Zunge raus
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Was ist, wenn Dein Handy auf den Boden fällt und zersplittert? Oder wenn Du Dich auf Deine Brille setzt? Vor ein Auto läufst? Oder krank wirst vor dem lang geplanten Sommerurlaub? Wer lange genug über solche Fragen nachdenkt, schließt lieber eine Versicherung ab. Vertreter und Verkäufer wissen das.

Deshalb gibt es unter jeder Flugbuchung ein Häkchen für die Reiseversicherung, deshalb fragt der Verkäufer im Elektromarkt stets nach der Garantieverlängerung. Doch solche Versicherungen lohnen sich nicht.

Auch wenn die ein oder andere Versicherung vielleicht gar nicht so ins Geld geht. Da läppert sich schnell was zuammen. Und so mistest Du aus:

1. Die Grundregel

Sinnvoll sind nur solche Versicherungen, die Dich bei außergewöhnlichen und großen Schäden schützen. Schäden, die Dich finanziell überfordern würden (Berufsunfähigkeit, Krankheit, Haftung nach Unfällen). Deshalb muss jeder eine Auto- und eine Krankenversicherung haben. Eine Haftpflicht sollte auch jeder haben – jeder siebte hat keine.

Den Verlust eines Handys oder einer Reisebuchung kannst Du hingegen verkraften. Überschlage einfach mal, was es kostet, dauerhaft diese Versicherung zu zahlen. Und überschätze nicht, was Du im Fall der Fälle bekommst. Beim Handy ist es häufig nur der Gebrauchtwert. In vielen Situationen gibt es außerdem Streit mit der Versicherung (Diebstahl des Handys, Reiserücktritt in Zusammenhang mit Krankheiten wie Diabetes oder Herzproblemen).

2. Was niemand braucht

Es gibt eine Hochzeitsrücktrittskosten-Versicherung. Oder eine für häusliche Notfälle, falls Du deinen Schlüssel vergisst und Dich aussperrst. Das ist Quatsch. Häufig versucht man Dir auch eine Sterbegeldversicherung anzudrehen („Sie wollen Ihren Kindern doch nicht zur Last fallen?!“). Bei dieser verkappten Lebensversicherung hast Du viel Kosten und wenig Ertrag. Spar lieber direkt, zum Beispiel auf einem Konto mit Sperrvermerk. Direkt sparen ist auch besser als eine Ausbildungsversicherung für Kinder oder Enkel.

Bei Krediten für Konsum oder das neue Auto wird gerne eine Kreditversicherung mit angeboten. Die soll zahlen, falls Du es nicht kannst, springt aber zu selten ein und ist in der Regel immens überteuert. 

Handy-Versicherungen sind oft teuer und schließen viele Schäden aus. Handy-Reparaturen kosten auch gar nicht so viel: Oft genügt ein Display-Tausch – das kostet bei einfachen Handys selten mehr als 100 Euro. Ähnliches gilt für Brillenversicherungen.

3. Auf Reisen brauchst Du nur eine Sache

Fast jeder sorgt sich auf Reisen um sein Gepäck. Besonders im Flugzeug und im Zug. Also eine Reisegepäckversicherung abschließen? Bloß nicht! Denn erstens beruft sich der Versicherer bei Diebstahl oft auf grobe Fahrlässigkeit und zahlt nur bei Einbruch oder Raub. Und zweitens versichert gegen Raub auch eine gute Hausratversicherung.

Auch eine Reiserücktrittsversicherung lohnt sich nur in seltenen Fällen, etwa wenn die Reise sehr teuer ist. Nimm aber auf keinen Fall die, für die Du am Ende der Buchung nur einen Haken setzen müsstest. Mit unserer Anleitung findest Du die richtige.

Wichtig auf Reisen ist vor allem die Auslandsreisekrankenversicherung. Denn die schützt für wenig Geld vor großen Risiken (siehe Punkt 1).

4. Die Sache mit den Unfällen

Bei der Unfallversicherung fließen nur 60 Prozent der Beiträge wieder zurück an die Versicherten, die Schäden hatten. Viele, die sie abschließen, haben eine falsche Vorstellung davon, wann die Versicherung einspringt. Sie deckt nur schwere Unfälle ab, denn der Anbieter zahlt nur bei (bleibenden) Behinderungen. Allerdings entsteht nur jede 50. schwere Behinderung durch einen Unfall, viel häufiger ist eine Krankheit die Ursache. Du brauchst daher viel eher eine Berufsunfähigkeitsversicherung.

Ziemlich überflüssig ist die Insassenunfallversicherung, weil bei Autounfällen entweder Deine Autohaftpflicht greift oder die des Unfallgegners – außer Du verletzt Dich als Fahrer und bist selbst schuld.

 

Finanztip-Serie „Verträge optimieren“:

1.   Abspecken: Diese Versicherungen braucht kein Mensch
2.   Die Grundlage: Ein praktisches und günstiges Girokonto
3.   Strom: Raus aus der teuren Grundversorgung
4.   Internet: Günstiger – und auch schneller
5.   Handy: Tarif prüfen – und Smartphone getrennt kaufen
6.   Gas: Billig wie selten – jetzt wechseln
7.   Haftpflicht: Neue Verträge sind besser
8.   Hausrat: Füttern Sie nicht den Versicherer
9.   Autoversicherung: Mit diesen fünf Tricks kräftig sparen
10. Naturgewalten: So versicherst Du Dich gegen Schäden

 

Matthias Urbach
Autor

Stand:

Matthias Urbach war von 2014 bis 2022 stellvertretender Chefredakteur von Finanztip. Als Diplomphysiker und Absolvent der Henri-Nannen-Schule kombiniert er analytisches und redaktionelles Know-how. Zuvor war er unter anderem als Verlagsdirektor beim SpringerNature-Wissenschaftsverlag und als Leiter von taz.de tätig.

12 Kommentare

  1. Hallo, liebe Finanztipgeber,
    braucht ein Berufssoldat eine Berufsunfähigkeitsversicherung oder ist er durch die Bundeswehr abgesichert? Meinem Enkel wurde von einem Versicherungsvertreter dringendst eine Versicherung angeraten, und zwar über 108€ pro Monat, die jedes folgende Jahr um 30€ steigt. Das Geld ist komplett verloren, wenn der Versicherungsfall nicht eintritt. Wäre da nicht ein privater Sparplan besser?
    Ich halte außerdem eine Steigerung der Beiträge für ziemlich unlogisch, da für die Versicherung das Risiko mit jedem Jahr, in dem der Versicherungsfall nicht eintritt, geringer wird.
    Für Aufklärung diesbezüglich wäre ich Ihnen sehr dankbar.
    Mit freundlichen Grüßen
    Ursula Vértesy

    1. Hallo Frau Dr. Vértesy,
      bitte prüfen Sie doch einmal, ob Ihr Enkel als Berufssoldat nicht Beamter ist und deshalb eine Berufsunfähigkeitsversicherung für ihn gar nicht geeignet ist, da Beamte, wenn überhaupt, eine Dienstunfähigkeitsversicherung bräuchten. Das ist ein Unterschied.
      Da ich selbst Beamter bin, weiß ich, dass einem sehr oft versucht wird, eine Berufsunfähigkeitsversicherung schmackhaft zu machen, ohne dabei auch nur eine Sekunde daran zu denken, dass sie bei einem Dienstverhältnis gar nicht infrage kommt und man quasi komplett umsonst Beiträge zahlen würde.
      In wieweit die Steigerung um 30 Euro jedes Jahr Sinn macht bei einer Versicherung kann ich nicht beurteilen, da ich eine solche nicht habe.
      Hier können evtl. noch andere User helfen.
      Ich hoffe, ich konnte Ihnen zumindest einen Hinweis geben.
      Freundliche Grüße!

    2. Können Berufssoldaten nicht mehr arbeiten, handelt es sich um eine Dienstunfähigkeit, das ist nicht dasselbe wie eine Berufsunfähigkeit. Es müsste also eine Dienstunfähigkeitsversicherung abgeschlossen werden. Ob die Grundabsicherung durch den Dienstherren ausreicht, muss der Enkel selbst beurteilen. Es wäre gut, wenn der erwähnte Versicherungsvertreter auf dem Gebiet der Dienstunfähigkeit Experte ist. Wenn daran Zweifel bestehen, kann ein unabhängiger Versicherungsberater vielleicht weiter helfen.
      Tatsächlich steigt das Risiko, dienst- oder berufsunfähig zu werden mit dem Alter. Dass sich die Beiträge mit dem Alter erhöhen ist daher normal.
      Freundliche Grüße von Finanztip

  2. Hallo,
    vielen Dank für eure sehr hilfreichen Tipps.
    Ich habe eine Nachtspeicherheizung und möchte den Nachttarif bei Innogy nicht verlieren, oder gibt es auch andere Anbieter?
    Grüße

    1. Wertes Team,

      vielleicht wäre es möglich, dieses im Stromververgleichsrechner zuerfassen. Wichtig ist vor allem eine Unterscheidung, bei separater Messung, zwischen ET und DT- Zähler vorzunehmen.
      Mit freundlichen Grüßen
      Heinrich W. Ziems

  3. Hallo zusammen,
    tja, bin dummgelaufen… Habe euren Newsletter zu spät gelesen. Vor einem Jahr habe ich Sterbegeldversicherung abgeschlossen. Bin 61.
    Was jetzt? Soll ich den kündigen, oder lohnt es sich jetzt nicht mehr?!?
    Dankeschön für ein Rat, wenn möglich.
    Gruß
    T. T.

    1. Guten Tag, die Grundfrage ist: Warum habe ich den Vertrag damals abgeschlossen? Welches Argument des Versicherungsvertreters hat mich überzeugt? Und: Gilt das so noch? Wenn damals etwa die Überlegung war: Ich habe momentan wenig Rücklagen, möchte aber sicherstellen, dass kurzfristig für den Fall der Fälle Geld da ist, dann erfüllt die Versicherung erst einmal ihren Zweck. Freundliche Grüße von Finanztip!

  4. Zur Pflefezusatzversicherung kann ich nur sagen , früh damit anfangen , dann wird’s nicht ganz so teuer. Ich wollte mit 60 eine Pflegetagegeldversicherung bei der DKV abschliessen. Hätte um die 100 Euro gekostet. Dazu musste ich eine Freigabe erteilen zwecks gesundheitlicher Statusüberprüfung. Danach wollte man nicht nicht. Mein einziger Ausweg blieb letztlich der „Pflege-Bahr“ und der „Pflege-Bahr plus “ bei der Signal Iduna, hier ist kein Gesundheitscheck nötig, jeder muss genommen werden. Dafür sind die Leistungen schlechter. Aber besser so etwas als nichts.

  5. Sehr geehrtes Finanztipteam,
    Über Gas-und Ölpreise habe ich bei Ihnen Interessantes gelesen. Vielen Dank.
    Ich habe aber eine Pelletsheizung.
    Haben Sie Infos über günstige Bezugsmöglichkeiten, für mich speziell im Raum Nürnberg?
    Ist die Veredelung mit Öl, die z.B. von firestixx angeboten wird, wirklich sinnvoll?
    Mit freundlichen Grüßen
    U. Pfeiffer

  6. Liebes Finanztip Team,
    mit Interesse lese ich Eure Tips zum Thema Versicherungen und auch regelmäßig Euren Newsletter.
    Mich würde interessieren, was Ihr von einer Pflegezusatzversicherung haltet und was die ggf. Eurer Meinung nach im Monat kosten darf?
    Ich bin 50 Jahre alt und sehe bei meinem dementen Schwiegervater, das ein gutes Pflegeheim eine sehr teure Angelegenheit sein kann. Macht es da nicht Sinn, eine Pflegezusatzversicherung abzuschließne, zumal wir Menschen ja auch immer älter werden und die Wahrscheinlichkeit, pflegebedürftig zu werden mit zunehmendem Alter steigt.

    Ich bin sehr gespannt auf Eure Antwort.

    Stephan

    1. Am besten schauen Sie zu Ihrer Orientierung in unseren Ratgeber zum Thema:
      https://www.finanztip.de/pflegezusatzversicherung/.

      Wie viel so eine Versicherung kosten darf, kann ich Ihnen leider nicht genau sagen, weil wir bislang keine Tarife getestet haben. Die Kollegen von der Stiftung Warentest haben aber erst kürzlich einen Test zu Pflegetagegeldtarifen gemacht, vielleicht hilft der Ihnen weiter:
      https://www.test.de/Private-Pflegeversicherung-im-Test-So-fuellen-Sie-die-Pflegeluecke-4837475-0/

      Mit besten Grüßen!

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