Sehr geehrter Herr Scholz,

als Herausgeber und Chefredakteur von Deutschlands größtem Verbraucher-Ratgeber Finanztip wende ich mich im Namen unserer 700.000 Newsletter- und YouTube-Abonnenten an Sie, mit der Bitte, Ihre Pläne zur Finanztransaktionssteuer zu überdenken.

Als gemeinnütziges Unternehmen vertreten wir keine wirtschaftlichen Interessen, sondern ausschließlich die der deutschen Verbraucher. Seit unserer Gründung im Jahr 2013 setzen wir uns u.a. dafür ein, der breiten Bevölkerung die Vorteile aktienbasierter Altersvorsorge näherzubringen und sie bei der Auswahl der geeigneten Angebote zu unterstützen – mit kostenlosen Online-Ratgebern, einem wöchentlichen Newsletter und unserem YouTube-Kanal, der jeden Monat knapp eine Million junger Menschen erreicht. Dabei raten wir explizit zu langfristigen Buy-and-Hold Anlagestrategien mit passiven und breit diversifizierten Anlageprodukten wie ETFs.

Auch wenn die finanziellen Auswirkungen der von Ihnen geplanten Steuer für die von uns propagierte Form der Altersvorsorge überschaubar sind, halten wir die von Ihnen geplante Steuer aus den folgenden Gründen für falsch:

  • Die Signalwirkung ist die falsche. Warum werden normale Sparerinnen und Sparer herangezogen, während Hochfrequenzhändler, Daytrader, Zertifikate-Anleger und Zocker aller Art verschont bleiben sollen?
  • Vor allem unbedarftere Sparer, die wir für eine aktienbasierte Altersvorsorge gewinnen wollen – bzw. müssen, wenn wir der drohenden Altersarmut entgegenwirken wollen – werden durch Ihre Steuerpläne verunsichert. Das sehen wir jeden Tag anhand der Fragen, die in unserer Redaktion eingehen.

Vor dem Hintergrund bitten wir Sie, Ihre Pläne zu überdenken und sicherzustellen, dass zumindest verbraucherfreundliche Anlageprodukte wie ETFs, die für den langfristigen Vermögensaufbau in der breiten Bevölkerung wichtig sind, von dieser Steuer ausgenommen werden.

 

Hochachtungsvoll,

Hermann-Josef Tenhagen

Herausgeber & Chefredakteur
Finanztip Verbraucherinformation gemeinnützige GmbH

Berlin, 12.12.2019

 

Hier der Offene Brief an Minister Scholz im Original (PDF).

Hermann-Josef Tenhagen
Autor

Stand:

Als Chefredakteur verantwortet Hermann-Josef Tenhagen alle Inhalte und die grundsätzliche Ausrichtung von Finanztip. Er war 15 Jahre Chefredakteur bei der Zeitschrift Finanztest (Stiftung Warentest). Davor war er unter anderem Nachrichtenchef der Badischen Zeitung und stellvertretender Chefredakteur bei der taz. Er studierte Politik, Volkswirtschaft, Pädagogik und Literaturwissenschaften.

1 Kommentar

  1. Sehr geehrter Herr Tenhaben,
    mit ihrem Schreiben an Herrn Scholz sprechen Sie mir aus der Seele.
    Meiner Generation war es noch möglich mit sehr viel Fleiß Rücklagen zu erwirtschaften, der heutigen Jugend, trotz bester beruflicher Ausbildung, wird dies in der Form nicht mehr gelingen. So ist zumindest meine Einschätzung und Erkenntnis wenn ich die finanzielle Entwicklung junger Familien im nahen Umfeld betrachte.
    Über Monate lese ich mit großem Interesse Ihre Berichte zu den verschiedenen Themen, und verfolge die Videos zu den Möglichkeiten der Geldanlage.
    Ich werde jetzt ( leider 10 Jahre zu spät) genau Ihrer Empfehlung folgen und langfristig in ETF´s investieren. Die Altersvorsorge gilt aber weniger uns, den Eltern, sondern den Söhnen und den Enkeln.
    Über ein Video zum Thema: „Altersvorsorge junger Familien und deren Kinder“ mit dem Hintergrund dass meistens die Eltern (Rentner) durch ihr Lebenswerk Erspartes haben, wäre ich wirklich froh. Die Problematik ist schwierig, da mit einem Depot und eigener Sicherheit bis zur Übergabe die Strategie umgesetzt werden soll.
    Heute die richtige Strategie für eine Schenkung an die Nachkommen z.B. in 20 Jahren zu entwickeln, beschäftigt mich seit Wochen. Ein Ende derzeit nicht absehbar…..
    Daher heute mein Hilferuf: ….wer kann mir hier helfen?
    Mit freundlichen Grüßen
    H. Block

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