Ab wann wieder Staatsanleihen ETF als Sicherheitsbaustein ins Depot?

  • Hallo Finanztip Forum!

    Ab wann sollte man eurer Meinung nach wieder Staatsanleihen ETFs als Sicherheitsbaustein in sein Depot legen? Und welche?


    Finanztip empfiehlt (noch) Festgeld und Tagegeld für den sicheren Teil der Geldanlage. Ist aber keine Anlageform für mich.

    Sollte man schon jetzt wieder kaufen? Oder erst wenn die EZB ihre Zinserhöhungen stoppt bzw. pausiert? Oder erst wenn die EZB anfängt die von ihr aufgekauften Anleihen wieder zu verkaufen?


    Welchen Staatsanleihen ETF würdet ihr dann empfehlen?

    Das in dem Anleihen ETF investierte Geld soll theoretisch 20 Jahre angelegt bleiben (und realistisch wohl bis die nächste deutliche Zinswende nach oben ansteht). Ich dachte an einen Mix aus europäischen Staatsanleihen (und keine US Staatsanleihen).

    Die eigentliche Frage ist welche Laufzeiten der Anleihen man wählen sollte. Ist der Anleihenmarkt eh so effizient, dass es egal ist und man einfach einen Mix aus allen möglichen Laufzeiten nehmen kann? Oder lohnt es sich in der jetzigen Situation nur bestimmte Laufzeiten zu kaufen, selbst wenn man lange anlegen will.


    Vielen Dank für eure Antworten, und falls jemand gleich die ISIN für seine Empfehlung angibt.

  • Wann? Wenn ich deutlich mehr als 100k habe und kein Bock habe, es auf dutzende Banken aufzuteilen.

    Welche Laufzeit? Kommt drauf an. Bei nem ETF nur kurzlaufend, da so das Zinsänderungsrisiko geringer ist. Bei einzelnen Anleihen kommt es drauf an, wann ich das Geld brauche und wie der Zins aussieht.

  • Wenn du Staatsanleihen als Sicherheitsbaustein nutzen willst, sollten es welche höchster Bonität sein, wie z.B. deutsche Bundesanleihen.


    Hier würde ich aber auf Einzelanleihen mit kürzeren Laufzeiten setzen und nach Auslaufen immer wieder nachkaufen. Bei einem ETF hast du zusätzlich ein Zinsänderungsrisiko, das du bei Einzelanleihen nicht hast, wenn du immer bis zur Endfälligkeit hältst. Da deutsche Bundesanleihen das sicherste sind was es gibt, ist ein ETF auch überflüssig, da eine zusätzliche Diversifikation nicht wirklich etwas bring.


    Anders sieht es natürlich aus, wenn du risikoreichere Staatsanleihen halten willst.

  • Ein Sicherheitsbaustein ist für mich Geld welches ich sehr schnell benötigen werde, wenn die Summe unter 100k ist würde ich lieber TG nehmen. Zumal die Unterschiede im Ertrag vergleichbar sind. Bei höheren Beträgen ist der Sicherheitsbaustein nur in Ausnahmefällen sinnvoll.

  • Vielen Dank für die Antworten soweit.


    Interessant wie "Sicherheit" unterschiedlich interpretiert wird. Bei mir beginnt Sicherheit schon vor der Bundesanleihe (und so ist auch ein grösserer Teil des Geldes bei mir in Aktien investiert).

    Die in Anleihen anzulegende Summe liegt über 100k und ist momentan auf Konten bei ethisch/ökologischen Banken aufgeteilt (da gibt es noch nicht so viel Zinsen; andere Banken sind für mich aber keine Option).

    ETF Kauf über die Börse ist bequem und flexibel. Mir geht es auch darum meine Anlagen einfach und übersichtlich zu halten.

    Bin aber für jede andere Meinung und Rat offen und freue mich auf weitere Antworten.

  • Ein Sicherheitsbaustein ist für mich Geld welches ich sehr schnell benötigen werde

    Man kann einen Sicherheitsbaustein auch in dem Sinne verstehen, dass er die Volatilität des Aktiendepots reduzieren soll, indem er entweder gar nicht schwankt (wie Tages-/Festgeld) oder die Schwankungen gegensätzlich sind, also eine negative Korrelation vorliegt (wie das bei Anleihe-ETFs sein soll, jedefalls in der Theorie).


    Du verstehst den Sicherheitsbaustein mehr als Notgroschen, ist das richtig?


    Was meint der TE?

  • Man kann einen Sicherheitsbaustein auch in dem Sinne verstehen, dass er die Volatilität des Aktiendepots reduzieren soll, indem er entweder gar nicht schwankt (wie Tages-/Festgeld) oder die Schwankungen gegensätzlich sind, also eine negative Korrelation vorliegt (wie das bei Anleihe-ETFs sein soll, jedefalls in der Theorie).


    Du verstehst den Sicherheitsbaustein mehr als Notgroschen, ist das richtig?


    Was meint der TE?

    Wie oben beschrieben, der Sicherheitsbaustein ist für geplante oder ungeplante Ausgaben in einer überschaubaren Zeit. Bei mir als angehender Ruheständler für 5 Jahre, alles andere schlummert in einem ETF auf den MSCI World. Bei für meine Begriffe günstiger Börsenlage wird wieder umgeschichtet um nicht einen schlechten Zeitpunkt zu erwischen. Die paar % für TG nehme ich dann auch noch mit und gut ist, komme auch nicht in Verlegenheit die 100k zu überschreiten.

  • Ab wann sollte man eurer Meinung nach wieder Staatsanleihen ETFs als Sicherheitsbaustein in sein Depot legen? Und welche?

    Nie und keine.

    Finanztip empfiehlt (noch) Festgeld und Tagesgeld für den sicheren Teil der Geldanlage. Ist aber keine Anlageform für mich.

    Warum ist das keine Anlageform für Dich?


    Tagesgeld hat meines Erachtens sehr wohl seine Berechtigung, mit Festgeldern allerdings habe ich in der Tat meine Probleme.

    Sollte man schon jetzt wieder kaufen? Oder erst wenn die EZB ihre Zinserhöhungen stoppt bzw. pausiert? Oder erst wenn die EZB anfängt die von ihr aufgekauften Anleihen wieder zu verkaufen?

    Anleihen frieren den Zinsstand des Kauftages ein. Wenn Du meinst, Du müßtest oder solltest jetzt kaufen, dann kauf halt. Von der EZB ist diese Entscheidung wenig abhängig.

    Welchen Staatsanleihen ETF würdet ihr dann empfehlen?

    Das in dem Anleihen-ETF investierte Geld soll theoretisch 20 Jahre angelegt bleiben (und realistisch wohl bis die nächste deutliche Zinswende nach oben ansteht).

    Ich halte einen ETF auf Staatsanleihen generell für ein ungeeignetes Anlageinstrument. Wenn Du Staatsanleihen kaufen willst, kauf sie besser direkt.


    Wieso sollte Geld, das man in Anleihen investiert, "theoretisch" 20 Jahre angelegt bleiben?


    Mir scheint, Dir ist noch nicht so ganz klar, wie Anlegen in Anleihen funktioniert.


    Vielleicht erzählst Du einfach mal, was Du vorhast.

  • Danke Achim Weiss und auch allen anderen.

    Dass ein Investment in Anleihen komplexer ist als in Aktien ist mir aufgefallen. Trotzdem wundert es mich, dass hier alle einen Anleihen ETF kritisch sehen.


    Mein Plan ist was Finanztip und Finanztest empfehlen und was manchmal als "Pantoffel Portfolio" bezeichnet wird. Das Geld was man nutzt als Tagegeld und alles andere zum Sparen einfach und schnell über die Börse in einem Depot angelegt. Am besten einen Aktien ETF (bei mir auf den MSCI World) und einen Anleihen ETF (der noch zu wählen ist). Prozentuale Verteilung je nach Sicherheitsbedürfnis.


    Ich bin mir nicht sicher ob ich wirklich langfristig mehr Aufwand betreiben will, z.B. wie oben erwähnt Anleihen immer wieder direkt kaufen oder eine "Festgeldtreppe" mit stetiger Reinvestition. Ich finde zu einem ETF auf Anleihen von europäischen Staaten mit hoher Bonität ist da die Rendite als auch das Risiko zumindest nicht enorm anders. Allein das Zinsänderungsrisiko verbleibt, was aber auch eine Zinsänderungschance (im Falle sinkender Zinsen) ist.

    Andere Meinungen dazu?


    Grüsse

  • Du holst dir mit dem Anleihen-ETF ein Zinsrisiko ins Haus. In der Rückschau der letzten Jahre kommt einem das aktuelle Zinsniveau hoch vor. Wie hoch es noch geht, wird aber stark von der Inflation abhängen. In der Volcker-Ära hatten die USA auch zweistellige Leitzinsen, insofern sind sinkende Zinsen mittelfristig nach garantiert. Die Situation ist aber deutlich besser als vor zwei Jahren, da ein Teil des Kursrisikos bereits eingetreten ist.

  • Am besten einen Aktien ETF (bei mir auf den MSCI World) und einen Anleihen ETF (der noch zu wählen ist). Prozentuale Verteilung je nach Sicherheitsbedürfnis.

    Wenn du von Anleihen-ETFs überzeugt bist und es mit noch weniger Aufwand willst, sind vielleicht die Vanguard LifeStrategy ETFs etwas für dich:

    Zitat

    LifeStrategy ETFs verkörpern diese Grundprinzipien erfolgreicher Vermögensanlage. Mit nur einem ETF erhalten Anleger Zugang zu einem global diversifizierten Portfolio aus Aktien und Anleihen – für eine Gesamtkostenquote von nur 0,25%. Sie müssen nur entscheiden, welches der vier Risikoprofile – von einem Aktienanteil im Portfolio von 20% bis zu 80% – am besten zu Ihrem Kunden passt.

  • Dass ein Investment in Anleihen komplexer ist als in Aktien ist mir aufgefallen.

    Das ist es nicht.

    Trotzdem wundert es mich, dass hier alle einen Anleihen ETF kritisch sehen.

    Eine Anlage in Anleihen ist eins, Anleihen-ETFs sind etwas völlig anderes.

    Warum setzt Du das gleich?

    Mein Plan ist was Finanztip und Finanztest empfehlen und was manchmal als "Pantoffel Portfolio" bezeichnet wird. Das Geld was man nutzt als Tagegeld und alles andere zum Sparen einfach und schnell über die Börse in einem Depot angelegt. Am besten einen Aktien-ETF (bei mir auf den MSCI World) und einen Anleihen-ETF (der noch zu wählen ist).

    Der Anleihen-ETF will Dir ganz offensichtlich nicht aus dem Kopf.


    Eine Anlage muß sich aus sich selbst heraus rechtfertigen. Du brauchst also eine Antwort auf die Frage: "Warum soll ich in einen Anleihen-ETF investieren?"


    Nicht etwa andersherum: "Für mich ist es absolut sicher, daß ich in Anleihen-ETFs investiere. Gegengründe?"


    Der durchschnittliche Rentenanleger fürchtet Kursveränderungen wie der Teufel das Weihwasser. Also sind Rentenfonds und Anleihen-ETFs nichts für ihn. Er will jedes Jahre seine bekannten Zinsen haben: Dieses Jahr 3%, nächstes Jahr 3%, übernächstes auch. Das aktuelle Zinsniveau ist ihm dabei völlig egal, er hält die Rente ohnehin bis zu ihrer Fälligkeit. Wenn Du glaubst, ein Rentenfonds hätte kein Kursänderungsrisiko, dann schau Dir doch einfach mal die Zahlen der jüngsten Vergangenheit an.

    Ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich langfristig mehr Aufwand betreiben will, z.B. wie oben erwähnt Anleihen immer wieder direkt kaufen oder eine "Festgeldtreppe" mit stetiger Reinvestition. Ich finde zu einem ETF auf Anleihen von europäischen Staaten mit hoher Bonität ist da die Rendite als auch das Risiko zumindest nicht enorm anders.

    Wenn Du dieser Auffassung bist, dann mach das doch einfach. Ist ja ohnehin Dein eigenes Geld. Dafür ist niemand verantwortlich außer Dir selber.

  • Aus meiner Sicht sind sowohl Anleihen als auch Anleihen ETFs Produkte, die ihre Berechtigung in einem Portfolio haben können. Wichtig ist nur, dass man die jeweilige Funktionsweise versteht und sie richtig einsetzt.


    Wenn es um den Vergleich mit Tagesgeld geht, fallen Anleihen und Anleihen ETFs raus, denn die besondere Stärke von Tagesgeld ist, dass es keine Gebühren und keine Kursrisiken gibt.

    Hier wären höchstens Geldmarktfonds eine Alternative.


    Für mich persönlich käme ein Festgeld nicht infrage, weil ich im Zweifelsfall an das Geld rankommen können möchte. Diese Möglichkeit bieten deutsche Staatsanleihen.

    Wenn man sie bis zur Fälligkeit hält, hat man kein Kursrisiko. Will man vorher an das Geld ran, kann man Glück haben oder Pech, wobei man das Ausmaß des Glücks/Pech mit der Duration steuern kann.


    Ein Anleihen ETF kann dann sinnvoll sein, wenn man diversifizieren möchte, bspw europäische Staatsanleihen im Investmentgrade. Für mich wäre das nichts, weil es mir zu wenig Kompensation für das höhere Risiko gibt. Da fahre ich lieber einen höheren Aktienanteil.

    Nützlich sind Anleihen ETFs auch, wenn man sich den Aufwand des Wiederanlegens sparen möchte oder bei seinem Broker bei kleineren Summen (<10k€) die Kaufgebühren bei kurzen Laufzeiten zu hoch wären.

    Mann muss aber verstehen, wie Anleihen ETFs funktionieren und sich der Kursrisiken (und -chancen) bewusst sein.


    Ein Beispiel: Wer am 13.10.2022 die DE000 114178 6 gekauft und heute verkauft hätte, hätte mit einem DE000A0Q4RZ9 eine sehr ähnliche Rendite erzielt.