
Jüngst in der Post: Werbung für einen Aktiensparplan
Finanztip-Redakteure sind nicht davor gefeit, Werbung von Banken und Versicherungen zu erhalten. Leider sind auch immer wieder Ideen dabei, die wir nicht empfehlen können – wie etwa die, zum Vermögensaufbau einen Aktiensparplan einzurichten. Der ist – kurz gesagt – eine falsche Antwort auf ein richtig erkanntes Problem.

Das Problem: Geldanlage in der Niedrigzinsphase
Sparer in Deutschland leben in einem permanenten Zustand der Enttäuschung. Die Zinsen für Tages- und Festgeld sinken beständig. Immer häufiger ist sogar von Negativzinsen auf Sparguthaben die Rede. Für gewerbliche Kunden ist dieses Szenario sogar bereits Realität.
Auch wenn wir bei Finanztip kontinuierlich nach den besten Angeboten für Tages- und Festgeld suchen: Wesentlich mehr als ein gutes Prozent Zinsen gibt es fast für keine Laufzeit mehr. Mit solchen Zinssätzen für das Alter zu sparen, ist kaum machbar: Wer 30 Jahre lang 100 Euro zur Seite legt, zahlt 36.000 Euro ein – und erhält bei einem Prozent Verzinsung gerade einmal 5.998 Euro dazu.
Wem das nicht genügt, der muss tauschen: Weg mit der Sicherheit der Sparguthaben, her mit den Renditechancen des Aktienmarkts. Finanztip hat gerade gezeigt, dass es in den vergangenen 40 Jahren gut funktioniert hat, wenn man zehn oder fünfzehn Jahre angelegt hat. Statt einem Prozent winken dann plötzlich fünf bis sechs Prozent. Und aus dem Sparplan mit 100 Euro werden bei sechs Prozent 100.954 Euro, davon 64.954 Euro aus der Wertentwicklung.
Soweit, so richtig.
Die Antwort: Vermögensaufbau mit einem Aktiensparplan
Der Aktiensparplan ist das Gegenstück zum einmaligen Kauf einzelner Unternehmensaktien, allerdings mit monatlichen Sparraten. Und genau wie bei der Einmalanlage stellt sich die Frage: Woher soll der Privatanleger wissen, wie sich die Aktie dieses Unternehmens entwickelt?
Ein gutes Beispiel dafür sind die Aktien des Autobauers VW: Wer einen VW fährt, täglich die Wirtschaftsnachrichten liest oder bei VW arbeitet, meinte vielleicht, die Geschäftsentwicklung absehen zu können. Dass sich zeitgleich in den USA die Umweltbehörde mit den Abgaswerten auseinandersetzte, hatte kaum jemand bemerkt. Umso überraschter waren Anleger beim Absturz der Aktie nach dem Bekanntwerden des Skandals.
Das Beispiel zeigt: Ein Aktiensparplan auf ein, zwei oder fünf Werte aus dem Dax, MDax oder TecDax – wie er von den Online-Brokern gerade beworben wird – birgt Risiken. Man meint, die Unternehmen zu kennen, spekuliert aber letztlich über deren Entwicklung. Kein idealer Ansatz, wenn es um die eigene Altersvorsorge geht.
Dabei ist der Ausweg recht einfach: Nicht einzelne Unternehmen herauspicken, sondern, auch mit kleinen Summen, das Risiko auf eine Vielzahl von Unternehmen verteilen. Das geht zum Beispiel mit einem Fondssparplan, genauer: Aktienfonds-Sparplan. Das „Fonds“ in der Mitte ist wichtig: Es steht für die Streuung des Risikos.
Allerdings kosten Aktienfonds mit einen Manager mindestens 1,5 bis 2 Prozent an Jahresgebühren. Wer es dann ganz richtig machen möchte, nimmt den Fondsmanager aus dem Spiel und investiert in einen Indexfonds (ETF), etwa auf den Weltindex MSCI World.
Dann werden aus den zwei, drei oder fünf Aktien des Aktiensparplans mehr als 1.600 Aktien weltweit. Auch da ist die Auswahl nicht perfekt. Zumindest geht der Index aber nicht in die Knie, nur weil ein Unternehmen gerade mit einem Abgasskandal zu kämpfen hat oder ein anderes Problem lösen muss.
Fazit
Wer vom Tagesgeld oder Festgeld zum Aktiensparplan wechselt, fällt von einem Extrem ins andere: Von Sicherheit und niedriger Verzinsung zu ungewissen Wertschwankungen und Verlustrisiken. Dabei gibt es einen mittleren Weg: Den Übergang vom Festgeld zur breit gestreuten Aktienanlage mit Indexfonds – und einem entsprechenden ETF-Sparplan.
Dirk Eilinghoff ist Stellv. Chefredakteur in der Finanztip-Redaktion und zusätzlich als Experte für die Themen Geldanlage und Baufinanzierung zuständig.
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5 Kommentare
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Es gibt sehr wohl Aktien, die sich für einen Aktiensparplan eignen. Das sind die sogenannten Dividenden-Aristokraten. Bei diesen Aktien wurden in den letzten Jahrzehnten die Dividenden nicht reduziert oder gar ausgesetzt, auch nicht in Crash-Zeiten, z. B. Coca Cola. Auch der Aktienkurs ist hier nicht entscheidend.
@Günther Kohl,
ich denke, dass es vor allem wichtig ist, zu überlegen, wie oft und wie intensiv man sich mit demThema der Geldanlage auseinandersetzen möchte.Manche traden als Hobby, andere fassen ihr Depot kaum an.
So oder so, es möge sich vermehren.
Alles Gute
Toller Kommentar, danke! Fonds sind gut, insbesondere Mischfonds mit dynamischer Anleihen-Beimischung. ETFs passen auch und sind günstiger (0,2% p.a. ca.).
LG, Jenny
Als langjähriger Anleger in Investmentfondssparpläne bin ich der selben Meinung, Einzelaktien auch wenn man sie in 12 verschiedene Branchen streut, sind riskanter, als wenn man in einen ausgesuchten Aktienfonds monatliche Beträge einzahlt.
….. immer noch aktuell und richtig.
Herzlichen Dank und Grüße aus Berlin