Versteckte Kosten im Girokonto
Kosten voraus! Bild: cybrain / iStock.com

Die meisten Girokonten sind nicht kostenlos. Nicht einmal die, die als kostenlos beworben werden.

Die EU macht das nun deutlich durchschaubarer: Ende Oktober tritt die letzte Stufe der Zahlungskontenrichtlinie in Kraft. Dann muss Ihnen Ihre Bank einmal im Jahr genau aufschlüsseln, was Sie für Ihr Konto ausgegeben haben – und zwar nach diesem Muster der Bafin. „Entgeltaufstellung“ heißt die Kostenübersicht im sperrigen Behördendeutsch.

Das ist überfällig: Wenn Banken in ihrer Werbung oder auch Vergleichsportale von kostenlos reden, meinen sie in der Regel, dass keine Kontoführungsgebühren anfallen. Teuer kann Sie so ein Girokonto aber trotzdem kommen.

Egal ob Kartengebühren (gerne mal 40 Euro), Gebühren für Überweisungen auf Papier (bis 5 Euro), fürs Zahlen in Fremdwährung (meistens 1,75 Prozent) oder gar Abheben in Fremdwährung (auch schon mal 5 Prozent) – die Banken und Sparkassen sind kreativ, wenn es um Gebühren beim Girokonto geht. Ganz zu schweigen von Abhebegebühren an fremden Automaten. Und von Dispozinsen – von 0 bis knapp 14 Prozent ist alles zu finden.

Alles in allem kommen so schnell Kosten von 100 Euro im Jahr heraus – manchmal 200 Euro und mehr.

Leider gibt es keine einheitliche Linie, wie die Banken die neue Richtlinie umsetzen. Wir haben uns umgehört: Einige Banken erklärten uns, ihre Kunden bekommen immer nur die Daten des Vorjahres. Und von 2018 nur die Kosten ab dem 31. Oktober. Das werden vermutlich viele Banken so machen. Dann gibt es eine ganzjährige Aufstellung erst ab 2020!

Außerdem wollen einige befragte Banken die Entgeltaufstellung nicht automatisch senden, sondern nur auf Anfrage zur Verfügung stellen. Das stellt sich die Bankenaufsicht Bafin offenbar anders vor: In Ihrer Veröffentlichung dazu spricht Sie davon, die Aufstellung sei den Kunden „mindestens einmal jährlich auszuhändigen“.   

Uns wundert nicht, dass die Banken sich weiter zieren, Ihre Kunden aktiv aufzuklären. Wir bei Finanztip weisen schon länger auf das Problem der versteckten Kosten von Girokonten hin. Wir überschlagen diese Kosten für Sie anhand eines typischen Kundenverhaltens. Darauf müssen Sie nicht bis 2020 warten, nutzen Sie einfach unseren Girokonto-Vergleichsrechner.

Noch eine kleine Bitte von uns: Fordern Sie unbedingt eine Entgeltaufstellung an, sobald Ihre Bank das anbietet. Und bitte schicken Sie sie uns (Name und Adresse geschwärzt). Damit können wir noch besser einschätzen, welche Kosten bei unseren Lesern anfallen – und können Ihnen noch passendere Tipps geben.

Zum Rechner

Matthias Urbach
Autor

Stand:

Matthias Urbach war von 2014 bis 2022 stellvertretender Chefredakteur von Finanztip. Als Diplomphysiker und Absolvent der Henri-Nannen-Schule kombiniert er analytisches und redaktionelles Know-how. Zuvor war er unter anderem als Verlagsdirektor beim SpringerNature-Wissenschaftsverlag und als Leiter von taz.de tätig.

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