Es ist natürlich ehrenwert, wenn Eltern, Großeltern, Onkel oder Tanten "für die Kinder" sparen wollen.
Allerdings lohnt es, sich zuvor ein paar grundlegende Gedanken zu machen.
1. Welches "Finanzprodukt" kommt in Frage?
Die Finanzdienstleistungsindustrie ist sehr erfindungsreich. Und es gibt jede Menge Spar- und Versicherungsprodukte, die gezielt für das Motiv "Sparen für die Kinder" aufgelegt werden. Dabei schielt die Industrie auch auf das Kindergeld, das als staatliche Transferleistung ohnehin zufließt und doch "eigentlich für später angelegt werden könnte"...
Die Sinnhaftigkeit und die Renditeerwartung solcher Produkte muss im Einzelfall untersucht werden. Häufig ist es jedoch so, dass die Rendite schwach und die Flexibilität eingeschränkt ist. Viele solcher "Kindersparprodukte" verdienen das Prädikat "nicht empfehlenswert".
2. Ist die Vermögensübertragung wirksam?
So lange das Kind noch minderjährig ist, kann es ohne Vertretung durch die gesetzlich Vertretungsberechtigten (=i.d.R. die Eltern) keine wirksamen Rechtsgeschäfte abschließen. Bei bestimmten Geschäften verlangt das Gesetz sogar die Bestellung eines Ergänzungspflegers durch das Familiengericht, der die Interessen des Kindes im Blick hat. Generell ist deshalb die wirksame Zuwendung von Geldbeträgen an Minderjährige "rechtlich kompliziert".
Allerdings: wenn sie wirksam geworden sein sollte, kann man das Vermögen dem Kind nicht mehr ohne weiteres entziehen.
Was ist denn, wenn aus dem heute süßen Dreijährigen in 15 Jahren ein drogensüchtiger Totalverweigerer geworden ist, der dann die Auszahlung seiner geschenkten Kapitalanlage sofort in den Ankauf von Speed- oder Ecstasy-Vorräten umsetzt? Oder wenn er zum Islam konvertiert ist und die angesparte Kohle für ein Flugticket nach Damaskus verwendet, um endlich seine neuen Glaubensbrüder im Dschihad zu unterstützen?
Was ich sagen will: Niemand kann voraussehen, wie sich Kinder (auch aus "geordneten Familienverhältnissen"!) später entwickeln.
Besser ist es, die Verfügungsgewalt über das Vermögen selbst zu behalten!
Niemand ist daran gehindert, später dem Kind oder dem Enkel einen Betrag zuzuwenden, wenn dies - auch aus Sicht der Eltern/Großeltern - sinnvoll ist.
Z.B. für die Finanzierung des Führerscheins, erste Wohnungseinrichtung, Ausbildungskosten oder ähnliches.
3. Ist das "Sparen für... " überhaupt sinnvoll?
Viele Menschen machen - aus meiner Sicht - den Fehler, dass sie verschiedene zweckgebundene Sparprodukte abschließen.
Das führt häufig zu einer nicht optimalen Verteilung der begrenzten Mittel auf eine Reihe von Produkten, die im Zweifel schwache Renditen und geringe Flexbilität aufweisen.
Besser ist es meines Erachtens, eine Aufteilung der anzusparenden Finanzmittel nach Zeithorizonten vorzunehmen.
Als Basis dient der Aufbau einer "Notgroschen-Reserve", die mindestens zwei besser drei Netto-Monatsgehälter (oder Netto-Renten oder bei Selbständigen Netto-Monatsentnahmen) umfassen sollte. Dafür kommt nur ein Tagesgeldkonto in Frage - auch ohne Zins.
Wenn der Notfall abgesichert ist, kann man die Zeithorizonte aufteilen in mittel- und langfristige Kapitalanlagen.
Mittelfristig sind Sparziele bis zu drei Jahren. Alles, was über drei Jahre hinausgeht, ist langfristig.
Im mittelfristigen Bereich kommen allenfalls Banksparpläne oder Termingelder zum Einsatz.
Alles andere macht keinen Sinn.
Und im langfristigen Bereich kommen nur Aktien in Frage.
Eine vernünftige Mischung internationaler Großkonzerne (Nestlé, Johnson & Johnson, BASF, SAP, Reckitt Benckiser, Air Liquide usw.) ist hier das Mittel der Wahl.
Damit erzielt auch jeder Börsenneuling auf Sicht von mehr als drei Jahren Renditen, die im Bereich von 8 % und mehr liegen.
Das Gute: die vorstehende Aufteilung macht auch bei kleinem Geldbeutel Sinn.
Gerade Menschen mit geringem Einkommen und geringem Vermögen sollten ihre bescheidenen Mittel renditestark anlegen.
Zu häufig ist zu beobachten, dass eben dieser Zielgruppe völlig überteuerte und unsinnige Finanzprodukte verkauft werden, die nur dem Vermittler eine gute Provision und dem Produktanbieter eine gute Gewinnmarge einbringen.
Niemand ist dann später gehindert, aus dem so aufgebauten Vermögen (wie klein oder wie groß es auch immer sein mag) dem eigenen Nachwuchs die entsprechende finanzielle Starthilfe zu leisten!
Denken Sie darüber mal nach!