Artikel Süddeutsche: EU kippt Geschäftsmodell der Neobroker - Aktienhandel wird teurer

  • Hallo Leute,


    die Süddeutsche hat heute Nachmittag einen Artikel (leider Bezahlartikel) veröffentlicht, wonach die EU ein Geschäftsmodell untersagt und damit insbesondere Privatanlegern den Aktienhandel massiv erschwert bzw. verteuert (https://www.sueddeutsche.de/wi…tf-1.5990488?reduced=true).

    Ich vermute, es geht dabei um das sogenannte „Payment for Orderflow“, also die Beschränkung auf wenige Handelsplätze, wobei diese sich mit Provisionen vor allem bei den Neobrokern revanchieren und damit diese maßgeblich finanzieren.

    Weiß von euch jemand mehr zur aktuellen Lage bzw. zum EU-Entscheid?

    Danke und euch einen schönen Sonntag Abend!

  • Die FAZ schrieb:

    https://www.faz.net/aktuell/fi…oker-faellt-19002189.html


    "Die EU verändert das Regelwerk für den Börsenhandel [...]. Die Unterhändler der Mitgliedstaaten und des Europaparlaments haben sich am Donnerstagabend auf eine weitreichende Revision der Verordnung und der Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente ­(MiFIR/ MiFiD II) geeinigt. Dieser vorläufige Kompromiss muss nun noch vom Parlamentsplenum und den EU-Finanzministern gebilligt werden [...].


    Vor allem eine wichtige Änderung war sehr umstritten, als die EU-Kommission sie im November vorgeschlagen hatte, weil sie das Entgeltmodell der Neobroker praktisch verbietet. Dieser sogenannte Payment For Order Flow (PFOF) soll nun tatsächlich verboten werden. [...] In Ländern wie Deutschland, wo das Modell bereits existiert, können Investmentfirmen von dem Verbot für eine Übergangsfrist bis Juni 2026 ausgenommen werden."

  • Ist schon lustig was alles getan wird um angeblich den kleinen Privatanleger zu schützen.


    Hauptsache Tecis, Dvag und andere dieser Strukturbetriebe dürfen so weitermachen wie bisher, weil die kostenlose Beratung über Provision bei denen weiterhin erlaubt ist, um uns kleinen Privatleuten kostenlose Finanzberatung zu ermöglichen. Weil wenn man das verbieten würde dann wäre das ja nachteilig für uns kleine.


    :S


    Nachtrag:

    Ja, das klingt wahrscheinlich ein wenig polemisch. Entschuldigung. Aber wenn ich das beides betrachte und beides angeblich zum Vorteil des kleinen Mannes passiert dann kann ich nur den Kopf schütteln weil im Endeffekt völlig unterschiedliche Sachen damit erreicht werden.

  • Ich denke mal, dass im Hintergrund die großen Banken erfolgreich lobbyiert haben, denn die Neobroker sind in der Regel eben deutlich billiger als ING, DKB, Consors etc.

    Insbesondere jüngere Einsteiger in den ETF- bzw. Aktienmarkt dürften überwiegend bei Neobrokern ihre Depots eingerichtet haben und eben nicht mehr bei den klassischen Banken.

    Das ganze fühlt sich irgendwie ziemlich blöd an, weil mal wieder ein günstiger Weg zum Vermögensaufbau unnötig erschwert bzw. verteuert wird.

    Bin gespannt, welche Neobroker diese neue Regelung überleben und ob es zu Fusionen kommen wird.

  • ...

    wonach die EU ein Geschäftsmodell untersagt und damit insbesondere Privatanlegern den Aktienhandel massiv erschwert bzw. verteuert ...

    Erschwert wird dadurch eigentlich nichts und verteuert auch nicht, denn bezahlen muss der Kunde die Rückvergütungen ja bisher auch schon, nur halt nicht transparent ausgewiesen, sondern im Spread und damit in den abgerechneten Kursen versteckt.

  • Ich hoffe mal sehr, dass du recht behältst und es nur bei den „Spreadkosten“ bleibt, die dann transparenter in Form von Gebühren dargestellt sind.

    Dennoch würde ich denken: Spread hin oder her, die Neobroker sind bzw. waren die billigere Alternative zu den konventionellen Banken.

    Das dürfte jedoch spätestens ab 2026 in Frage gestellt sein …

  • Ich hoffe auch das es reicht das einfach transparent zu machen, das Modell an sich aber weiter funktioniert. Etwas Konkurrenz für die etablierten Banken und andere Anbieter schadet sicher nicht.

  • Die Diskussion wird für vor allem für TR und SC äußerst interessant, denn bisher habe ich keine Informationen finden können, dass diese Unternehmen bisher Gewinne erwirtschaften.

  • Ich denke mal, dass im Hintergrund die großen Banken erfolgreich lobbyiert haben, denn die Neobroker sind in der Regel eben deutlich billiger als ING, DKB, Consors etc.

    Insbesondere jüngere Einsteiger in den ETF- bzw. Aktienmarkt dürften überwiegend bei Neobrokern ihre Depots eingerichtet haben und eben nicht mehr bei den klassischen Banken.

    Das ganze fühlt sich irgendwie ziemlich blöd an, weil mal wieder ein günstiger Weg zum Vermögensaufbau unnötig erschwert bzw. verteuert wird.


    Naja, das Problem ist eher, das Kunden nicht checken, dass das ja alles Geld kostet. Den raffgierigen Banken will man kein Geld in den Rachen werfen. Also eröffnet man ein Konto für "umsonst", handelt für "umsonst" (vermeintlich) und gibt auch sonst an den Neobroker kein Geld. Also - wie funktioniert das System?


    Bei TK bekommt L+S mehr Kunden, und zahlt TR eine Provision. Wenn für den Kunden nun alles nichts kostet, was genau hat L+S dann davon? Außer dass die konstant Geld umverteilen?

  • Naja, das Problem ist eher, das Kunden nicht checken, dass das ja alles Geld kostet. Den raffgierigen Banken will man kein Geld in den Rachen werfen. Also eröffnet man ein Konto für "umsonst", handelt für "umsonst" (vermeintlich) und gibt auch sonst an den Neobroker kein Geld. Also - wie funktioniert das System?


    Bei TK bekommt L+S mehr Kunden, und zahlt TR eine Provision. Wenn für den Kunden nun alles nichts kostet, was genau hat L+S dann davon? Außer dass die konstant Geld umverteilen?

    L+S generiert potentiell mehr Umsatz, wenn dort mehr Transaktionen abgewickelt werden. Gleichzeitig kann sich mit dem entsprechenden Spread der Umsatz ausweiten.

  • Bei TK bekommt L+S mehr Kunden, und zahlt TR eine Provision. Wenn für den Kunden nun alles nichts kostet, was genau hat L+S dann davon? Außer dass die konstant Geld umverteilen?

    Mir ist es im Endeffekt eher egal, wie Scalable, Smartbroker oder Trade Republic ihr Geld verdienen - was mich aber anfixt, ist dann die Scalable-Ordergebühr von 0,99 pro Trade im Vergleich z. B. zur ING, wo mich ein Trade bis maximal fast 70 € kosten kann, plus 4,90€ Grundgebühr nicht zu vergessen.


    Und jetzt denke ich einfach mal an die vielen jungen Menschen in diesem Land, von denen viele wissen, dass sie - wenn überhaupt - nur eine lächerliche gesetzliche Rente erhalten und die halb verzweifelt nach Alternativen für eine vernünftige Altersvorsorge suchen.

    Indem die EU die günstigen Neobroker an die Wand nagelt, wird der Aktien- bzw ETF-Markt garantiert nicht attraktiver für junge Menschen.

    Aber Hauptsache, die konventionellen Banken können weiter ungestört ihre fetten Ordergebühren einstreichen! ?

  • Mir ist es im Endeffekt eher egal, wie Scalable, Smartbroker oder Trade Republic ihr Geld verdienen - was mich aber anfixt, ist dann die Scalable-Ordergebühr von 0,99 pro Trade im Vergleich z. B. zur ING, wo mich ein Trade bis maximal fast 70 € kosten kann, plus 4,90€ Grundgebühr nicht zu vergessen.


    Und jetzt denke ich einfach mal an die vielen jungen Menschen in diesem Land, von denen viele wissen, dass sie - wenn überhaupt - nur eine lächerliche gesetzliche Rente erhalten und die halb verzweifelt nach Alternativen für eine vernünftige Altersvorsorge suchen.

    Indem die EU die günstigen Neobroker an die Wand nagelt, wird der Aktien- bzw ETF-Markt garantiert nicht attraktiver für junge Menschen.

    Aber Hauptsache, die konventionellen Banken können weiter ungestört ihre fetten Ordergebühren einstreichen! ?

    Bei SC wird möglicherweise die Ordergebühr bei einem Payment-For-Orderflow Verbot dennoch um die 3-5 Euro kosten, das ist immer noch ziemlich günstig.

  • Die Diskussion wird für vor allem für TR und SC äußerst interessant, denn bisher habe ich keine Informationen finden können, dass diese Unternehmen bisher Gewinne erwirtschaften.

    Dafür gibt es ja Venture Capital ;)

    Das Konzept ist, so groß zu wachsen, dass man irgendwann mit Kleinvieh eine Menge Mist machen kann. Die Kosten steigen ja auch bei weitem nicht proportional mit der Anzahl Kunden.


    Grundsätzlich finde ich das Verbot das falsche Mittel. Gegen Abzocke des Kunden gibt es bereits entsprechende Regulierung und die Orientierung an der Referenzbörse. Solange auf Xetra gehandelt wird, kann ein Kleinanleger gar keinen so schlechten Handelsplatz erwischen, dass er die Xetra-Gebühren wieder herausholt.

  • Dafür gibt es ja Venture Capital ;)

    Das Konzept ist, so groß zu wachsen, dass man irgendwann mit Kleinvieh eine Menge Mist machen kann. Die Kosten steigen ja auch bei weitem nicht proportional mit der Anzahl Kunden.


    Grundsätzlich finde ich das Verbot das falsche Mittel. Gegen Abzocke des Kunden gibt es bereits entsprechende Regulierung und die Orientierung an der Referenzbörse. Solange auf Xetra gehandelt wird, kann ein Kleinanleger gar keinen so schlechten Handelsplatz erwischen, dass er die Xetra-Gebühren wieder herausholt.

    Ja, aber die Ausrichtung des Konzepts kann bestimmt kippen oder angepasst werden. Denn es ist stets neues Kundenwachstum notwendig, aber auch die Investoren möchten eventuell einmal Gewinn sehen..


    Stimme dir selbstverständlich zum Thema Verbot zu.

  • Mir ist es im Endeffekt eher egal, wie Scalable, Smartbroker oder Trade Republic ihr Geld verdienen - was mich aber anfixt, ist dann die Scalable-Ordergebühr von 0,99 pro Trade im Vergleich z. B. zur ING, wo mich ein Trade bis maximal fast 70 € kosten kann, plus 4,90€ Grundgebühr nicht zu vergessen.


    Und jetzt denke ich einfach mal an die vielen jungen Menschen in diesem Land, von denen viele wissen, dass sie - wenn überhaupt - nur eine lächerliche gesetzliche Rente erhalten und die halb verzweifelt nach Alternativen für eine vernünftige Altersvorsorge suchen.

    Indem die EU die günstigen Neobroker an die Wand nagelt, wird der Aktien- bzw ETF-Markt garantiert nicht attraktiver für junge Menschen.

    Aber Hauptsache, die konventionellen Banken können weiter ungestört ihre fetten Ordergebühren einstreichen! ?

    Ich lehn mich mal weit aus dem Fenster und behaupte mal, dass TR, SC und SB nicht angetreten sind, um den armen jungen Menschen zu helfen, Ihre Rente aufzubessern, die der Staat irgendwann nicht mehr zahlen kann.

    Die Firmen sehen zwar hipper, fresher und cooler aus als jede Sparkasse oder Hypovereinsbank, aber Geld verdienen wollen - und tun - die auch.


    Meiner Meinung nach wirst du das mit der günstigen Order und den Neobrokern nicht mehr einfangen. Der Markt wird das in diesem Fall regeln. Wenn es Ordergebühren gibt, dann werden sich die Neo-Broker unterbieten. Vielleicht wird es eine Gebühr geben, aber die 'jungen Menschen' sind mittlerweile so flexible, dass man sich einfach den günstigsten sucht.

    Klar werden ein paar wegfallen, aber es wird auch nach 2026 möglich sein, günstig ETFs zu kaufen. Bin ich mir ziemlich sicher.

  • Ich lehn mich mal weit aus dem Fenster und behaupte mal, dass TR, SC und SB nicht angetreten sind, um den armen jungen Menschen zu helfen, Ihre Rente aufzubessern, die der Staat irgendwann nicht mehr zahlen kann.

    Die Firmen sehen zwar hipper, fresher und cooler aus als jede Sparkasse oder Hypovereinsbank, aber Geld verdienen wollen - und tun - die auch.


    Meiner Meinung nach wirst du das mit der günstigen Order und den Neobrokern nicht mehr einfangen. Der Markt wird das in diesem Fall regeln. Wenn es Ordergebühren gibt, dann werden sich die Neo-Broker unterbieten. Vielleicht wird es eine Gebühr geben, aber die 'jungen Menschen' sind mittlerweile so flexible, dass man sich einfach den günstigsten sucht.

    Klar werden ein paar wegfallen, aber es wird auch nach 2026 möglich sein, günstig ETFs zu kaufen. Bin ich mir ziemlich sicher.

    Nein, sie gaben nicht an, dass sie dieses Ziel verfolgen, aber haben schlussendlich mit den Konditionen geworben, damit eben die jungen Menschen ihre Rente (kostengünstiger) aufbessern können.(Legitimation des eigenen Geschäftskonzeptes, Stichwort: Demokratische Partizipation an der Börse)


    Der Wettbewerb und die Zeit werden uns dies aufzeigen, es bleibt spannend :).