Merkel und Macron beim Weltklimagipfel
Bild: Oliver Berg / dpa

In Bonn geht heute die Klimakonferenz zu Ende. Seit 1995 kommen die Nationen der Welt einmal im Jahr zusammen, um darüber zu reden, wie sie den Klimawandel aufhalten können. Deutschland galt viele Jahre als Vorbild, weil sein CO2-Ausstoß anfangs stark sank.

Daran hat der Niedergang der Industrie im Osten der Republik nach der Wiedervereinigung einen hohen Anteil. Aber auch viele Ökostrom-Kraftwerke, effizientere Heizkessel und gut gedämmte Häuser spielten eine Rolle. Dennoch schlug das Umweltbundesamt bereits im Juni Alarm: Es passiert bei weitem nicht genug – Deutschland droht seine Klimaschutzziele bis 2020 zu verfehlen.

Dabei ist niemand darauf angewiesen, abzuwarten, was Politiker irgendwo aushandeln. Jeder kann selbst zur Energiewende beitragen – und dabei eine Menge Geld sparen. Wir haben einige Tipps zusammengetragen, die Sie sofort oder vielleicht im nächsten Jahr umsetzen können.

Strom selbst erzeugen

Jede vierte Kilowattstunde in Deutschland wird heute von Ökostrom-Kraftwerken erzeugt. Das bedeutet aber auch: Mehr als 70 Prozent des Stroms stammt aus Kernkraft, Gas und Kohle. Dagegen können Sie etwas tun: Installieren Sie eine eigene Solarstromanlage auf Ihrem Dach, Ihrer Terrasse oder Ihrem Balkon und nutzen Sie den Strom selbst. Das verringert den Bezug von dreckiger Energie über das allgemeine Stromnetz. Obendrein kostet Sie die eigene Kilowattstunde nur etwa 10 Cent – also etwa ein Drittel von dem, was Sie Ihrem Versorger zahlen. Wollen Sie mehr eigenen Strom nutzen, können Sie noch einen Batteriespeicher anschaffen. Damit können Sie Ihren Bedarf zu 50 bis 60 Prozent selbst decken.

Strom sparen

Nicht jeder kann oder will so viel investieren. Sie können aber auch viel leichter etwas tun: Am meisten sparen Sie, indem Sie Ihren Stromverbrauch drosseln. Große wie kleine Elektrogeräte benötigen heute deutlich weniger Energie als noch vor wenigen Jahren. Haben Trockner, Kühlschrank, Waschmaschine oder E-Herd einige Jahre auf dem Buckel, dann vergleichen Sie beim Kauf neuer Geräte unbedingt die Stromkosten. Bei einem alten Wäschetrockner ohne Wärmepumpe zum Beispiel rechnet sich der Neukauf sofort. Aber auch bei Waschmaschinen oder anderen Geräten kann es sich lohnen, nicht zu lange mit der Neuanschaffung zu warten. Eine gute Übersicht über effiziente Geräte, ihren Preis und Verbrauch bieten die Ecotopten des Öko-Instituts.

Sind Sie unsicher, wer die großen Stromfresser in Ihrer Wohnung sind, bietet sich eine Prüfung durch einen Fachmann an. Über die Stromsparinitiative des Deutschen Bundestags finden Sie Berater in Ihrer Region. Diese kommen zu Ihnen nach Hause und nehmen Ihre Elektrogeräte unter die Lupe. Für Haushalte mit geringem Einkommen ist die Beratung kostenlos. Sie können aber auch selbst Ihren Stromverbrauch analysieren – durch einen intelligenten Stromzähler. Finanztip besitzt einen solchen seit September. Wir haben festgestellt: Es dauert etwas, den Verbrauch aufzuschlüsseln. Allein durch Mutmaßung hätten wir aber nicht so klar erkannt, wofür die meiste Energie draufgeht.

Durch kleine Maßnahmen lässt sich der Stromverbrauch auch sofort senken. Achten Sie darauf, vor allem ältere Elektrogeräte immer ganz auszuschalten und nicht im Standby-Betrieb zu halten. Knipsen Sie Steckdosenleisten aus, wenn Sie ins Bett gehen. Ziehen Sie Ladegeräte wieder aus der Steckdose, wenn der Ladevorgang beendet ist. Auch wenn all diese kleinen Geräte sehr wenig Energie ziehen, es läppert sich. Besonders viel Strom ziehen oft alte TV-Receiver im Standby, insbesondere im Schnellstartmodus. Aber auch einige Streaming-Boxen, die ständig auf ein mögliches Signal warten.

Bessere Thermostate und Umwälzpumpen

Auch beim Heizen können Sie das Klima und Ihren Geldbeutel schonen. Verschaffen Sie sich am besten erstmal einen Eindruck, wie hoch Ihr Verbrauch im Vergleich zu anderen Haushalten ist. Zum Beispiel über den Heizcheck des gemeinnützigen Portals co2online können Sie herausfinden, wo Sie stehen.

Erkennen Sie, dass Sie mehr als der Durchschnitt verbrauchen, muss das nicht daran liegen, dass in Ihrer Wohnung höhere Temperaturen herrschen. Es kann auch an veralteten Thermostaten an den Heizkörpern liegen. Oder an einer ineffizienten Umwälzpumpe, mit der der Heizkessel das Wasser durch die Heizungsrohre drückt. Mit dem Austausch alter Thermostate gegen neue elektronische Geräte und der Installation einer modernen Umwälzpumpe können Sie Ihren Verbrauch daher deutlich reduzieren. Vor allem die Thermostate können sie leicht ersetzen, die kosten rund 20 Euro pro Stück.

Ein neuer Heizkessel

Noch viel mehr Ersparnis ist drin, wenn Sie den Heizkessel tauschen oder das Haus dämmen. Das können freilich nur Besitzer. Den Kauf einer hocheffizienten Pumpe für den Öl-, Gas- oder Pelletkessel bezuschusst der Staat.

Ob Ihre aktuellen Geräte noch dem technischen Standard entsprechen, können Sie über einen Thermostat-Check und einen Pumpen-Check prüfen.

Senken können Sie auch Ihren Bedarf an Heizöl, Erdgas, Holz oder Pellets – indem Sie kostenlos verfügbare Wärme nutzen.

Solarwärme vom Dach

Eine solarthermische Anlage auf dem Dach absorbiert die Wärmestrahlung der Sonne. Damit können Sie Ihren Wärmebedarf im Sommerhalbjahr komplett decken. Nur noch im Winter sind Sie dann auf Ihren Heizkessel angewiesen. Rund 15 Prozent der benötigten Wärme kann die Sonne liefern.

Wärme aus dem Erdboden

Auch die Wärme im Boden oder in der Luft lässt sich nutzen: Nötig ist dazu eine Wärmepumpe. Die Stromtarife für Wärmepumpen sind in der Regel niedriger als für Haushaltsstrom.

Ist Ihre Heizanlage mindestens 15 Jahre alt, ist die Zeit reif, über eine komplette Modernisierung nachzudenken. Statt eines neuen Öl- oder Gaskessels können Sie dann auch in eine klimafreundliche Heizanlage investieren. Die Anschaffung von Wärmepumpen, Biomassekesseln und solarthermischen Anlagen fördert der Staat. Ebenso die Wärmedämmung von Gebäuden.

Ines Rutschmann
Autor

Stand:

Ines Rutschmann ist unsere Energie-Expertin und widmet sich allen Fragen, die sich Verbraucher rund um Strom und Heizen stellen. Über den Strommarkt berichtete sie erstmals 2005 für die Leipziger Volkszeitung. Danach war sie für den Deutschlandfunk und das Solarstrom-Magazin Photon tätig. Ines ist Diplom-Ingenieurin (FH) und hat einen Masterabschluss in Energiemanagement.

5 Kommentare

  1. Bei Pellets kann man auch stark sparen, wenn man ab Mai Pellets kauft. Da gehen die Preise seit Jahren runter. Zu sehen hier: https://www.pelletshome.com/pelletspreise
    Da ist man auch ein bisschen unabhängiger vom politischen Geschehen, man bedenke die aktuelle Problematik mit dem Ausstieg der USA aus dem Atom-Abkommen.

  2. Wir haben eine solarthermische Anlage auf dem Dach und nutzen das heiße Wasser u. a. direkt für die Spül- und Waschmaschine.
    Unsere Samsung solar aktiv Waschmaschine ist gestern leider kaputt gegangen. Sie schleudert nicht richtig und der Gummiring zur Tür ist verzogen. Wahrscheinlich müssen wir eine neue kaufen.
    Können Sie ein Modell für Solaranlagen empfehlen?

  3. Mir sagte ein Energieberater, eine Umrüstung auf Wärempumpe statt Ölheizung sei in unserem Haus nicht sinnvoll. Dazu müssten alle Räume mit Fußbodenheizung ausgestattet sein, da die Wärmepumpe mit deutlich niedrigerer Vorlauftemperatur betrieben wird. Was ist von dieser Aussage zu halten?
    Unser Haus ist Anfang der 70er gebaut worden und mit klassischen Heizkörpern in allen Räumen ausgestattet.

    1. Das ist richtig.
      Flächenheizungen (z.B. Fußboden-, Wand-, Deckenheizungen) können mit weniger Vorlauftemperatur (30-40°) betrieben werden, wogegen Konvektionsheizkörper wegen ihrer geringeren Oberfläche höhere Temperaturen des Heizmediums benötigen (70-90°).
      Wärmepumpen sind nur im niedrigen Temperaturbereich effektiv. Höhere Temperaturen sind mit Wärmepumpen nur mit viel zusätzlicher elektrischer Energie zu erzielen, das ist dann nicht mehr wirtschaftlich.

      1. Ein Haus vor 1995 erfüllt nicht einmal die WS-VO 1995, zu heutigen Anforderungen vergrößerte sich damit der Unterschied mit jeder neuen EnEV. Das Bundesbauminsterium hatte 2013 eine Broschüre „Hinweise zur Integration der energetischen Beschaffenheit und Ausstattung von Wohnraum – Mietspiegel“ als pdf im Download zur Verfügung gestellt. Je länger der Sanierungsstau zurückliegt umso weniger ist die Wohnung / Haus zum vermieten wert, insbesondere S. 19 + 25.

        Es stellt sich die Frage, ob man eine bessere Wohnqualität haben möchte, den Energieverbrauch senkt, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen beenden will und nebenbei den Immobilienwert anheben möchte.
        Ich hatte mich für eine Sanierung entschieden, habe keine alten Heizkörper mehr, dafür kann ich mit der Wandheizung auch im Sommer kühlen – andere Lebensqualität. Die Brauchwasser-WP wird sowohl von Wärmeseite als Stromseite Solar unterstützt (in Heizperiode, VL-Temperatur um ca. 35 Grad), die Kosten liegen niedrig.

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