Fonds mit Engagement/Beeinflussung noch nicht nachhaltiger Unternehmen

  • Oft werden Fonds als nachhaltig bezeichnet, wenn sie anhand von Kriterien nicht nachhaltige Unternehmen ausschließen oder geringer gewichten. Bei passiven Fonds erscheint mir das sinnvoll, weil dort das Fondsmanagement dort wahrscheinlich nicht die Ressourcen hat, um größeres Engagement (Teilnahme an Neu-Emissionen, Dialog mit den Unternehmen, Wahrnehmung von Stimmrechten) für die Nachhaltigkeit zu erbringen. Außerdem kenne ich keinen größeren ETF-Anbieter, dessen Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit liegt und der das aus Überzeugung tut und nicht nur aus Marketinggründen.


    Bei aktiven Fonds scheint das Engagement umfangreicher zu sein. Bei Neu-Emissionen macht es Sinn, sich auf nachhaltige Unternehmen zu beschränken. Die übrigen Aspekte des Engagements (Dialog, Stimmrechte) hingegen wären doch eigentlich bei noch nicht nachhaltigen Unternehmen effektiver, als die schon nachhaltigen noch nachhaltiger zu machen. Natürlich sollte es sich bei den nicht nachhaltigen Unternehmen um solche handeln, bei denen Hoffnung auf Verbesserung besteht und bei denen die Einflussnahme realistisch ist. Dass man bei den größten Unternehmen der Welt oder solchen mit grundsätzlich schmutzigem Geschäftsfeld weniger verbessern wird, ist mir schon klar. Deswegen könnten vielleicht kleinere und mittlere Unternehmen oder Schwellenländer, in denen staatlich weniger Nachhaltigkeit gefordert wird, ein Ansatzpunkt sein.


    Seht ihr das anders? Gibt es solche Fonds?

    Ansonsten sehe ich kaum einen Grund, die höheren Gebühren eines aktiven Fonds zu akzeptieren.


    Ich konnte bspw. den Triodos Pioneer Impact Fund finden, der aber nur Unternehmen aufnimmt, die schon nachhaltig sind.

  • Ich konnte bspw. den Triodos Pioneer Impact Fund finden, der aber nur Unternehmen aufnimmt, die schon nachhaltig sind.

    Hmm,

    ist z.B. Danone nun so besonders nachhaltig? :/ Oder ist Bakkafrost nun besonders nachhaltig, wo Sie doch Fisch im industriellen Maßstab produzieren (züchten)?

    Ok, Danone mag evtl. etwas nachhaltiger als Nestlé oder Unilever sein. Bakkafrost etwas nachhaltiger als andere Fischzüchter. Aber von wirklich 'nachhaltig' sind beide Unternehmen weit entfernt.

    Nachhaltigkeit ist m.E. der Ablasshandel des 21. Jahrhunderts.

    Justmy2Cent

  • Ich würde den Einfluss von Fondsgesellschaften auf Unternehmen oder gar Schwellenländer nicht überschätzen. Fondsgesellschaften wie Blackrock mit 10 Billionen in der Verwaltung, die direkt x% eines Unternehmens kaufen können, haben dazu sicher die Macht. Aber ein kleiner Vermögensverwalter mit ein paar hundert Millionen in Verwaltung wird bei einer Firma mit nicht-nachhaltigem Geschäftsmodell nichts ausrichten.


    Auch Fondsgesellschaften handeln effizient. Wenn ein Unternehmen 0,01% am Fonds ausmacht, nimmt man ihn eher nicht auf, als sich um ein nachhaltigeres Geschäftsmodell zu kümmern.


    Sicher dient die mögliche Aufnahme in einen nachhaltigen Index als Motivator, aber aktiven Einfluss gibt es denke ich selten.

  • Fondsgesellschaften wie Blackrock mit 10 Billionen in der Verwaltung, die direkt x% eines Unternehmens kaufen können, haben dazu sicher die Macht.

    Ich denke, es würde eine riesige Klagewelle auslösen, wenn sich ein Vermögensverwalter wie Blackrock aktiv und einseitig für 'nachhaltige' Unternehmen stark machen würde. Blackrock muss die Interessen aller seiner Anleger gleichermaßen berücksichtigen. Also auch derjenigen Investoren, die Ihr Geld bewusst und ausschließlich in 'nicht nachhaltige' Unternehmen investieren.

    Wenn man ein besonderes 'nachhaltiges' Engagement des Vermögensverwalters erwartet, dann muss man sich als Investor einen Vermögensverwalter suchen, der sich dieses Thema ganz bewusst auf die Fahnen geschrieben hat (z.B. Fonds der GLS Bank oder der Umweltbank).

  • Bei passiven Fonds erscheint mir das sinnvoll, weil dort das Fondsmanagement dort wahrscheinlich nicht die Ressourcen hat, um größeres Engagement (Teilnahme an Neu-Emissionen, Dialog mit den Unternehmen, Wahrnehmung von Stimmrechten) für die Nachhaltigkeit zu erbringen.

    Das ist nicht die Aufgabe eines passiven Fonds. Der passive Fonds bildet einen Index nach. Ob der Index nachhaltig ist oder nicht ist erst einmal egal.


    Das Umsetzen der Nachhaltigkeitskriterien ist also Aufgabe des Indexanbieters. Den höheren Research-Aufwand lässt sich der Indexanbieter durch eine höhere Indexgebühr bezahlen. Diese höheren Kosten führen auch beim ETF-Anbieter zu höheren Gebühren.


    In der Regel wird weder ein Indexanbieter, noch ein Fondsanbieter merklichen Einfluss auf die Unternehmen haben. Und wenn, dann eher zur Hebung von Ertragsmöglichkeiten, als für ökologische Ziele.


    Die Grundidee ist vielmehr, dass nachhaltige Unternehmen leichter/billiger an frisches Geld kommen sollen, als nicht-nachhaltige. Und wenn Unternehmen nur aus Marketinggründen nachhaltiger werden, dann ist das doch auch hilfreich, oder?