichtig ist die Kaltmiete, die ein Mieter zahlen müsste, also die Miete ohne alle Neben- oder Betriebskosten. Teile dann den angebotenen Kaufpreis durch die Jahreskaltmiete für die Immobilie.
Beispiel: Eine Wohnung mit 100 Quadratmetern Wohnfläche wird für 240.000 Euro angeboten. Die Kaltmiete beträgt 10 Euro pro Quadratmeter. Das ergibt eine Kaltmiete von 1.000 Euro pro Monat. Die Jahreskaltmiete beträgt dann 12.000 Euro. Der Kaufpreis beträgt das 20-fache der Miete. Bei einem Kaufpreis von 300.000 Euro läge der Faktor dagegen bei 25. Dies gilt auch für den Fall, dass der Kaufpreis 240.000 Euro beträgt, die erzielbare Miete aber nur 8 Euro pro Quadratmeter.
Als Faustregel gilt dann: Bis zum Faktor 20 sind die Kaufpreise im Vergleich zur Miete relativ günstig, ab 25 relativ teuer.
Hintergrund dieser Faustregel ist die Bedeutung des Kaufpreis-Miete-Verhältnisses für Kapitalanleger. Wer eine Wohnung als Geldanlage kauft, vergleicht die erzielbaren Überschüsse mit der Rendite anderer Anlageformen. Das Kaufpreis-Miete-Verhältnis ist nichts anderes als der Kehrwert der Bruttomietrendite. Mit dieser berechnet der Kapitalanleger, wie viel die Immobilie pro Jahr vor Kosten abwirft. Eine Jahresmiete von 12.000 Euro bei einem Kaufpreis von 240.000 Euro (Faktor 20) entspricht dann einer Bruttomietrendite von 5 Prozent, ein Faktor von 25 dagegen einer Bruttomietrendite von 4 Prozent. Bezieht der Kapitalanleger noch die Kaufnebenkosten und laufende Ausgaben für Verwaltung und Instandhaltung in seine Rechnung ein, sinkt diese anfängliche Mietrendite. Je höher also der Faktor, desto geringer ist die Mietrendite – und umso eher wird der Kapitalanleger abwinken. Und so solltest Du es auch halten, wenn Du überlegst, selbst in das Haus oder die Wohnung einzuziehen.
Kurzfristig ermöglicht Dir das Kaufpreis-Miete-Verhältnis eine erste Einschätzung darüber, ob ein Kaufpreis eher günstig oder überzogen ist. Trotzdem ist eine günstig erworbene Immobilie keine Garantie dafür, dass Du langfristig besser fährst, wenn Du kaufst. Stattdessen musst Du Deinen Blick darauf richten, wann Du nach Jahrzehnten das größere Vermögen hast – ob Du Mieter bleibst oder auf die Seite der Eigentümer wechselst.
Selbst wenn Du Deine Immobilie günstig kaufst, so ist diese Situation nur eine Momentaufnahme. Für die Entscheidung über Mieten oder Kaufen solltest Du auch einen Blick in die Zukunft wagen. Mittel- und langfristig wird sich die Situation auf dem Wohnungsmarkt verändern: Mit den steigenden Immobilienpreisen in den Städten wird dort auch die Bautätigkeit zunehmen – und damit das Angebot.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Entwicklung der Bevölkerung. Weniger Menschen benötigen auch weniger Wohnraum. Auch ein steigendes Durchschnittsalter wirkt sich auf die Wohnungsnachfrage aus. Bereits heute geben viele ältere Menschen ihre großen Wohnungen zugunsten kleinerer Einheiten oder neuer Wohnformen auf.
Zwar lässt sich die genaue Entwicklung noch nicht voraussagen, aber es zeichnet sich doch bereits ab, dass sich in den kommenden Jahrzehnten die Unterschiede zwischen den einzelnen Städten und Regionen noch verstärken werden: Dynamischen Regionen mit vielen Zuzügen werden Städte und Regionen mit stark sinkender Bevölkerung gegenüberstehen, zeigen Daten der Bertelsmann-Stiftung. Daraus ergeben sich unterschiedliche Perspektiven beim Wiederverkauf einer Immobilie nach 10, 20 oder gar 30 Jahren.
In den attraktiven Regionen dürften Immobilien zumindest ihren Nominalwert behalten, selbst wenn die Bautätigkeit – und damit das Angebot – zunimmt. In vielen schrumpfenden Regionen kann es dagegen sein, dass sich in Zukunft ältere Immobilien nicht mehr verkaufen lassen. Gerade falls Du überlegst, in einer ländlichen Region ein Haus oder eine Wohnung zu kaufen, solltest Du Dir daher die Frage stellen: Wird es in dieser Gegend in 20 oder 30 Jahren Menschen geben, die meine Immobilie dann kaufen werden?
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Beim langfristigen Vermögensvergleich von Mieter und Käufer gerät der Käufer zunächst in Rückstand: Wer eine Immobilie finanziert, benötigt Eigenkapital. Beim Kauf werden als erstes Grunderwerbssteuer und Notarkosten fällig. Dazu kommt in vielen Fällen die Courtage des Maklers. Diese Anschaffungsnebenkosten liegen je nach Bundesland und Maklerbeteiligung insgesamt zwischen 5 und 15 Prozent. Diese Ausgaben muss der Käufer mit vorhandenem Geld bestreiten. Beim Mieter in der gleichen Ausgangslage bleibt dieses Guthaben dagegen erhalten.
Zusätzlich zu den Nebenkosten für den Kauf benötigt der Käufer weiteres Eigenkapital für die Finanzierung. Ideal ist ein Anteil von etwa 20 Prozent. Auch mit einem geringeren Anteil erhält der Käufer einen Baukredit, allerdings verlangt die Bank dann einen höheren Zinssatz. Diesen zweiten Teil seines Eigenkapitals wandelt der Käufer also sofort in Immobilienvermögen um. Der Rest des Hauses oder der Wohnung gehört im Grunde erst einmal der Bank. Erst mit den Tilgungszahlungen der nächsten Jahre und Jahrzehnte sinkt die Restschuld, und das Vermögen des Käufers steigt nach und nach an. Der Mieter wiederum behält sein Guthaben und kann es langfristig am Kapitalmarkt anlegen.
Sowohl der Mieter als auch der Käufer verwendet in den kommenden Jahrzehnten einen großen Teil seines Einkommens für das Thema Wohnen: Während es bei Betriebs- und Heizkosten keine Unterschiede geben sollte, zahlt der Mieter für die Nutzung der Wohnung, während der Käufer eine Monatsrate aus Zins und Tilgung an die Bank überweist. Dazu kommen beim Käufer Kosten für die Instandhaltung.
Vergleichbar werden die beiden Wege allerdings nur dann, wenn auf beiden Seiten gleiche Ausgaben stehen. Liegen die Ausgaben des Mieters also unter denen des Käufers, so legt der Mieter diesen Überschuss langfristig an und baut damit Vermögen auf. Zahlt er mehr, so muss er auf sein Guthaben zurückgreifen.
Wie der Vergleich zu einem bestimmten Zeitpunkt – etwa zum Renteneintritt – ausgeht, hängt vor allem von der Entwicklung der Preise ab: der Preise für die Überlassung von Wohnraum (Miete), für die Überlassung von Baugeld (Zins) und für die Instandhaltung von Haus oder Wohnung. Dazu kommen die Preise von Grundstücken und von Wohnraum, denn sie bestimmen den Wert der Immobilie – und damit das Vermögen des Käufers. Das Vermögen des Mieters hängt dagegen von der Rendite seiner Geldanlage ab.
Die einzelnen Preise beeinflussen sich nicht nur gegenseitig, sondern hängen auch noch von weiteren Faktoren ab. So verringert etwa eine geringere Kinderzahl langfristig die Nachfrage nach Wohnraum, Zuwanderung vergrößert sie dagegen. Je länger der Zeitraum, desto schwieriger ist es, solche Entwicklungen vorauszusehen und die richtigen Annahmen zu treffen.
Ein Beispiel für den Vermögensvergleich: Damit Du Dir davon trotzdem eine Vorstellung machen kannst, zeigen wir die mögliche Vermögensentwicklung von Mietern und Käufern an einem Beispiel. Wir gehen in unserer Berechnung davon aus, dass ein Paar die Wohnung wechselt und nach einem Blick auf die Immobilienportale vor der Entscheidung steht, entweder wieder in eine Mietwohnung zu ziehen oder direkt eine Eigentumswohnung zu kaufen. Für die Entwicklung der Bauzinsen gehen wir - angesichts der derzeitigen Niedrigzinsphase - von einem moderaten Zinsanstieg in den nächsten 20 Jahren aus.
Angebotspreis Wohnung | 320.000 € |
Kaufpreis nach Verhandeln | 300.000 € |
Wohnfläche | 100 qm |
Kaltmiete | 1000 € |
Kaufpreis-Miete-Verhältnis | 25 |
Eigenkapital | 75.000 € |
Zinssatz der Baufinanzierung | 2 % |
anfänglicher Tilgungssatz | 2 % |
Instandhaltung | 1,5 €/qm pro Monat |
Anstieg Instandhaltung | 1 % im Jahr |
Zinsentwicklung Baufinanzierung | anfangs 2 %, nach 10 Jahren 3%, nach 20 Jahren 3,5 % |
Zinsentwicklung Geldanlage | anfangs 1 % oder 5 %, Anstiege: nach 10 Jahren +1%, nach 20 Jahren: +0,5 % |
Der Kaufpreis liegt also beim 25-Fachen der Jahreskaltmiete, und es fallen vergleichsweise hohe Nebenkosten an, weil in diesem Beispiel allein der Makler - so wie in Berlin oder Brandenburg üblich - 7 Prozent erhält. Grundsätzlich liegen die Nebenkosten beim Immobilienerwerb zwischen 5 und 15 Prozent des Kaufpreises.
Die nachfolgenden Szenarien machen deutlich, wie sich unterschiedliche Verläufe bei der Wertentwicklung, dem Mietanstieg und der Geldanlage des Mieters langfristig auswirken.
Nr. | Szenario | Wertentwicklung Wohnung pro Jahr | Anstieg der Mieten pro Jahr | Rendite der Geldanlage (zu Anfang, vor Steuern) | Wer liegt vorn? |
---|---|---|---|---|---|
1 | gängige Annahmen | + 1 % | + 1 % | + 1 % | Käufer |
2 | keine Wertsteigerung bei Immobilien | +/- 0 % | +/- 0 % | + 1 % | Käufer |
3 | bessere Rendite bei der Geldanlage | + 1 % | + 1 % | + 5 % | Käufer |
4 | niedrigere Ausgangsmiete (von 8 Euro) | + 1 % | + 1 % | + 5 % | Mieter |
5 | Abbruch nach 5 Jahren | +/- 0 % | +/- 0 % | + 1 % | Mieter |
Geht man nun davon aus, dass die Immobilienpreise und Mieten in den nächsten Jahren weiter steigen (mit jeweils 1 Prozent pro Jahr), die Bauzinsen nur moderat ansteigen (nach zehn Jahren auf 3 Prozent, wieder zehn Jahre später auf 3,5 Prozent) und sich bei der Geldanlage kaum Rendite erzielen lässt (anfänglicher Guthabenzins: 1 Prozent, nach 10 Jahren: 2 Prozent, nach 20 Jahren: 2,5%), so liegt der Käufer bereits nach weniger als zehn Jahren beim Vermögensvergleich vorn.
In diesem Szenario gelingt es dem Mieter also nicht, Vermögen aufzubauen – im Gegenteil: Wenn der Käufer seine Wohnung abbezahlt hat, zehrt die fortlaufende Mietzahlung beim Mieter dessen Vermögen auf. Der Käufer profitiert also davon, dass er im Alter mietfrei wohnt.
Dieses Szenario scheint zurzeit das vorherrschende zu sein – und es befeuert die Nachfrage nach Immobilien in Deutschland. Eine ganze Branche profitiert davon: Hausverkäufer, Makler und Projektentwickler wollen ein Geschäft abschließen. Und auch die Banken und Bausparkassen haben zwar Vorgaben für die Prüfung der Kreditwürdigkeit, innerhalb dieses Rahmens wollen sie aber Kredite vergeben.
Was aber, wenn in Zukunft die Nachfrage nach Immobilien sinkt oder die jetzt bestehende hohe Nachfrage dazu führt, dass kontinuierliche neue Wohnungen auf den Markt kommen?
Eine Wohnung, die 10 oder 20 Jahre genutzt wurde, hat meist nicht mehr denselben Wert wie beim Erstbezug. Dazu muss die Nachfrage insgesamt schon deutlich gestiegen sein – und das Angebot an Immobilien entsprechend knapp.
Bereits wenn die Immobilienpreise und Mieten sich nicht ändern, holt der Mieter gegenüber dem Käufer deutlich auf: Der Käufer überholt ihn später, und der Mieter baut immerhin auch Vermögen auf.
Sinken die Immobilienpreise dagegen (auch nur mäßig), so bleibt der Mieter lange Zeit vorn.
Eine der wichtigsten Entscheidungen des Mieters ist die Form seiner Geldanlage. Bleibt er beim Sparen auf Tagesgeld- oder Festgeldkonten, so kann er nur hoffen, dass wenigstens die Mieten nicht steigen. Setzt er dagegen auf eine langfristige Anlage in Wertpapieren und erzielt damit eine höhere Rendite, so steigt auch sein Vermögen kontinuierlich an. Bei einer Rendite von 5 Prozent vor Steuern und gleichen Anstiegen wie bei den Bauzinsen liegt er lange Zeit vorn und kann aus den Erträgen seiner Geldanlage im Alter seine Miete bezahlen.
Der Mieter kann selbst bei einem Anstieg der Immobilienpreise und Mieten langfristig vorn liegen, insbesondere wenn er gerade günstig zur Miete wohnt oder der Käufer einen überzogenen Kaufpreis zahlt.
Liegt etwa die Ausgangsmiete nicht bei 1.000 Euro pro Monat, sondern bei 800 Euro, so liegt das Kaufpreis-Miete-Verhältnis bei mehr als 31. Mit einer Anfangsrendite von 5 Prozent vor Steuern bei der Geldanlage hat der Mieter wie gehabt die Nase vorn und wird auch nicht mehr eingeholt.
Es gibt eine Reihe von Lebenssituationen, bei denen das Einkommen sinkt und Eigentümer von Immobilien ihre monatliche Rate an die Bank nicht mehr aufbringen können. Trennung, Arbeitslosigkeit oder Krankheit sind meistens nicht vorhersehbar, können aber zum zwangsweisen Verkauf der Immobilie führen. In anderen Fällen verlegt der Arbeitgeber plötzlich seinen Sitz – und der Hausbesitzer steht vor der Entscheidung, sich einen anderen Arbeitsplatz zu suchen oder umzuziehen. Oder jemand kommt nach einigen Jahren selbst auf den Gedanken, sich beruflich verändern zu wollen.
Ergeben sich in den ersten Jahren und Jahrzehnten nach dem Kauf solche Änderungen, wird die selbst genutzte Immobilie in der Regel zum Verlustgeschäft: Die Anschaffungsnebenkosten wirken sich besonders stark aus – und ein kurzfristiger Verkauf drückt in der Regel den Kaufpreis.
In unserem Modellfall ergibt sich bei einem Verkauf nach fünf Jahren selbst ohne Wertverlust ein Vorteil des Mieters von knapp 23.000 Euro.
Beim Kauf einer Immobilie geht es ums Geld, aber auch um Gefühle. So ist etwa die Unabhängigkeit vom Vermieter für viele Menschen ein wichtiger Grund, vom Mieter zum Eigentümer zu werden. Solche Gründe sind berechtigt und verständlich, sie sollten allerdings die finanziellen Aspekte nicht komplett überlagern. Wer etwa zu teuer einkauft, riskiert, langfristig viel Geld zu verlieren. Wer aber zu einem guten Preis vom Mieter zum Käufer wird, hat den Vorteil, dass er automatisch für die Altersvorsorge spart.
Als Mieter musst Du dagegen einige Entscheidungen treffen, damit der Vermögensaufbau gelingt: Gerade wenn Du noch günstig zur Miete wohnst, solltest Du so bald wie möglich anfangen zu sparen. Und: Du solltest das Geld nicht langfristig auf Sparkonten liegen lassen, sondern langfristig und renditeorientiert anlegen. Die Geldanlage wird dann allerdings im Wert schwanken – auch das musst Du aushalten.
Wer allerdings so vorgeht, kann auch als Mieter langfristig Vermögen aufbauen, in manchen Szenarien sogar ein höheres als beim Immobilienkauf. Insbesondere vermeidet er, den Großteil seines Vermögens in nur einer einzelnen Geldanlage zu halten. Denn sinkt die Immobilie im Wert, weil es etwa in der Wohngegend in einigen Jahrzehnten keine Nachfrage nach Wohnungen oder Häusern gibt, so trifft den Eigentümer diese Entwicklung besonders hart. Eine Immobilie ist also keineswegs eine risikofreie Geldanlage.
Und schließlich: Wenn Du bereits absehen kannst, dass Du beruflich häufiger umziehen wirst, solltest Du Dich nicht länger mit der Kaufvariante beschäftigen. Immer wenn Du das Immobilienprojekt wieder abbrechen musst, schlagen die Anfangskosten zu Buche – und Du machst in der Regel kein gutes Geschäft.
Gleiches gilt auch, wenn Du die Immobilienfinanzierung wegen Krankheit, Scheidung oder Arbeitslosigkeit abbrechen musst.
Bevor Du Dich intensiver mit dem Thema Immobilienkauf beschäftigst, solltest Du in jedem Fall Dein Budget realistisch einschätzen. Dabei hilft Dir der Finanztip-Hypothekenrechner.
Du solltest kaufen, wenn… | Du solltest Mieter bleiben, wenn… |
---|---|
…Du langfristig an einem Ort bleiben möchtest. | …Du eher flexibel bleiben möchtest oder musst. |
…Du die finanzielle Belastung einer Immobilie gut ertragen kannst. | …Du mit Schulden eher schlecht schlafen würdest. |
…Du Dich gern um Deine Immobilie kümmern möchtest. | …Du Deine Wohnung einfach nutzen möchtest. |
…Du bereit bist, unerwartete Ausgaben für Reparaturen zu tragen. | …Du keine unerwarteten Ausgaben haben möchtest. |
…Du ein günstiges Objekt gefunden hast. | …es in Deiner Stadt bereits keine günstigen Objekte mehr gibt. |
…Du ansonsten nicht ergänzend zur gesetzlichen Rente für das Alter vorsorgen würdest. | …Du auch ohne Immobilie diszipliniert Geld fürs Alter zurücklegst. |
…Du nicht an die Chancen des Aktienmarktes glaubst. | …Du bereit bist, Deine Rücklagen langfristig am Aktienmarkt zu investieren. |
…Du verstanden hast, dass eine Immobilie nicht automatisch wertstabil ist. | …Du Dein Vermögen lieber aufteilen möchtest, anstatt es in einen einzelnen Vermögensgegenstand zu investieren. |
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