Wie findet man einen Stromanbieter der selber ausreichend Erneuerbare Energien produziert, damit mit von Preisschwankungen sich etwas abkoppeln kann?

  • Hallo!

    Einleitung: Na klar! Hersteller werden Ihren Strom immer so teuer wie möglich verkaufen. Wenn ich also nicht jedes Jahr wechseln möchte, macht es doch Sinn die Nebenkosten zu reduzieren. Da die Durchleitungskosten ev. noch in diesem Jahr reduziert oder abgeschafft werden, kann man ja gleich bei Hersteller kaufen.


    Nur findet man solche Anbieter nicht. In der letzten Woche habe ich einmal zum ausprobieren bei 123Energie geladen, und es hörte ich so an, als ob sie 100% Wasserenergie selber herstellen. Nach einem Anruf dort, war das wieder erledigt.


    Also die Frage: von oben: Wenn es nicht ENBW sein sollen, wie finde ich denn andere?


    Ich Danke im Voraus,

    Carsten

  • Wie kommst du auf die Ideee, dass die "Durchleitungsgebühren" abgeschafft werden sollen? Die werden eher steigen. Wie kommst du auf die Idee, dass die Produzenten von erneuerbaren Energien sich von Preisschwankungen abkoppeln können? Das Gegenteil ist der Fall.

  • Du zahlst immer Energie + Netznutzung + Steuern/Abgaben. Netznutzung, Steuern/Abgaben sind für dich im Prinzip immer gleich. Du hast nur die Möglichkeit, dir einen Anbieter zu suchen, bei dem der Energiepreisanteil niedrig ist und somit dein Gesamtstrompreis günstig ist.

  • Guten Morgen, und danke für die Reaktionen.

    Hallo R.F.: In der Tat, werden die Preistreiber sicherlich nicht abgeschafft, aber sicherlich verringert. Was wohl schon Gesetz ist, daß man auf der letzte Meile seinen Strom seinem Nachbarn abgeben kann. Bleibt aber wie immer die Frage wann das in den Kommunen ankommt.

    Hallo Dan: Das ist genau die Frage: Man kann nicht von der Preispolitik auf die "Qualität der Produktion" schließen. Wie sucht man soetwas?


    Carsten

  • Wenn du tatsächlich einen unabhängigen Ökostromanbieter suchst, dann gibt es in Deutschland nicht so viele:


    Green Planet Energy eG hält zum Beispiel beim Herkunft des Stromes die Regeln von Greenpeace ein.


    Quelle https://www.oekostrom-anbieter.info/oekostromanbieter:

    "Die wichtigsten unabhängigen Ökostromanbieter in Deutschland sind die Naturstrom AG, die EWS Schönau eG und die Green Planet Energy eG (ehemals Greenpeace Energy). Diese Ökostromanbieter werden auch als Ökostrom-Pioniere bezeichnet. Darüber hinaus sind in diesem Zusammenhang die noch relativ jungen Anbieter Bürgerwerke eG und Polarstern GmbH zu nennen. Alle genannten Anbieter gelten als besonders empfehlenswert, denn sie liefern echten Ökostrom, fördern den Bau von Neuanlagen zur Erzeugung von Strom aus Erneuerbaren Energien und sind nicht mit den großen Stromkonzernen verflochten, die eigene Atom- und Kohlekraftwerke betreiben oder an solchen beteiligt sind. Die Unabängigkeit des vierten Ökostrom-Pionieres LichtBlick SE ist seit spätestens 2018 leider nicht mehr gegeben."

  • Deine Prämisse ist falsch. Die tatsächlichen Produktionskosten haben mit dem Verkaufspreis nicht zwangsläufig etwas zu tun. Das ist beim Marken T-Shirt aus Bangladesch (Produktion und Transport nach Europa 1-2€) genauso wie beim Strom. Anbieter werden sich immer daran orientieren, was der Markt hergibt. Wenn alle anderen Anbieter 50c/kWh aufrufen, gibt es keinen Grund als Anbieter 25c zu verlangen, nur weil die eigenen Kosten kaum gestiegen sind. Das könnte sogar kontraproduktiv sein, da man dann mehr Kunden bekommt, als man mit dem eigenen Strom versorgen kann und teuer an der Börse einkaufen muss.

  • Ein Energieanbieter muss ja auch eine Versorgungssicherheit bieten. Selbst unter der Annahme, dass man einen Anbieter gefunden hat, der Strom aus erneuerbaren Energien selbst kostengünstig erzeugt, muss der Anbieter berücksichtigen, dass es zu einem Ausfall der eigenen Energieerzeugung kommen kann (z.B. Wartung).

    Auch ist es eine Traumvorstellung, dass ein Anbieter immer genau so viel/wenig Energie erzeugen kann, wie Seine Kunden aktuell gerade benötigen. Die gesamte Energieversorgung ist ein hochkomplexer Vorgang. Nicht umsonst sind die Energienetze der europäischen Länder untereinander vernetzt.

    Bekannte von uns haben eine 15KW Solaranlage mit eigenem Speicher. Über die letzten 2 Jahre gerechnet konnten Sie im Prinzip den gesamten Energiebedarf Ihres Hauses selbst erzeugen und sogar Überschuss ins Netz einspeisen.

    Trotzdem mußten Sie in den letzten 2 Wintern regelmäßig Strom aus dem Netz ziehen und rund 10% Ihres gesamten Energiebedarfs dann doch wieder dazukaufen.

  • ... Was wohl schon Gesetz ist, daß man auf der letzte Meile seinen Strom seinem Nachbarn abgeben kann ...

    Wenn du den Strom beim Versorger bezahlst und für die Weiterleitung an die Nachbarn die Bedingungen und technischen Vorgaben der Netzanschlussverordnung beachtest, kannst du deine Nachbarn mitversorgen. Wo darin der Vorteil für die Beteiligten liegen soll, ist allerdings nicht ganz erkennbar.


    Falls du etwas anderes meinst, bist du sicher, dass du in Deutschland oder einem anderen Land der EU wohnst?


    Und was den "Preistreiber" Netz angeht, zur Zeit wird überlegt, wie der für die Nutzung erneuerbarer Energieen nötige Netzausbau finanziert werden soll. Ob das der Stromverbraucher dann in seiner Eigenschaft als Stromverbraucher oder als Steuerzahler bezahlen wird, ist noch nicht entschieden. Bezahlt werden muss es jedenfalls, denn so ein kleines Überlandkabel von der Nordsee nach Stuttgart (ich habe mir bewusst verkniffen, Bayern zu erwähnen), fällt nicht einfach vom Himmel. Da wird also bestimmt nichts billiger, sondern es wird ganz sicher teurer.

  • Bekannte von uns haben eine 15KW Solaranlage mit eigenem Speicher. Über die letzten 2 Jahre gerechnet konnten Sie im Prinzip den gesamten Energiebedarf Ihres Hauses selbst erzeugen und sogar Überschuss ins Netz einspeisen.

    Trotzdem mußten Sie in den letzten 2 Wintern regelmäßig Strom aus dem Netz ziehen und rund 10% Ihres gesamten Energiebedarfs dann doch wieder dazukaufen.

    Diese Milchmädchenrechnung stellen viele Leute an. Strom (und Wärme) kann man aber halt nur in Grenzen speichern. Daß Deine Bekannten im Sommer beliebig viel einspeisen konnten, hilft im Winter nichts.


    Aus dem Posting des Threadstarters spricht, daß ihm das Prinzip der Stromversorgung offensichtlich nicht so ganz klar ist. Es steht keineswegs zu erwarten, daß die Netznutzungsgebühr abgeschafft wird. Wie auch? Das Netz muß schließlich aufgebaut und unterhalten werden. Das Netz kostet Geld, das letztlich wohl die Nutzer werden bezahlen müssen. Überlegt wird lediglich, ob die Netzkosten nach Entfernung berechnet werden sollen: Wenn der überschüssige Strom vom Solardach bereits im Nachbarhaus verbraucht wird, wird dafür sicher weniger Netz gebraucht, als wenn der Strom von der Nordseeküste kommt. Aber das ist noch nicht spruchreif.

  • Netzkosten werden bei Großverbrauchern bereits nach Entfernung berechnet. Wobei da angenommen wird, dass der Strom direkt vom nächsten passend großen Kraftwerk kommt und der tatsächliche Stromfluss nicht berücksichtigt wird. Das wäre auch kaum möglich, denn der ändert sich permanent. Die Annahme, dass die Netzentgelte sinken ist in der Tat unrealistisch. Erst einmal steigt der Eigenkapitalzins, mit dem die Gebühren berechnet werden dürfen auf 7%


    Bekannte von uns haben eine 15KW Solaranlage mit eigenem Speicher. Über die letzten 2 Jahre gerechnet konnten Sie im Prinzip den gesamten Energiebedarf Ihres Hauses selbst erzeugen und sogar Überschuss ins Netz einspeisen.

    Trotzdem mußten Sie in den letzten 2 Wintern regelmäßig Strom aus dem Netz ziehen und rund 10% Ihres gesamten Energiebedarfs dann doch wieder dazukaufen.

    Das schafft man auch mit einem Drittel der Anlage. Im Süden kann man überschlagsweise mit 1100 kWh jährlich pro kWp rechnen, im Norden eher mit 1000 kWh. Sonne ist eben eine sehr saisonale Energiequelle, im Dezember sind die Tage halb so lang wie im Juni und da ist weder der Sonnenstand noch das Wetter berücksichtigt. Speicher ist schön und gut, aber im Winter bekommt man den aufgrund der niedrigen Erträge schwer voll, insbesondere wenn noch eine Wärmepumpe fleißig Strom verbraucht.

  • Netzkosten werden bei Großverbrauchern bereits nach Entfernung berechnet. Wobei da angenommen wird, dass der Strom direkt vom nächsten passend großen Kraftwerk kommt und der tatsächliche Stromfluss nicht berücksichtigt wird. Das wäre auch kaum möglich, denn der ändert sich permanent. Die Annahme, dass die Netzentgelte sinken, ist in der Tat unrealistisch.

    Man könnte mit heutiger Technik die Netzkosten individuell gestalten, ständig schwankend wie der Börsenpreis des Stroms allgemein. Fragt sich halt, ob das etwas bringt im Sinne der erwünschten Weiterentwicklung des Marktes. Letzlich müssen alle Nutzer zusammen den Preis des Netzes aufbringen. Zahlt einer etwas weniger, wird der andere etwas mehr zahlen müssen, was dem zweiteren vermutlich nicht gefallen wird. Ich habe den Eindruck, daß sich gerade Privatleute (und Politiker) diesbezüglich unrealistische Hoffnungen machen.


    Seit Jahren wird vom Vorteil variabler Strompreise schwadroniert und wieviel Geld man dadurch doch sparen könne, daß man die Waschmaschine nachts um halb drei laufen ließe. Ich pflege derartige Träumer gemeinhin mit einer schlichten Kalkulation zu desillusionieren, die zeigt, welchen marginalen Unterschied das in einer privaten Stromrechnung macht.


    Eigenen Strom selber nutzen ist abrechnungstechnisch noch relativ einfach, diesen Strom den unmittelbaren Nachbarn zu verkaufen, ist abrechnungstechnisch schon schwieriger. Ich bin gespannt, was sich die Politik diesbezüglich noch alles ausdenken wird.

  • Es gibt ja schon variable Tarife über Tibber, Awattar und co. In der Praxis lohnt sich das nur mit einem Elektroauto. Der restliche Verbrauch ist entweder zu kleinteilig (Waschmaschine,...) oder zu begrenzt steuerbar (Stromheizungen).

  • Um mal die Frage aus dem Titel aufzugreifen:
    Sofern es solche Anbieter gibt, dürften sie schwer zu finden sein.
    Ich hatte mal einen Anbieter mit einem solchen Konzept (Lition), aber das ging nicht auf - Laden ging mehr oder weniger Pleite bzw. hat die Verträge gekündigt.


    Vorher waren wir bei einem regionalen Anbieter, der (immer noch) mit eigenproduziertem Strom aus 100% Wasserkraft wirbt. Allerdings hat dieser genauso regelmäßig die Preise erhöht - mit Verweis auf die höheren Preise an den Strommärkten. Ich hattee gekündigt und mein Unverständnis ob dieser Begründung geäußert, aber keine ernst zu nehmende Antwort erhalten.

    Ich schaue daher lieber, dass ich mir zu geeigneten Zeitpunkten günstige Verträge mit langer Vertragslaufzeit und Preisgarantie besorge, welche in der Regel 24 Monate laufen.

  • Auch der Anbieter, der keine höheren Kosten selber hat, wird sich am Marktpreis orientieren und deshalb seine Preise nicht senken, nur weil er geringere Produktionskosten hat.


    Mir kommt da immer das Beispiel der Tankstelle in den Kopf. Bei steigenden Rohölpreisen steigt der Preis, der Referenzpreis ist gestiegen, bei fallenden ist zunächst das zu teuer gekauft zu verkaufen. Oder Banken haben auch eine gewisse Verharrungsmentalität, bevor die höheren Referenzzinssätze weitergegeben werden....

  • Auch der Anbieter, der keine höheren Kosten selber hat, wird sich am Marktpreis orientieren und deshalb seine Preise nicht senken, nur weil er geringere Produktionskosten hat.

    Er muss sie ja nicht senken. Aber er soll sie auch nicht unverschämt erhöhen, nur weil er es kann, mit Argumenten die eher wenig nachvollziehbar sind und vollkommen am eigenen Marketing vorbei gehen.

  • Letztendlich sind es für den Versorger Opportunitätskosten, wenn er seinen Preis niedriger ansetzt als er es könnte. Und da die Eigentümer Gewinne und Dividenden sehen wollen, fällt die Abwägung zwischen Ruf und Gewinnmaximierung meistens recht eindeutig aus