Gründe, ETF-"Strategie" ausschüttend auf thesaurierend zu ändern?

  • Hallo,

    ich habe - nicht zuletzt aufgrund tatkräftiger Unterstützung aus dem Forum (vielen Dank nochmals dafür) - im letzten Jahr mit meinem ETF Sparplan nach einmaliger Einzahlung begonnen. U.a. auch aufgrund der damaligen Zinssituation habe ich die - (u.a. auch von Finanztip empfohlene) - "Strategie" gewählt, zunächst einen thesaurierenden Welt-ETF (in meinem Fall der FTSE All World) zu besparen. Diesen wollte ich bis zu einer Summe ansparen, bei der die zu erwartenden Ausschüttungen in etwa den jährlichen Freibetrag ausschöpfen. Ziel dabei ist natürlich, den Freibetrag jährlich gut auszunutzen, ohne hier zu viel Eigenarbeit zu investieren (ja, ich weiß, dass es hierzu unterschiedliche Einschätzungen hinsichtlich des Aufwands gibt). Wenn ich mich recht erinnere, waren das ja so um die 30 TEUR, die dafür notwendig sind. Dann wollte ich entsprechend der o.g. Strategie den Ausschütter stoppen und auf die thesaurierende Variante wechseln.

    Jetzt haben sich ja u.a. aufgrund der Zinspolitik die Ausgangsvoraussetzungen geändert, wenngleich ja auch nicht klar ist, wie lange das noch so bleiben wird. Meinen "Notgroschen" habe ich daher natürlich auch inzwischen auf ein halbwegs gut verzinstes Tagesgeldkonto umgezogen. Ferner überlege ich auch noch Festgeld, um die Zinsen für eine gewisse Zeit noch zu sichern.
    Meine Frage ist nun, ob man diese Strategie eurer Einschätzung nach ruhigen Gewissens noch weiterverfolgen sollte? Ich habe in den vergangenen Wochen immer wieder Beiträge gelesen, in denen mehr als früher direkt zum Sparplan mit einem Thesaurierer geraten wurde. Ich vermute, dass das einfach aus der aktuellen Zinslage resultiert. Gibt es sonst noch Gründe, die für eine Änderung sprächen?


    Vielen Dank für eure Einschätzungen!

  • Ich habe in den vergangenen Wochen immer wieder Beiträge gelesen, in denen mehr als früher direkt zum Sparplan mit einem Thesaurierer geraten wurde. Ich vermute, dass das einfach aus der aktuellen Zinslage resultiert. Gibt es sonst noch Gründe, die für eine Änderung sprächen?

    Wenn der Freibetrag schon durch TG und FG aufgebraucht wird, macht der Ausschütter aktuell natürlich keinen Sinn mehr, wenn dieser lediglich zur Nutzung des Freibetrags gewählt wurde.

  • Wenn der Freibetrag schon durch TG und FG aufgebraucht wird, macht der Ausschütter aktuell natürlich keinen Sinn mehr, wenn dieser lediglich zur Nutzung des Freibetrags gewählt wurde.

    Ja, das stimmt wohl. Allerdings kann sich das mit Blick auf die Zinslage ja auch recht schnell wieder ändern. Mir stellt sich nun v.a. die Frage, ob ich den Ausschütter jetzt sofort stoppen und auf einen Thesaurierer wechseln oder den ursprünglichen Plan weiterverfolgen sollte. Gibt es denn grundlegende Nachteile gegenüber dem Thesaurierer, wenn ich die Ausschüttungen unmittelbar immer wieder anlege?

  • Gibt es denn grundlegende Nachteile gegenüber dem Thesaurierer, wenn ich die Ausschüttungen unmittelbar immer wieder anlege?

    Solange der Freibetrag auch anderweitig ausgenutzt wird, werden die Ausschüttungen halt versteuert. Und die gezahlte Steuer kann halt nicht wieder angelegt werden.

    Wie du richtig sagst, kann sich das auch ein ein paar Jahren wieder drehen. Weiß man nicht.

    Aber Geld das man jetzt nicht anlegt, weil es für Steuern drauf geht, fehlt am Ende halt.


    Es sollte einem aber auch klar sein, dass es hier um das Optimieren der letzten paar tausend Euro für das Ende des Weges geht.

    FT hat ja ein Video mit Gegenüberstellung von Ausschütter und Thesaurierer gemacht.

  • Solange der Freibetrag auch anderweitig ausgenutzt wird, werden die Ausschüttungen halt versteuert. Und die gezahlte Steuer kann halt nicht wieder angelegt werden.

    Wie du richtig sagst, kann sich das auch ein ein paar Jahren wieder drehen. Weiß man nicht.

    Aber Geld das man jetzt nicht anlegt, weil es für Steuern drauf geht, fehlt am Ende halt.


    Es sollte einem aber auch klar sein, dass es hier um das Optimieren der letzten paar tausend Euro für das Ende des Weges geht.

    FT hat ja ein Video mit Gegenüberstellung von Ausschütter und Thesaurierer gemacht.

    Das sind auch die mir bekannten Punkte, weshalb ich bislang davon ausging, dass es auch ungeachtet der aktuellen Zinsentwicklung jetzt keinen gigantischen Unterschied machen wird. Mich hatten nur die geänderten eindeutigen Empfehlungen zum direkten Start mit einem Thesaurierer nachdenklich gemacht. Aber im Endeffekt spricht wohl nichts dagegen, wenn ich meine ursprüngliche Strategie dann einfach weiter verfolge.

  • Das sind auch die mir bekannten Punkte, weshalb ich bislang davon ausging, dass es auch ungeachtet der aktuellen Zinsentwicklung jetzt keinen gigantischen Unterschied machen wird. Mich hatten nur die geänderten eindeutigen Empfehlungen zum direkten Start mit einem Thesaurierer nachdenklich gemacht. Aber im Endeffekt spricht wohl nichts dagegen, wenn ich meine ursprüngliche Strategie dann einfach weiter verfolge.

    Mir geht es ähnlich wie Dir. Im Nachhinnein hätte ich nur Thesaurierer nehmen sollen. Ärgere mich zwar ein bisschen (zumal ich mit Rollen kein Problem hätte), aber im Endeffekt sollte ich mich freuen, dass ich den Freibetrag easy ausnutze und fertig.


    Vermutlich muss man als Fazit sehen, dass sich Finanztip an Kleinsparer richtete, die froh sind mal auf 70k Vermögen zu kommen. Dafür passte der Tipp halbwegs.


    Andererseits ist der Vorteil spätestens mit der Vorabpauschale ja auch nicht gewaltig beim Thesaurierer...

  • ich habe ... im letzten Jahr mit meinem ETF Sparplan nach einmaliger Einzahlung begonnen.

    Prima!

    U.a. auch aufgrund der damaligen Zinssituation habe ich die - (u.a. auch von Finanztip empfohlene) - "Strategie" gewählt, zunächst einen thesaurierenden Welt-ETF (in meinem Fall der FTSE All World) zu besparen. Diesen wollte ich bis zu einer Summe ansparen, bei der die zu erwartenden Ausschüttungen in etwa den jährlichen Freibetrag ausschöpfen. Ziel dabei ist natürlich, den Freibetrag jährlich gut auszunutzen, ohne hier zu viel Eigenarbeit zu investieren


    Wenn ich mich recht erinnere, waren das ja so um die 30 TEUR, die dafür notwendig sind. Dann wollte ich entsprechend der o.g. Strategie den Ausschütter stoppen und auf die thesaurierende Variante wechseln.

    Heuwägelchen! Da geht etwas durcheinander.

    Ein Ausschütter schüttet aus. Ein Thesaurierer thesauriert.

    Was für einen Fonds hast Du denn nun?

    Meinen "Notgroschen" habe ich inzwischen auf ein halbwegs gut verzinstes Tagesgeldkonto umgezogen. Ferner überlege ich auch noch Festgeld, um die Zinsen für eine gewisse Zeit ... zu sichern.

    Meine Frage ist nun, ob man diese Strategie eurer Einschätzung nach ruhigen Gewissens noch weiterverfolgen sollte?

    Seine Finanzen selber zu managen, ist nicht so schwer, aber mit null Arbeit geht es dann doch nicht ab.


    Zuerst einmal solltest Du Dir im klaren darüber werden, ob Du einen ausschüttenden ETF gekauft hast oder einen thesaurierenden. Hinweis: Den Ausschütter erkennst Du daran, daß Dir im Laufe des Jahre Ausschüttungen zugeflossen sind.


    Ich habe mir für meine Finanzen ein Excel-Rechenblatt gebaut (das ich bei Bedarf weiter ausbaue). Ich weiß somit, wieviel Kapitalerträge mir bisher zugeflossen sind. Ich habe auch eine Extrapolation eingebaut, weiß somit auch, wieviel Kapitalerträge mir am Jahresende zugeflossen sein werden.


    Das müßtest Du auch machen. Du müßtest zusammenstellen, wieviel Kapitalerträge Du in diesem Jahr bereits eingenommen hast und noch bekommen wirst. Wenn Du das weißt und wenn Du auch weißt, um wieviel Deine ETF-Anteile im Laufe des Jahres gestiegen sind, dann kannst Du zielgenau die Anzahl ETF-Anteile verkaufen, damit Du mit dem Verkauf genau soviel Gewinn machst, daß Dein Sparerfreibetrag ausgenutzt ist. Wenn Du willst, kannst Du hinterher die ETF-Anteile gleich wieder kaufen.


    So geht das, und so machen das die Leute auch, die den Sparerfreibetrag nutzen wollen. Übrigens: Die Ausnutzung des Sparerfreibetrags spart im Maximum 263,75 € Steuer (Kirchensteuer nicht gerechnet). Mit dem allgemeinen Zinsniveau hat all das allenfalls am Rande zu tun; man braucht bei höherem Zins weniger Kapital, um den Sparerfreibetrag auszuschöpfen. Sonst macht das keinen Unterschied.

  • Ich würde mich da nicht groß Ärger oder meine Strategie komplett über den Haufen werfen.

    Thesaurierer sind ja auch nicht das Optimum ohne Rollen, außer man kann über die VAP schon den FSA füllen.

    Aber wer weiß wie lange die Zinsen oder die VAP wieder so hoch sind.

    Eventuell lässt du jetzt gerade etwas liegen während du mit dem Thesaurierer (ohne Rollen) in anderen Zeiten etwas liegen lässt weil du selbst mit der VAP deinen FSA nicht füllst.


    Will man da jedesmal seine Strategie ändern oder umschichten, was dank eines Spread auch nicht kostenfrei möglich ist?


    Ich besitze im übrigen beides, meine Basis ist der Auschütter und danach habe ich den Thesaurierer angespart.

    Der Ausschütter "füttert" jetzt den anderen mit und wird später mein Rentenpolster ( Das sicherheitspolster um nicht in schlechten Zeiten Anteile verkaufen zu müssen) aufbauen.

    Somit gehe ich bis zur Rente 100 % meiner Rate in den Thesaurierer der dann eh als erstes wieder abgebaut wird.

    Den Steuervorteil in der Ansparphase wollte ich zwar mitnehmen aber nie optimieren auf den letzten Cent.

  • Thesaurierer sind ja auch nicht das Optimum ohne Rollen, außer man kann über die [Vorabpauschale] schon den [Freistellungsauftrag] füllen.

    Fragen der beschriebenen Art kommen logischerweise kurz vor Jahresschluß.


    Die Vorabpauschale des Jahres 2023 fließt fiktiv im Januar 2024 zu und wird auch dann versteuert. Man weiß also schon im Januar 2024, wieviel vom Freistellungsauftrag dadurch verbraucht wird. Aktuell reden wir aber noch vom Steuerjahr 2023.

    Will man da jedesmal seine Strategie ändern oder umschichten, was dank eines Spread auch nicht kostenfrei möglich ist?

    Rechenexempel. Wer es machen will und kann, soll es doch machen. Wer es nicht machen will und kann, läßt es bleiben. Das Sparvolumen ist (siehe oben) begrenzt.


    Die Journaille will etwas zu schreiben haben. Da kommt ein Thema, das jedes Jahr wieder neu verwendbar ist, gerade recht: Sommerzeitumstellung, Weihnachtsgeld, Ausnutzung des Sparerfreibetrags durch die geniale Methode des Rollens.

  • Wer es machen will und kann, soll es doch machen. Wer es nicht machen will und kann, läßt es bleiben

    Absolut. Die Frage war ja nur ob man das möchte nur weil jetzt gerade eine andere Situation ist als die letzten Jahre oder eventuell in der Zukunft.

    Wer das absolute Optimum will muss halt aktiv sein und bleiben.