Versorgungsausgleich - hälfte der Rente bleibt beim Staat

  • Moin,

    (TL;DR: Rente von Opa geht wegen Versorgungsausgleich an meine Oma, diese bezieht allerdings Sozialhilfe weshalb der Teil der Rente der an sie gehen sollte einfach beim Staat bleibt.)

    Kurze Vorgeschichte: Mein Opa bekommt sein ungefähr 20 Jahren Rente, allerdings unfassbar wenig. Habe mich immer gefragt warum er trotz lebenslang harter Arbeit nur so wenig bekommt. Mir wurde vor kurzen halbwegs erklärt woran das liegt und da habe ich ein paar Fragen zu da ich absolut keine Ahnung von Rente, Finanzen oder sonstigem habe und ehrlich gesagt etwas überfordert bin wo ich Anfangen soll zu suchen.


    Wie gesagt bekommt mein Opa nur sehr wenig Rente. Mir wurde jetzt erzählt dass das Aufgrund seiner Scheidung von meiner Oma in den 70ern (vielleicht auch 80ern) war. Da wurde mir das Wort Versorgungsausgleich entgegen geworfen.
    Also weiß ich dass ein großer Teil der Rente an meine Oma gehen sollte.

    Hier ist der Punkt der mich ein bisschen wütend macht: Meine Oma bezieht den Versorgungsausgleich meines Opas nicht da sie aus verschiedenen Gründen Sozialhilfe empfängt und diese höher ausfällt als der Versorgungsausgleich.
    Allerdings wird meinem Opa dennoch dieser Teil der Rente abgezogen, bleibt also beim Staat/Finanzamt oder sonstwo. Also irgendwo, nur nicht in der Familie.

    Meine Familie hat wohl vor ewigkeiten versucht etwas zu unternehmen und da wurde denen gesagt dass es leider nichts gibt was man machen könnte. Wenn ich versucht habe sie zu motivieren etwas zu unternehmen wurde das ziemlich schnell wieder abgelehnt. Ich sehe allerdings nicht ein dass die Rente meines Opas, für die er 40 Jahre lang gearbeitet hat, einfach beim Staat rumliegt.

    Hat jemand zufällig eine ähnliche Erfahrung gemacht oder hat Ahnung an wen ich mich wenden könnte bzw. wo ich mich informieren könnte was man in dieser Situation für Möglichkeiten hat? Oder ist das wirklich ein Fall von "Doof gelaufen"?


    Ich bedanke mich jetzt schonmal für jede Antwort bzw jeden Anhaltspunkt!

    Liebe Grüße,
    Wannabree

  • Die Rente liegt nicht irgendwo beim Staat, sondern geht an Deine Oma. Da die Rente unter der Sozialhilfe liegt, wird sie vom Staat aufgestockt.


    Ich kann hier keine Ungerechtigkeit oder Skandal erkennen. Der Staat bereichert sich doch nicht, sondern zahlt zusätzlich Sozialhilfe, weil Deine Großeltern nicht für eine ausreichende Altersversorgung gesorgt haben bzw. konnten.

  • Die Scheidung war in den 70ern/80ern?

    Nur für die Zeit der Heirat fallen die Versorgungsansprüche unter den Zugewinnausgleich.

    Alles was er davor und danach wieder an Punkten gesammelt hat, gehört 100% ihm.


    Generell gilt:

    Viele Rentenbescheide enthalten Fehler (Zeiten fehlen, Ost/West falsch etc.) und auch gerichtliche Versorgungsausgleiche können Fehler enthalten. Da kann es schon vorkommen, dass 1-10 Rentenpunkte im Nirwana verschwinden. Das kann man als Laie aber nicht wirklich erkennen. Überprüfung durch Experten kostet jedoch einige Hundert Euro, und die knien sich da auch nicht wirklich rein...


    Das Grundprinzip stimmt jedoch und daran kann man wirklich nicht rütteln. Durch den Zugewinnausgleich ist es zur Rente der Oma geworden und wenn diese vom Staat lebt, dann wird diese Rente angerechnet und verschwindet quasi im Nichts.

  • Die Rente liegt nicht irgendwo beim Staat, sondern geht an Deine Oma. Da die Rente unter der Sozialhilfe liegt, wird sie vom Staat aufgestockt.


    Ich kann hier keine Ungerechtigkeit oder Skandal erkennen. Der Staat bereichert sich doch nicht, sondern zahlt zusätzlich Sozialhilfe, weil Deine Großeltern nicht für eine ausreichende Altersversorgung gesorgt haben bzw. konnten.

    Zutreffend und vorallem sehr kompakt beantwortet. :thumbup:

    Sozialhilfe (Grundsicherung) wird nachrangig geleistet. Die Oma hat im Rahmen des Versorgungsausgleichs Rentenpunkte übertragen bekommen, die wie beschrieben jetzt aufgestockt werden.

  • Die Rente wird an die berechtigte Person ausgezahlt (entweder aus eigenen oder aus übertragenen Entgeltpunkten), wenn es nicht reicht, wird es aufgestockt (Grundsicherung).


    Kein Skandal, eher falsches Verständnis.

  • Mir wurde vor kurzen halbwegs erklärt woran das liegt und da habe ich ein paar Fragen zu da ich absolut keine Ahnung von Rente, Finanzen oder sonstigem habe und ehrlich gesagt etwas überfordert bin wo ich Anfangen soll zu suchen.

    Die anderen haben hier ja schon geschrieben, dass dort nix ungerecht ist. Das obige Zitat lässt mich allerdings aufhorchen. Warum kennst du dich nicht mit Rente und Finanzen aus? Wie sieht denn DEINE Altersvorsorge aus? Vlt solltest du da mal gegensteuern, damit du nicht wie deine Oma endest und deine Rente auch noch aufgestockt werden musst. Wir können dir hier gerne Hilfe und Tipps geben!

  • (Rente von Opa geht wegen Versorgungsausgleich an meine Oma, diese bezieht allerdings Sozialhilfe weshalb der Teil der Rente, der an sie gehen sollte, einfach beim Staat bleibt.)

    Wie geschrieben: Andersherum. Sie bekommt einen gewissen Teil der Rente Deines Opas, der Staat stockt das dann auf, weil der Anteil der Rente so gering ist. So sollte das auch sein.

    Mein Opa bekommt seit ungefähr 20 Jahren Rente, allerdings unfassbar wenig. Habe mich immer gefragt warum er trotz lebenslang harter Arbeit nur so wenig bekommt. Mir wurde vor kurzen halbwegs erklärt, woran das liegt, und da habe ich ein paar Fragen zu da ich absolut keine Ahnung von Rente, Finanzen oder sonstigem habe und ehrlich gesagt etwas überfordert bin, wo ich anfangen soll zu suchen.

    Das Thema ist nicht besonders schwierig, wenn man Zugang zu den entsprechenden Unterlagen hat. Wer angestellt arbeitet, zahlt von seinem Einkommen Rentenbeitrag. Nehmen wir mal an, einer verdient durchschnittlich (das Durchschnittseinkommen wird jedes Jahr amtlich festgestellt). Dafür gibt es pro Jahr einen Punkt. Über die Jahre sammeln sich diese Punkte an, bis man in Rente geht. Die Rente errechnet sich dann grob aus der Zahl der Punkte und dem Punktwert, aktuell 39,32 €. Je mehr einer verdient hat, desto mehr hat er "eingezahlt", je länger er "eingezahlt" hat, desto mehr Punkte hat er.


    Erstes Ziel beim Suchen: Feststellen, wie lang der Opa gearbeitet hat und wieviel Punkte er gesammelt hat.


    Heiraten zwei, dann wirtschaften sie zusammen. Man addiert die Einkünfte und halbiert sie rechnerisch. Genauso addiert man die Rentenpunkte beider Ehepartner und halbiert sie rechnerisch. Es wird so gerechnet, als ob beide Ehepartner während der Ehe je die Hälfte des Einkommens verdient und die Hälfte der Rentenpunkte gesammelt hätten. Platzt die Ehe irgendwann, wird Bilanz gezogen und unter anderem die Rentenpunkte echt auf zwei Rentenkonten gebucht. Wenn während der Ehe nur der Opa gearbeitet hat und die Oma nicht, geht die Hälfte der Rentenpunkte, die während der Ehe dazugekommen sind, vom Opa weg an die Oma.


    Das ist Dein zweites Ziel beim Suchen.


    Bitte kläre die beiden Dinge, dann können wir hier weitersehen.

  • Wannabree

    Es funktioniert so:

    Normalerweise sind Menschen für sich selbst verantwortlich. Bevor sie aber verhungern, zahlen die anderen Menschen einen Teil ihres eigenen Geldes um ihnen ein Leben zu ermöglichen, wenn sie sonst zu wenig hätten.

    Das machen wir, weil wir lieber in einer Welt leben wo auch Menschen, die nicht für sich selbst sorgen können, nicht verhungern.


    Es funktioniert NICHT so, das es normal ist einfach Geld zu bekommen und wenn man von irgendwo anders mehr Geld bekommt, kann man das auch behalten.

    Übrigens funktioniert es auch nicht so, dass man sich von den Hilfszahlungen Zigaretten und Alkohol kaufen sollte.


    Deine Oma hat also das Glück, dass sie über ihren Ex-Mann wenigstens einen Teil ihres Lebens bestreiten kann. Sie braucht (und bekommt) dann weniger Hilfe der Allgemeinheit.


    Die Sicht, die da in Deiner Familie herrscht, befremdet mich etwas.