Market Timing - das böse Wort und doch stecke ich in der Überlegung....

  • Ich (64J) hätte gern euren Rat, folgende Ausgangssituation:

    bin gerade in der Phase des Übergang Ansparen - Verbrauchen.

    Folgende Zahlen, vereinfacht aufgerundet, stehen dabei im Raum (ggf. Rente etc. aussen vor):

    200k€ : Ist-Depot, gut diversifiziert

    250k€ : getrepptes Festgeld über 4 Jahre, jährliche Fälligkeit dessen was ich zu verbrauchen im Jahr maximal erlaube = Puffer wenn Depot schlecht läuft, sonst Jahresverbrauch aus dem Depot und Festgeldwiederanlage

    130k€ : Tagesgeld, davon warten 80k auf Anlage in Welt-ETF

    3x100k€ : die kommen ab 1.1. im Halbjahreszyklus aus einem Verkauf noch rein und sollen auch ins Depot.


    D.h. ich habe rund 400k€ die noch ins Depot sollen, teils über gut 1 Jahr gestreckt einlaufend.

    Ich bringe es nun nicht übers Herz, bei den derzeitigen Kursen massiv einzusteigen - da ist mir einfach zuviel Blase drin.

    Wäre es nicht sinnig, einen der immer wieder auftretenden 10-15% Drops abzuwarten und dann einzusteigen?


    Danke Euch

    GGA

  • Als Millionär in diesem Alter würde ich jetzt nicht 300.000 € in die Aktienmärkte investieren. Natürlich auch keine 400.000. Und verständlich, auch keine 200.000


    Das witd im Vermögensverwalter Milieu Gnorip… Grandpanoriskplease… genannt.


    Ordentliche Euro-Anleihen mit Laufzeiten bis 30/32 z.B. Lufthansa oder Porsche mit Renditen zwischen 3,4 und 4 Prozent.


    Gruß von meinem Freund Beat aus Zürich mit dem ich gerade telefoniert habe und dein Thema so mit reinlief.

  • Wäre es nicht sinnig, einen der immer wieder auftretenden 10-15% Drops abzuwarten und dann einzusteigen?

    Und wenn er nicht gestorben ist, dann wartet er noch heute...


    Es ist völlig in Ordnung, wenn es einem unangenehm ist, komplett All-In zu gehen. Ich würde dann einfach empfehlen, die Zahlen monatsweise aufzuteilen, quasi als Sparplan. Unabhängig vom Kurs!

  • D.h. ich habe rund 400k€ die noch ins Depot sollen, teils über gut 1 Jahr gestreckt einlaufend.

    Ich bringe es nun nicht übers Herz, bei den derzeitigen Kursen massiv einzusteigen - da ist mir einfach zuviel Blase drin.

    Nach deiner Logik solltest du eigentlich die 200k, die gegenwärtig im Depot steckt sofort verkaufen und beim Crash wieder kaufen


    Oben ist natürlich mit einem Augenzwinkern zu verstehen 😂

  • Spaß beiseite - hier etwas zum lesen


  • Bin gerade in der Phase des Übergang Ansparen - Verbrauchen.

    ... und habe immer noch keine mittelfristige Finanzplanung aufgestellt, wie man es mir hier im Forum schon vor längerem geraten hat.

    Folgende Zahlen, vereinfacht aufgerundet, stehen dabei im Raum (ggf. Rente etc. aussen vor):

    Die regelmäßigen Alterseinkünfte "außen vor" zu lassen, halte ich für einen Fehler im Konzept, und zwar deswegen, weil sie in der Zukunft Deine Sockeleinkünfte darstellen. Wenn Deine Rente (= Deine Fixeinkünfte) hoch sind, bist Du auf Zubuttern aus Deinem Vermögen weniger angewiesen, mußt weniger entnehmen, kannst Chancen leichter wahrnehmen.

    200k€ : Ist-Depot, gut diversifiziert

    250k€ : getrepptes Festgeld über 4 Jahre, jährliche Fälligkeit dessen was ich zu verbrauchen im Jahr maximal erlaube = Puffer wenn Depot schlecht läuft, sonst Jahresverbrauch aus dem Depot und Festgeldwiederanlage

    130k€ : Tagesgeld, davon warten 80k auf Anlage in Welt-ETF

    Für meine Vorstellungen sind das zu viele "Sicherheitsbausteine".

    3x100k€ : die kommen ab 1.1. im Halbjahreszyklus aus einem Verkauf noch rein und sollen auch ins Depot.

    D.h. ich habe rund 400k€ die noch ins Depot sollen, teils über gut 1 Jahr gestreckt einlaufend.

    Dann lege das Geld doch einfach über gut 1 Jahr gestreckt an.

    Ich bringe es nun nicht übers Herz, bei den derzeitigen Kursen massiv einzusteigen - da ist mir einfach zuviel Blase drin.

    Das heißt es schon seit einigen Jahren. Gute Aktien kauft man meistens zum Höchstkurs, den man dann nach Jahren aber nicht mehr als Höchstkurs im Chart erkennt.

    Wäre es nicht sinnig, einen der immer wieder auftretenden 10-15% Drops abzuwarten und dann einzusteigen?

    Unbedingt! Hättest Du die Traute gehabt, im März 2020 einzusteigen? Da war sogar ein 30% Drop.


    Und wenn sie nicht gestorben sind, dann warten sie heute noch auf den 10 - 15%-Drop.


    Aber es ist Dein Geld. Ob Du das auf dem Girokonto liegen läßt oder anlegst, ist Deine Entscheidung.

  • Als Millionär in diesem Alter würde ich jetzt nicht 300.000 € in die Aktienmärkte investieren. Natürlich auch keine 400.000. Und verständlich, auch keine 200.000

    Warum denn auch nicht?

    Das wird im Vermögensverwaltermilieu "Grandpa-no-risk-please"… genannt.

    Zu Einschätzung der Lage sollte man die Vorgeschichte des Anlegers kennen und auch seine finanzielle Lage. Das Hinwerfen von einzelnen Bröckchen erlaubt keine vernünftige Analyse und auch keinen sinnvollen Rat.


    Nikolaus Braun, Vermögensverwalter in München, sagt: Bedarf für den Lebensunterhalt ermitteln, regelmäßige Einkünfte abziehen. Das ergibt die "Rentenlücke", wenn man das so nennen mag.


    Diesen Differenzbetrag mal 5 * 12 multiplizieren, so daß man eine Börsenflaute von 60 Monaten überbrücken könnte. Rest ins Aktien-ETF-Depot.


    Jedes Jahr wird Bilanz gezogen: Wenn das Depot gut gelaufen ist, nimmt man den o.a. Jahresbedarf vom Depot. Wenn es schlecht gelaufen ist, nimmt man das Geld vom Festverzinslichen. Wenn man mit einer tolerablen Entnahme kalkuliert hat, wird das Aktiendepot vermutlich sogar wachsen und nicht schrumpfen.


    Klar: Man muß sich das im Detail anschauen, das obige ist nur eine Faustregel.

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    Die Hinweise sind natürlich zielführend.

  • Die regelmäßigen Alterseinkünfte "außen vor" zu lassen, halte ich für einen Fehler im Konzept, und zwar deswegen, weil sie in der Zukunft Deine Sockeleinkünfte darstellen. Wenn Deine Rente (= Deine Fixeinkünfte) hoch sind, bist Du auf Zubuttern aus Deinem Vermögen weniger angewiesen, mußt weniger entnehmen, kannst Chancen leichter wahrnehmen.

    Das sehe ich genauso.


    Wenn ich (als Beispiel) 2.500 EUR Lebenshaltungskosten inklusive Miete habe und 1.500 EUR gesetzliche Rente und 500 EUR Betriebsrente netto (nach Steuer und Krankenversicherung) bekomme, brauche ich im Monat nur gut 500 EUR extra. Ggf. steigend mit der Inflation, aber jedenfalls zu Beginn ist das die Größenordnung.


    War ich selbstständig, bekomme keine Rente, muss eine private Krankenversicherung mit einem Beitrag von 1.200 EUR im Monat bezahlen, habe 2.000 EUR Lebenshaltungskosten und wohne im 30 Jahre alten Eigenheim mit drohenden großen Sanierungskosten, brauche ich im Monat 3.200 EUR aus meinem Vermögen (plus einen größeren Puffer für mögliche Kosten rund ums Haus).


    250k€ : getrepptes Festgeld über 4 Jahre, jährliche Fälligkeit dessen was ich zu verbrauchen im Jahr maximal erlaube = Puffer wenn Depot schlecht läuft, sonst Jahresverbrauch aus dem Depot und Festgeldwiederanlage

    Hast Du wirklich vor, im Jahr 62.500 EUR (plus Zinsen) zu verbrauchen? Also, das kann man schon machen, aber 5.200 EUR im Monat sind schon eine Hausnummer. Du stehst mit ca. 1 Million EUR verteilt auf die diversen Depots, Festgelder usw... wirklich gut da, aber 62.500 EUR im Jahr wären 6,25% Entnahme, da besteht grob über den Daumen gepeilt durchaus das realistische Risiko, dass das Geld vor dem Leben alle ist.


    Hast Du mal wirklich durchgerechnet, wieviel Geld Du im Monat und im Jahr im Ruhestand brauchst, welche sonstigen Einkünfte Du hast, wieviel Geld Du entnehmen MUSST und welche Kosten vielleicht nur "nice to have" sind?

  • ... und habe immer noch keine mittelfristige Finanzplanung aufgestellt, wie man es mir hier im Forum schon vor längerem geraten hat.

    Das wäre wirklich der erste Schritt.
    Der zweite wäre dann, die Asset Allocation mit den konkreten Anlagevehikeln für das GANZE Vermögen (und nicht nur Teilideen über diverse Threads verteilt).

  • Da haben wir wieder eine Frage die keiner von uns beantworten kann, es fehlt einfach der Punkt wann brauche ich wieviel? Wenn sinnvolle Antworten gesucht werden sollte der Fragesteller diesen Punkt nennen.

  • Danke Euch für das Feedback!

    @mehrere Threads: ich wollte die gänzlich unterschiedlichen Fragen nicht vermixen, da verzettelt sich ein Thread gern schnell..

    ---

    Rente/feste Einkünfte habe ich extra nicht weiter erwähnt, da ich da nichts "anlegen" kann.

    Die decken aber ~75% meiner Basisausgaben.

    Ich habe sehr wohl eine mittel- und langfristige Verbrauchsplanung angestellt, die Mittel werden zu 75% in 25 Jahren mit 3% Degression verbraucht. Dazu habe ich genaue monatliche Prognosen (bei Annahme 3% Rendite vor Steuern), die mir in den Lebensjahren bis ~Ende 70 finanzielle Möglichkeiten offen halten;

    Ende ist mit ~90, da bleibt der Sockel von 250k€(/Inflation), aber da brauche ich kein Vermögen mehr (kenne jedenfalls keinen in dem Alter bei dem es anders wäre). Und nein, ich sterbe nicht mit viel Geld auf der Bank weil ich mich nicht traue, das auszugeben: "man müsste ja ggf. in die Pflege..."


    Aber ihr antwortet so, wie ich es eigentlich schon erwartet/befürchtet habe: "Anlegen bei Drop ist super. Wann kommt der und tut man es dann wirklich...?"

    Also die Backen zusammenkneifen und auf ~2 Jahre verteilen. Aber auch das ist doof, wie sagt Kommer schon dazu: "entweder man ärgert sich rückblickend darüber nicht schon viel früher viel mehr angelegt zu haben, oder man ärgdert sich darüber nicht länger gewartet zu haben"

  • Das verstehe ich. Dieses ungute Gefühl ist sehr natürlich, wenn man auf einen Schlag große Summen in den Markt investiert. Aber einen verlässlichen Tipp zu künftigen Kursen wird Dir keiner geben können.


    Eine große Baustelle, die Du offenbar nicht siehst liegt - wie im anderen Thread bereits erläutert - in den Bankeinlagen. Die übersteigen die gesetzliche Einlagensicherung. Das ist ein Risiko, dass ich an Deiner Stelle beheben würde. Wenn noch keine passende Strategie gefunden ist, dann halt erstmal in Staatsanleihen parken. Meine Meinung.


    Zum Markteintritt: Du hast Dir eine, wie ich finde, gute Strategie der Entnahme überlegt, jetzt geht es an die Umsetzung und Du bekommst kalte Füße. Die Bewertungen am Aktienmarkt sind hoch und keiner weiß, wie es weitergehen wird. Die Wirtschaft lahmt, Trump, Putin, naher Osten... Schau Dir einmal Tagesschaufolgen aus den 70ern, 80ern und 90ern an. In vielen Zeitperioden (oder den meisten) konnte man ein echt schlechtes Gefühl haben an die Börse zu gehen. Manchmal kam dann auch der Crash...


    Du bist noch nicht so recht von Deiner Strategie überzeugt. Aber egal, was Du machst Du trägst Risiken. Es ist hilfreich sich das immer wieder vor Augen zu führen. Bist Du zu stark in Nominalwerten und (gerade heute wieder bei tagesschau.de) durch Lieferketten, naher Osten steigt die Inflation, dann verlierst Du Kaufkraft trotz vieleicht 3% Nominalzins. Steckst Du alles in Aktien gehen die vieleicht auch mal 20% runter, vieleicht dauert es auch einige Zeit, bis sie sich erholen. Aus dem Dilemma kommst Du nicht raus und Du brauchst eine Lösung. Die 4 oder 5 Jahresbedarfe in Nominal zu halten und den Rest zu investieren finde ich nicht verkehrt. Dadurch hast Du schon eine Mischallokation und bist schon recht solide aufgestellt. Andere Möglichkeit wäre eine feste Allokation zu fahren mit der Du Dich wohlfühlst. Verträgst Du emotional "nur" 25% Rückgang des Gesamtvermögens ginge es in Richtung 50% Aktien, verträgst Du nur 12,5% dann halt nur 25% Aktien. Du wirst immer zwischen den Risiken abwägen müsssen.


    Rational ist der Erwartungswert am Aktienmarkt positiv, das heißt, Du müsstes auf einen Schlag rein. Emotional kann das schwierig sein. Eine Idee wäre in Tranchen zu investieren, wenn es einen ruhiger schlafen lässt. In der Zwischenzeit in kurzfristige Staatsanleihen parken. Zum Beispiel jetzt 1/3, Mitte 2025 1/3 und Anfang 2026 1/3. Oder noch länger. Aber solange trifft Dich das Inflationsrisiko halt.


    Und nochmals zum Festgeld. Du gehst hier eine schiefe Wette mit einem Finanzinstitut ein und das oberhalb der Einlagensicherung. Frage Dich, ob das der richtige Weg ist. Ich persönlich lasse zwischen die Assetklasse und mich nur so wenig Vehikel- und Kontrahentenrisiken, wie absolut nötig. Für Zinsen gibt es Anleihen, da muss ich nicht mit der Bank wetten, wie diese sich entwicklen. Festgeld - das habe ich an anderer Stelle schon erläutert - schafft aus meiner Sicht nur eine Scheinsicherheit und eine Illusion der Kontrolle. Du wirst eh rollen müssen... Anleihen werden sich smooth über die Zeit der Entwicklung anpassen, beim Festgeld gibts dann halt "Treppen" und sprungartige Veränderungen, wenn sich die Zinsen zum Fälligkeitstag gegenüber dem Startzeitpunkt veränderten.


    Nochmals: Die Idee mit Sicherheitspuffer von 4/5 Jahren ist gut. Du willst damit die Schwankungen des Aktienmarktes aussitzen können. Nun merkst Du aber, dass Du die Schwankungen emotional vieleicht garnicht ertragen kannst/willst. Es bleiben nicht viele Lösungen: 1.) Augen zu und durch 2.) Puffer ( und damit Aktienquote runter) erhöhen 3.) statt Pufferlösung auf eine Gesamtallokation gehen, mit der Du Dich wohlfühlst.


  • Achja, wie immbei so etwas die Frage: "Was ist der Plan"?

    Wenn jetzt nur kommt, dass du einen kleinen Teil verbrauchen willst und ansonsten für schlechte Zeiten sparst, ja - kann man machen.


    Auf den 10-15% Drop kann man spekulieren, wenn das Depot nicht bis dahin genau um jenen Betrag angewachsen ist. Beim MSCI World war das im August der Fall. Ich hoffe, du hast da investiert.

  • Nochmal Danke;

    Nachtrag: bei keiner Bank bin ich über die Einlagensicherung hinaus investiert. Und ich habe das FG nur bei Banken in Ländern >=AA; große temp. Summen >100k parke ich heute schon in Overnight-Geldmarktfonds.

    @FL: was ist der Plan - wie oben beschrieben werden jedes Jahr jetzt bereits feststehende Jahressummen aus entweder Depot oder Sicherheitsbaustein auf Tagesgeld umgeschichtet und dann monatlich verbraucht.

  • @mehrere Threads: ich wollte die gänzlich unterschiedlichen Fragen nicht vermixen, da verzettelt sich ein Thread gern schnell.

    So wie jetzt, meinst Du, wo von allen Seite die gleiche Anmerkung kommt: Du brauchst erstmal einen Plan!


    Da dachtest Du, da verzettelst Du lieber selber.


    Ich schreibe zwar immer, daß Finanzplanung ganzheitlich sein müsse. Diese Maxime habe ich aber natürlich nicht erfunden: Es bringt nichts, zu fragen: "Was soll ich mit 20 T€ machen?" wenn der Hintergrund bewußt unklar gelassen wird. Was sollte man darauf auch schon antworten?

    Aber ihr antwortet so, wie ich es eigentlich schon erwartet/befürchtet habe: "Anlegen bei Drop ist super. Wann kommt der und tut man es dann wirklich...?"

    Also die Backen zusammenkneifen und auf ~2 Jahre verteilen. Aber auch das ist doof, wie sagt Kommer schon dazu: "Entweder man ärgert sich rückblickend darüber, nicht schon viel früher viel mehr angelegt zu haben, oder man ärgert sich darüber, nicht länger gewartet zu haben."

    Der Volksmund sagt: Wem nicht zu raten ist, dem ist auch nicht zu helfen.

  • Rente/feste Einkünfte habe ich extra nicht weiter erwähnt, da ich da nichts "anlegen" kann.

    Die decken aber ~75% meiner Basisausgaben.

    Wieviel sind denn dann in Euro die restlichen 25% (Stand heute)? Davon hängt doch ab, wieviel Du monatlich aus Deinem Vermögen entnehmen musst und wieviel Puffer Du ggf. benötigst.

    Ich habe sehr wohl eine mittel- und langfristige Verbrauchsplanung angestellt, die Mittel werden zu 75% in 25 Jahren mit 3% Degression verbraucht.

    Deine "Mittel" belaufen sich auf ca. 1 Million Euro, in 25 Jahren sollen davon 75%, also 750.000 EUR, verbraucht sein. Wenn ich mit Deinen Zahlen rechne https://www.zinsen-berechnen.d…an.php?paramid=1dz7adwwaa , komme ich bei einem Zinssatz von 3% (langfristig nicht völlig unrealistisch für z.B. Tages- oder Festgeld) und 3% Dynamik auf eine anfängliche Entnahme von 2.313 EUR monatlich. Sind das wirklich nur 25% Deines Bedarfs? Das bedeutet, Du rechnest mit einem monatlichen Bedarf von 9.252 EUR?

  • gga333

    Habe nur Deine Beiträge Nr. 1 + Nr. 12 überflogen. Das Ganze wirkt auf mich - als Finanz-Laie - eventuell noch nicht komplett durchstrukturiert bzw. etwas unschlüssig ... ?


    Vorab und ganz generell

    bin gerade in der Phase des Übergang Ansparen - Verbrauchen.

    Diese Umstellung (von jahrelangem ggf. jahrzehntelangem Sparen, "Ansparen" sprich Akkumulieren auf dann (hoffentlich geplant-kontrolliertes) "Entsparen" fällt nicht ganz wenigen nicht immer leicht (was auch emotional-psychologische Gründe haben wird - zumal zu dem Zeitpunkt parallel auch das Humankapital immer geringer wird und/oder schon bei Null steht). Dieses Phänomens sollte man sich zumindest bewußt sein. Auch wenn man davon bewußt nicht betroffen ist (oder zu sein glaubt), dann eventuell aber vielleicht doch unbewußt.


    Ebenso sollte man den Fall "Pflegebedürftigkeit" (auch eine ggf. längere) zumindest mal finanziell-theoretisch mit bedenken. Ebenso wie die Frage beim Thema "Entnahme/Verzehr", ob man etwas hinterlassen (Stichwort: Erbschaft) kann und/oder will oder eher nicht; unabhängig von dem immer zu empfehlenden "Puffer" (Verzehr/Entnahmerate betreffend) in solchen Planungen in Sachen Langlebigkeit als sozusagen "biometrisches Risiko" (in meinem Umfeld haben jedenfalls mehr Menschen ihre Lebenserwartung (deutlich) unterschätzt, als überschätzt ...). Eine bei Bedarf "temporäre Flexibilität" bei der Entnahmerate (dem Verzehr) kann - neben dem üblichen Puffer - ein sehr sinnvoller Ansatz sein, die immer mögliche Börsenflauten (oder gar Crashs) betreffend.

    Ich bringe es nun nicht übers Herz, bei den derzeitigen Kursen massiv einzusteigen - da ist mir einfach zuviel Blase drin.

    Ob oder was wirklich eine "Blase" war - weiß man in aller Regel erst ex post sprich in der Retrospektive.

    D.h. ich habe rund 400k€ die noch ins Depot sollen, teils über gut 1 Jahr gestreckt einlaufend.

    Nach allen mir bekannten Untersuchungen - bin aber, wie schon gesagt, nur Finanz-Laie - war es rein renditetechnisch immer der beste Weg (die Mittel betreffend, die für den Bereich "risikoreich" in der eigenen Asset-Allocation definiert und vorgesehen sind) sofort und auf einen Schlag in die gewünschte Anlageklasse (in dem Fall Aktien) zu schieben.


    Nur wer das (emotional) nicht hinbekommt, dem sei - sozusagen als psychologische "Krücke" - der gestückelte Einstieg über diverse Monate oder Quartale gestreckt empfohlen.


    Kundigere mögen das ggf. gerne korrigieren.

    Wäre es nicht sinnig, einen der immer wieder auftretenden 10-15% Drops abzuwarten und dann einzusteigen?

    "Sinnig" wäre es wohl. Wenn man denn eine Glaskugel hätte ...


    Wann kommt der nächste Drop ? Ist der dann wirklich genau 10 bis 15% ? Geht es dann bei minus 15% nicht vielleicht doch weiter auf minus 30 oder minus 40% ? Oder noch mehr ? Ist man in einer solchen Baisse zum immer weiteren Nachschieben seiner Mittel wie geplant bereit ? usw.


    Würde es mir eher einfacher machen. Zumal da eine recht solide Basis vorhanden ist:

    Rente/feste Einkünfte habe ich extra nicht weiter erwähnt, da ich da nichts "anlegen" kann.

    Die decken aber ~75% meiner Basisausgaben.

    Ob man das nun Grund-, Basis- oder Sockeleinkommen nennt kann dahinstehen.


    Daraus ergibt sich Deine (individuelle) Rentenlücke bzw. Versorgungslücke. Auf der Basis würde ich mir eine dazu passende Asset-Allocation (für mich der entscheidende Punkt - und nicht beispielsweise Timing-Gedanken) stricken mit einem zu mir (und meiner objektiven aber auch subjektiven Risikotragfähigkeit) passenden "Sicherheits"puffer (Sicherheit in Anführungszeichen, weil es meines Erachtens in dem Bereich keine Sicherheiten gibt; höchstens "risikoärmere" Vorgehensweisen) für eine Börsenflaute (inkl. einem heftigen MDD). Manchen reicht da ein Puffer für drei Jahre, andere halten fünf Jahre für angemessen und wieder andere auch einen vorgehaltenen Puffer für noch längere Zeiträume (dieser Art von "risikoarm" muß man sich dann aber auch finanziell leisten können; letztlich eine Frage der Abwägung, wie man die Risiken bei Eintritt bewertet und für wie wahrscheinlich man diese Risiken hält).


    Kann man sich ggf. temporär eine "gewisse Flexibilität" bei der Entnahmerate (Verzehr) vorstellen (siehe oben), dann kann ein solcher Puffer übrigens auch geringer ausfallen sprich man kann mehr seiner Mittel renditeträchtiger (in Aktien) arbeiten lassen (was im Ergebnis vermutlich bedeuten könnte, daß man im Ruhestand mehr Nutzen aus dem akkumulierten Vermögen ziehen kann; bin aber nur Finanz-Laie und interessierter Beobachter und kein Mathematiker, Aktuar usw.).


    Nachdem das geklärt ist würde ich - ganz persönlich - die Mittel sofort entsprechend auf- und verteilen sprich gemäß definierter Asset-Allocation in die Anlageklassen schieben.


    Noch ein ganz allgemeines Wort in eigener Sache: Früher machten Spar- und Pfandbriefe, Kommunalobligationen, Bundeswertpapiere usw. sprich Renten (festverzinsliche Wertpapiere) einen relevanten Teil meiner Mittel aus. In einer Finanzwelt, wie seit sehr vielen Jahren der unsrigen (Notenbanken als teilweise wichtigste Protagonisten, Rettung des Gesamtsystems (globale Finanzkrise), Rettung einer Währung (Eurokrise), exorbitante Verschuldung vieler Staaten (aber auch über alle drei Sektoren Staat, Unternehmen und Private hinweg), sehr lange Phasen negativer Realzinsen zwecks Schuldentragfähigkeit (Finanzielle Repression) usw.) scheint mir die Position als Gläubiger (Bankeinlagen, Halter von Anleihen generell usw.) eine etwas bis deutlich fragilere und ungünstigere als noch Ende des letzten Jahrhunderts. Für meinen Teil kann und will ich auf das Vorhalten einer nicht ganz unerheblichen "Liquidität" (in meiner Asset-Allocation) nicht verzichten (Gründe en Detail wären hier Off-Topic). In Anbetracht der Lage (siehe oben zur "Gläubigerposition" heutzutage) habe ich daher in dem Bereich (Liquidität) einige "Versicherungen" eingebaut (wie Edelmetalle) aber auch "Beimischungen" wie Bargeld (auch als fremde Sorten) uns insbesondere auch "Alternativen" wie Tangible Assets (in meinem Fall sind das Oldtimer und Uhren). Eingedampft: Im Normalfall und bei einem eher kompakten aber dennoch wohl auskömmlichen Vermögen (so wie wohl in Deinem Fall ... ?!) hätte ich kein Problem (insbesondere wenn 75% des Bedarfs über "risikoarme" Renten abgedeckt sind) nach Klärung der üblichen Fragen (Pflegefall-Thema, ggf. zu vererbender Anteil, definierte Puffer (defensive oder temporär flexible Entnahmerate) für Langlebigkeit und Börsenflaute, ggf. minimale Rücklage für Notfälle) den verbleibenden Rest an freien Mitteln ganz und sofort in Aktien (in Deinem Fall wohl Aktien-ETFs) zu schieben.


    Da die von Dir genannte Prozentzahl (75% Abdeckung des Bedarfs schon via Renten) nichts über den zusätzlichen Bedarf in Euro aussagt, könnte eine alternative Vorgehensweise auch sein, zu prüfen, ob Du überhaupt noch Mittel ins Risiko schieben sprich investieren mußt (Aktien) - oder ob es nicht auch eine risikoärmere Möglichkeit gibt (Motto: "If you have won the game, stop playing"). Das kannst aber nur Du anhand Deines tatsächlichen Bedarfs in Zahlen (eingedenk der auch künftigen Inflation) einschätzen.



    Dir weiter gute Gedanken und ebensolche Finanz-Entscheidungen !

  • Nochmal Danke für eure, teils sehr ausführlichen, Repliken.

    Auch wenn hier und da angemerkt wird, dass Daten fehlen - es ging mir im Thread nicht um eine Detailanalyse meiner Finanzplanung (ja, die gibt es wirklich :-)), sondern in der Hauptsache um eure Meinung zum Thema "wann sollte ich mit den übrigen teils erheblichen Mitteln in Aktien-ETF einsteigen". Und dabei habt ihr mir durchaus geholfen.