Künftig sind Fahrverbote für Diesel nicht nur möglich, sie sind sogar verpflichtend, wenn die Städte anders den Ausstoß an giftigen Stickoxiden nicht in den Griff bekommen. Das bedeutet das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts in Leipzig diese Woche.
Was auf den ersten Blick wie ein Konflikt um saubere Luft aussieht, ist tatsächlich ein gewaltiger Betrug an uns Verbrauchern. Weil die Autoindustrie jahrelang Diesel produzierte, die deutlich mehr Abgase ausstoßen als sie uns weismachen wollte, werden seit Jahren die Grenzwerte überschritten – zurzeit in 66 Städten, in 25 davon massiv. Hamburg ist offenbar die erste Stadt, die ab April zwei Hauptverkehrsachsen für ältere Diesel sperren will.
Wir Verbraucher leiden dreifach: Erstens als Anwohner, die giftige Luft atmen müssen. Zweitens als Fahrer, die künftig nicht mehr überall hinein dürfen. Und drittens als Besitzer von Autos, deren Wiederverkaufswert schmilzt. Hatte ein drei Jahre alter Diesel Anfang 2017 noch etwa denselben Wert wie ein Benziner, so bringt der Diesel inzwischen gut 7 Prozent weniger beim Verkauf ein.
Im Juni vergangenen Jahres haben wir Sie erstmals im Newsletter gewarnt, dass der Wiederverkaufswert von Dieseln ernsthaft durch Fahrverbote bedroht ist. Nun ist der Verlust deutlich messbar.
Die Große Koalition hat ihren Teil zu dem Schlamassel beigetragen, weil sie die Dieselhersteller nicht zu wirksamen Nachrüstungen verpflichtete – nicht mal den VW-Konzern.
Wenn Sie einen Diesel besitzen, sollten Sie trotz allem Ruhe bewahren. Für Handwerker, Rettungskräfte und behinderte Menschen wird es Ausnahmen vom Fahrverbot geben. Zunächst werden laut dem Urteil von Verbotszonen nur Fahrzeuge der Schadstoffklassen bis Euro 4 betroffen sein, erst in einem zweiten Schritt auch Euro-5-Diesel – vermutlich ab 2019.
Besitzen Sie einen manipulierten Diesel aus dem VW-Konzern, können Sie immer noch versuchen, ihn zurückzugeben. Mit Hilfe eines Rechtsdienstleisters auch ohne finanzielles Risiko. Vielleicht lohnt es sich auch für Sie, mit der Umweltprämie Ihren Diesel gegen einen Neuwagen zu tauschen.
Falls Sie erwägen, wieder einen Diesel zu kaufen, warten Sie lieber noch ab, wie sich die Lage entwickelt. Ein neuer Euro-6-Diesel wäre zwar aktuell nicht von Fahrverboten betroffen. Doch falls sich der Diesel insgesamt zum Auslaufmodell entwickelt, werden Sie den Wagen später schlecht wieder los.
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Matthias Urbach war von 2014 bis 2022 stellvertretender Chefredakteur von Finanztip. Als Diplomphysiker und Absolvent der Henri-Nannen-Schule kombiniert er analytisches und redaktionelles Know-how. Zuvor war er unter anderem als Verlagsdirektor beim SpringerNature-Wissenschaftsverlag und als Leiter von taz.de tätig.
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13 Kommentare
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Das ändert nichts an der Tatsache, dass wir jahrelang wissentlich und vorsätzlich betrogen wurden. Die Autoindustrie darf sich nicht einfach aus der Verantwortung stehlen, meinem Rechtsempfinden entspricht das jedenfalls auf keine Fall. Zumal nach Berichten auch auf dem Genfer Autosalon die neuesten Modelle kaum den gesetzlichen Bestimmungen gerecht werden.
Ich möchte auf einen Aspekt hinweisen, der m.E. in der ganzen Dikussion noch überhaupt nicht erwähnt wurde: Wenn man zusätzlich zur verbrauchten Dieselmenge 2- 4% Add-Blue ‚verbrennt‘ wird der Diesel nach Aussage eines in der Abgasforschung arbeitenden Freundes richtig sauber. Ein kurzer Überschlag: bei ca. 60 Litern Diesel auf 1000 km sind das ca. 2.4 Liter, zu einem Preis von unter 2 € – vernachlässigbar gegenüber dem Treibstoffpreis von ca. 70 €. Bei EURO6 Fahrzeugen ist die gesamt dafür erforderliche Hardware an Board, man muss nur die Einspritzmenge von Add-Blue richtig einstellen und sämtliche Abschalteinrichtungen deaktivieren, in der Tat ist das wirklich mit einer Änderung der Software zu machen. Die Tankgröße für Add-Blue variiert zwischen 8 und 25 Litern (je nach Autotyp), so dass mit mit einer Füllung Add-Blue zwischen (je nach Typ) 3000-10000 km weit kommt.
Das ganze Thema reduziert sich damit auf ein Reichweiten-Problem, und ggf auf ein Bequemlichkeits-Problem beim Nachfüllen, da bei vielen Herstellen der Nachfüllstutzen im Moterraum verbaut ist. Wenn die Hersteller also von ihrem Dogma abrücken würden, dass der Kunde mit dem NAchfüllen von Add-Blue zwischen den Serviceintervallen nicht zu belästigen sei, wäre das m.E. Problem gelöst. Angesichts der gegenwärtigen Panik bei Dieselkunden frage ich micht: Wäre das nicht eine aktzeptable Lösung? Wenn ich bei jedem 5.-10. Besuch an der Tankstelle das Zeugs nachfülle und damit mein fast neues Fahrzeug weiter betreiben kann? Wo ist das Problem? Und warum schlägt das niemand vor?
Ja, das ist eine gute Lösung für alle Diesel mit Adblue-Kat. Meines Wissens passiert genau das bei den Updates entsprechender Autos. Ist die Software dann richtig eingestellt und füllt der Besitzer regelmäßig Adblue nach, ist der Wagen viel sauberer, was Stickoxide angeht. Der etwas höhere Verbrauch und damit CO2-Ausstoß, der damit einhergeht, ist meiner Meinung nach das deutlich kleinere Übel.
Hat der Wagen hingegen nur einen Speicherkat, kann ein Software-Update nur wenig retten. So richtig würde dann nur eine Hardware-Nachrüstung mit einem Adblue-System helfen. Das gibt es bereits – wollen die Autohersteller aber nicht bezahlen. Und die Bundesregierung zwingt sie leider noch nicht dazu.
Alle Versager-Regierungen der letzten 20 Jahre haben ihren Anteil an noch mehr ungelösten Problemen, als nur das Problem des Straßenverkehrs zu verantworten, weil sie als jeder-Manns/-Frau Liebling zum GROFAZ ausgewählt werden wollen. Mit Versprechen, meint Versprechern von Lösungen ohne über den Hauch einer ganzheitlichen Vision zu verfügen. Große Würfe sind deswegen ausgeschlossen. Um nicht in Verdacht zu kommen, dass man unfähig sei, werden Klein-Klein Teillösungen durch interessierte Dritte aktiv ausgelagert. Allein das Interesse beweist die Auswahl-Expertise der dann handelnden Gruppen. Die größte Interessen-Gruppe der Bevölkerung / Wähler fällt nicht unter die Experten und wird von einer Suche nach ganzheitlichen Lösungen von vornherein ausgeschlossen, auch, weil die Regierenden voreingenommen sind, im Wissen, dass es diejenigen sind, welche die Rechnung bezahlen müssen und sie sich letztendlich fragen werden, wozu man die Regierenden gewählt hatte. Zu jedem Problem gibt es Lösungen und zu jeder Lösung gibt es neue Probleme. Warum fragt man nicht die Autofahrer – anstatt diese befangenen Beteiligten des Problems?
Wieso ist immer von Diesel-PKW’s aus Deutschland die Rede? Was ist denn mit den
Modellen aus dem Ausland – Peugeot, Renault, Citroen, Toyota und wie sie alle heißen.
Welche Optionen haben die Besitzer dieser Marken? Auch nur abwarten und evtl. selber zahlen???
Diesel hin – Diesel her, Abgasproblematik hin – Abgasproblematik her. Auch ich bin Betroffener des Abgassskandals – fahre einen Tiguan mit Schummelsoftware. Das Geld für das Auto habe ich mit teuer erspart, damit ich meine Familie ernähren und zur Arbeit kommen kann. Die Politik mit ihren gekauften Autolobbyisten Wiessmann und vielen anderen leisten ganze Arbeit für die Rechtspopulisten. Die AfD braucht eigentlich keine Werbeveranstaltungen und wird bei den nächsten Wahlen Zulauf ohne Ende bekommen. Man kann sich schon denken, warum die etablierten Parteien in der momentanen Situation keine Neuwahlen wollen und “ leider “ die GroKo wählen. Ob wir das nicht bitter bereuen. Um uns herum interessiert das keinen, nur wir dummen Deutschen im vorauseilenden Gehorsam schießen uns mal wieder ein Selbsttor. Was macht Herr Resch von der Umwelthilfe in einem Jahr. Wenn er Geld braucht mit seinem Abmahnverein wird er die CO2 – Abgase in den Benzinern aufs Korn nehmen – dann sind wir wieder soweit und der kleine Mann ist wieder der Dumme !
Wie immer trifft es den Verbraucher. Und natürlich auch die Umwelt, als wären alternative Antriebe, wenn man die Gesamtbilanz betrachtet, besser, zumindest wenn man, wie ich, Fahrleistungen von mindestens 40.000 km im Jahr bringen muss, auch weil sich eng getaktete Termine mit der Bahn und dem ÖPNV leider nur zu einem geringen Teil wirklich darstellen lassen. Zudem hat sich ja offensichtlich, wie in vielen Branchen, eben nicht nur der Autoindustrie, die Lobbyisten wieder mal durchgesetzt. Tatsächlich müssten alle Hersteller verpflichtet werden, die Umrüstung aller verkauften Fahrzeuge, mindestens ab EURO 4, zu bezahlen. Außerdem muss die Bundesregierung umlenken und endlich auch für mehr Wasserstofftankstellen sorgen, damit für Vielfahrer ein adäquater Umstieg möglich ist. Aber wahrscheinlich wird nichts draus. Dafür wird die Lobby schon sorgen. Dennoch werde ich notfalls eher umrüsten als ein neues Fahrzeug zu kaufen, die ja inzwischen Preise erreicht haben, für die man schon eine Eigentumswohnung kaufen kann. Angebote fürs Umrüsten, auch von E4 auf E6, gibt es ja schon. Und der Wertverlust eines Neufahrzeugs im ersten und zweiten Jahr ist viel höher. Zudem weiß man ja gar nicht, welcher Antrieb langfristig überhaupt richtig ist. Vielleicht werden in 2-3 Jahren auch E6 Fahrzeuge mit Fahrverboten belegt. Denn auch die sind ja nicht wirklich sauber, was auch für alle Benziner gilt!
Ich neige wirklich nicht zur Polemik, aber warum sollten wir auch ‚heute‘ jemanden anders als die breite Masse die Zeche mittel- oder unmittelbar zahlen lassen (hier ‚Autofahrer‘ genannt)? War doch schon immer am einfachsten… Ach übrigens, wem dann die vielen Schadstoffpartikel in seiner -städtischen- Atemluft bald fehlen sollten, der kann sich dann seine Mehrjahres-Dosis buchen auf einem zehntägigen Kreuzfahrtaufenthalt auf dem Oberdeck der so angesagten Luxusliner auf See. Wer sich das nicht leisten mag, kann sich sicherlich schon an jedem (Binnen-)Hafen sein Quäntchen abholen, wenn die kleinen und großen Dampfer vor Anker liegen…
Bei allen Medienberichten vermisse ich ein richtiges Messverfahren. Düsseldorf z. B. besteht nicht nur aus der Corneliusstrasse ( Messstation mit ab und an überhöhten Werten) Nur diese eine Messstation wird für die gesamte Stadt als Maßstab genommen! Das ist absolut Unverhältnismäßig!! Schließlich beschwere ich mich im Skigebiet auch nicht über Schnee oder Ferien auf dem Bauernhof über Hähne Krähen und Kühe blöken – soll es aber auch geben.
Die Corneliusstrasse ist ein der mit am stärksten befahrenen Straße und nur diese nimmt man zum Anlass für Fahrverbote. In Düsseldorf Lörick steht auch eine Messstation- leider ( für die DHU ) keine überhöhten Werte- darüber wird nicht geredet. Mehrere Messstationen an verschiedenen Standorten ( nicht nur Hauptverkehrsstraßen) danach den Mittelwert aller Stationen und Standorte – und schon sieht das Ergebnis anders aus – Quasi wie in der Schule einen Notendurchschnitt errechnen
Deutschland eine Bananenrepublik? Das ist ja schon eine Beleidigung für all die anderen Bananenrepubliken. Da betrügen deutsche Automobilkonzerne jahrelang aktiv und nehmen Krankheit und Tod unzähliger Menschen billigend in Kauf mit schmutzigen Tricks am schmutzigen Diesel für schmutziges Geld. Aber niemand zieht diese kriminellen Vereinigungen zur Verantwortung. Die Wiessmann-Mafia hat unsere integren Volksvertreter voll im Griff (=gekauft). Nein – bloß keine Hardwarenachrüstung – zu teuer. Nur ein paar fakes in der Software – die Zeche zahlt der Kunde/der Verbraucher. Und diese sitzen und saßen von Anfang an in den Aufsichtsgremien und wollen nun von nichts gewußt haben? – Einfach lächerlich. Oder aber diese Politiker sind lächerlich. Too big to fail, wie im Bankenskandal. Das gilt wohl für alle verbrecherischen Konzerne weltweit, zu denen man getrost auch die Mafia zählen darf. Auf deren Stufe gehören diese Konzerne. Fast bewundernswert, wie erfolgreich der bayerische Beteiligte auf Druck der CSU-Minister „sauber“ gehalten wurde. Ein wenig mehr von dieser kriminellen Energie als Energie zu Gunsten der Bevölkerung könnte auch die Politikverdrossenheit in unserem schmutzigen Land beheben.
VW – schlimmer gehts nimmer!
Zu allen Kommentaren vermisse ich Hinweise, dass man alle LKW stilllegen sollte, die fahren doch alle Diesel, oder…………?
Ferner wundert mich, dass der Discounthandel (Edeka, Aldi, Lidl und Freunde) nicht Werbung für sich nutzen und darauf hinweisen, dass sie nicht in Städten sondern ausserhalb ihre Produkte anbieten. (Alle Läden, Kaufhäuser etc. sollten sich aus den Städten verabschieden, ebenso Banken, Restaurants, Kinos, Theater etc. damit das Leben in den Städten mal durch den Fahrverbot zum Erliegen kommt – in Amerika ist das schon so.)
Warum denken die Beteiligten nicht weiter, sondern nur an den Fahrverbot?
Hallo,
ich bin irritiert, dass immer nur von E5 und E6 die Rede ist. Ich fahre einen 1er BMW, Bj 2005, 140 ooo km, sparsam im Verbrauch und zuverlässig und E4. Auch für mich ist diese Geschichte eine Teilenteignung. Von Kohlekraftwerken, Lkw’s und Bussen etc. ist irgendwie nicht die Rede. Und wenn wir alle auf E-Fahrzeuge umsteigen, woher kommen die Batterien, wie werden sie entsorgt, wie funktionieren die „Strom-Tankstellen“ und woher soll im Süden Deutschlands der ganze Strom herkommen. Fragen über Fragen.
Fahrverbot fuer bedrohte Staedte ist absolut empfehlenswert,saemtliche Kosten und Folgekosten(Krankheiten der Betroffenen usw.)muss Uneingeschraenkt die Autoindustrie begleichen.
Unsere Auto-Lobby-Speichellecker-Regierung muss derselbigen Lobby endlich klar machen,
das der Spass zu Ende ist:) Doch wie koennen sich dann unsere Politiker noch die eigenen Taschen fuellen??Ach ja von der Chemie und Pharma-Lobby,die mit Ihren MITTELCHEN dann hilft
(gegen teuerste Bezahlung-von Frau Merkel abgesegnet)o.a.Kostenfaelle mit Placebos zu heilen?