Heizkraftwerk
Bild: IMAGO / Richard Wareham

Eine Kilowattstunde Strom für 92 Cent? Und Gas für 35 Cent? Solche Preise erschienen noch im Sommer absurd. Jetzt sind sie Realität – zumindest an bestimmten Orten. Betroffen sind Verbraucher, die gerade in die Ersatzversorgung beim Grundversorger gefallen sind. Etwa, weil der bisherige Lieferant pleiteging oder sie in eine neue Wohnung gezogen sind, ohne einen neuen Vertrag abzuschließen.

Immer mehr Grundversorger nehmen von neuen Kunden deutlich höhere Preise als von Bestandskunden. Zwar müssen Versorger die Energie seit Wochen sehr teuer einkaufen, doch manche übertreiben es dann doch: Etwa die Stadtwerke Gütersloh, die WSW Energie & Wasser aus Wuppertal und Rheinenergie aus Köln. Diese verlangen von Neukunden drei- bis viermal so hohe Gaspreise und das Doppelte bis Dreifache für Strom wie von Bestandskunden. Deshalb hat die Verbraucherzentrale NRW sie nun abgemahnt.

Für Kunden gehen diese Tarife richtig ins Geld: Wer bei einem der drei neu in der Grundversorgung landete, zahlt monatlich um die 100 Euro mehr für Strom (bei 2.500 Kilowattstunden Jahresverbrauch) und mindestens 230 Euro mehr für Gas (bei 15.000 Kilowattstunden Jahresverbrauch) als Bestandskunden.

Grundversorger dürfen dabei nicht beliebig hohe Preise von Kunden verlangen, die unfreiwillig zu ihnen gekommen sind. „Es ist kartellrechtlich durchaus relevant, wenn jemand missbräuchlich überhöhte Mondpreise zahlen muss“, erklärt der Chef des Bundeskartellamts, Andreas Mundt. Verlangt auch Dein Grundversorger übertrieben hohe Preise in der Ersatzversorgung, kannst Du dies der Kartellbehörde in Deinem Bundesland melden, damit diese die Preise prüft. Verteilt sich das Grundversorgungsgebiet auf mehrere Bundesländer, ist das Bundeskartellamt zuständig.

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Ines Rutschmann
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Stand:

Ines Rutschmann ist unsere Energie-Expertin und widmet sich allen Fragen, die sich Verbraucher rund um Strom und Heizen stellen. Über den Strommarkt berichtete sie erstmals 2005 für die Leipziger Volkszeitung. Danach war sie für den Deutschlandfunk und das Solarstrom-Magazin Photon tätig. Ines ist Diplom-Ingenieurin (FH) und hat einen Masterabschluss in Energiemanagement.

1 Kommentar

  1. 100,- Euro mehr für Strom (bei 2.500 Kilowattstunden Jahresverbrauch) pro Monat..

    Man kann es gar nicht glauben, aber es hat im Moment den Anschein als würde sich alles nur noch um Covid drehen?!

    Wenn die Verteuerung von Strom & Gas weiterhin bestehen bleibt und niemand gegensteuert, wird das in absehbare Zeit Auswirkungen auf ganz vieles haben – nicht nur Strom & Gas ist dann teuer…

    Kunden, die unfreiwillig die Kündigung bekommen haben, können einem leidtun, schließlich können die Betroffenen derzeit noch nicht mal den Anbieter wechseln, da viele Energieversorger gar keine Neukunden wollen oder nur ein eingeschränktes Angebot anbieten.

    Und bei der Kettenreaktion bleibt es natürlich nicht aus, dass auch sämtliche Strom&Gas Vergleichsportale „leiden“… Noch hört man aber keinen Aufschrei!

    LG PF

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