Neustart Vermögensaufbau: ETF-Portfolio nach Erfahrungen mit Finanzberater - Feedback erbeten

  • Liebes finanztip.de Forum,

    ich möchte euch um Feedback zu meiner neuen Anlagestrategie bitten. Zunächst aber zu meiner Situation:


    Vorwort: In den letzten drei Jahren wurde ich von einem Tecis Finanzberater betreut, was zu Anlagen in verschiedenen Produkten führte (Depots bei FNZ/eBase, Riester-Renten bei WWK, fondsgebundene Rentenversicherungen bei Die Continentale). Nach eingehender Recherche und der Lektüre von "Ihre Finanzen fest im Griff" von Hartmut Walz habe ich alle diese Produkte gekündigt. Ich stehe nun praktisch am Anfang meines Vermögensaufbaus, diesmal aber mit mehr Hintergrundwissen. Ein klärendes Gespräch mit dem Finanzberater steht noch aus, und die genauen finanziellen Auswirkungen der Kündigungen sind noch unklar.

    Zu meiner Person:

    • 33 Jahre alt, Erzieher
    • Aktuelles Nettoeinkommen: ca. 2350€ monatlich
    • Familienstand: verheiratet, ein 3-jähriger Sohn

    Mein geplantes ETF-Portfolio:

    1. iShares Core MSCI World UCITS ETF USD Acc (IE00B4L5Y983) - 60%
    2. iShares Core MSCI EM IMI UCITS ETF USD Acc (IE00BKM4GZ66) - 30%
    3. iShares MSCI World Small Cap UCITS ETF USD (Acc) (IE00BF4RFH31) - 10%

    Verfügbares Kapital: 55.000€

    Sparplan: Ab dem 01.08.2024 starte ich drei Sparpläne für die genannten ETFs. Insgesamt 200€ monatlich, aufgeteilt entsprechend der prozentualen Gewichtung:

    • MSCI World: 120€ (60%)
    • MSCI EM: 60€ (30%)
    • MSCI World Small Cap: 20€ (10%)

    Spartermin: Monatlich zum 1. des Monats

    Tagesgeldkonto:

    • Bank: Wüstenrot
    • Zinssatz: 3,75% für 12 Monate
    • Aktueller Stand: 7000€ als Notgroschen (ca. 3 Nettomonatsgehälter)

    Wertpapierdepot:

    • Bank: ING


    Meine Überlegungen und Fragen:

    1. Ist die Übergewichtung der Schwellenländer (EM) mit 30% sinnvoll?
    2. Passt der Anteil von 10% Small Caps zu meiner Strategie?
    3. Ist mein Notgroschen von 7000€ angemessen?
    4. Wie bewertet ihr die Wahl der ETFs? Gibt es bessere Alternativen?
    5. Wie sollte ich die 55.000€ investieren? a) Alles als Einmaleinzahlung (Lump Sum)? b) Komplett über einen Sparplan verteilt (Dollar-Cost Averaging)? c) Eine Mischung aus beidem? Wenn ja, in welchem Verhältnis?
    6. Über welchen Zeitraum sollte ich das Geld investieren, wenn ich mich für einen (teilweisen) Sparplan entscheide?
    7. Ist die geplante monatliche Sparrate von 200€ angemessen?
    8. Wie sollte ich mit den noch ausstehenden Rückzahlungen aus den gekündigten Produkten umgehen?
    9. Gibt es weitere Aspekte, die ich in meiner Situation beachten sollte?

    Ich bin mir bewusst, dass eine frühe Investition statistisch gesehen oft vorteilhaft ist, finde es aber psychologisch herausfordernd, eine so große Summe auf einmal zu investieren. Ich bitte um eure Erfahrungen und Ratschläge zu diesem Thema.

    Ich plane, langfristig (20+ Jahre) zu investieren und bin bereit, moderate Risiken einzugehen. Mein Hauptziel ist der Vermögensaufbau mit Blick auf die spätere Altersvorsorge.

    Über eure Einschätzungen, Tipps und konstruktive Kritik würde ich mich sehr freuen. Vielen Dank im Voraus!

  • Das klingt doch alles recht gut, was Du schreibst. Es gibt allerdings eine ziemlich breite Spanne von "richtig" oder "kann man so machen" und Du liegst in dieser Spanne. Die Leute hier (einschließlich mir) mögen das eine oder andere Detail anders machen, aber es müssen ja auch nicht alle das gleiche Auto gut finden oder die gleiche Frau.


    Eins aber vorweg: Man sollte die Leute von tecis nicht "Finanzberater" nennen, sondern treffender "Finanzprodukteverkäufer".


    Es ist Geschmackssache, ob man ein ETF-Portfolio so strukturiert, wie Du es vorhast. Manche Leute sagen, ihnen reicht ein ACWI, da seien für sie genügend emerging markets und genügend small caps drin. Wer mit seiner Einschätzung besser liegt, sehen wir dann in 20 Jahren.


    Bei den Tagesgeldkonten ist die Wüstenrotbank aktuell die günstigste.


    1. Ist die Übergewichtung der Schwellenländer (EM) mit 30% sinnvoll?


    Ansichtssache.

    2. Passt der Anteil von 10% Small Caps zu meiner Strategie?


    Ansichtssache.


    3. Ist mein Notgroschen von 7000€ angemessen?


    Denke doch.

    4. Wie bewertet ihr die Wahl der ETFs? Gibt es bessere Alternativen?


    Ansichtssache :) Man kann diese ETFs kaufen, man muß es aber nicht.


    5. Wie sollte ich die 55.000€ investieren?
    a) Alles als Einmaleinzahlung (Lump Sum)?
    b) Komplett über einen Sparplan verteilt (Dollar-Cost Averaging)?
    c) Eine Mischung aus beidem? Wenn ja, in welchem Verhältnis?


    Von Averaging halte ich nichts. Du mußt Dich mit Deiner Geldanlage wohlfühlen. Wenn Du Dich mit kleineren Tranchen besser fühlst, mach kleinere Tranchen.


    6. Über welchen Zeitraum sollte ich das Geld investieren, wenn ich mich für einen (teilweisen) Sparplan entscheide?


    Ich bin allgemein kein Freund von Sparplänen. Wenn Du bei der ING eine größere Summe investieren willst, sparst Du Spesen, wenn Du diese Investitionen als (hohe) Sparpläne gestaltest, ggf. mehrere "Sparpläne" auf ein Papier. Mit dieser Hilfskonstruktion kannst Du in relativ kurzer Zeit relativ große Beträge spesengünstig anlegen. Hinterher kassierst Du die "Sparpläne" dann natürlich wieder.


    Ich würde gefühlsmäßig den Betrag dreiteilen. Wie Du das machst? Keine Ahnung, Deine Sache.


    7. Ist die geplante monatliche Sparrate von 200€ angemessen?


    Und wenn ich jetzt schreibe: Nein, 500 € sollten es schon sein?


    8. Wie sollte ich mit den noch ausstehenden Rückzahlungen aus den gekündigten Produkten umgehen?


    9. Gibt es weitere Aspekte, die ich in meiner Situation beachten sollte?


    Du fragst zu viel und erwartest zu detaillierte Antworten. Der wesentliche Punkt ist ja, daß Du Deine eigenen Vorstellungen entwickelst und danach handelst. Was Du oben schreibst, klingt ganz vernünftig, da ist nichts dabei, was ich als Dummheit bezeichnen würde.


    Man kann das also so machen, aber man muß es nicht.


    Wir sind alle unterschiedlich und haben unterschiedliche Pläne, Ziele und Vorstellungen. Es wäre ein Wunder, wenn alle Leute gleich anlegen würden.


    Du fragst beispielsweise, ob die geplante Sparrate "angemessen" sei. Was soll man darauf antworten? Wenn Du mehr sparst, baust Du schneller ein Vermögen auf, mußt aber den Konsum einschränken. Sparst Du weniger oder nichts, baust Du langsamer Vermögen auf oder überhaupt nicht. Wie Du das handhabst, ist Deine Entscheidung, nicht meine.

  • Herzlich willkommen!

    Insgesamt bist du auf einem guten weg, sieht doch alles ganz ordentlich aus. Zu deinen Fragen:

    > Ist die Übergewichtung der Schwellenländer (EM) mit 30% sinnvoll?


    Das kann dir keiner sagen (Glaskugel). In der Vergangenheit gab es lange Zeiträume in denen die Schwellenländer Überrendite geliefert haben, das letzte Jahrzehnt ist global aber von big tech USA dominiert worden, da wäre man mit einem reinen MSCI World besser gefahren.


    > Passt der Anteil von 10% Small Caps zu meiner Strategie?

    Hier gilt das gleiche, es gab in der Vergangenheit eine leichte Überrendite. Aktuell letzte 10 -15 Jahre ist die nicht da.


    > Ist mein Notgroschen von 7000€ angemessen?

    Ich finde: ja. Faustregel ist ja 3 Monatsgehälter. Du solltest überlegen, was die finanziellen Risiken sind, die du mit dem Notgroschen abdecken möchtest. Für die wirklich schlimmen Sachen gibt es Versicherungen (Haftpflicht, Berufsunfähigkeit, bei Kind ggf. Risikoleben, kommt darauf, an was deine Frau verdient), da solltest du zusätzlich checken, ob du abgesichert bist.


    > Wie bewertet ihr die Wahl der ETFs? Gibt es bessere Alternativen?

    Finde ich in Ordnung. du könntest für den Anfang auch mit einer one etf lösung starten (z.b. vanguard esg global all cap oder MSCI ACWI oder FTSE all world), ist einfacher und macht sich nicht ständig den Kopf darüber zwischen einzelnen etfs hin und herzudenken


    so long. rest vielleicht später.

  • Mein geplantes ETF-Portfolio:

    1. iShares Core MSCI World UCITS ETF USD Acc (IE00B4L5Y983) - 60%
    2. iShares Core MSCI EM IMI UCITS ETF USD Acc (IE00BKM4GZ66) - 30%
    3. iShares MSCI World Small Cap UCITS ETF USD (Acc) (IE00BF4RFH31) - 10%

    Ergänzen zu dem bereits von Achim Weiss geschriebenen.

    Du könntest Deinen Plan auch mit 2 ETF umsetzen. ;)

    1. SPDR MSCI ACWI IMI (IE00B3YLTY66) - 80%
    2. iShares Core MSCI EM IMI (IE00BKM4GZ66) - 20%

    Die Small Caps sind in den IMI-Produkten bereits enthalten!

    Ob eine Übergewichtung der Schwellenländer sinnvoll ist weiß heute niemand. Lange Zeit liefen die Schwellenländer besser als die entwickelten Länder. In den letzten 15 Jahren war das nicht der Fall.

    Was die Zukunft bringt???


    Den wichtigsten Schritt hast Du ohnehin bereits getan. Du nimmst Dein Geld selbst in die Hand! :thumbup:

  • Ist die Übergewichtung der Schwellenländer (EM) mit 30% sinnvoll?

    Das sehen wir in 30 Jahren.

    Passt der Anteil von 10% Small Caps zu meiner Strategie?

    Das musst du wissen. Wenn deine Strategie ist, 10% Small Caps dabei zu haben, dann ja ^^

    Ist mein Notgroschen von 7000€ angemessen?

    Ich würde auf 10k gehen, aber das ist rein subjektiv. Wenn du dich damit wohl fühlst, dann passt es.

    Wie bewertet ihr die Wahl der ETFs? Gibt es bessere Alternativen?

    ICH würde einen ACWI oder All-World nehmen. Ist simpler. Entspricht aber nicht deiner gewünschten Gewichtung.

    Wie sollte ich die 55.000€ investieren? a) Alles als Einmaleinzahlung (Lump Sum)?

    ICH würde All In gehen. Aber mach bitte das, womit du dich wohl fühlst!

    Ist die geplante monatliche Sparrate von 200€ angemessen?

    Schwer zu sagen. Was ist denn überhaupt das grosse Ziel?

    Wie sollte ich mit den noch ausstehenden Rückzahlungen aus den gekündigten Produkten umgehen?

    Wenn du sie nicht brauchst in den nächsten 15 Jahren, dann würde ICH sie in die ETFs packen.

  • Zunächst einmal Glückwunsch zur Entscheidung, Deine Finanzen selbst in die Hand zu nehmen! Das allermeiste hört sich sehr vernünftig und durchdacht an.


    Nur bei einem Punkt hätte ich ein Störgefühl, nämlich der Übergewichtung der Schwellenländer. Du sagst, dass Du eine neue Anlagestrategie hast, teilst aber nicht konkret mit, wie diese eigentlich aussieht. Erkennbar ist allerdings, dass Du grundsätzlich ein Portfolio nach dem Prinzip der weltweiten Diversifikation nach Marktkapitalisierung unter Einbeziehung von Schwellenländern und Small Caps aufbaust. Dies macht absolut Sinn und hat mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit langfristig Aussicht auf Erfolg. Da passt aber aus meiner Sicht eigentlich eine Übergewichtung von Schwellenländern nicht wirklich rein. Wieso hier eine Wette eingehen?


    Wie allerdings Achim Weiss schon zutreffend geschrieben hat: "Ansichtssache".

  • Wie bewertet ihr die Wahl der ETFs? Gibt es bessere Alternativen?

    Ich würde auch sagen ACWI IMI (Notiz an mein jüngeres Ich) und keine Übergewichtung der Schwellenländer. Aber – da schließe ich mich meinen Vorrednern an – das ist Ansichtssache.

    Wie sollte ich die 55.000€ investieren? a) Alles als Einmaleinzahlung (Lump Sum)? b) Komplett über einen Sparplan verteilt (Dollar-Cost Averaging)? c) Eine Mischung aus beidem? Wenn ja, in welchem Verhältnis?

    Ich würde "All in" gehen, das macht auch weniger Arbeit. Und bei der ING betragen die Orderkosten meines Wissens maximal 69,90 Euro, die fallen dann nicht ins Gewicht. Aber ich lasse mich da gern berichtigen.


    Einen Teil würde ich persönlich in einen Geldmarkt-ETF (oder ins Tagesgeld) stecken, um das Risiko zu senken. Aber bei einem Anlagezeitraum von vermutlich ca. 34 Jahren kann man sich wohl auch erst mal auf die Aktien-ETFs konzentrieren.

  • Hallo und erstmal vielen Dank für eure ausführlichen Antworten zu meinem Anliegen.


    Ihr geht auf "meinen Plan", "meine neue Anlagestrategie" oder "meine Gewichtung" ein. Ehrlich gesagt, habe ich mein Portfolio einfach aus einer im Internet empfohlenen Portfolio-Auswahl (hieß glaub "Welt-Portfolio mit Small Caps") übernommen. So seien wohl 99% des Weltmarktes abgedeckt, was für mich nach einem guten, recht risikoarmen und einfachem Portfolio aussah. Obwohl auch wohl bei einem Portfolio mit "nur" drei ETFS jährlich ein Rebalancing (das Vorgehen hierzu habe ich noch nicht richtig verstanden/durchdrungen) ansteht.


    Ich tendiere gerade zu dem von euch mehrfach empfohlenen Portfolio mit nur einem einzigen ETF: ACWI (IMI). Dieser deckt auch größtenteils alles, bzw. von alles ETFs das meiste ab?

    • Große und mittelgroße Unternehmen aus Industriestaaten
    • Große und mittelgroße Unternehmen aus Schwellenländern
    • Kleine Unternehmen aus Industrieländer
    • Kleine Unternehmen aus Schwellenländern

    Ich sehe gerade es gibt nur den einen (Thesaurierend) ACWI IMI ETF:

    SPDR MSCI ACWI IMI UCITS ETF USD Unhedged (Acc) (IE00B3YLTY66)


    In den ETF würde ich dann All-In gehen und mit einem Sparplan weiter besparen.

  • Herzlich willkommen auch von mir!


    Ich kann mich auch meinen Vorrednern anschließen: klingt alles soweit solide/vernünftig. Vor allem super, dass du es nun selbst in die Hand nimmst und vom Finanzprodukteverkäufer wegkommen willst.


    ICH würde es mir noch einfacher machen und einen einzigen All-World-ETF nehmen, weil ich nicht weiß was besser sein wird und ich so am prognosefreiesten den Markt rebalancen lasse mit der geringsten Angriffsfläche für mich für irgendwelche „unnötigen“ Optimierungen. Aber das ist natürlich wie alles deine Entscheidung.

    Aktuelles Nettoeinkommen: ca. 2350€ monatlich
    Familienstand: verheiratet, ein 3-jähriger Sohn


    Ist die geplante monatliche Sparrate von 200€ angemessen?

    Hierzu noch eine Ergänzung:


    Die Faustformel besagt hier in der Regel „mindestens 10%, besser 15% wenn du (was der Fall ist) um die 30 bist. Gut wären 20%, hervorragend Richtung 30%.“ Wie gesagt: Faustregeln, die beispielsweise von Finanztip und Finanzfluss so vertreten werden. Das bedeutet nicht, dass du dich nun an eine solche Zahl genau halten musst. Viele hier sehen Faustregeln/-formeln nachvollziehbarerweise kritisch, weil sie eben nicht individuell sind. Ich halte sie für sinnvoll als Einstieg, um überhaupt mal eine Orientierung zu kriegen. Die durchschnittliche Sparrate der Deutschen beträgt meine ich um die 11% … Zahl aus dem Kopf - Quelle gerade keine Lust zu suchen, aber so etwas in die Richtung wird es sein. Du bist also unterdurchschnittlich unterwegs. Vielleicht hilft dir das als Orientierung. Andererseits fängst du natürlich auch nicht bei null an, hast bereits einen Teil geschafft, der für dein Alter und den Anfang ganz ok ist würde ich sagen.


    Du hast ein Kind, für das du sorgen musst. Sowohl jetzt als auch in Zukunft. Ein Kind ist auch eine Investition in die Zukunft. Wenn ihr euch auch später gut versteht vor allem. Legst du für dein Kind noch zusätzlich etwas zurück? Was ist mit deiner Frau? Hier kannst du ruhig gesamtheitlich denken.


    Rein gefühlt ist deine Sparquote für deinen eigenen Solo-Vermögensaufbau etwas zu knapp - für deine ganze Familie deutlich zu knapp. Ohne deine/eure Gesamtverhältnisse zu kennen, ist das aber nur schwer zu sagen. Vielleicht hilft es dir aber zu einer eigenen Einschätzung :)


    Viel Erfolg!

  • Ihr geht auf "meinen Plan", "meine neue Anlagestrategie" oder "meine Gewichtung" ein. Ehrlich gesagt, habe ich mein Portfolio einfach aus einer im Internet empfohlenen Portfolio-Auswahl (hieß glaub "Welt-Portfolio mit Small Caps") übernommen. So seien wohl 99% des Weltmarktes abgedeckt, was für mich nach einem guten, recht risikoarmen und einfachem Portfolio aussah.

    Im Internet steht viel. Das ist sicherlich nicht die schlechteste Empfehlung. Ob es die beste ist? Für wen? Man sollte immer genau wissen was man macht, spricht hier warum man genau solch eine Aufteilung wählt. Wenn man das nicht weiß oder (wie ich) der Meinung ist, dass ich es eben nicht wissen KANN welche Aufteilung besser ist, der fährt vermutlich am besten es sich so einfach wie möglich zu machen und einen ETF zu nehmen - meiner Meinung nach.


    Obwohl auch wohl bei einem Portfolio mit "nur" drei ETFS jährlich ein Rebalancing (das Vorgehen hierzu habe ich noch nicht richtig verstanden/durchdrungen) ansteht.

    Zum Thema Rebalancing gibt es ganze Kapitel und Artikel. Grob gesagt kannst du beispielsweise einmal im Jahr einen Stichtag festlegen, an dem du die von dir gewählte Gewichtung wiederherstellst. Also bei deinem ursprünglichen Plan 60/30/10. Möglichst unabhängig davon wie der Markt sich entwickelt hat. Vermutlich ist deine Aufteilung dann nämlich beispielsweise 70/25/5, was nicht mehr deiner Strategie entspricht. Um das „gewünschte“ Verhältnis wieder hinzubekommen, kannst du nun entweder per Einzeltransaktionen entsprechend ausgleichen, oder deine Sparpläne temporär anpassen, bis das gewünschte Verhältnis wieder erreicht ist. Eine Schwierigkeit daraus hab ich schon angedeutet: machst du das wirklich Jahr für Jahr, wenn du etwa merkst, dass die Industrieländer immer besser laufen als die EM, wie in den letzten 10-15 Jahren? Oder als die Small Caps? Nimmst du dann wirklich aus dem „gut laufenden Pferd“ Feuer raus und packst es in das lähmende? Rational wäre das. Aber machst du das? Und zusätzlich vor dem Hintergrund, dass du dir nicht mal sicher bist, ob das wirklich eine Mehrrendite im Vergleich zur Marktkapitalisierung bringen wird oder eine bessere Risikoverteilung?


    Das klingt aus meiner Sicht vernünftig! Auf den MSCI ACWI IMI gibt es tatsächlich momentan nur den einen soweit ich weiß. Und der bildet tatsächlich die auch von dir genannten 99% der Welt-Marktkapitalisierung ab. Es fehlen quasi noch die Frontier-Markets, also die, die noch kleiner als die EM sind. Also ja, der deckt alles ab von dem was du nennst!


    Als Alternative gilt der FTSE All-World, der 90-95% der Marktkapitalisierung abdeckt. Offiziell hat der keine Small Caps drin, aber FTSE setzt die Grenze für Mid Caps etwas niedriger als MSCI, sodass mehr „Small Caps“ im FTSE AW drin sind. Du musst dir allerdings immer überlegen was das bedeutet. Der MSCI World ist in ca. 1600 Unternehmen diversifiziert. Der ACWI meine ich um die 3000, der FTSE AW um die 4000 und der ACWI IMI um die 9000. Das klingt nach einem gewaltigen Sprung. Aber diese kleinen Unternehmen, die mehr dazukommen, machen eben nur noch recht wenig aus. Alle diese Indizes werden meistens ziemlich ähnlich laufen. Der Vorteil ist, dass du wenn ein bestimmtes Unternehmen plötzlich aufsteigt, du direkt dabei bist. Genauso wenn es sich um eine bestimmte Region handelt.


    Folgendes soll dich jetzt nicht verwirren, aber beispielhaft zeigen, warum man nicht sagen kann, dass der eine oder der andere Index oder ETF besser ist: Zu dem ganzen oben beschriebenen kommt, dass der genannte SPDR ACWI IMI physisch in deutlich weniger Aktien drin ist als den 9.000. Was das angeht ist der FTSE AW meines Wissens nach mit knapp 4.000 besser aufgestellt. Man nennt das „Sampling“. Ein physisch-optimierter ETF investiert nicht in alle Aktien des Index, weil das deutlich teurer wäre, sondern wählt repräsentativ aus. Der SPDR ACWI IMI ist noch nicht so riesig und hat den breitesten Index, den er abbilden will, also wählt er hier noch etwas gröber aus. Wird in Zukunft vermutlich auch physisch breiter. Muss dich das kratzen? Nein aus meiner Sicht.


    Kurz: der ACWI IMI ist gut, der FTSE AW ist praktisch genauso gut, ACWI würde auch ausreichen. Welchen du davon nimmst ist nicht so wichtig. Und welchen konkreten ETF du darauf nimmst ist dann noch unwichtiger. Der von dir ausgewählte gilt als gut! Entscheiden musst du es selbst.

  • Ich sehe gerade es gibt nur den einen (Thesaurierend) ACWI IMI ETF:

    SPDR MSCI ACWI IMI UCITS ETF USD Unhedged (Acc) (IE00B3YLTY66)


    In den ETF würde ich dann All-In gehen und mit einem Sparplan weiter besparen.

    Das ist auch mein ETF. Den kannst du blind nehmen. Kannst mir vertrauen. Bin schließlich ein cooler aus einem Forum, den du gerade erst kennengelernt hast ^^

  • Legst du für dein Kind noch zusätzlich etwas zurück? Was ist mit deiner Frau? Hier kannst du ruhig gesamtheitlich denken.


    Rein gefühlt ist deine Sparquote für deinen eigenen Solo-Vermögensaufbau etwas zu knapp - für deine ganze Familie deutlich zu knapp. Ohne deine/eure Gesamtverhältnisse zu kennen, ist das aber nur schwer zu sagen.

    Auch dir danke für deine Zeit und Input!


    Wir legen aktuell nicht zusätzlich etwas für unseren Sohn zurück. Meinst du wegen dem Freistellungsauftrag um Abgeltungssteuer zu sparen? Oder gibt es sonst Vorteile zusätzlich also separat für meinen Sohn zu sparen?

    Meine Frau wird vermutlich erst wieder ab Herbst arbeiten gehen. Zurzeit ist sie noch mit unserem Sohn zuhause und wird bald die Eingewöhnung in der KiTa begleiten und sich anschließend ein paar Wochen Ruhe gönnen.


    Über eine höhere Sparrate werde ich mir Gedanken machen und in Zukunft anpassen. Ich habe die 200€ monatlich gewählt, weil wir ungefähr so viel in die Riester-Renten und Rentenversicherungen eingezahlt hatten und wir ganz gut mit unserem Geld klar kamen. Aber ja, eine höhere Einzahlung ist auf Dauer das Ziel :)

  • Wann sollte ich die Einmalanlage genau tätigen? Ist der Wochentag, Uhrzeit ect. egal? Macht es einen Unterschied die Einmalanlage und den Sparplan getrennt abzuwickeln? Ich habe gesehen, dass ich bei der ING, wenn ich einen Sparplan erstelle, optional eine Einmalanlage dazu tätigen kann.

  • Wann sollte ich die Einmalanlage genau tätigen? Ist der Wochentag, Uhrzeit ect. egal?

    Wochentag ist egal, Hauptsache während der Öffnungszeiten von Xetra (9-17:30). Theoretisch ist zwischen 15:30 und 17:30 am besten, da dann zusätzlich die Börse in den USA auf ist und dann am meisten Liquidität am Markt ist.

  • Wir legen aktuell nicht zusätzlich etwas für unseren Sohn zurück. Meinst du wegen dem Freistellungsauftrag um Abgeltungssteuer zu sparen? Oder gibt es sonst Vorteile zusätzlich also separat für meinen Sohn zu sparen?

    Grundfreibetrag und Sparerpauschbetrag von Kindern zu nutzen ist vielleicht ein Bonus, klar. Aber letztlich gehört dieses Geld ja schließlich dem Kind. Unterhaltspflichtig bleibst du trotzdem. Ich meinte sowohl, dass Kinder hinten raus nicht unbedingt billiger werden und man dafür etwas zusätzlich sparen könnte (Studium…) und zum anderen wollen viele dem Kind ein bisschen den Grundstein für den Vermögensaufbau legen. Vielleicht auch als Basis, um das Kind finanziell bilden zu können, indem es früh lernt mit schon einem größeren Betrag verantwortungsvoll umzugehen. Viele wollen das wiederum nicht bzw. Fürchten, dass ihre Kinder das Kind mit 18 direkt verkonsumieren. Ich denke, dass das vor allem eine Sache der (finanziellen) Erziehung ist. Selbstverständlich hat hier Vorrang, dass ihr als Familie erstmal zurechtkommt.


    Meine Frau wird vermutlich erst wieder ab Herbst arbeiten gehen. Zurzeit ist sie noch mit unserem Sohn zuhause und wird bald die Eingewöhnung in der KiTa begleiten und sich anschließend ein paar Wochen Ruhe gönnen.


    Über eine höhere Sparrate werde ich mir Gedanken machen und in Zukunft anpassen. Ich habe die 200€ monatlich gewählt, weil wir ungefähr so viel in die Riester-Renten und Rentenversicherungen eingezahlt hatten und wir ganz gut mit unserem Geld klar kamen. Aber ja, eine höhere Einzahlung ist auf Dauer das Ziel :)

    Das klingt doch gut! Anfangen ist das Wichtigste. Das zweitwichtigste ist: dabeibleiben. Und vielleicht sehr ihr ja, dass es Steigerungspotenzial gibt. :)

  • Grundfreibetrag und Sparerpauschbetrag von Kindern zu nutzen ist vielleicht ein Bonus, klar. Aber letztlich gehört dieses Geld ja schließlich dem Kind. Unterhaltspflichtig bleibst du trotzdem. Ich meinte sowohl, dass Kinder hinten raus nicht unbedingt billiger werden und man dafür etwas zusätzlich sparen könnte (Studium…) und zum anderen wollen viele dem Kind ein bisschen den Grundstein für den Vermögensaufbau legen. Vielleicht auch als Basis, um das Kind finanziell bilden zu können, indem es früh lernt mit schon einem größeren Betrag verantwortungsvoll umzugehen. Viele wollen das wiederum nicht bzw. Fürchten, dass ihre Kinder das Kind mit 18 direkt verkonsumieren. Ich denke, dass das vor allem eine Sache der (finanziellen) Erziehung ist. Selbstverständlich hat hier Vorrang, dass ihr als Familie erstmal zurechtkommt.


    Das klingt doch gut! Anfangen ist das Wichtigste. Das zweitwichtigste ist: dabeibleiben. Und vielleicht sehr ihr ja, dass es Steigerungspotenzial gibt. :)

    Danke für deine Antwort. Wie würdest du konkret zusätzlich für meinen Sohn sparen? Ein Depot auf seinen Namen eröffnen und mit einem Sparplan ein ETF besparen?

  • Kauf ETFWochentag ist egal, Hauptsache während der Öffnungszeiten von Xetra (9-17:30). Theoretisch ist zwischen 15:30 und 17:30 am besten, da dann zusätzlich die Börse in den USA auf ist und dann am meisten Liquidität am Markt ist.

    Hm okay. Was ist der Unterschied zwischen Direkthandel und Xetra? Soweit ich das sehe, ist der akt. Preis gleich, nur beim Direkthandel habe ich keine Handelsplatzgebühr.


    Kann ich immer nur eine Stückzahl kaufen? Ich sehe keine Möglichkeit für einen bestimmten Betrag (in meinem Fall die 55.000€) zu kaufen. Heißt ich muss immer den gewünschten Betrag durch den akt. Preis teilen, abrunden und die Stückzahl kaufen?

  • Hm okay. Was ist der Unterschied zwischen Direkthandel und Xetra? Soweit ich das sehe, ist der akt. Preis gleich, nur beim Direkthandel habe ich keine Handelsplatzgebühr.


    Kann ich immer nur eine Stückzahl kaufen? Ich sehe keine Möglichkeit für einen bestimmten Betrag (in meinem Fall die 55.000€) zu kaufen. Heißt ich muss immer den gewünschten Betrag durch den akt. Preis teilen, abrunden und die Stückzahl kaufen?

    Beim Einzelkauf werden nur ganze Aktien bzw ETF-Anteile verkauft. Bei Sparpläne werden auch Bruchstücke gekauft da dort der Sparplan möglichst erfüllt werden muss.