MetallRente, Cosmos-Private Altersvorsorge oder ETFs bei Auslandswohnsitz (Schweden)

  • Hallo zusammen,

    ich bin Sarah und lebe seit letztem Jahr Sommer in Schweden.

    Vorher habe ich zehn Jahre ganz normal in die deutsche Rentenversicherung einbezahlt in Deutschland und seit fuenf Jahren in eine Zusatzrente der Metallindustrie, da ich bei einem Konzern angestellt war.

    Diese Zusatzrente (Metallrente) laeuft nun seit einigen Jahren auf privater Basis weiter. Hier zahle ich jeden Monat 300 EUR ein.

    Nun habe ich erneut ein Schreiben bekommen - wenn bis zu meinem Renteneintritt, im Jahr 2057, weiterhin die 300 EUR einbezahle, erhalte ich dann eine garantierte Mindestrente in Hoehe von ca. 380 EUR.

    Jetzt ist ja einer der Vorteile der Metallrente eine steuerliche Geltendmachung, allerdings eben nur bei Wohnsitz in Deutschland. Das faellt bei mir ja jetzt weg, da ich in Schweden lebe.


    Daher bin ich am Ueberlegen diese Metallrente aufzuloesen bzw. ab jetzt keine monatlichen Beitraege mehr einzubezahlen. Wenn ich das dann jetzt tun wuerde, wuerde ich dann 2057 eine monatliche garantierte Mindestrente in Hoehe von 40 EUR erhalten.


    Nun stellt mir die Frage ob das ueberhaupt sinnvoll ist weiterzufuehren oder ob ich stattdessen

    - die 300 EUR in ETFs investiere

    - oder bspw. in einen Fond, ich hatte hier an die private Altersvorsorge der CosmosDirekt gedacht, wobei mir hier auf einem ersten Blick die Konditionen zu positiv dargestellt wurden.



    Noch kurz zum Hintergrund: Neben dieser Metallrente zahle ich aktuell ca. 700 EUR in ETFs ein und habe einen Kredit fuer eine Wohnung die ich in voraussichtlich zehn Jahren abbezahlt habe. Beides, d.h. die ETFs und die Wohnung sehe ich als private Altersvorsorge ebenfalls an.

    Auch in Schweden erhalte ich ueber meinen Arbeitgeber eine betriebliche Altersvorsorge.


    Danke fuer eure Rueckmeldung und Unterstuetzung.



    Liebe Gruesse,

    Sarah

  • Moin Sarah1990 ,


    Einfach rechnen. Wenn du jetzt noch 26 Jahre 300€ in die Metallrente einzahlst und dafür 380€ mtl. Rente bekommst wie lange musst du dann die Rente beziehen bist du dein eingezahltes Kapital wieder zurück bekommen würdest?


    Wenn du meinst das du so alt wirst und das die 380€ auch dann noch die Kaufkraft von heute haben solltest du auf jedenfall weiter in die Metallrente einzahlen.


    Da ich Dir aber zutraue das du Rechnen kannst und auch die Inflation verstehst wirst du sicherlich zu einer eigenen anderen Entscheidung kommen.


    Viel Erfolg bei einer hoffentlich klugen Finanziellen Entscheidung.

  • Die MetallRente ist der Name für ein Konsortium von Versicherungsunternehmen mit der Allianz als Konsortialführer, das verschiedene Produkte im Angebot hat, die sinnigerweise irgenwie alle MetallRente heißen. Für eine nähere Betrachtung müsste man ermitteln, um welches Produkt genau es sich handelt. Es sieht aber nach betrieblicher Altersvorsorge -bAV- aus (und nicht nach Riester). Die private Weiterführung einer bAV ohne Arbeitgeberzuschüsse lohnt sich so gut wie nie, egal ob Du in Deutschland oder in Schweden wohnst. Vermutlich ist es auch am besten, die Versicherung aufzulösen und das Geld rentierlicher anzulegen.


    Die private Altersvorsorge einer Versicherung in Form einer fondsgebundenen Lebensversicherung macht im Wesentlichen nichts anderes als monatlich Dein Geld einzuziehen und in einen Fondssparplan zu stecken. Das kannst Du selbst genauso gut und viel günstiger. In den nächsten 30+ Jahren kommen dadurch satt fünfstellige Beträge zusammen, die entweder Du mehr auf dem Konto hast oder die Versicherung.

  • Lieber Pantoffelheld,


    richtig, es handelt sich um eine betriebliche Altersvorsorge.

    Dann werde ich hier mal aufhoeren Beitraege einzubezahlen ...

    Das habe ich mir schon gedacht aber war micht nicht sicher.

    Danke fuer die Unterstuetzung :) Wuerdest du denn raten bspw. eine private Altersvorsorge ueber die Cosmos Direkt abzuschliessen? Herzliche Gruesse, Sarah

  • Es sind noch 34 Jahre bis zu Rente, wenn ich das oben richtig gelesen habe, ausreichend Zeit also um Vermögensaufbau zu betreiben.


    Versicherungslösungen braucht es in der Altersvorsorge grundsätzlich nicht. Kann man trotzdem machen, man kommt aber auch ohne aus. Der Versicherungsmantel ist ja auch im Zusammenhang mit den Steuern ein Argument...

  • Hallo Sarah1990 mit dem zweiten Teil und seinem Kernsatz "Das kannst Du selbst genauso gut und viel günstiger." meinte ich: Nein!


    Kein Produkt abschließen sondern Sparplan anlegen bzw. in den vorhandenen einfach mehr einzahlen. Ich gehe mal davon aus, dass es sich um ETF auf MSCI World handelt und keine Themen- oder sonstigen Schnickschnack-Fonds.

  • Ich würde mit dem heutigen (Finanz)Wissen keine private AV mehr abschließen.

    Allerdings bin ich ein 'alter' Sack und habe auf drängen meiner Eltern 1990 eine Kapitallebensversicherung abgeschlossen.;)

    Aber das muss jeder für sich entscheiden und eine solche Entscheidung hängt von vielen Faktoren ab. Grundsätzlich ist privater Vermögensaufbau per ETF die kostengünstigste und damit wohl effektivste Art sich langfristig ein Vermögen aufzubauen.

    Es setzt jedoch voraus, dass man den konsequenten Vermögensaufbau auch über Jahrzehnte durchhält (mental und finanziell!).

    Eine Versicherung bietet den 'Vorteil' des Zwangssparens. Darüber hinaus genießen Versicherungsprodukte einen Bestandsschutz, wenn es im Leben mal nicht geradeaus läuft (Privatinsolvenz/Sozialfall) .

    Natürlich lässt sich die Versicherung das entsprechend vergüten. Das Geld fehlt Dir dann nachher bei der Rendite.


    Daher sei zunächst mal die Frage erlaubt, ob Dein wichtigstes Gut (Deine Arbeitskraft!) ausreichend gegen eine mögliche Berufsunfähigkeit abgesichert ist. Wenn Du im Falle einer (zeitweisen) BU nicht zum Sozialfall wirst und weiter entspannt Dein ETF-Depot behalten kannst, spricht m.E. nichts dagegen für den privaten Vermögensaufbau voll auf das eigene ETF-Depot zu setzen.

  • Hallo monstermania,


    danke fuer die ausfuehrliche Antwort.

    Eine Berufsunfaehigkeitsversicherung habe ich abgeschlossen, das ist jetzt schon ein paar Jahre her.

    Dann werde ich mich mal bei der Allianz melden und hier die Beitraege aufhoeren zu bezahlen. Mit dem Geld bespare ich dann weiter meinen ETF auf dem MSCI World.


    Ich danke euch herzlich, eure Antworten haben mir sehr weitergeholfen!



    Liebe Gruesse, Sarah

  • Darüber hinaus genießen Versicherungsprodukte einen Bestandsschutz, wenn es im Leben mal nicht geradeaus läuft (Privatinsolvenz/Sozialfall) .

    Hallo monstermania, bitte Vorsicht mit solchen Aussagen. So absolut wie Du es schreibst ist es nämlich leider falsch.


    Grundsätzlich gehören kapitalbildende Versicherungen zum Vermögen und müssten bei Überschreiten der entsprechenden Vermögensfreigrenzen zunächst aufgebraucht werden, bevor die Sozialleistung bezogen werden kann.


    Es gibt Ausnahmen: Versicherungen, die nicht vorzeitig als Einmalzahlung auszahlbar sind. Rürup ist das klassische Beispiel. Bei einer Sterbegeldversicherung/Bestattungsvorsorge muss man schon genau hinsehen, ob die wirklich unwiderruflich abgetreten ist. Meist ist das nämlich nicht der Fall.


    Das jeweilige Amt darf es nicht fordern, wenn es unzumutbar für Dich wäre. (Die Auslegung von "unzumutbar" ist dabei ein weites Feld.) Riester könnte man zwar vorzeitig kündigen, aber es wird trotzdem geschont.


    Wenn Du in der Auszahlungszeit immer noch Sozialleistungen beziehst, dann werden Dir diese als Einnahmen gegengerechnet und die Sozialleistung entsprechend gemindert (bei Riester Sonderregelung, da bleiben die ersten 100 € frei).


    Bei einer Privatinsolvenz sind die Regeln nochmals verschärft. Da gibt es für das Vermögen nämlich 0 € Schonbetrag. Nach Rürup, Riester und Co. müsste ich bei Gelegenheit mal einen Insolvenzverwalter fragen. Zumindest an Rürup dürfte aber auch der sich die Zähne ausbeißen. Genauso wie an den Beiträgen zur gesetzlichen Rente.


    Es lohnt sich aus meiner Sicht überhaupt nicht, in ein ansonsten unpassendes Produkt zu investieren, um sich mit der entgangenen Rendite gegen Sozialleistungs- oder Insolvenzfälle zu versichern und dabei nicht zu wissen, ob diese Versicherung im Schadenfall überhaupt funktioniert.

  • Pantoffelheld

    Vielen Dank für Deine Klarstellung!

    M.W. nach sind private RV auch 'sicher', wenn es um Privatinsolvenz/Sozialleistungen geht. Wichtig ist dabei m.W., dass 100%ig nur eine Verrentung möglich ist (keine einmalige Kapitalabfindung!) und auch eine vorzeitige Kündigung im Vertrag ausgeschlossen wird.


    So etwas kann man m.W. auch nachträglich anpassen bzw. umwandeln, wenn absehbar ist, dass eine entsprechende Notlage auf einen zukommt.

    Natürlich gibt es auch dabei Vermögensgrenzen. Ein Millionenvermögen wird man auf diesem Weg nicht vor Gläubigern schützen können.

  • Ganz genau. 100% nur Verrentung möglich ist der entscheidende Punkt. "Unwiderruflich" ist da ein Schlüsselwort. Allerdings bedeutet unwiderruflich auch wirklich unwiderruflich und ich muss nach diesem Schritt auf hohe Rentenfaktoren und mein langes Leben hoffen.


    Zudem würde ich mit der Umwandlung nicht bis kurz vor knapp warten. Es kann bis zu zehn Jahre rückwirkend gefragt werden. Wenn Du so eine Vertragsänderung erst kurz vor der Beantragung noch schnell vornimmst, könnte ein aufmerksamer Sachbearbeiter Dir vorwerfen, dass Du Deine Bedürftigkeit selbst herbeigeführt hast und einen Teil der Leistung entsprechend verweigern. Aus dem gleichen Grund ist auch strikt davon abzuraten, sich die Versicherung auszahlen zu lassen und schnell noch auszugeben bzw. zu verschenken.