Goldbarren und Münzen
Bild: Sven-Hoppe, dpa

Gold glänzt wieder: Seit einigen Wochen steigt der Preis für die Feinunze (31 Gramm) deutlich an: Vor einer Woche überschritt er die 1.500-Dollar-Grenze – zum ersten Mal seit sechs Jahren. Und der Goldpreis steigt weiter. Immer wieder, wenn die Weltlage unruhig wird und die Konjunktur sich eintrübt, greifen nicht wenige Anleger zu Gold. Als Krisenabsicherung.

Doch was ist von den Versprechungen des Goldes (und seiner Verkäufer) zu halten? Wer Gold kauft, gibt meistens einen der folgenden Gründe an: Gold sei eine sichere Anlageform, biete einen echten Gegenwert, der auch noch Bestand habe, wenn das Finanzsystem zusammenbreche. Aber stimmt das wirklich? Sollten wir jetzt alle Gold kaufen? Eine Bestandsaufnahme:

Mythos 1: Gold ist eine sehr stabile Anlage

Von wegen. Auch der Wert von Gold schwankt. Sogar stärker als manche konservative Anlage in Aktien. Wir haben die Entwicklung des Goldpreises verglichen mit dem Kurs des Weltaktienindex MSCI World seit 1975. Das überraschende Ergebnis: Gold schwankte noch etwas stärker als der Aktienindex. Gleichzeitig war der Wertzuwachs, den man damit durchschnittlich pro Jahr erzielen konnte, nur halb so hoch wie der von Aktien.

Mythos 2: Gold ist eine gute Anlage in unsicheren Zeiten

In unsicheren Zeiten geht der Goldpreis tatsächlich oft nach oben. Ein erstes Rekordhoch erreichte er 1980, im Jahr nach dem Einmarsch der Sowjetunion in Afghanistan und der Islamischen Revolution im Iran. Damals stieg der Preis für die Feinunze auf 850 US-Dollar. Das Problem: Sobald sich die Lage beruhigt, rauscht der Goldkurs wieder nach unten. So war es auch seinerzeit: Schon Ende 1980 waren es nur noch 590, zwei Jahrzehnte lang dümpelte der Preis dann um die 400 Dollar. Wer also in unsicheren Zeiten kauft, kann anschließend mit Gold empfindliche Verluste machen.

Goldbarren
Bild: dpa

 

Mythos 3: Gold schützt vor Inflation

Nicht unbedingt. Nehmen wir den oben genannten Goldpreis Anfang der Achtziger und berücksichtigen wir die Inflation: Nach heutigen Preisen entspricht das einem Wert von etwa 2.600 Dollar. Diesen Wert hat Gold aber bis heute nicht wieder erreicht.

Mythos 4: Gold bleibt stabil in Finanzkrisen

Finanztip hat in einer Untersuchung insgesamt sechs Finanzkrisen betrachtet. In drei davon machten Anleger auch mit Gold Verluste. Allerdings deutlich weniger als mit Aktien. Man kann also sagen, dass Gold durchaus ein wenig Stabilität ins Portfolio bringen kann. Mehr aber nicht.

Mythos 5: Gold behält mindestens seinen Materialwert

Es macht wohl einen Großteil seiner Faszination aus: Gold ist der Inbegriff von Reichtum. Wir messen dem Metall einen besonderen Wert zu. Aber wie wertvoll Gold wirklich ist, lässt sich nicht sagen. Ist die Unze 300 Euro wert? Oder 2.000? Manche Gold-Fans sagen, weniger als die Förderkosten kann Gold nicht wert sein. Doch der Goldpreis lag historisch immer wieder unter den Gesamtkosten für seine Produktion. Machen Sie sich auch klar, dass es Geld kostet, Gold zu lagern. Für ein Bankschließfach wird eine jährliche Lagergebühr fällig, Zuhause brauchen Sie zumindest einen Tresor. Auch eine Versicherung empfiehlt sich. All das zehrt an dem Wert, den das Gold für Sie hat.

Mythos 6: Gold ist nicht spekulativ

Was ist also der Wert des Goldes? Am Ende bestimmen Angebot und Nachfrage den Preis. Und dabei muss man sich klarmachen, dass rund ein Drittel der Jahresproduktion regelmäßig von Investoren und Spekulanten gekauft wird. Und die sind anfällig für Herdenverhalten. Allein die Zentralbanken lagern ein Sechstel allen jemals produzierten Goldes in ihren Tresoren. Wenn im Falle einer großen Währungskrise eine Zentralbank nennenswert Gold abstößt, könnte der Wert schnell ins Rutschen kommen. Niemand kann vorhersagen, was das Gold dann noch wert ist.

Mythos 7: Gold behält seinen Wert, wenn das Finanzsystem zusammenbricht

Wenn das weltweite oder auch nur das europäische Finanzsystem ins Wanken gerät, wird es so oder so ungemütlich. Ob man dann für Gold wirklich Verwendung hat? Und was es dann wert ist? Schwer zu sagen. Wer an solche Krisenszenarien glaubt, sollte sich vielleicht lieber ein Stück Land kaufen, auf dem er Kartoffeln anbauen kann. Und einen großen Zaun darum ziehen.

Mythos 8: Goldschmuck ist eine Geldanlage

Gold ist ein schöner Schmuck, es ist eine Geste der Liebe. Aber ist es auch eine Geldanlage? Wenigstens ein kostbares Erbstück? Eher nicht. Machen Sie sich klar: Man zahlt beim Juwelier für die schöne Kette mehr, als an Materialwert drinsteckt. Außerdem sind manche Schmuckstücke weniger rein als Münzen oder Barren und die Goldmenge geringer – vor allem Schmuck mit unbekannter Herkunft. Dafür bekommen Sie beim Verkauf womöglich nicht so viel Geld wie erhofft.

Was tun?

Soviel zu den Mythen über Gold. Wer nennenswert Gold besitzt, auch als alten Schmuck, der kann natürlich aktuell überlegen, ob er nicht verkaufen will. Was dabei zu beachten ist, lesen Sie in einer Kurzfassung im Blog und ausführlich in unserem Ratgeber.

Und wenn es Ihnen trotzdem wichtig ist, für schlechte Zeiten ein wenig Gold auf die Seite zu legen, dann können Sie das natürlich machen. Wir empfehlen aber, nicht mehr als 10 Prozent Ihres Vermögens in Gold anzulegen. Und keine Goldzertifikate oder Ähnliches zu kaufen. Worauf es dabei ankommt, lesen Sie in einer Kurzfassung im Blog – und ausführlich in unserem Ratgeber.

Matthias Urbach
Autor

Stand:

Matthias Urbach war von 2014 bis 2022 stellvertretender Chefredakteur von Finanztip. Als Diplomphysiker und Absolvent der Henri-Nannen-Schule kombiniert er analytisches und redaktionelles Know-how. Zuvor war er unter anderem als Verlagsdirektor beim SpringerNature-Wissenschaftsverlag und als Leiter von taz.de tätig.

8 Kommentare

  1. Mich würde interessieren inwiefern sich der Wert von Gold in den letzten Jahren verändert hat. Ich finde es total spannend mich mit dem Thema zu beschäftigen. Ich bin kurz davor auch Goldschmuck zu kaufen.

  2. Der Beitrag war sehr interessant. Ich war letztens erstaunt, als ich erfahren habe, dass die Preise für Edelmetalle im Sinken sind. Wenn sich die Preise wieder einpendeln, möchte ich mich von einer geerbten Goldkette trennen. Für den Ankauf von Altgold wende ich mich noch an einen seriösen Fachhändler.

  3. zu Mythos 7:
    wenn das Finanzsystem zusammenbricht wird es ungemütlich und höchst wahrscheinlich werden Eurovermögen dann relativ stark entwertet -> In diesem Fall kann man das Vermögen doch mit Gold vermutlich bewahren?

  4. Man hört und liest immer wieder, alle Länder und Banken weltweit kaufen und horten Gold. Die
    Produktion ist sehr, sehr teuer. Weshalb dies alles, wenn Gold nichts Wert ist?
    Danke für Ihre Antwort.
    Freundliche Grüße

    1. Viele Banken haben noch Goldreserven aus der Zeit, als die Währung noch mit Gold abgesichert sein musste.

      Niemand sagt, dass Gold keinen Wert hat. Im Gegenteil: Derzeit bekommen Sie für eine Unze Gold (31 Gramm) gut 1.400 Euro.

      Aber der Wert ist nicht irgendwie objektiv, wie viele glauben. Ein großer Teil seines Wertes beruht darauf, dass viele Leute Gold für eine Krisenwährung halten und viele Angst vor einer Krise haben.

      Der Goldpreis kann drastisch sinken, wenn die Angst vor einer Krise klein ist. Und es gibt dann eben keinen gesicherten Wert von Gold – gerade weil die Banken so viel Gold horten.

      Am Ende ist es wie mit allen Dingen: Gold ist auch nur so viel wert, wie jemand bereit ist, dafür zu geben. Das hängt auch an dem Angebot. Werfen mehrere Zentralbanken ihr Gold auf den Markt, kann sein Wert sehr schnell in Rutschen kommen.

  5. zu Punkt 3: Leider fehlt die Angabe, mit welchen Raten eine Inflationsbereinigung vorgenommen wurde, mit der offiziellen Preissteigerungsrate? mit M2? mit M3? ???
    Auch fehlt hier die Angabe was der USD aus den 80igern in DEM/EUR wert war, um diesen Wert mit dem heutigen USD zu vergleichen.
    Die angefügten „Fakten“ sind leider so nichts wert.

  6. Der Artikel „Die acht größten Mythen über Gold“ von Matthias Urbach ist meiner Meinung nach schon sehr Gold-unfreundlich ausgefallen. deshalb hierzu einige Anmerkungen:.

    Jede Geldanlage ist in der derzeitigen unüberschaubaren Wirtschafts- und Finanzlage mit Risiken behaftet, vor allem auch Aktien. Bei der wichtigen Überlegung, wie ein vorhandenes Finanzvermögen günstig aufzuteilen ist (asset allocation) muss jeder/jede zu einer eigenen Entscheidung kommen. Ich halte hier eine Geldanlage in Aktien (ETF) und in Gold (und Silber) durchaus für gleichwertig. Wo die Reise in der Wertentwicklung in diesen beiden empfehlenswerten Anlagekategorien mittelfristig hingeht, weiß niemand, auch FINANZTIP nicht. Die Entwicklung in den vergangenen Jahrzehnten hilft für Prognosen kaum.

    Gold muss übrigens nicht nur zuhause gebunkert werden. Eine interessante Alternative ist auch eine Investition in die beiden gleichwertigen Zertifikate Xetra-Gold oder Euwax-Gold II, da bei einem Verkauf nach einer Haltedauer von einem Jahr ein späterer Kursgewinn einkommensteuerfrei ist, gerade für eine langfristige Anlage ein großer Vorteil gegenüber den zu versteuernden Aktiengewinnen. Der Gegenwert der Zertifikate ist in Form von Gold gelagert und bleibt im gesicherten Sondereigentum der Zertifikateinhaber.

Comments are closed.

* Was der Stern bedeutet:

Wir wollen mit unseren Empfehlungen möglichst vielen Menschen helfen, ihre Finanzen selber zu machen. Daher sind unsere Inhalte kostenlos im Netz verfügbar. Wir finanzieren unsere aufwändige Arbeit mit sogenannten Affiliate-Links. Diese Links kennzeichnen wir mit einem Sternchen (*).

Bei Finanztip handhaben wir Affiliate-Links aber anders als andere Websites. Wir verlinken ausschließlich auf Produkte, die vorher von unserer unabhängigen Experten-Redaktion empfohlen wurden. Nur dann kann der entsprechende Anbieter einen Link zu diesem Angebot setzen lassen. Geld bekommen wir, wenn Du auf einen solchen Link klickst oder beim Anbieter einen Vertrag abschließt.

Ob und in welcher Höhe uns ein Anbieter vergütet, hat keinerlei Einfluss auf unsere Empfehlungen. Was Dir unsere Experten empfehlen, hängt allein davon ab, ob ein Angebot gut für Verbraucher ist.

Mehr Informationen über unsere Arbeitsweise findest Du auf unserer Über-uns-Seite.