Deutsche-Bank-Filiale in Berlin
Bild: franz12 iStock.com

[aktualisiert 27.4.18, 16:02 Uhr]

Gleich mehrere große Filialbanken erhöhen im Juni und Juli drastisch die Preise fürs Girokonto: Die Commerzbank¹ will 30 Prozent mehr fürs „Premiumkonto“, die Deutsche Bank² erhöht für „Aktivkonto“ und „Bestkonto“ um gut 18 Prozent. Die Bremer Sparkasse krempelt alle Kontomodelle um und brockt so Ihren Kunden bis zu zwei Drittel höhere Gebühren ein.

Muss es heute überhaupt noch eine Filialbank sein? Hier fünf Gründe, warum Sie zu einer weitgehend kostenfreien Direktbank wechseln sollten:

Erstens: Man kriegt überall Geld

Nutzen Sie mit Ihrer Girocard (früher: EC-Karte) einen Geldautomaten einer fremden Bank, kostet das rund 3 bis 5 Euro Gebühr. Viele schreckt das vom Kontowechsel ab. Doch mit dem richtigen Online-Konto können Sie per Kreditkarte an den allermeisten Geldautomaten kostenlos abzuheben – oft sogar weltweit. Und an mehr als 15.000 Kassen in Supermärkten und Drogerien kann man sogar mit Girocard Geld abheben.

Zweitens: Bankberater empfehlen eher teures Zeugs

Viele lassen sich in der Bank in Gelddingen beraten. Doch die Bankberater empfehlen in der Regel einseitig die teuren hauseigenen Produkte. Zur Geldanlage werden aktiv gemanagte Fonds vertickt wie DWS „Top Dividende“ (Deutsche Bank) oder „Deka-Dividendenstrategie“ (Sparkasse). Diese fordern fünf bis zehn Mal so hohe Jahresgebühren wie unsere ETF-Empfehlungen. Dazu kommen hohe Ausgabeaufschläge und Depotgebühren.

Drittens: Die Filiale ist sowieso nie offen, wenn man sie braucht

Während ich diese Zeilen schreibe, hat die nächste Deutsche-Bank-Filiale schon zu. Ab 10 Uhr geöffnet, aber rechtzeitig zu meiner Mittagspause wieder zu. Abends dann ab 18 Uhr dicht, freitags schon am Nachmittag. Samstags ganz geschlossen. Anders gesagt: Immer, wenn ich Zeit habe, haben die zu. Die Hotlines der Direktbanken sind dagegen auch spät abends und am Wochenende besetzt.

Viertens: Online haben Sie den besseren Überblick

Wer sein Konto online führt, kann seine Kontoauszüge in Tabellenform abspeichern und hat so wirklich einen Überblick. Okay, für viele ist das zu kompliziert, aber immer mehr Banken bieten bereits Finanzplaner an (auch Filialbanken). Zum Beispiel die Consorsbank und die Comdirect. Online können Sie auch nach Stichwörtern suchen – praktisch für die Steuererklärung.

Fünftens: Kredite gibt’s auch online – und billiger

Viele Kunden wollen bei ihrer Bank bleiben, falls sie mal einen Kredit brauchen. „Da kennt man mich ja.“ Dass einem das noch hilft, dürfte inzwischen eher die Ausnahme sein. In der Regel ist die Prüfung genauso streng wie sonst auch. Und online lassen sich inzwischen sogar Kreditangebote vergleichen.

Probieren Sie doch einfach mal eine Direktbank aus. Es gibt weitgehend kostenlose Girokonten samt Kreditkarte wie bei der DKB* oder der Comdirect. Sie müssen Ihr altes Konto also nicht gleich kündigen. Welches Konto am besten zu Ihnen passt, zeigt Ihnen unser Girokonto-Rechner.

 

Anmerkungen der Redaktion:
¹,² In einer früheren Fassung (sowie im Newsletter) hatten wir die Konten und Preiserhöhungen der beiden Banken vertauscht. Wir bitten um Entschuldigung.

Matthias Urbach
Autor

Stand:

Matthias Urbach war von 2014 bis 2022 stellvertretender Chefredakteur von Finanztip. Als Diplomphysiker und Absolvent der Henri-Nannen-Schule kombiniert er analytisches und redaktionelles Know-how. Zuvor war er unter anderem als Verlagsdirektor beim SpringerNature-Wissenschaftsverlag und als Leiter von taz.de tätig.

5 Kommentare

  1. Wir leben in einer 10.000 Seelen Gemeinde etwas ‚vom Schuss‘.. Als langjährige Commerzbank Kunden aus unserer ‚aktiven ‚ Zeit (Die nächsten Filialen sind 30-90 Minuten entfernt, also unpraktikabel) haben wir ständig ein Sparkassen-Konto f.d. täglichen Bedarf, auch ein Einzahlautomat ist am Ort vorhanden. Dazu Kreditkarten und als Test jetzt auch ein DKB Konto zum ausprobieren. Die Kombination kann empfohlen werden.

  2. Hallo Herr Urbach, meine ersten Kontakt mit einer „Direktbank“ hatte ich mit der Einführung von BTX Mitte der 80er-Jahre. Die Bank hat ein flächendeckendes Filialnetz und bietet „Online-Banking“ an. Nach 30 Jahren wollte ich für meine Tochter eine Kontovollmacht ausstellen lassen. Die zuständige Mitarbeiterin setzte „Online“ ein Häkchen an der falschen Stelle. Mein Konto, meine Girokarte, meine Kreditkarte waren über Nacht gesperrt. Meine Lastschriftaufträge wurden nicht eingelöst. Alle telefonischen Klärungsversuche liefen ins Leere. Die Vertreter der Bankfiliale vor Ort gaben sich alle Mühe, konnten aber mein Konto nicht wieder freischalten. Meine Rechtsanwältin benötigte 5 Wochen und 2 Gerichtsverhandlungen bis alles wieder auf Anordnung des Amtsgerichtes freigeschaltet wurde. Zum Glück hatte parallel ich bei einer anderen Bank noch ein traditionelles Konto, sonst hätte ich ohne Geld da gestanden. Ich rate deshalb jedem Online-Banking-Kunden zu einem zweiten Konto bei einer anderen Bank mit Filialnetz.

    1. Das ist wirklich sehr unangenehm, was Sie berichten. Die Varianten wäre ein zweites Konto. Das ist bei kostenlosen Konten kein Problem. Ich habe selbst zwei Konten bei zwei Direktbanken.

  3. Als seit vielen Jahren zufriedener Direktbank-Kunde kann ich die Argumente gern bestätigen. Der einzige Nachteil ist jedoch die eingeschränkte Möglichkeit von Bar-Einzahlungen.

  4. Das entscheidende fehlt hier: wer bei einer Direktbank ist, muß sich doch nicht um Bargeld bemühen. Man kann heute bis auf den Wochenmarkt überall unbar bezahlen. Und die Wochemärktler werden auch bald nachziehen – siehe Schweden!

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