GB: "Finanzbildung" wird Teil des Lehrplans

  • Hallo liebe Mitglieder,


    es geht um ein Thema, das mir stark am Herzen liegt: die Finanzbildung der nachfolgenden Generationen. Ich habe selbst oft erlebt, wie wenig sich die Menschen in unserer Gesellschaft mit Geldanlage, Altersvorsorge & Co. auskennen - und wie gerade eine schlechtere Allgemeinbildung dazu führt, dass Menschen den falschen Beratern und für sie falschen Produkten vertraut.


    Eine Initiative in Großbritannien soll das nun ändern. Ab dem nächsten Schuljahr sollen in allen staatlich finanzierten Schulen die Fächer Finanzmathematik und Verbraucherbildung auf dem Plan stehen. Das soll dazu beitragen, dass sich die Kinder und Jugendlichen schon früh mit der individuellen finanziellen Planung auseinandersetzen und sie durch diese Grundbildung besser auf das Leben vorbereitet sind.


    Kritik gibt es natürlich zuhauf: Das Fach werde schlicht und einfach zu kurz kommen, die Lehrer seien nicht genügend ausgebildet, das werde sich sowieso nicht auf Entscheidungen auswirken, die die Jugendlichen in 20 Jahren treffen werden. Vielleicht sehe ich das aus einer übertrieben hoffnungsvollen Perspektive, aber muss denn nicht irgendwo ein Anfang gemacht werden?


    In NRW erregte ein Lehrer vor ein paar Jahren Schlagzeilen mit "Hartz IV-Unterricht". Warum stattdessen nicht besser beibringen, wie man Geld sinnvoll nutzt und einsetzt? Dass erst langfristige Erfahrungen gesammelt werden müssen, um die Qualität zu beurteilen, steht außer Frage.


    Sollen wir solche Fächer verstärkt auch an deutschen Schulen einführen? Wo würde man sie einordnen? Was ist das beste Alter, um anzufangen? Oder ist es besser, sich erst im Erwachsenenalter vertieft mit Finanzbildung auseinanderzusetzen?

    • Offizieller Beitrag

    Hallo @Franziska,


    bin ich vollkommen auf Deiner Seite und aus meiner Sicht ist der beste Verbraucherschutz die Ausbildung der nachfolgenden Generationen in Sachen Finanzen.


    Und wenn es nur zur Änderung der Einstellung kommt, dass Finanzen doch nicht so öde und langweilig sind wie manche denken.


    Und ich persönlich bin der Meinung das finanzmathematisches Wissen viele Fehler der Vergangenheit verhindern lässt.


    In Deutschland gibt es einen bereits einen Verein der sich diese Gedanken auf die Fahne schreiben möchte,


    http://www.geldlehrer.de/leistungsbilanz/


    hab ich mir schon mal Gedanken gemacht, ob ich nicht dieser Initiative beitreten sollte.

    "Man kann die raffiniertesten Computer der Welt benutzen und Diagramme und Zahlen parat haben, aber am Ende muss man alle Informationen auf einen Nenner bringen, muss einen Zeitplan machen und muss handeln."

    Lee Iacocca, amerik. Topmanager

    • Offizieller Beitrag

    Ja, ist es.


    Mich haben bisher die Kosten ( Euro 2.900) und der zeitliche Aufwand pro Woche abgehalten, da ich das zeitlich aktuell nicht unterbekomme.


    Aber man soll nie nie sagen :)

  • Ich sehe... Ja, ich kann verstehen, dass so eine Grundausbildung irgendwie finanziert werden muss. Aber mit den verfügbaren Coworking-Spaces und dem ein oder anderen freiwilligen Seminarleitungseinsatz müsste das doch günstiger gehen... Dann ist es auch nicht verwunderlich, dass es nicht schon mehr von den "Geldlehrern" in Deutschland gibt.


    Ich kenne einige Initiativen, die mit einem Minimum von Geldeinsatz ein Maximum erreichen.


    Mal abgesehen davon, dass das eigentlich auch grundsätzlich in den Unterricht mit staatlich ausgebildeten Lehrern gehört :!: Ja, Kinder finden das vielleicht völlig unspannend - aber das ging vielen mit Mathe oder Deutsch genauso ;) Wer Pädagogik gut macht, kann Schüler aber für einiges begeistern.

  • Mathewissen macht aber auch noch kein Finanz- und Verdienstgenie!!! http://www.wiwo.de/erfolg/beru…p-verdiener/10660010.html ^^


    Ich denke, da sollten sie den Fokus eindeutig auf die Komponente "Finanzwissen" und Praktisches legen. Wer von usn kann heute ncoh nachrechnen, was er in der Schule berechnet hat? Oder will??? Die Praktikabilität muss eindeutig im Vordergrund stehen - sonst bringt das alles nix. Wie mache cih eine Steuererklärung? Wie finanziere ich am besten ein Haus? Wie lege ich mein Geld langfristig an? Wie sorge ich am besten für das Alter vor?


    Alles wichtige Fragestellungen, die man nicht über Berechnungen alleine lösen kann! Ich zitiere @Henning (oder versuche zumidest, nah heranzuko,mmen): Jedes Produkt hat seine Berechtigung, muss aber für den individuellen Fall passend sein.

    • Offizieller Beitrag

    Aus anderen Quellen habe ich auch schon andere Dinge über den Verein gehört, aber letztendlich habe ich mich ja auch dagegen entschieden.


    Ich teile mit Dir @Franziska die Ansicht, das dies über den regulären Unterricht erfolgen sollte. Dazu müsste aber das Lehrpersonal geschult werden und wie oft diese freiwillig Weiterbildungsmaßnahmen in Anspuch lässt sich in der Regel leicht abzählen. Schade eigentlich.


    @KaiRe


    interessanter Artikel. Aber letztendlich würde es schon helfen, wenn die Schüler heute wissen würden das eine Finanzierung sinnvoll strukturiert sein muss, dass eine Rendite für eine Geldanlage mit 8% bei EZB-Zins von 0,10% keine stabile und sichere Geldanlage sein kann.


    Deshalb ist ein gewisses mathematisches Verständnis durchaus hilfreich und würde vielleicht das ein oder andere Produkt nicht mehr in die Taschen der Kunden bringen.

  • Durch die medial doch sehr stark begleiteten Ereignisse der letzten Woche ist das Thema "Finanzbildung im Lehrplan" wieder in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt. Die Abiturientin @nainablabla hat auf Twitter darüber geklagt, dass sie eine Gedichtsanalyse in 4 Sprachen schreiben könne, aber nichts über Versicherungen, Steuern und Mieten wisse.


    Mal von meinem Job bei Finanztip abgesehen: Auch persönlich glaube ich, dass es sinnvoll wäre, lebenspraktischen Unterricht zu erhalten. Dass man dann danach kein Steuerberater ist, ist selbstverständlich ;) Aber ein gewisser Zugang und ein gut fundiertes Grundwissen könnte zumindest denen, die keine kundigen Eltern im Hintergund haben, bessere Kenntnis geben.


    Wird sich das durch die mediale Aufmerksamkeit ändern? Oder werden die Dinge gleich bleiben?

    • Offizieller Beitrag

    Ich denke das sich (leider) nicht sonderlich viel ändern wird. Was an sich schade ist, denn allein das Wissen von Zinseszins und weiteren einfachen Dingen würde schon viel helfen.

    • Offizieller Beitrag

    Ich denke ehrlich gesagt nicht, dass ein Schuljahr ausreichen wird.

    "Man kann die raffiniertesten Computer der Welt benutzen und Diagramme und Zahlen parat haben, aber am Ende muss man alle Informationen auf einen Nenner bringen, muss einen Zeitplan machen und muss handeln."

    Lee Iacocca, amerik. Topmanager

  • Lang lang ist's her - der letzte Kommentar... komisch! Ich arbeite seit
    Jahren im Bereich der Vermittlung von Finanzkompetenz und renne -
    zumindest bei einigen Lehrern - offene Türen ein! Es gibt Netzwerke, die
    sich darum bemühen, es gibt aktuell eine Initiative in NRW, die das
    Thema in die Schulen bringt. Allerdings reicht es bei weitem nicht aus,
    das Thema in einem Schuljahr zu behandeln. M. E. muss das Lernen bei den
    Eltern anfangen - im Kindergarten mit Vorschulkindern, über die
    Grundschule, die weiterführenden Schulen bis zur Ausbildung müssen immer
    wieder. So wird ein Schuh draus...!

  • @hepereck


    Kannst du etwas über deinen Ansatz oder deine Aktivitäten berichten?
    Ich hätte Lust, aktiv zu werden, aber bis auf meine Beiträge hier im Forum und Seenotrettung im familiären Kreis habe ich keinen Ansatz. Der Geldlehrer im obigen Post ist mir aufgefallen, aber einen vierstelligen Betrag bin ich nicht bereit zu investieren.
    Ich hatte auch mal überlegt, an unserer Haupt- und Realschule Bewerbungstrainings anzubieten. Aber mein Leben ist einfach nicht planbar genug, um "jeden Freitag 15 Uhr" parat zu stehen.

  • Ich kann immer nicht nicht verstehen, weshalb man zwar inzwischen checkt, dass Kinder lernen müssen bei rot an der Ampel stehen zu bleiben, sich im Auto anzuschnallen, aber sobald man sagt man will seinem Kind etwas über Geld beibringen wird man komisch angeschaut. "Das verstehen Kinder noch nicht", etc. Ich hab die Erfahrung gemacht, dass man sehr wohl mit Kindern auch schon im Alter von 4/5 Jahren über Geld sprechen kann. Natürlich muss es kindgerecht sein und ich versuche das Gespräch immer positiv zu gestalten. Also nicht über Geldprobleme, etc, da das Kind sonst zu viele negative Verbindungen entwickelt. Ich habe nur gute Erfahrungen dazu gemacht.


    in dem Zusammenhang habe ich vor kurzem auch eine total tolle Crowdfunding Kampagne unterstützt und jetzt auch endlich das Buch dazu erhalten. Es heißt "Monkee. Dem Geld auf der Spur." und es ist ein total schön illustriertes Wimmelbuch zum Thema Geld. Finde es echt super gemacht und konnte sogar als Erwachsene noch was lernen. Vielleicht ist es ja auch für andere interessant - kann es echt empfehlen: [Der Link wurde von der Moderation entfernt]

  • Sophie_Niels


    Danke für die Buchempfehlung. Ich habe es bestellt.


    Ich spreche mit meinem ältesten Kind über Geld, seit er 5 ist. Er zählt sein Sparschwein und schaut sich sein Depot auf meinem Handy an. Auch sonst fragt er manchmal interessiert und versteht, dass 2 Euro für eine Kugel Eis viel ist, aber 20 Euro für unseren Wochenendeinkauf nicht reichen.