Gold
Bild: Arne Dedert, dpa

Sparen ist bisweilen frustrierend wegen der Niedrigzinsen, und die Weltlage wird immer unübersichtlicher. Wohl deshalb kaufen die Deutschen Gold – eine Menge Gold. 2010 besaßen sie bereits knapp 4.000 Tonnen Münzen und Barren. Seitdem kamen noch einmal 933 Tonnen dazu, mit einem Wert von heute über 40 Milliarden Euro. So eine Nachfrage ruft nicht nur seriöse Anbieter auf den Plan, sondern auch Betrüger und Absahner. Viele Käufer sind unvorsichtig und achten nicht auf die Zeichen, an denen sie seriöse von unseriösen Goldhändlern unterscheiden können.

„Die traditionelle Sparkultur erlebt ihren Niedergang.“ (Goldwerbeanzeige)

Einst war das Sparbuch das Sinnbild für sichere Anlagen. Doch in der Finanzkrise wackelte so manche Bank, und Zinsen gibt es auch nicht mehr. „Gold hingegen ist ein sicherer Sachwert, ein echter Wertspeicher und die einzig ehrliche Altersvorsorge“, hießt es jüngst in einem Artikel in einer sächsischen Wochenzeitung, der in Wirklichkeit eine bezahlte Anzeige war. Und damit sich das Ganze noch mehr wie Sparen anfühlt, wird Käufern ein Modell mit „Bonusgold“ nahegelegt. Ähnliche als Artikel getarnte Anzeigen finden sich vielfach, auch online.

„0,5 Prozent Bonusgold im Monat“

In der getarnten Werbeanzeige heißt es weiter: Wer 10.000 Euro in Gold anlegt, „erhält im Monat für 50 Euro Bonusgold“. Finanziert werden solche Bonusmodelle anfangs meist durch überhöhte Kaufpreise für das Gold. Doch wie finanziert der Anbieter die versprochene Rendite über lange Jahre? Das sollten Sie sich vor einem Abschluss immer fragen.

Denn Gold macht keine Rendite – sein Kurs steigt oder fällt je nach Marktlage. Solche Anbieter lagern das Gold gerne selbst ein, natürlich „insolvenzgeschützt“. Im schlimmsten Fall handelt es sich um Schneeballsysteme, wo das „Bonusgold“ in Wirklichkeit aus der Anlage von Neukunden stammt. Die Erfahrung von Kapitalmarktanwälten ist, dass bei solchen Firmen dann die Pleite droht. Und die Anleger um ihr Gold kämpfen müssen, wenn es überhaupt noch da ist.

„Das Kinder-Gold-Konto“

Sparpläne sind im Trend. Und natürlich lassen sich auch die vergolden. Die Idee: Weil der ganze Goldbarren vielleicht doch etwas teuer ist, spart man 50 Euro im Monat und erwirbt so Stück für Stück eine kleine Goldreserve. Auch hier wird das Gold deshalb meist beim Anbieter gelagert. Im Prinzip kann das natürlich funktionieren und es gibt auch hier seriöse Anbieter. Aber: Oft fallen hohe Kosten an. Mal sind die Ankaufskosten hoch, mal die Lagerkosten, mal die Lieferung. Manchmal alles zusammen.

1.500 Euro Abschlussprovision

Und wenn Ihnen ein Makler so was anbietet, dann achten Sie auf mögliche Provisionszahlungen. Das „Handelsblatt“ zum Beispiel berichtete im Januar von 1.500 Euro Abschlussprovision für kleine Gold-Sparpläne.

Auch PIM Gold hatte Goldsparpläne im Angebot. Die „Wirtschaftswoche“ berichtete im Juli über ein Ehepaar, das 2016 drei Verträge abschloss und insgesamt 24.000 Euro einzahlte. Als sie sich das Gold in diesem Jahr schicken ließen, bekamen sie 19.500 Euro heraus.

Nicht immer gibt es überhaupt was zurück. Die Goldprofessional Austria in Salzburg zum Beispiel flog 2016 mit ihrem „Relaxxbonusplan“ auf: Nach Medienberichten hatten rund 2.700 Anleger investiert. Angeblich 287 Kilo Gold und 4.800 Kilo Silber sollten in einem Depot in Dubai lagern. Das hat es aber offenbar nie gegeben.

„Gold-Sparplan als Zusatzvorsorge“ (Goldwerbung)

Solche Risiken sind besonders gravierend bei der Altersvorsorge, denn dafür ist Gold ganz besonders ungeeignet. Je länger man spart, desto mehr fällt die Eigenschaft von Gold ins Gewicht, eben keine Dividende oder Zinsen zu erwirtschaften.

Sinnvoll in Gold anlegen

Finanztip ist der Meinung, dass Sie sich leicht eine Geldanlage selbst zusammenstellen können. In der Regel genügen Festgeld, Tagesgeld und Aktien-ETFs, um für Sie die passende Mischung aus Renditechancen und Sicherheit zu gewährleisten. Gold ist eigentlich verzichtbar. Wer aber gerne mit Gold seine Anlage zusätzlich gegen mögliche Finanzkrisen absichern möchte, kann bis zu 10 Prozent in Gold anlegen. Wie Sie das am besten machen, lesen Sie in unserem Ratgeber Gold.

 

Vor zwei Wochen waren Websites nicht erreichbar, auf denen Kritisches über den Goldhändler PIM Gold zu lesen war. Der Grund waren Hackerangriffe, auch eine Seite von Finanztip war betroffen. Heute ist PIM Gold selbst abgeschaltet. Diesmal war es ein Gericht: „Über die Vermögen der Gesellschaften PIM Gold GmbH und Premium Gold Deutschland GmbH [wurde] durch Beschlüsse des Amtsgerichts Darmstadt der Arrest angeordnet. Der Geschäftsbetrieb wurde vorerst eingestellt.“ So steht es nun auf der Website.

 

Matthias Urbach
Autor

Stand:

Matthias Urbach war von 2014 bis 2022 stellvertretender Chefredakteur von Finanztip. Als Diplomphysiker und Absolvent der Henri-Nannen-Schule kombiniert er analytisches und redaktionelles Know-how. Zuvor war er unter anderem als Verlagsdirektor beim SpringerNature-Wissenschaftsverlag und als Leiter von taz.de tätig.

3 Kommentare

  1. Ich bin allgemein der Meinung, solche Sparpläne taugen nichts.

    Wenn jemand eine Goldmünze erwerben will spricht doch nichts dagegen, ein Unterkonto bei der Hausbank zu eröffnen und jeden Monat eine Summe einzuzahlen. Wenn die Sparsumme erreicht ist, kann man die Münze einfach so erwerben.

    So spart man noch die Gebühren für den Sparplan bei einem anderen Anbieter.

  2. Der Sinn solcher Geschäfte erschließt sich mir nicht, warum sollte das überhaupt einer machen? Wenn iih in Gold anlegen will, geh ich zur Bank und kaufe dort Barren und Münzen zum Tageskurs, die kann man auch kostengünstig im Schließfach lagern. Warum sollte man das irgendwelchen dubiosen Anbietern überlassen?

  3. Zwar habe ich nicht alle Ihre Artikel gelesen, ich hoffe aber stark, dass Sie sich in ähnlich kritischer Weise über andere Sparpläne geäußert haben – sonst könnte der Eindruck entstehen, sie wollten speziell mit Gold gedeckte Sparpläne oder eine Anlage in Gold allgemein (worüber man immer unterschiedlicher Meinung sein kann) kritisieren.
    Die von Ihnen angesprochenen Probleme (Schneeball-System, Insolvenz des Anbieters, überhöhte Abschlussgebühren, etc.) können schließlich auch bei jedem anderen Sparplan auftreten! Das ist definitv nicht die Schuld des Goldes. . .

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