Fragen zur Beitragsfreistellung von Versicherungen

  • Hallo zusammen,


    ich habe in der Vergangenheit (2004 - 2011) mehrere Versicherungen abgeschlossen, die ich bis heute weiterhin bespare. Aktuell belaufen sich meine monatlichen Kosten auf etwa 900 Euro. Ich möchte nun einen Großteil dieser Summe in meinen bestehenden MSCI World ETF-Sparplan investieren und alle Versicherungen, außer der Arbeitsunfähigkeits- und Berufsunfähigkeits-Kombiversicherung, beitragsfrei stellen.


    Ist eine Beitragsfreistellung als erster Schritt grundsätzlich sinnvoll, oder gibt es Aspekte, die ich vorab prüfen sollte? Welche Konsequenzen könnten mir möglicherweise nicht sofort ersichtlich sein?


    Ich plane nicht, die Beitragszahlungen für diese Versicherungen wieder aufzunehmen. Allerdings könnte ich mir vorstellen, die Versicherung bei der Allianz in Kürze zu kündigen, da sie mir keine garantierten Leistungen zum Renteneintritt bietet. Deren Vertragswert könnte ich dann besser selbst (für mehr als 20 Jahre) in den ETF investieren, oder?


    Was die Riester-Rente betrifft, habe ich die häufigen Hinweise gelesen, dass alte Verträge eventuell doch lohnenswert sein könnten. Ich verstehe jedoch nicht, wie ich das selbst beurteilen kann.


    Dank der hervorragenden (und teilweise erschreckenden) Informationen von Dr. Schlemann zur Heidelberger habe ich diese bereits mental als Totalausfall verbucht.


    Hier sind die Eckdaten meiner Versicherungen:

    • Allianz Lebensversicherung AG
      • Tarif: RF1
      • Beginn: Oktober 2008
      • Vertragswert: 23.000 EUR
    • Alte Leipziger Lebensversicherung
      • Tarif: FR70 + BZ21
      • Beginn: Dezember 2011
      • Vertragswert: 21.000 EUR
      • Hinweis: Enthält die Berufsunfähigkeitsversicherung
    • Heidelberger Lebensversicherung AG
      • Tarif: FBRG3
      • Beginn: August 2007
      • Vertragswert: 24.000 EUR
    • Nürnberger Lebensversicherung AG
      • Tarif: NFR2507S
      • Beginn: Oktober 2008
      • Vertragswert: 40.000 EUR
    • Ergo Lebensversicherung AG
      • Tarif: RXP(04)
      • Beginn: November 2004
      • Vertragswert: 16.000 EUR
      • Hinweis: Wert geschätzt, ich warte noch auf aktuelle Unterlagen


    Ich freue mich auf eure Meinungen und Ratschläge!


    Danke und viele Grüße!

  • alle Versicherungen, außer der Arbeitsunfähigkeits- und Berufsunfähigkeits-Kombiversicherung, beitragsfrei stellen.

    Ich meinte hier Altersvorsorge und nicht Arbeitsunfähigkeit. Es handelt sich beim FR70 um eine fondsgebundene Basisrente.

  • Xenia

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Ich habe in der Vergangenheit (2004 - 2011) mehrere Versicherungen abgeschlossen, die ich bis heute ... bespare. Aktuell belaufen sich meine monatlichen Kosten auf etwa 900 Euro. Ich möchte nun einen Großteil dieser Summe in meinen bestehenden MSCI World ETF-Sparplan investieren und alle Versicherungen, außer der [Altersvorsorge-] und Berufsunfähigkeits-Kombiversicherung, beitragsfrei stellen.

    Ist eine Beitragsfreistellung als erster Schritt grundsätzlich sinnvoll, oder gibt es Aspekte, die ich vorab prüfen sollte? Welche Konsequenzen könnten mir möglicherweise nicht sofort ersichtlich sein?

    Die meisten Lebensversicherungen sind schlecht rentierliche Anlagen. Du bezahlst in erster Linie den Finanzprodukteverkäufer (gerade in den ersten Jahren), in zweiter Linie das Versicherungsunternehmen. Ganz zuletzt kommst Du. Die Deutschen stehen sehr auf Sicherheit, daher sparen sie gern in festverzinsliche Papiere, und die gleichen meist noch nicht einmal die Inflation aus.


    Die Vertriebskosten sind weg und kommen nicht wieder. Es bleibt zu prüfen, ob der Rest der Versicherung hinreichend rentabel ist. Wenn nein, ist zu prüfen, ob man die Versicherung kündigen kann oder nur eine Beitragsfreistellung möglich ist.

    Ich plane nicht, die Beitragszahlungen für diese Versicherungen wieder aufzunehmen. Allerdings könnte ich mir vorstellen, die Versicherung bei der Allianz in Kürze zu kündigen, da sie mir keine garantierten Leistungen zum Renteneintritt bietet. Deren Vertragswert könnte ich dann besser selbst (für mehr als 20 Jahre) in den ETF investieren, oder?

    Ich selbst bin kein Freund von Lebensversicherungen, wohl aber von Aktien. Dennoch: Aktionär ist man im Kopf und im Herzen, das ist man nicht einfach so. Wer Aktionär sein will, sollte sich vorher speziell zu seinem Risikoappetit und seiner Risikotragfähigkeit Gedanken gemacht haben. Die Patentlösung, für die der ETF-Kauf hier immer dargestellt wird, ist er sicherlich nicht.

    Was die Riester-Rente betrifft, habe ich die häufigen Hinweise gelesen, dass alte Verträge eventuell doch lohnenswert sein könnten. Ich verstehe jedoch nicht, wie ich das selbst beurteilen kann.

    Ich kenne die einzelnen Versicherungen nicht, kann somit nicht einschätzen, was davon eine Riesterrente ist.


    Die Berufsunfähigkeitsrente scheint mir deutlich zu knapp dimensioniert zu sein. Welche BU-Rente hast Du denn versichert? Und wie verhält sich das zu Deinem aktuellen Einkommen?


    Soweit ich Herrn Schlemann verstanden habe, sollte es möglich sein, Rentenversicherung und Berufsunfähigkeitsversicherung zu trennen.

  • Was die Riester-Rente betrifft, habe ich die häufigen Hinweise gelesen, dass alte Verträge eventuell doch lohnenswert sein könnten. Ich verstehe jedoch nicht, wie ich das selbst beurteilen kann.

    Es gibt hier einen Rechner: https://www.bundderversicherte…ebensversicherungsrechner

    Taxation is not charity. It is not voluntary. As we shrink the state and make government smaller, we will find that more and more people are able to take care of themselves.


    Grover Norquist

  • Herzlichen Dank für eure Antworten!


    Bin gespannt, was mir der Rechner empfiehlt.

    Wer Aktionär sein will, sollte sich vorher speziell zu seinem Risikoappetit und seiner Risikotragfähigkeit Gedanken gemacht haben.

    Das kann ich absolut nachvollziehen. Ich habe bereits seit einigen Jahren ein Depot und Schwankungen stets mit der nötigen Ruhe ausgesessen.

    Ich kenne die einzelnen Versicherungen nicht, kann somit nicht einschätzen, was davon eine Riesterrente ist.

    Du hast recht, das hätte ich besser direkt mit an die Produkte schreiben sollen:

    • Allianz Lebensversicherung AG, Tarif: RF1 => Rentenversicherung
    • Alte Leipziger Lebensversicherung, Tarif: FR70 + BZ21 => Basisrente + Berufsunfähigkeitsversicherung
    • Heidelberger Lebensversicherung AG, Tarif: FBRG3 => Basisrente
    • Nürnberger Lebensversicherung AG, Tarif: NFR2507S => Riester-Rente
    • Ergo Lebensversicherung AG, Tarif: RXP(04) => Rentenversicherung

    Die Berufsunfähigkeitsrente scheint mir deutlich zu knapp dimensioniert zu sein. Welche BU-Rente hast Du denn versichert? Und wie verhält sich das zu Deinem aktuellen Einkommen?

    Wie ich kürzlich gelesen habe, scheinst du auch in diesem Punkt recht zu haben. Momentan habe ich nur etwas mehr als 50% meines Netto-Einkommens abgesichert. Daher würde ich den zukünftigen Dynamiken zustimmen, möchte jedoch zuvor die Trennung der beiden Produkte vornehmen.


    Ich plane, mich vom "Strukturvertrieb" zu lösen, der mir einen Großteil dieser Versicherungen verkauft hat, und beabsichtige, eine Bestandsübertragung aller Versicherungen durchzuführen. Bei meinem neuen Ansprechpartner würde ich dann um die Trennung und eine ausführliche Beratung bitten.


    Da dieses Vorhaben sicherlich einige Zeit in Anspruch nehmen wird, kam mir die Idee, die Beitragsfreistellung in Betracht zu ziehen, um kurzfristig die Beiträge reduzieren zu können.

  • Ich kenne die einzelnen Versicherungen nicht, kann somit nicht einschätzen, was davon eine Riesterrente ist.

    Du hast recht, das hätte ich besser direkt mit an die Produkte schreiben sollen:
    • Allianz Lebensversicherung AG, Tarif: RF1 => Rentenversicherung
    • Alte Leipziger Lebensversicherung, Tarif: FR70 + BZ21 => Basisrente + Berufsunfähigkeitsversicherung
    • Heidelberger Lebensversicherung AG, Tarif: FBRG3 => Basisrente
    • Nürnberger Lebensversicherung AG, Tarif: NFR2507S => Riester-Rente
    • Ergo Lebensversicherung AG, Tarif: RXP(04) => Rentenversicherung

    Generell sind Rentenversicherungen schlecht rentierliche Anlagen. Schau Dir Deine Unterlagen an und prüfe das. Rentenversicherungen kann man kündigen, könnte ein Ende mit Schrecken sein, statt eines Schreckens ohne Ende. Die Vertriebskosten sind ohnehin unrettbar verloren (Pos 1 und Pos 5).


    Basisrenten sind regelmäßig schlecht rentierliche Anlagen. Man kommt von ihnen nicht mehr los, man kann sie allenfalls beitragsfrei stellen. Wer noch keine Basisrente abgeschlossen hat, den Abschluß einer solchen Versicherung aber erwägt: Don't!

    Das betrifft bei Dir Pos 2 und Pos 3.


    Riesterrenten sind regelmäßig schlecht rentierliche Anlagen. Man kann sie erwägen, wenn man wenig verdient und viele Kinder hat. Sonst eher nicht. Man kann sie kündigen (muß dann aber Steuervorteile und Zuschüsse zurückzahlen), beitragsfrei stellen oder weiterzahlen. In der Leistungsphase hat man bei neueren Verträgen die Option, 30% des Kapitals als Einmalzahlung zu entnehmen, was man ernsthaft erwägen sollte. Rest = lebenslange, geringe Rente.


    Lebensversicherungsgesellschaft rechnen mit Sterbealtern von 95 bis 100; entsprechend niedrig sind die Renten, entsprechend viel Kapital verfällt zugunsten der Versicherung oder fremden Leuten.


    Sparen kann man selber, dafür braucht man keine Versicherungsgesellschaft.


    Kapitalversicherungen haben nur einen einzigen Vorteil gegenüber dem eigenen ETF-Depot: Sie sind insolvenz- und arbeitslosigkeitssicher. Wirst Du arbeitslos oder pleite, mußt Du Dein verfügbares Vermögen einsetzen, Rentenversicherungen aber behältst Du.

    Wie ich kürzlich gelesen habe, scheinst du auch in diesem Punkt recht zu haben. Momentan habe ich nur etwas mehr als 50% meines Netto-Einkommens abgesichert. Daher würde ich den zukünftigen Dynamiken zustimmen, möchte jedoch zuvor die Trennung der beiden Produkte vornehmen.

    Von Kombiversicherungen wie etwa "Basisrente + Berufsunfähigkeitsversicherung" liest man immer wieder. Das ist ja auch praktisch. Wenn Du mit dem Auto zur Arbeit fährst, nimmst Du ja auch immer Deinen Anhänger mit.


    Man kann bei der Alten Leipziger den Anhänger abhängen und in die Garage stellen, also die beiden Versicherungen trennen, was sinnvoll erscheint.


    Eine Berufsunfähigkeitsversicherung kostet eine verhältnismäßig hohe Prämie, die logischerweise verloren ist, wenn Du schließlich nicht berufsunfähig wirst. Just das ist das Wesen jeder Versicherung: Du zahlst einen gewissen, im Vergleich zum Schaden geringen Betrag, der aber weg ist, wenn das versicherte Ereignis nicht eintritt. Das ist für viele Versicherungsnehmer schwer zu schlucken. Sie meinen, sie müßten "ihr Geld" zurückbekommen, wenn sie schadenlos bleiben. Deswegen werden solche Versicherungen gern mit anderen Versicherungen zusammengespannt, dann kann der Finanzprodukteverkäufer sein Opfer anschwindeln, das nicht benötigte Geld käme der anderen Hälfte der Versicherung zugute (was natürlich nicht stimmt). Aber diese fromme Lüge erleichtert natürlich den Vertrieb.


    Die Versicherungssumme erschien mir niedrig, deswegen habe ich nachgefragt. Du mauerst aber weiter, vermutlich bist Du der Meinung, die genaue Zahl sei privat, die müßtest Du nicht jedem auf die Nase binden.


    Wenn Du berufsunfähig wirst, sollte die BU-Rente a) Deinen Lebensstandard sichern, dazu aber auch b) Deine Altersversorgung weiter zahlen. Deswegen ist es sinnvoll, mindestens das Nettoeinkommen abzusichern. Herr Schlemann erklärt das auf seiner Seite. Eine hohe versicherte BU-Rente kostet aber auch einen hohen Beitrag. Dein Finanzprodukteverkäufer glaubte wohl, er könne Dir nicht soviel aus dem Kreuz leiern, deswegen hat er Dir eine eigentlich zu kleine BU-Versicherung angedreht.


    Eine BU-Rente von z.B. 1000 € ist aber nutzlos. Sie wird Dir ggf. gegen andere Sozialleistungen gegengerechnet, so daß Du Dich im Bedarfsfall fragen magst: Warum habe ich eigentlich jahrelang Beitrag bezahlt, um jetzt nur das herauszubekommen, was mir ohne die BU-Rente das Sozialamt bezahlen würde?

    Ich plane, mich vom Strukturvertrieb zu lösen, der mir einen Großteil dieser Versicherungen verkauft hat, und beabsichtige, eine Bestandsübertragung aller Versicherungen durchzuführen. Bei meinem neuen Ansprechpartner würde ich dann um die Trennung und eine ausführliche Beratung bitten.

    Für den durchschnittlichen Finanzprodukteverkäufer ist das Opfer so lange interessant, als es weitere Geschäfte verspricht. Das meiste Geld fließt am Anfang des Vertrags, wenngleich die Zahlung typischerweise gestreckt wird, damit sie nicht so auffällt ("Zillmerung"). Danach fließt allenfalls nur noch ein kleines "Pflegegeld". Wenn Du zu einem neuen "Ansprechpartner" wechselst, verdient dieser an bestehenden Verträgen nichts oder so gut wie nichts. Entsprechend wenig inspiriert dürfte er zu Werke gehen. Das ist verständlich, Du oder ich würden auch nicht ohne Geld arbeiten wollen.


    Ein Finanzprodukteverkäufer berät nicht, der verkauft. Zweck eines "Beratungsgesprächs" ist nicht, daß Du hinterher schlauer bist, sondern daß Du hinterher unterschreibst.


    Das heißt: Es ist äußerst unwahrscheinlich, daß Du eine "ausführliche Beratung" bekommst, so wie Du sie Dir vorstellst.


    Du solltest eher danach trachten, Dich selber schlau zu machen, als auf einen anderen Finanzprodukteverkäufer zu bauen. Am Ende kommst Du mit Deinem Wechsel vom Regen in die Traufe.

    Da dieses Vorhaben sicherlich einige Zeit in Anspruch nehmen wird, kam mir die Idee, die Beitragsfreistellung in Betracht zu ziehen, um kurzfristig die Beiträge reduzieren zu können.

    Sich selber schlau machen, selber verstehen, was auf den Standmitteilungen jund in den Bedingungen Deiner Versicherungen steht, ist durch nichts zu ersetzen.

  • Kapitalversicherungen haben nur einen einzigen Vorteil gegenüber dem eigenen ETF-Depot: Sie sind insolvenz- und arbeitslosigkeitssicher. Wirst Du arbeitslos oder pleite, mußt Du Dein verfügbares Vermögen einsetzen, Rentenversicherungen aber behältst Du.

    Arbeitslosigkeit ist erstmal kein Problem bei freiem Vermögen, beim Bürgergeld sieht’s dann anders aus. Eigentlich schon wieder ein Grund mehr sein Geld nicht in teure Versicherungsprodukte zu verstecken.


    Keine Anrechnung von Vermögen

    Um Ihre Ersparnisse müssen Sie sich keine Sorgen machen, wenn Sie Arbeitslosengeld beantragen: Ihr Vermögen wird nicht angerechnet, auch nicht das Ihrer Partnerin oder Ihres Partners. Zum Vermögen gehören zum Beispiel Geldanlagen und Immobilien.

  • Ein Finanzprodukteverkäufer berät nicht, der verkauft. Zweck eines "Beratungsgesprächs" ist nicht, daß Du hinterher schlauer bist, sondern daß Du hinterher unterschreibst.

    Deshalb die dringende Anmerkung: Der neue Ansprechpartner sollte Honorarberater sein. Den zahlst du selbst, dafür ist er nicht provisionsgetrieben und vor allem sind die Tarife ohne Abschlussgebühr.

    Taxation is not charity. It is not voluntary. As we shrink the state and make government smaller, we will find that more and more people are able to take care of themselves.


    Grover Norquist

  • Kapitalversicherungen haben nur einen einzigen Vorteil gegenüber dem eigenen ETF-Depot: Sie sind insolvenz- und arbeitslosigkeitssicher. Wirst Du arbeitslos oder pleite, mußt Du Dein verfügbares Vermögen einsetzen, Rentenversicherungen aber behältst Du.

    Arbeitslosigkeit ist erstmal kein Problem bei freiem Vermögen, beim Bürgergeld sieht’s dann anders aus.

    Damit hast Du recht.

    Ich wollte die Darstellung nicht zu kompliziert machen.


    Solange Arbeitslosengeld fließt, wird das Vermögen des Arbeitslosen nicht angerechnet. Ist der Betreffende aber so lang arbeitslos, daß das Arbeitslosengeld ausläuft, wird das Vermögen berücksichtigt.

  • Ein Finanzprodukteverkäufer berät nicht, der verkauft. Zweck eines "Beratungsgesprächs" ist nicht, daß Du hinterher schlauer bist, sondern daß Du hinterher unterschreibst.

    Deshalb die dringende Anmerkung: Der neue Ansprechpartner sollte Honorarberater sein. Den zahlst du selbst, dafür ist er nicht provisionsgetrieben und vor allem sind die Tarife ohne Abschlussgebühr.

    Jeder Dienstleister muß bezahlt werden. Das sollte jeder nachvollziehen können, der selbst nicht ohne Lohn arbeiten würde. Dennoch zahlt keiner gern.


    Geht man zum Honorarberater, hängt das Preisschild bereits an der Tür, dreistellig oder vierstellig, der prospektive Kunde schluckt. Wie gern glaubt er da doch dem Finanzprodukteverkäufer, der ihn anschwindelt, seine Beratung sei kostenlos!


    Mundus vult decipi, ergo decipiatur. Die Welt will betrogen werden, also wird sie auch betrogen.


    "Ich gehe zum Honorarberater!" ist so ein Etikett wie etwa: "Ab heute fange ich an mit dem Sparen. Wirklich!" oder "Ich spare in ETF auf den MSCI World!" In Wirklichkeit liegt das Geld auf dem Girokonto, weil man sich noch nicht einmal traut, ein Tagesgeldkonto zu eröffnen.


    In manchen Fällen tut selbst der Finanzprodukteverkäufer dem Kunden etwas Gutes (und sich selbst natürlich auch!), nämlich dann, wenn er einen notorischen Girokontosparer dazu bringt, sein Geld in einen passenden Fonds zu stecken.


    Über allem aber steht: Sich selber schlau machen, auch wenn es eine gewisse Mühe und Zeit kostet. Ein Erwachsener sollte sein Geld in erster Linie selbst verwalten.

  • Geht man zum Honorarberater, hängt das Preisschild bereits an der Tür, dreistellig oder vierstellig, der prospektive Kunde schluckt.

    Das ist richtig, allerdings holt man das Geld in der Regel gerade in der RV/LV schnell wieder hinein, wenn man sich die ersparten Abschlusskosten anschaut.



    Über allem aber steht: Sich selber schlau machen, auch wenn es eine gewisse Mühe und Zeit kostet. Ein Erwachsener sollte sein Geld in erster Linie selbst verwalten.

    Das sehe ich grundsätzlich genauso, aber wenn ich eine Police ohne Abschlussgebühr möchte (die nicht per se Unsinn sein muss, Stichwort Risiko-LV), muss ich zum Honorarberater. Die bekomme ich ohne leider nicht angeboten.

    Taxation is not charity. It is not voluntary. As we shrink the state and make government smaller, we will find that more and more people are able to take care of themselves.


    Grover Norquist

  • Geht man zum Honorarberater, hängt das Preisschild bereits an der Tür, dreistellig oder vierstellig, der prospektive Kunde schluckt. Wie gern glaubt er da doch dem Finanzprodukteverkäufer, der ihn anschwindelt, seine Beratung sei kostenlos!

    Das ist richtig, allerdings holt man das Geld in der Regel gerade in der RV/LV schnell wieder hinein, wenn man sich die ersparten Abschlusskosten anschaut.

    Noch mehr Geld kann man sich sparen, wenn man auf RV/LV (vermute: Rentenversicherung/Lebensversicherung) insgesamt verzichtet.

    Über allem aber steht: Sich selber schlau machen, auch wenn es eine gewisse Mühe und Zeit kostet. Ein Erwachsener sollte sein Geld in erster Linie selbst verwalten.

    Das sehe ich grundsätzlich genauso, aber wenn ich eine Police ohne Abschlussgebühr möchte (die nicht per se Unsinn sein muss, Stichwort Risiko-LV), muss ich zum Honorarberater. Die bekomme ich ohne [Vermittler] leider nicht angeboten.

    In anderen europäischen Staaten gibt es das Provisionsverbot. Wer weiß? Vielleicht kommt das bei uns ja auch noch einmal.


    Ansonsten: Eine Risikolebensversicherung ist eine kleinvolumige Versicherung, die damit zu verdienende Provision ist sehr viel niedriger als die Provision einer Kapitalversicherung. Eben drum ist eine Risikolebensversicherung ein Nischenprodukt. Die Prämien dafür sind nämlich verloren, wenn der Kunde während der Laufzeit nicht stirbt. Es gibt keine Prämien zurück, wenn man die Versicherung in der Rückschau überhaupt nicht gebraucht hätte. Das will kein Kunde. Da schließt er lieber eine Kapitallebensversicherung ab, bei der gibts hinterher ordentlich Geld wieder heraus! :)

  • Vielen Dank Achim Weiss für die ausführliche Aufstellung, insbesondere in Bezug auf jede einzelne Versicherung. Ich halte es für äußerst nützlich, solche Kommentare als Referenz zur Verfügung zu haben. Und das Beispiel mit dem Anhänger hatte auch was...


    Du mauerst aber weiter, vermutlich bist Du der Meinung, die genaue Zahl sei privat

    Ich war der Meinung, dass der Prozentwert entscheidend ist. Versichert sind 2400€, mein aktuelles Nettogehalt liegt bei etwas mehr als 4200€.


    Das heißt: Es ist äußerst unwahrscheinlich, daß Du eine "ausführliche Beratung" bekommst, so wie Du sie Dir vorstellst.


    Du solltest eher danach trachten, Dich selber schlau zu machen, als auf einen anderen Finanzprodukteverkäufer zu bauen. Am Ende kommst Du mit Deinem Wechsel vom Regen in die Traufe.

    Auch wenn ich das nicht gerne höre, wird es wahrscheinlich darauf hinauslaufen. Ich muss überlegen, wie ich letztendlich damit umgehe. Ich möchte dem Strukturvertrieb gerne den Zugriff auf meine Verträge entziehen ("Es betreut Sie ...") und hatte insbesondere deshalb die Bestandsübertragung ins Auge gefasst.


    Deshalb die dringende Anmerkung: Der neue Ansprechpartner sollte Honorarberater sein. Den zahlst du selbst, dafür ist er nicht provisionsgetrieben und vor allem sind die Tarife ohne Abschlussgebühr.

    Jetzt, wo ich weiß, dass es auch gegen Honorar möglich ist, wäre das meine erste Wahl, falls ich in Zukunft etwas Neues abschließen möchte. Aber die oben aufgeführten Versicherungsprodukte jetzt noch einmal von einem Honorarberater prüfen zu lassen, erscheint mir nicht lohnenswert. Siehst du das anders?


    Ich möchte euch allen noch einmal ein aufrichtiges und herzliches Dankeschön aussprechen, dass ihr euch die Mühe gemacht habt, so detailliert auf meine Situation einzugehen.

  • Allianz Lebensversicherung AG, Tarif: RF1 => Rentenversicherung
    Alte Leipziger Lebensversicherung, Tarif: FR70 + BZ21 => Basisrente + Berufsunfähigkeitsversicherung
    Heidelberger Lebensversicherung AG, Tarif: FBRG3 => Basisrente
    Nürnberger Lebensversicherung AG, Tarif: NFR2507S => Riester-Rente
    Ergo Lebensversicherung AG, Tarif: RXP(04) => Rentenversicherung

    Ich wusste gar nicht, dass es sooo viele verschiedene Lebensversicherer gibt ... 8|

  • Vielen Dank Achim Weiss für die ausführliche Aufstellung, insbesondere in Bezug auf jede einzelne Versicherung. Ich halte es für äußerst nützlich, solche Kommentare als Referenz zur Verfügung zu haben. Und das Beispiel mit dem Anhänger hatte auch was.

    Du hast in Finanzdingen grundsätzlich zwei Optionen:


    a) Du gehst zu Deinem Finanzprodukteverkäufer, den Du vermutlich "Berater" nennst.

    Das ist für Dich einfach, der regelt alles für Dich, es dürfte sinnvoll sein, daß Du die Papiere am besten überhaupt nicht anschaust, sondern nur abheftest. Irgendwann wirst Du von all Deinem Spargeld wieder was zurückbekommen. Frag besser im Detail nicht danach, dann ärgerst Du Dich auch nicht.


    b) Du kümmerst Dich um Dein eigenes Geld und Deine eigenen Verträge. Dabei wirst Du vermutlich feststellen, daß Du Dich in der Vergangenheit ordentlich über den Tisch hast ziehen lassen. Es wird nicht ganz einfach sein, Dich schlauzufragen, auch wird sich Dein Finanzprodukteverkäufer heftig wehren, wenn er merkt, daß Du ihm in Zukunft keine Provision zahlen willst. Je nachdem, was Du selbst von Beruf bist, wirst Du auch zu großer Form auflaufen, wenn es danach aussieht, daß Dir ein Kunde von der Fahne gehen will.


    Der Weg b) ist somit vermutlich der schwierigere Weg. Wir hier nehmen unsere Finanzen in die eigenen Hände, stehen also für Weg b). Was Du aber tust, ist allein Deine Sache. Du kannst auch immer gern zum Finanzprodukteverkäufer zurück. Der wird Dir auch weiterhin gern Versicherungen verkaufen, schließlich verdient er nicht schlecht daran.

    Ich war der Meinung, dass der Prozentwert entscheidend ist. Versichert sind 2400€, mein aktuelles Nettogehalt liegt bei etwas mehr als 4200€.

    2400 € ist besser als nichts, aber es ersetzt Dir Dein Gehalt nicht.


    Wenn Du so krank wirst, daß Du Deinen Beruf länger nicht mehr ausüben kannst, gibts erst Lohnfortzahlung, dann Krankengeld. Wenn das aus ist, bist Du auf die Rente aus Deiner BU angewiesen. Von dem Betrag zahlst Du noch Deine Krankenversicherung (dann ohne Arbeitgeberzuschuß) und sinnvollerweise Rentenbeiträge. Denn die BU hört irgendwann einmal auf, und dann kommt die normale Altersrente.


    Wenn Dir dafür 2400 € reichen (auch in der Zukunft), ist das ok. Wenn Dir das nicht reicht, könntest Du daran etwas machen.


    Eine BU schließt man allerdings sinnvollerweise nicht selbst ab oder nicht online, sondern beauftragt einen Profi. Muß ja nicht unbedingt Dein TECIS-Mann sein.

    Auch wenn ich das nicht gerne höre, wird es wahrscheinlich darauf hinauslaufen. Ich muss überlegen, wie ich letztendlich damit umgehe. Ich möchte dem Strukturvertrieb gerne den Zugriff auf meine Verträge entziehen ("Es betreut Sie ...") und hatte insbesondere deshalb die Bestandsübertragung ins Auge gefasst.

    Bei Verträgen steht wohl immer ein "Betreuer" drin. Was kann man an einer Lebensversicherung eigentlich "betreuen"?

  • Jetzt, wo ich weiß, dass es auch gegen Honorar möglich ist, wäre das meine erste Wahl, falls ich in Zukunft etwas Neues abschließen möchte. Aber die oben aufgeführten Versicherungsprodukte jetzt noch einmal von einem Honorarberater prüfen zu lassen, erscheint mir nicht lohnenswert. Siehst du das anders?

    Im Regelfall wird der Berater deine finanzielle Situation ohnehin analysieren, dazu gehören auch die bestehenden Verträge.
    Kannst du aber auch selbst machen, es gibt Honorarberater, die die Analyse umsonst machen und nur den Abschluss bezahlen lassen. Schau z.b. mal bei fiseba.de

    Taxation is not charity. It is not voluntary. As we shrink the state and make government smaller, we will find that more and more people are able to take care of themselves.


    Grover Norquist