ETFs jetzt verkaufen für Immobilien Kreditanzahlung

  • Hallo liebe Finanztipp Community,

    Zur Situation: Ich habe ein ETF Depot (trade Republic) das momentan bei ca. 12.000€ steht und mit 13% Rendite ganz gut im Plus steht. Gestartet habe ich damit 2020 und es läuft über einen Sparplan. Meine Frau und Ich 31 und 33 sind auf jeden Fall eher Typ Immobilie als Typ mieten. Da das Eigenkapital jetzt insgesamt auch immer mehr geworden ist ca. 60.000 überlege ich, ob es in diese positiven Marktphase Sinn macht die ETFs zu verkaufen und das Geld aufs Tagesgeldkonto zu schieben um es dann als Anzahlung für eine Immobilie zu nehmen. Weiterhin ist es ja auch einigermaßen Wahrscheinlich, dass die Zinsen absehbar noch ein bisschen Fallen und ein Immobilien Kredit erschwinglicher wird (ich weiß das ist eine Wette un niemand kann das genau sagen). Unser Netto Haushaltseinkommen ist ca. 6000€ netto.


    Dazu 2 Fragen:

    1. Was sind eure Meinungen zum Verkauf der ETFs für die Immobilien Anzahlung?

    2. Gibt es beim Verkauf etwas zu beachten um bspw. Steuern zu sparen? Soweit ich weiß werden ja 70% der Gewinne mit 30,5% (Kapitalsteuer + Soli) besteuert.


    Herzlichen Dank und viele Grüße

    Jan

  • svenja147

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • zu 1:

    Wenn ich eine Immobilie kaufen will zählt EK. Ich würde also zusehen, dass ich möglichst viel EK habe. Also weg mit dem ETF und soviel wie möglich EK aufbauen.


    zu 2: bei einem Aktien-ETF werden nur 70% der Kursgewinne versteuert. Und zwar mit 25% + Soli und ggf. Kirchensteuer. Macht als min. 26,375% Steuer auf den Gewinn.


    Bei 12.000€ Depotwert und 13% Gewinn liegt Ihr damit sogar noch im Rahmen des Freibetrags, sofern dieser nicht bereits durch andere Zinseinkünfte aufgezehrt wurde.

    2024 wurde ggf. auch Vorabpauschale fällig (Thesaurierer), die Euch dann auch wieder gegengerechnet wird.

    Insgesamt würde ich mir aber nicht zu viel Gedanken machen. Spätestens im Lohnsteuerjahresausgleich bekommt Ihr ggf. zuviel gezahlte Steuern erstattet.

  • Ich habe ein ETF Depot (trade Republic) das momentan bei ca. 12.000€ steht und mit 13% Rendite ganz gut im Plus steht.

    Also grob 1500 € Wertzuwachs.

    Meine Frau und ich 31 und 33 sind auf jeden Fall eher Typ Immobilie als Typ mieten. Da das Eigenkapital jetzt insgesamt auch immer mehr geworden ist ca. 60.000 überlege ich, ob es in dieser positiven Marktphase Sinn macht die ETFs zu verkaufen und das Geld aufs Tagesgeldkonto zu schieben, um es dann als Anzahlung für eine Immobilie zu nehmen.

    Es ist Dein Geld und allein Du entscheidest, was Du damit machst.


    Du hast etwa 12 T€ ETF-Depot und 48 T€ sonstiges Geld. Von Deinem frei verfügbaren Geld hast Du also einen Aktienanteil von etwa 20%. Das ist ziemlich gering. Mit 80% Deines Geldes hängst Du vermutlich am Zins, mit 20% an der Börse.


    Wir haben ein freundliches Börsenumfeld. Aktuell sieht es nicht so aus, als ob es sich eintrüben würde. Mein Zähler für dieses Jahr steht bei etwa 7% (für ein knappes halbes Jahr). Zinsen bekommst Du bestenfalls 3% (für ein ganzes Jahr). Wie es in der Zukunft weitergeht, weiß niemand.


    Ich stehe unbedingt für Aktienanlage. Ich mache das schon viele Jahre, und ich bin mit dieser Entscheidung viel besser gefahren, als wenn ich das Geld verzinslich angelegt hätte - trotz etlicher Rückschläge zwischendurch.


    Wenn Du eine Immobilie willst, willst Du eine. Also mach Dich mal auf die Suche! Hast Du denn schon eine Vorstellung, was Du diesbezüglich gern hättest? Bei Anfang-30jährigen stellt sich ja beispielsweise die Frage, ob Kinder geplant sind oder noch kommen, man also Kinderzimmer braucht oder nicht. Für ein Ehepaar mag eine 3- oder 4-Zimmerwohnung in städtischem Umfeld die bessere Option sein; wenn Kinder mit im Spiel sind, denkt man eher an ein Haus.


    Es zeigt sich bisweilen, daß zwischen dem Wunsch, eine Immobilie haben zu wollen, und der tatsächlichen Umsetzung dieses Projekts viele Jahre liegen können. Ich würde in der Zeit das relativ wenige Geld, was in ETFs steckt, dort erstmal zu lassen. Aber es ist (wie gesagt) Dein Geld. Wenn Du Deinen Gewinn jetzt sichern willst, dann tu das. Niemand kann wissen, ob Du damit einen weiteren Gewinn verpaßt oder einen Verlust vermeidest.

    Weiterhin ist es ja auch einigermaßen wahrscheinlich, dass die Zinsen absehbar noch ein bisschen fallen und ein Immobilien Kredit erschwinglicher wird.

    Auch das weiß niemand. Historisch gesehen sind die Zinsen aktuell niedrig.

    1. Was sind eure Meinungen zum Verkauf der ETFs für die Immobilien Anzahlung?

    2. Gibt es beim Verkauf etwas zu beachten um bspw. Steuern zu sparen? Soweit ich weiß werden ja 70% der Gewinne mit 30,5% (Kapitalsteuer + Soli) besteuert.

    Du machst mir den Eindruck, von der Börse generell nicht besonders überzeugt zu sein. Du bist erst vor wenigen Jahren sehr zögerlich eingestiegen und denkst nun bereits an Ausstieg, obwohl Du momentan keine konkrete Verwendung für das Geld hast. Das sind schlechte Voraussetzungen für den Fall, daß es wirklich mal scheppert, was von Zeit zu Zeit unvermeidlich ist. Aktienanlage beginnt im Kopf.


    Wenn es Dein Wunsch ist, jetzt die noch relativ kleinen Gewinne mitzunehmen und auszusteigen, dann mußt Du das so machen. Es ist Dein Geld und in erster Linie Du mußt Dich mit dessen Anlage wohlfühlen.


    Man bezahlt aktuell auf Kapitalgewinne 26,375% Steuer plus ggf. Kirchensteuer. Der größte Teil Deines Kapitalertrags (wenn nicht alles) dürfte über den Sparerfreibetrag steuerfrei sein.

  • Da das Eigenkapital jetzt insgesamt auch immer mehr geworden ist ca. 60.000 überlege ich, ob es in diese positiven Marktphase Sinn macht die ETFs zu verkaufen und das Geld aufs Tagesgeldkonto zu schieben um es dann als Anzahlung für eine Immobilie zu nehmen.

    Wann habt ihr denn vor eine Immobilie zu kaufen? Wie sind bei euch die Immobilienpreise?


    In vielen Gegenden fangen Häuser erst bei deutlich über 500.000 EUR an, da reichen eure 60.000 EUR gerade mal für die Kaufnebenkosten und ihr wärt wahrscheinlich in einer 100%-Finanzierung. Oder seid ihr in einer Gegend, wo es günstiger ist und ihr tatsächlich jetzt schon genug Eigenkapital habt, um realistischerweise Eigentum zu erwerben?

  • Also vielen Dank schon mal für den Input.


    Du hast etwa 12 T€ ETF-Depot und 48 T€ sonstiges Geld. Von Deinem frei verfügbaren Geld hast Du also einen Aktienanteil von etwa 20%. Das ist ziemlich gering. Mit 80% Deines Geldes hängst Du vermutlich am Zins, mit 20% an der Börse

    Ich habe es jetzt etwas vereinfacht. Prinzipiell bin ich dem Aktienmarkt nicht skeptisch gegenüber eingestellt. 20 tsd sind auf dem Tagesgeld Konto. ca. 10 Tsd in Mitarbeiter Vorzugsaktien oder wie man es nennen will. 8 tsd in einer privaten Rentenversicherung. 5 tsd. im Motorrad, dass ich bereit wäre zu verkaufen etc. Dazu kommt noch Unterstützung von der Familie etc. Daher die 60 tsd über den Daumen gepeilt.


    Wenn Du eine Immobilie willst, willst Du eine. Also mach Dich mal auf die Suche! Hast Du denn schon eine Vorstellung, was Du diesbezüglich gern hättest? Bei Anfang-30jährigen stellt sich ja beispielsweise die Frage, ob Kinder geplant sind oder noch kommen, man also Kinderzimmer braucht oder nicht. Für ein Ehepaar mag eine 3- oder 4-Zimmerwohnung in städtischem Umfeld die bessere Option sein; wenn Kinder mit im Spiel sind, denkt man eher an ein Haus.

    Wir sind bereits auf der Suche und haben bereits ein Kind. Die Überlegung über ein 2. besteht ebenfalls noch. Auch hier wollte ich es zunächst mal einfach halten für die Diskussion hier.

    Du machst mir den Eindruck, von der Börse generell nicht besonders überzeugt zu sein. Du bist erst vor wenigen Jahren sehr zögerlich eingestiegen und denkst nun bereits an Ausstieg, obwohl Du momentan keine konkrete Verwendung für das Geld hast. Das sind schlechte Voraussetzungen für den Fall, daß es wirklich mal scheppert, was von Zeit zu Zeit unvermeidlich ist. Aktienanlage beginnt im Kopf.

    Wie schon gesagt, bin ich der Börse auch eher zugeneigt. Allerdings besteht der Wunsch nach einer Immobilie schon lange und gemäß der Finanztipp Empfehlung hätte ich eigentlich gar nicht in die Börse einsteigen sollen sondern das Eigenkapital auf einem Tagesgeldkonto ansparen (Stichwort Anlagedauer 15 Jahre).

    Wir haben es prinzipiell auch nicht eilig mit der Immobilie da die aktuell Wohnsituation auch sehr angenehm ist.

    Meine Überlegung war halt wegen der geringen Dringlichkeit das Geld in ETFs zu stecken und dann zu einem hohen Börsen Stand zu verkaufen und das als Eigenkapital zu nehmen. Wohl wissend, dass das auch mal viele Jahre dauern kann.



    In vielen Gegenden fangen Häuser erst bei deutlich über 500.000 EUR an, da reichen eure 60.000 EUR gerade mal für die Kaufnebenkosten und ihr wärt wahrscheinlich in einer 100%-Finanzierung. Oder seid ihr in einer Gegend, wo es günstiger ist und ihr tatsächlich jetzt schon genug Eigenkapital habt, um realistischerweise Eigentum zu erwerben?

    Wir wohnen am Niederrhein, ich denke so im Bereich 400.000 euro sollte machbar sein.

  • Grundsätzlich kann ich mich meinen Vorpostern im großen und ganzen anschließen. Ob du Geld vom ETF abziehst oder es stehen lässt, musst du mit deinem Risikoprofil bewerten. 60k als Eigenkapital sind bei den aktuellen Marktpreisen für Immobilien aber auf jeden Fall Koch recht wenig.


    Auf ein Thema in deinem Post möchte ich aber zu Aufklarungszwecken etwas genauer eingehen:

    Soweit ich weiß werden ja 70% der Gewinne mit 30,5% (Kapitalsteuer + Soli) besteuert.

    Die anderen User haben hier zu Recht von einem Steuersatz von 26,375% + Kirchensteuer gesprochen. Ich kann aber auch nachvollziehen, wie du auf die (falschen) 30,5% gekommen bist.


    Die Abgeltungssteuer beträgt grundsätzlich 25%. Hinzu kommen der Soli von 5,5% und (falls Mitglied in der Kirche) die Kirchensteuer von 8% (Bayern und BW) bzw. 9% (alle anderen Bundesländer). Soli und Kirchensteuer werden allerdings auf Basis der Abgeltungssteuer gerechnet. Sprich für den Soli sind es 5,5% von 0,25 = 1,375%. Für die Kirchensteuer kommen noch einmal 2% bzw. 2,25% hinzu.


    Daraus ergeben sich folgende Steuersätze:

    kein Mitglied in der Kirche26,375%
    Mitglied in der Kirche und wohnhaft in Bayern oder BW28,375%
    Mitgleid in der Kirche und wohnhaft in einem anderen Bundesland 28,625%
  • Auf ein Thema in deinem Post möchte ich aber zu Aufklarungszwecken etwas genauer eingehen:


    Die anderen User haben hier zu Recht von einem Steuersatz von 26,375% + Kirchensteuer gesprochen. Ich kann aber auch nachvollziehen, wie du auf die (falschen) 30,5% gekommen bist.


    Die Abgeltungssteuer beträgt grundsätzlich 25%. Hinzu kommen der Soli von 5,5% und (falls Mitglied in der Kirche) die Kirchensteuer von 8% (Bayern und BW) bzw. 9% (alle anderen Bundesländer). Soli und Kirchensteuer werden allerdings auf Basis der Abgeltungssteuer gerechnet. Sprich für den Soli sind es 5,5% von 0,25 = 1,375%. Für die Kirchensteuer kommen noch einmal 2% bzw. 2,25% hinzu.

    Beinahe.


    Wir sind hier in Deutschland, da sind viele Dinge komplizierter als anderswo.


    Wenn ein Steuerzahler kirchensteuerpflichtig ist, gilt ein anderer Steuersatz für die Abgeltungsteuer, nämlich 100:4,08= 24,51% für BaWü und BY und 100:4,09 = 25,45% für die anderen Bundesländer. Damit wird kompensiert, daß die Kirchensteuer prinzipiell von der Steuer absetzbar ist, was bei einer Quellenversteuerung natürlich nicht geht. Insgesamt zahlt man somit in BaWü und BY 27,82%, in den anderen Bundesländern 27,99%, also etwas weniger, als Du oben schreibst.


    Ich wage nicht, der Frage nachzugehen, was bei fremdländischen Dividenden mit Teilanrechnung der ausländischen Quellensteuer im deutschen Finanzamt passiert. Im Detail ist kann das pro Land ja unterschiedlich sein.


    Aber das führt hier sicher zu weit.

  • Ich würde das Geld im ETF liegen lassen, bei einem monatlichen Netto von 6k als junges Paar muss die Sparrate eigentlich so hoch sein, dass im Jahr 20 - 30 K an Eigenkapital gespart werden müssten.


    Da ist der Ertrag oder Einbruch vom ETF eher nebensächlich und bewegt sich im Rahmen der monatlichen Sparrate.


    Ich würde die passende Immobilie suchen und EK durch sparen erhöhen. Der ETF ist dann das goddie.

  • Wie konkret ist die Immobilie, also habt ihr schon was in Aussicht? Und wie hoch sind die Preise bei euch in der Gegend für die gewünschte Wohnungsgröße (Stichwort Familienplanung)? Mit 60k deckt man in vielen Gegenden lediglich die Kaufnebenkosten. Selbst in günstigeren Gegenden ist euer Eigenkapital nicht so prickelnd. Bedenkt auch, dass bei Kindern ein Gehalt mindestens zeitweise ausfällt, eine Finanzierung rechnet man am besten mit 1,5 Gehältern. Rücklagen nicht vergessen, nicht aller euer Geld ist Eigenkapital für die Immobilie.

    Ich würde mich erst einmal auf dem Markt umschauen und prüfen, ob 12 000€ wirklich einen Unterschied machen. Falls ja, könnt ihr immer noch verkaufen

  • Es macht letztlich keinen großen Unterschied, ob Kapitaleinkünfte nun mit 27,99% oder mit 28,63% versteuert werden.


    Man sieht an diesem Beispiel aber, wieviel Mühe sich unser Gesetzgeber macht, auch noch bis ins Kleinste Gerechtigkeit zu üben, auch wenn dadurch das Steuersystem noch komplizierter wird.


    Das schafft Freiräume für Oberschlaue, und es kann dann schon einmal so etwas wie Cum-Ex passieren, weil das Vorschriftengestrüpp noch nicht einmal von Fachleuten mehr reproduzierbar durchdrungen werden kann.

  • Man sieht an diesem Beispiel aber, wieviel Mühe sich unser Gesetzgeber macht, auch noch bis ins Kleinste Gerechtigkeit zu üben, auch wenn dadurch das Steuersystem noch komplizierter wird.

    Zumal dann ja auch noch die unterschiedlichen Steuersätze nach Bundesland dazu kommen. Da soll mal jemand schlüssig erklären, wieso der eine 9% Kirchensteuer zahlen muss, der Nachbar aber nur 8%. Und das nur, weil zwischen den beiden Grundstücken eine Landesgrenze verläuft.


    Aber über Steuergerechtigkeit kann man lange streiten und so lange wir nicht beim berühmt berüchtigten Bierdeckeln angekommen sind, wird es immer irgendwelche Ungleichheiten und Schlupflöcher geben.

  • Das ist klar, dass man grundsätzlich auch die Möglichkeit hat, aus der Kirche auszutreten und dann keine Kirchensteuer mehr zahlen muss. Ich selbst gehöre auch zu denen, die aus der Kirche ausgetreten sind und daher zahle ich keine Kirchensteuer mehr.


    Wenn ich mich aber bewußt für die Mitgliedschaft in einer Kirchen entscheide, dann muss der eine 9% zahlen, während der andere nur 8% zahlen muss.

  • Wenn ich mich aber bewußt für die Mitgliedschaft in einer Kirchen entscheide, dann muss der eine 9% zahlen, während der andere nur 8% zahlen muss.

    Wenn ich wenig genug verdiene, dann zahle ich keine Einkommenssteuer und 8% bzw. 9% von nichts ist recht überschaubar.

  • Wenn ich mich aber bewußt für die Mitgliedschaft in einer Kirche entscheide, dann muss der eine 9% zahlen, während der andere nur 8% zahlen muss.

    Föderale Sonderlocke. Ein Unterschied, den Deutschland sicherlich nicht braucht.

  • Vielen herzlichen Dank für die vielen ausführlichen und konstruktiven Antworten. Die ETFs werden weiter gehalten.


    Und spannende Diskussion über die Zinsen :D