Tipps & Tricks

Unter 45: Vor Jahresende noch die Rente aufbessern?

Dieses Jahr ist der Kauf von Rentenpunkten relativ günstig. Wenn Du unter 45 bist, kannst Du für Deine Ausbildungszeiten freiwillig in die Rente einzahlen. Wir erklären, wann sich das lohnen kann.

Klar, alleine wird die gesetzliche Rente für Deine Altersvorsorge vermutlich nicht reichen. Wenn Du Angestellter bist, ist sie aber ein wichtiger Baustein – bei dem Du bis Jahresende 2022 deutlich mehr rausholen kannst. Das liegt an einer eigentlich schlechten Nachricht: 2020 haben die Deutschen im Schnitt weniger verdient als im Vorjahr.  

Diese Zahlen sind entscheidend für die Frage, wie viel Rente Du für Deine tatsächlichen Einzahlungen im Jahr 2022 bekommst. Die Werte aus 2020 sind gesunken, Du bekommst deshalb umgekehrt für jeden Euro Einzahlung mehr Rente. Konkret fielen sie von 41.541€ auf 38.901€ in den alten Bundesländern, in den neuen Bundesländern von 39.338€ auf 37.333€. Das liegt vor allem an der Kurzarbeit während der Corona-Pandemie.  

Rentenpunkte werden 2023 wieder teurer
Der Vorteil: Dadurch ist es 2022 vergleichsweise günstig, freiwillig in die gesetzliche Ren­ten­ver­si­che­rung einzuzahlen und Rentenpunkte zu kaufen. Die sind quasi die Währung der Ren­ten­ver­si­che­rung: Wenn Du in einem Jahr genau das Durch­schnitts­ge­halt verdienst und normal in die Ren­ten­ver­si­che­rung einzahlst, bekommst Du einen Punkt. 

Je mehr Punkte Du am Ende Deines Berufslebens gesammelt hast, desto höher fällt Deine Rente aus. Einen Rentenpunkt nachzukaufen kostet 2022 in den alten Bundesländern 7.235,59€ (2021: 7.726,63€), in den neuen 6.943,49€ (2021: 7.316,87€). 2023 steigt der Wert aber auf circa 8.000€. 

2022 kannst Du günstig Rentenlücken stopfen
Wer über 50 Jahre alt ist, kann deshalb in diesem Jahr günstiger Rentenpunkte kaufen. Worauf Du dabei achten solltest und ob sich das für Dich wirklich lohnt, erfährst Du hier. Es gibt noch eine weitere, oft übersehene Option: Wenn Du unter 45 bist, kannst Du Beiträge für bestimmte Zeiten Deiner Ausbildung nachzahlen und Dir wertvolle Beitragszeiten sichern.

Das geht z.B., wenn Du zwischen dem 16. und 17. Lebensjahr zur Schule gegangen bist oder eine schulische Ausbildung (z.B. als Grafikdesigner) gemacht hast, aber keinen Pflichtbeitrag gezahlt hast. Und auch, wenn Dein Studium länger als acht Jahre gedauert hat, kannst Du für die darüberhinausgehenden Zeiten Beiträge zahlen. Ob sich das lohnt?

Eine Wette aufs Altwerden
Wenn Du Deine gesetzliche Rente steigern willst, solltest Du genau kalkulieren – und wenn dann in diesem Jahr zuschlagen. Hier ein Beispiel:

  • Du hast insgesamt zwölf Monate an Ausbildungszeiten, für die bisher keine Beiträge gezahlt wurden. Die kannst Du nachzahlen. Der Mindestbeitrag pro Monat liegt bei 83,70€, maximal sind 1.311,30€ möglich. Damit die zwölf Monate angerechnet werden, musst Du also mindestens 1.004€ einzahlen, die Obergrenze liegt bei 15.736€.
  • In der Mindestvariante bekommst Du aber nur 0,1388 Rentenpunkte. Das entspricht 5€ Rente brutto pro Monat mehr. Das lohnt sich nur, wenn es Dir ausschließlich um die Beitragszeiten geht, z. B. damit Du früher in Rente gehen kannst.
  • Investierst Du dagegen die vollen 15.736€, kriegst Du 2,1748 Rentenpunkte. Am Ende sind das immerhin 78,34€ Rente brutto pro Monat zusätzlich. Damit hast Du nach 11,2 Jahren Rente die 15.736€ wieder raus (nach Steuern und Sozialabgaben und bei einer Rentensteigerung von 1,5% p.a. bis zum Renteneintritt in 20 Jahren).
  • Wenn Du Dir Punkte kaufst, wettest Du also darauf, lange genug Rente zu bekommen, damit sich die Investition auszahlt. Je älter Du wirst, desto mehr kann es sich lohnen. 

Mit Rentenpunkten zusätzliche Absicherung kaufen
Wann kommt der Kauf der Punkte also für Dich in Frage? Falls Du mit 63 Jahren in Rente gehen willst und dafür 35 Beitragsjahre zusammenkriegen möchtest, solltest Du noch in diesem Jahr darüber nachdenken und zumindest den Mindestbeitrag einzahlen (dafür reicht die Antragstellung). 

Der Kauf kann außerdem sinnvoll sein, wenn Du gesetzlich rentenversichert bist, aber weniger als fünf Jahre insgesamt eingezahlt hast und durch den Kauf über dieses Limit kommst. Denn erst dann bekommst Du eine kleine Rente – und damit auch Anspruch auf zusätzliche Absicherung wie zum Beispiel die Er­werbs­min­de­rungs­ren­te.

ETF-Sparplan als lohnende Alternative
Entscheidend ist am Ende, was für ein Typ Du bist. Willst Du möglichst viel Sicherheit? Dann lass Dich kostenlos von der Ren­ten­ver­si­che­rung zu allen Aspekten beraten und sicher Dir die Punkte. Aber denk daran: Du hast dann keinen Zugriff mehr auf das Geld. Wenn Dir Rendite und Flexibilität wichtig sind, solltest Du über einen ETF auf den MSCI World als Alternative nachdenken.  

Hier kannst Du über zehn Jahre mit ø7% p.a. rechnen und hast bis zur Rente noch viel Ansparzeit. In 20 Jahren können aus 15.736€ so immerhin rund 50.000€ werden. Der Vorteil: So hast Du im Alter nach der Ansparphase auch Zugriff auf einen größeren Teil der Summe, z. B. um Dein Haus altersgerecht umzubauen. 

Ab 2023 gibt es weniger Rente fürs gleiche Geld. Aber wie viel Unterschied macht das? Wir haben hier das Wichtigste für Dich zusammengefasst. 
 

(ene)

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