Haus alleine finanzieren nach Trennung?

  • Hallo zusammen,


    ich stecke aktuell in einer "blöden" Situation und komme selbst nicht so richtig weiter. Durch meine ganzen Gedanken bin ich in eine Art Freeze-Status gefallen uns komme der Lösung nicht näher.


    Mein Mann und ich haben 2022 ein Haus gekauft. Wie das Leben so spielt, haben wir uns nun getrennt, leben beide noch im Haus, was natürlich auch nicht optimal ist und schauen nun, was wir mit dem Haus machen.


    Prinzipiell könnten wir beide uns vorstellen es zu behalten. Unser Bankberater hat durch einen ersten Blick gesagt, dass es wahrscheinlich auch jeder von uns könnte.

    Mein Mann hat mir den Vortritt gegeben, weil die Bank die Schuldhaftentlassung nicht für beide prüft, sondern nur für einen.


    Sie Zusage der Bank zur Übernahme der Finanzierung habe ich bekommen.

    Wenn ich wollte, müsste das nur noch per Notar etc festgemacht werden.


    Nun zu meinem Problem bzw den Eckdaten:

    Ich habe plötzlich irgendwie Bauchschmerzen das Haus zu übernehmen.


    Die Rate für das Haus beträgt 1737 Euro. Aufgeteilt in einen Kredit von 200k über 10 Jahren und einen Kredit (200k) der mit einem Bausparer verbunden ist.

    Die Finanzierung läuft bis 2052. Sondertilgung möglich. 44k müssen 2052 noch als Schlussrate bezahlt werden.


    Bisher hatten wir es so gemacht, dass wir 2200 Euro aufs Hauskonto überwiesen haben. Damit war dann auch Strom, Gas, Bei fürs Haus, Hausnebenkosten etc gedeckt und sogar noch etwas übrig.


    Mein Mann und ich haben uns auf eine Summe für die Auszahlung des jeweils anderen geeinigt.

    Für einen Teil der Auszahlung müsste ich einen Privatkredit aufnehmen. Der wäre bei ca. 360 Euro pro Monat über 84 Monate.


    Haus+Mann auszahlen läge also bei ca. 2560 Euro.

    Netto verdiene ich im Monat als Fixgehalt 4636 Euro. Prinzipiell gibt es über das Jahr verteilt noch eine Provision von 27k brutto. Davon 15% in jedem Quartal und 40% am Jahresende. Problem ist, dass die Ziele so hoch sind, dass ich damit nicht mal annähernd sicher rechnen kann. Im besten Fall nur mit einem kleinen Teil. Darum lasse ich das als nice to have Mal außen vor.


    Ich habe einen Firmenwagen. Da entstehen mir monatlich keine Kosten.

    Da wir eine sehr großzügige Spesenregelung haben, reduzieren sich meine monatlichen Ausgaben für Lebensmittel auch etwas. Nur falls sich gleich einer wundert, warum meine restlichen Kosten vielleicht so niedrig sind.


    Meine restlichen Fixkosten betragen ca. 650 Euro im Monat. Das ist quasi das, was ich gehalten MUSS. Also Handy, Internet, Netflix, Lebensmittel und 100 Euro Rate für die Küche. Die Finanzierung läuft noch 1.5 Jahre. War nur ein kleiner Teil der Küche.


    Mir bleiben also so 1450 Euro im Monat übrig nach Abzug der Fixkosten.


    Natürlich kommen dazu auch noch variablere Kosten, wie Essen gehen, Friseur (gehe ich maximal 2 mal im Jahr), Hobby (maximal 100 Euro im Monat). Dafür fallen wahrscheinlich bis zu 250 Euro pro Monat an.


    Somit würden ca. 1200 Euro pro Monat übrig bleiben.


    Ich bespare ETFs und möchte da im Monat weiter mindestens 300 Euro investieren.


    Rücklagen fürs Haus muss ich natürlich auch bilden. Vor allem, weil irgendwann die Heizung ja neu muss.

    Die Gasheizung ist aus 2020, das Haus ist vollständig renoviert und hat eine Energieeffizienz, die bei B bis C eingeordnet ist. Das Dach scheint in Ordnung zu sein.

    Haustür hatten wir ausgetauscht. Fenster plus neue Hebe-Schiebetür zur Terrasse mit 3fach-Verglasung bei Einzug erneuert.

    Ich wüsste jetzt nicht, was gemacht werden muss. Außer es geht natürlich was kaputt.


    Ich bin (leider) ein Mensch, der viel Planung und Sicherheit braucht. Und irgendwie macht mir die lange und hohe finanzielle Verpflichtung Bauchweh.

    In den letzten Jahren konnte ich das erste Mal in meinem Leben finanziell sehr unbeschwert leben. Urlaub für 2000 Euro pP. Kein Problem. Schuhe für 600 Euro. Warum nicht.

    Vielleicht fällt es mir deshalb jetzt schwer, dass ich mit "nur* etwas mehr als 1000 Euro monatlich auskommen muss bzw das übrig habe.


    Erschwerend kommt hinzu, dass ich durch die Trennung eine Depression entwickelt habe. Ich komme damit zwar ganz gut durch den Alltag, weil ich von Kindheit an gewöhnt bin zu funktionieren. Aber durch diese Depression kriege ich Panikattacken, wenn ich an einen Auszug denke.

    Ich habe auch in Mietwohnungen so schlechte Erfahrungen gemacht. Komplette Wohnung nicht gedämmt und verschimmelt, jedes Mal wirklich schlimme, laute, aggressive Nachbarn. Ätzende Vermieter.

    Wenn ich dran denke, auszuziehen und wieder in einer Mietwohnung zu leben, kriege ich wirklich Beklemmungen. Wenn ich nach Wohnungen schaue, dann krieg ich Herzrasen.

    Ich weiß, dass diese Ängste prinzipiell eigentlich übertrieben sind, aber sie machen mich zum Teil handlungsunfähig. Ich bin schon in Therapie, aber da kommen wir nur langsam voran.


    Andererseits denke ich mir, dass ich mir mit dem Haus ganz schön was ans Bein binde und habe Angst, dass ich es finanziell nicht schaffe. Man weiß ja auch nicht, wie die Zinsen in 8 Jahren sein werden, wenn der Kredit ausläuft.

    Deshalb drehe ich mich im Kreis.


    Vielleicht habt ihr ein paar Ideen oder Anmerkungen zur Finanzierung und was vielleicht am sinnvollsten wäre. Danke euch.

  • Matthias P

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Hallo TrekGirl85 .

    Zuerst einmal: Respekt! Du scheinst sehr reflektiert und realistisch zu sein, hast den komplexen Zusammenhang ausführlich und strukturiert dargestellt.

    Chapeau!

    Inhaltlich wird es für mich schwer, etwas dazu zu sagen. Ich habe von Hausfinanzierungen keine Ahnung. Aber ich denke im Kern geht es auch eher nicht um die Finanzierung...

    Von außen betrachtet ist vermutlich ist ein cut um die Altlasten (vor allem emotional) loszuwerden vermutlich das beste. Aber das scheint Die klar zu sein, weil Du ja gleich die Gegenargumente nennst. Wenn ich Dir sage, dass ich lieber Mieter als Vermieter bin und nicht so schlechte Erfahrungen gemacht habe, wird Die das auch nicht helfen.

    Das Haus scheint, wie Du es beschreibst, auch solide zu sein. Aber ich hätte, wie Du, Bammel, mich da so extrem dran zu binden. Finanziell, vom Ort, von den Erinnerungen... Zudem wird das Haus für sehr sehr lange dein Hauptvermögen sein, also hast Du da ein Klumpenrisiko. Der nebenbei besparte ETF soll dem entgegen wirken, aber vermutlich wäre es sinnvoller, die Rate in die Tilgung zu stecken.


    Sorry, ich habe auch keine Lösung. Ich finde aber alle Deine Überlegungen nachvollziehbar.

  • Mein Mann und ich haben 2022 ein Haus gekauft. Wie das Leben so spielt, haben wir uns nun getrennt, leben beide noch im Haus, was natürlich auch nicht optimal ist und schauen nun, was wir mit dem Haus machen.

    Trennung ist immer blöd. Emotional eine Katastrophe, finanziell eine Katastrophe. Ich bin Außenstehender und kenne die Einzelheiten nicht. Dennoch: Versucht, Euch sauber zu trennen. Rosenkrieg geht aufs Gemüt und kostet viel Geld. Ihr minimiert den emotionalen und finanziellen schaden, wenn Ihr den Rosenkrieg vermeidet.

    Prinzipiell könnten wir beide uns vorstellen es zu behalten. Unser Bankberater hat durch einen ersten Blick gesagt, dass es wahrscheinlich auch jeder von uns könnte.

    Mein Mann hat mir den Vortritt gegeben, weil die Bank die Schuldhaftentlassung nicht für beide prüft, sondern nur für einen.


    Die Zusage der Bank zur Übernahme der Finanzierung habe ich bekommen.

    Wenn ich wollte, müsste das nur noch per Notar etc festgemacht werden.

    Damit seid Ihr in einer besseren Situation als die meisten Paare, die sich trennen.

    Ich habe plötzlich irgendwie Bauchschmerzen, das Haus zu übernehmen.

    Diese Entscheidung wird Dir keiner abnehmen können. Finanziell flexibler bist Du in jedem Fall, wenn Ihr das Haus verkauft und jeder sich eine Mietwohnung nimmt. In diesem Fall lohnt es sich, sich zum Verkauf Zeit zu nehmen. Notverkäufe kosten Geld.

    Das läßt sich so nicht nachvollziehen.


    Die Tatsache, daß Ihr Euch über das Eigenkapital, das im Haus steckt, geeinigt habt, ist schonmal günstig.

    Haus+Mann auszahlen läge also bei ca. 2560 Euro.

    Netto verdiene ich im Monat als Fixgehalt 4636 Euro. Prinzipiell gibt es über das Jahr verteilt noch eine Provision von 27k brutto. Davon 15% in jedem Quartal und 40% am Jahresende. Problem ist, dass die Ziele so hoch sind, dass ich damit nicht mal annähernd sicher rechnen kann. Im besten Fall nur mit einem kleinen Teil. Darum lasse ich das als nice to have mal außen vor.

    Du verdienst ziemlich gut. Rein rechnerisch sollte sich mit diesem Verdienst das Haus halten lassen.

    Ich habe einen Firmenwagen. Da entstehen mir monatlich keine Kosten.
    Meine restlichen Fixkosten betragen ca. 650 Euro im Monat.

    Ich bespare ETFs und möchte da im Monat weiter mindestens 300 Euro investieren.

    Wenn das Geld knapp ist, ist der ETF-Sparplan das erste, was man auf Eis legt.

    Ich bin (leider) ein Mensch, der viel Planung und Sicherheit braucht. Und irgendwie macht mir die lange und hohe finanzielle Verpflichtung Bauchweh.

    Sicherheit gibt es nicht. Du hast Deinen Mann geheiratet unter der Prämisse "Bis daß der Tod Euch scheidet" - und die Ehe ist trotzdem zerbrochen.


    Sieh es trotz allem positiv: Es hat den Anschein, daß die Ehe gerade auseinandergeht und Ihr Euch nicht gegenseitig schaden wollt. Du bist in der finanziellen Situation, daß Du das Haus halten kannst (auch wenn Du Dich vermutlich dafür einschränken mußt). Was jetzt ist, ist jetzt, da hast Du genügend Probleme, also zerbrich Dir jetzt nicht den Kopf, was in 8 Jahren ist.

    In den letzten Jahren konnte ich das erste Mal in meinem Leben finanziell sehr unbeschwert leben. Urlaub für 2000 Euro pro Person. Kein Problem. Schuhe für 600 Euro. Warum nicht?

    Vielleicht fällt es mir deshalb jetzt schwer, dass ich mit "nur* etwas mehr als 1000 Euro monatlich auskommen muss bzw das übrig habe.

    Das sollte für eine Einzelperson für den baren Lebensunterhalt ausreichend sein. Auto bezahlt, Haus bezahlt. Nur für den Rest.

    Erschwerend kommt hinzu, dass ich durch die Trennung eine Depression entwickelt habe. Ich komme damit zwar ganz gut durch den Alltag, weil ich von Kindheit an gewöhnt bin zu funktionieren. Aber durch diese Depression kriege ich Panikattacken, wenn ich an einen Auszug denke.

    Dieses Problem geh vordringlich an! Du brauchst dazu unbedingt eine Vertrauensperson vor Ort. Vielleicht kannst Du mit Deinem Mann vereinbaren, daß z.B. drei Monate erstmal alles weiterlaufen kann wie bisher, so daß Du jetzt nicht ruckartig die Finanzierung stemmen mußt. Es ist wichtig, daß Du seelisch nicht abklappst.

    Ich habe auch in Mietwohnungen so schlechte Erfahrungen gemacht. Komplette Wohnung nicht gedämmt und verschimmelt, jedes Mal wirklich schlimme, laute, aggressive Nachbarn. Ätzende Vermieter.

    Wenn ich dran denke, auszuziehen und wieder in einer Mietwohnung zu leben, kriege ich wirklich Beklemmungen. Wenn ich nach Wohnungen schaue, dann krieg ich Herzrasen.

    Viele Leute leben in Mietwohnungen mit netten Nachbarn und normalen Vermietern. Man stirbt nicht vom Mieterdasein. Versuch mal, Dich in diese Richtung nicht hineinzusteigern. Das Mieterdasein hat auch seine guten Seiten, es ist nicht so, daß das Dasein als Hauseigentümer das pure Gold wäre und das Dasein als Mieter das pure Elend. Beides hat Vor- und Nachteile.

    Ich weiß, dass diese Ängste prinzipiell eigentlich übertrieben sind, aber sie machen mich zum Teil handlungsunfähig. Ich bin schon in Therapie, aber da kommen wir nur langsam voran.

    Dein Seelenleben ist vordringlich. Die Hausfinanzierung läßt sich regeln (auch wenn Du Dich dann eben einschränken mußt), auch der Auszug ließe sich regeln (Die Mietwohnung wäre billiger als das Haus, da mußt Du Dich dann nicht finanziell einschränken).

    Andererseits denke ich mir, dass ich mir mit dem Haus ganz schön was ans Bein binde und habe Angst, dass ich es finanziell nicht schaffe. Man weiß ja auch nicht, wie die Zinsen in 8 Jahren sein werden, wenn der Kredit ausläuft.

    Jetzt ist jetzt, und in 8 Jahren ist in 8 Jahren. Was Du von den Finanzen schreibst, ist sicherlich machbar (Somit bist Du diesbezüglich im Vergleich zu anderen Scheidungsfrauen entscheidend besser dran). Du solltest halt nicht die Nerven verlieren.


    Leicht gesagt von außen, aber so ist es. Deine bisherige Hauptvertrauensperson ist weg, Du brauchst jemand anderen, der Dich stützt. Deine Eltern vielleicht oder Deine beste Freundin?

  • Mal vom Finanziellen abgesehen: Brauchst du ein großes Haus mit all der daran hängenden Arbeit wirklich für dich alleine? Unterschätz nicht den Aufwand und den Ärger, den ein Haus im Laufe der Zeit macht.

  • Wie ist denn der Wohnungsmarkt bei dir? Wenn bei mir im Münchner Umland eine Trennung anstehen würde, wäre das eher eine katastrophale Suche. Als Vermieterin weiß ich, dass ich auf Wohnungsinserate bis zu 150 Zuschriften binnen der ersten Stunden bekomme. Der Mietmarkt ist hier ein Haifischbecken, nur die mit der besten Selbstauskunft erwischen eine Besichtigung.


    Ich vermute das Haus gibt dir emotionale Sicherheit, zumindest war das bei mir damals so. Ok, Mann ist weg, ein absoluter Tiefschlag, aber immerhin, die ETW blieb. Als die Finanzierung auf soliden Füßen stand, war das Leben wieder sonnig und hell und die Lebensfreude war zurück.


    Nun ist ein Haus aber eine andere Größenordnung als eine ETW. Obwohl ich mir heute auch unser Haus alleine leisten könnte, würde ich darauf verzichten. Die Arbeitsbelastung ist um ein vielfaches größer als in einer ETW, vor allem, wenn das Haus älter wird.


    Bist du denn der absolute my home is my castle-Typ und bedeutet dir es wahnsinnig viel, wenn du durch all die Räume gehst oder deinen Garten pflegst? Oder wäre nicht schön, sich mal in einem guten Urlaub zu entspannen oder sich öfter etwas teurer chic einzukleiden?


    Du musst klug wirtschaften, wenn du das Haus halten willst. Wenn du eine günstige Wohnung findest oder später auch vielleicht eine nette ETW, dann ist dein finanzieller Spielraum größer. Es kommt ganz auf deine Präferenzen an. Gutes Gelingen!

  • TrekGirl85


    Ich finde, das klingt alles sehr solide, was du schreibst.

    Die größte Hürde ist oft, dass die Bank nicht bereit ist, den Kredit zu ändern. Die hast du genommen. Zur Frage, welche Kredithöhe du dir mit deinem Gehalt leisten kannst, würde ich weniger auf die Bank hören sondern die eigenen Ausgaben anschauen,


    Wenn ich das oben richtig verstanden haben, hast du 2000€ netto (nach Abzug des Hauskredits, Nebenkosten, Auszahlung deines ExManns, Kosten für das Auto).


    Letztlich bleiben noch Lebenshaltungskosten zu bestreiten, vielleicht eine Altersvorsorge zu bedienen, Rücklagen bilden und Hobbys.


    Wie gesagt - auf mich wirkt das solide, finanziell gesehen.


    Zwei Punkte, die gegen das Behalten sprechen können:

    - Ist es emotional ok, wenn du im Haus bleibst, wo dich viel an den Ex erinnert?

    - Deine Berufstätigkeit klingt nach Außendienst, viel Abwesenheit… Hast du genug Zeit, dich um das Haus zu kümmern und sei es nur da zu sein, wenn Handwerker kommen? Und um den Garten? (Ggfs. fallen hier noch Ausgaben für eine gewisse Verwaltung an).




    Edit:

    Ich habe das Haus damals nicht übernommen, weil es mich emotional fertig gemacht hätte und weil ich keine Lust hatte, mich um die große Fläche zu kümmern.

  • TrekGirl85


    Die finanzielle Komponente liest sich für mich wie ein „nebensächliches“ Problem. Grundsätzlich muss man eine Situation, wie sie sich Dir darstellt, nämlich dass (noch) alles recht unkompliziert im Umgang miteinander ist, vermutlich ausnutzen - dieser Umstand kann sich nämlich sehr schnell ändern.


    Allerdings:


    Es macht auf mich den Eindruck, als würde Dich das „sich entscheiden müssen und das schnell“ und/oder „ich muss hier raus, wo soll ich hin“ mental sehr zu stressen. Womöglich signalisiert Dir Dein Körper / Unterbewußtsein schon, wie die Entscheidung lauten sollte?!?! Oder einfach auch nur, dass Du noch etwas länger brauchst, abzuwägen? Du schreibst nicht, wie lange Ihr zusammen wart und wie lange der Entschluß, Euch zu trennen, bereits her ist.


    Ich schließe mich @andiii_98‘s Edit an: ich habe das Haus bei der Trennung / Scheidung auch zurück gelassen - schon, weil es mich fortwährend an das (mein) Scheitern (und auch viele schöne Zeiten, die halt dann vorbei waren) erinnert hätte.

    Viele Grüsse

    *EW*

    :thumbup:

  • TrekGirl85: Habe nur Deinen Beitrag Nr. 1 gelesen ...


    Das Ganze hat in solchen Fällen oft auch noch eine (mehr oder weniger) stark ausgeprägte emotionale Komponente: Manche wollen nach einer gescheiterten Beziehung/Ehe nur noch raus aus dem einstmals "gemeinsamen Haus" - für andere bleibt es dennoch ein schönes Zuhause oder sogar eine Art gesicherte Raum in unsicheren Zeiten (eine Art Nest oder Zufluchtsort) ...

    Wie das Leben so spielt, haben wir uns nun getrennt

    Das ist sehr bedauerlich und tut mir aufrichtig leid. Wenn man andererseits einen Blick auf die Statistik wirft (Scheidungsraten) ist das heutzutage (annähernd ) ein normaler "Fall" ...


    Vorab und ganz generell:

    Ich bin (leider) ein Mensch, der viel Planung und Sicherheit braucht.

    Warum "leider" ?


    Bezüglich "Planungen" (insbesondere auch solche die Finanzen betreffend): Diese sind im Leben hilfreich, nützlich und damit (aus meiner Sicht) unverzichtbar. Auch wenn so manchen Menschen schlicht und einfach dabei das "Leben dazwischen kommt" (siehe leider gerade in Deinem Fall).


    Bezüglich "Sicherheiten" (insbesondere auch solche die Finanzen betreffend): Da gibt es nach meinen Erfahrungen keine "Sicherheiten" - sondern nur mehr oder weniger "risikoarme" und "risikoreiche" Vorgehensweisen. Mit den meist damit auch dann korrespondierenden Chancen.


    Vorab und ganz generell:

    Unser Bankberater hat durch einen ersten Blick gesagt

    Wirkliche Bank"berater" - im Sinne von "Best advice for the client" - sind schon lange die "Ausnahme von der Regel". Meistens hat man es mit Bankprodukte"verkäufern" zu tun. Nix Schlimmes, man sollte es nur mitdenken sprich auf "dem Schirm haben".


    Die Frage, die sich mir aufdrängt: Braucht es für eine (aktuell jedenfalls) Einzelperson als Single wirklich ein Haus ? Sprich bist Du der Typ, der sich - neben Beruf und anderen Aktivitäten - auch noch allein um "Haus, Hof und Garten" kümmern will und kann ?


    Zur finanziellen Situation: Mir - ganz persönlich - wäre das zu sehr auf Kante genäht. Da ist aber - wie so oft - eine ganz individuelle Frage des Einzelfalls. Kenne Fälle, in denen mit knappem Budget ein Haus locker abbezahlt wurde - aber auch solche, wo es mit dem doppelten, dreifachen oder noch höherem Budget in der Zwangsversteigerungen endete.

    In den letzten Jahren konnte ich das erste Mal in meinem Leben finanziell sehr unbeschwert leben. Urlaub für 2000 Euro pP. Kein Problem. Schuhe für 600 Euro. Warum nicht.

    Eine solche dauerhafte Umstellung muß man wirklich wollen - sprich wäre Dir das Halten des Hauses eine deutlich sparsamere bis frugalere Lebensweise (jedenfalls über einen langen Zeitraum) wert ?


    Diese Bedenken hier beschäftigen Dich aus meiner Sicht daher zu recht:

    Vielleicht fällt es mir deshalb jetzt schwer, dass ich mit "nur* etwas mehr als 1000 Euro monatlich auskommen muss bzw das übrig habe.

    Dazu kommt erschwerend:

    Rücklagen fürs Haus muss ich natürlich auch bilden.

    Hier (ETFs) wäre wenigstens ein Hauch zusätzlicher Spielraum im Sinne von Flexibilität vorhanden. Sparpläne kann man mit einem Click aussetzen oder still legen - das geht bei einer Darlehensrate für ein Haus nicht (bei einem guten Darlehensvertrag ist höchstens ein Tilgungssatz-Wechsel möglich):

    Ich bespare ETFs und möchte da im Monat weiter mindestens 300 Euro investieren.

    Das Folgende ist mir zu schwarz/weiß bzw. von Deinen ganz persönlichen Erfahrungen geprägt.


    Vorab dazu und auch ganz generell: Das Mieterdasein hat einige signifikante Vorteile aber auch einige ebensolche signifikante Nachteile. Das Gleiche gilt übrigens auch für das Dasein als Eigenheimer.

    Ich habe auch in Mietwohnungen so schlechte Erfahrungen gemacht. Komplette Wohnung nicht gedämmt und verschimmelt, jedes Mal wirklich schlimme, laute, aggressive Nachbarn. Ätzende Vermieter.

    Wenn ich dran denke, auszuziehen und wieder in einer Mietwohnung zu leben, kriege ich wirklich Beklemmungen.

    Es gibt aber auch Mietwohnungen in gutem Zustand, mit guter Ausstattung, netter und friedlicher Hausgemeinschaft (Nachbarn) sowie freundliche und faire Vermieter ...

    Wenn ich nach Wohnungen schaue, dann krieg ich Herzrasen.

    Gretchenfrage in dem Kontext: Wie ist der Mietwohnungsmarkt in Deiner Gegend ?


    Kenne Gegenden, da kann man entspannt für 700 € Kaltmiete ein Haus mit Garten anmieten und hat nur ganz wenige (wenn überhaupt) Mitbewerber - aber auch Gegenden, wo eine nette nur 2 ZKBB Wohnung in guter Lage ab 1.500 € Kaltmiete aufwärts kostet plus 150 € für die Garage - selbst bei dem Preis wird man dann noch Dutzende von Mitbewerber haben ...


    Last but not least: Ein Eigenheim allein ist keine Altersvorsorge sprich es kann und sollte ein integraler Bestandteil der Altersvorsorge sein, die aber auch noch aus anderen Elementen bestehen sollte (wie GRV/Pension, bAV, PRV usw.) sowie "freiem Vermögen". Nicht wenige Ältere ziehen ohnehin ab einem gewissen Alter in Betracht das Haus mit Garten gegen eine bequeme und altersgerechte Stadtwohnung einzutauschen.


    Das ist meine Sicht auf Deinen "Fall" als Finanz-Laie, wenn auch einem an solchen Finanz-Themen Interessierten und jemand mit ein bißchen eigenen Erfahrungen.



    Dir viel Kraft, gute Gedanken, eine friedliche und konsensuale Abwicklung des Ganzen mit dem Ex zusammen - und nach Abwägung dann auch gute Finanz-Entscheidungen !

  • Bin auch im Team Hauszurücklasser.


    Ganz grob musst Du für das Haus über die Hälfte Deines Nettoeinkommens aufwenden.

    Und das für viele Jahr(zehnt)e. Ich schätze bis zur Rente?

    Plus Pflege, Erhaltungsaufwand, Instandsetzung,......


    Ist es das wirklich wert?


    Oder ist ein "richtiger" Neuanfangbesser?

    Das kannst natürlich nur Du für Dich entscheiden!

  • Hallo zusammen,


    vielen Dank für eure ausführlichen Antworten.


    Ich versuche mal die offenen Fragen zu beantworten. Falls ich etwas vergesse, sehr es mir nach. Ich war den ganzen Tag unterwegs und bin ziemlich platt.


    Zur Beziehungssituation:

    Es ist nicht so rosig, wie man meinen könnte. Wir hatten hier über Monate einen extremen Trennungskrieg und auch einen gewissen Krieg ums Haus. Aktuell haben wir uns aber wieder ganz gut zusammengerauft, weil keiner von uns das noch aushält und dem anderen nach 20 Jahren Beziehung eigentlich auch nicht schaden möchte. Es sind trotzdem viele Verletzungen auf beiden Seiten entstanden.


    Zum Haus:

    Es ist kein großes Haus. 100qm Wohnfläche und 400qm Grundstück. Also tatsächlich überschaubar. Der Garten macht tatsächlich auch nicht so super viel Arbeit. Den hatten wir schon sehr gepflegt übernommen und der ist sehr gut strukturiert.

    Natürlich spielt die emotionale Komponente mit rein, dass mein Mann und ich das Haus zusammen gekauft haben und zusammen eingerichtet haben und er dann plötzlich weg ist. Ich habe anfangs sehr mit den Gedanken gehadert, dass ich allein hier nicht glücklich werden könnte, glaube aber, dass ich damit klar kommen könnte.


    Bezüglich Mietwohnungen:

    Die Preise sind hier in den letzten Jahren nochmal gut gestiegen. Ich wohne nicht weit von Düsseldorf entfernt und komme ursprünglich auch daher. Ein Teil meiner Familie lebt auch da.

    Für eine 3-Zimmer-Wohnung zahlt man ca. 1200-1500 warm. Kommt halt auf die Größe an.

    Da ich viel aus dem Homeoffice mache, brauche ich auch das dritte Zimmer und ich habe auch ein Hobby, für das ich es brauche.

    Ist natürlich günstiger als ein Haus, das kalt 1737 kostet.

    Ansparen könnte ich monatlich mit einer Mietwohnung vermutlich schon 2000 Euro.

    Die Frage ist natürlich, wofür spare ich? Einfach als Altersvorsorge und für Reisen...? Ich würde allein sowieso keine Reisen machen und verreise tatsächlich gar nicht so gern mit Freunden, von denen ich auch gar nicht so viele hab. Bin halt immer mit meinem Partner verreist.


    Zu mir:

    Ich bin jemand, der in seinem Leben viel Ruhe braucht. Die Vermutung, dass ich hochsensibel bin, steht im Raum. Kennt sich vermutlich nicht jeder mit aus, aber man nimmt Sinnesreize deutlich extremer wahr als andere Menschen. Bei mir sind es vor allem visuelle und akustische Reize, die mich sehr anstrengen.

    Darum war es in den Mietwohnungen immer sehr unangenehm, wenn ich nach einen anstrengenden Tag nach Haus gekommen bin und die Nachbarn wieder laut waren. Und "laut" ist für mich vermutlich dann auch anders, als für andere. Wobei wir wirklich in verschiedenen Wohnungen immer nur Nachbarn hatten, die geglaubt haben, sie sind allein auf dieser Welt.

    Deshalb gibt mir das Haus in dieser Hinsicht einfach sehr viel Ruhe. Man hört nämlich niemanden.

    Die Depression ist tatsächlich ein Problem in dieser Situation. Meine Therapeutin meint zwar, ich bin wie die Eiskönigin und nach außen merkt man es mir kaum an. Aber innerlich bin ich ein Wrack. Das Haus gibt mir in der Situation auch sehr viel Halt und Stabilität. Aber was ist, wenn die Depression mal vorbei ist und ich diese Stabilität nicht mehr brauche...

    Es ist schwer, dass ich mir mehr Zeit nehme, denn natürlich möchte mein Mann auch aus der Situation raus und meinte schon ein paar mal, dann würde er sich halt ne möblierte Wohnung nehmen, seine Sachen hier lassen und ich kann gucken, dass ich das Haus dann allein bezahle.

    Wohlgemerkt könnte ich auch gar nicht so einfach ausziehen, weil die Finanzierung erst mal für meinen Mann geprüft werden müsste und das hat bei mir schon 4 Wochen gebraucht.

    Die Wohnungssuche würde also erst gehen, wenn das wirklich klar ist. Könnte er das nicht übernehmen, würde ich es vermutlich behalten, weil ein Verkauf ja Vorfälligkeitszinsen mit sich bringt.

    Ich habe in meinem Leben auch noch nie allein gewohnt. Mein Mann ist zwar viel auf Dienstreise, auch über Wochen, aber das ist ja trotzdem nicht das gleiche.

    Ich hab auch kaum jemanden, der mit beim Umzug helfen könnte. Die paar Freunde, die ich hab, wohnen fast alle sehr weit weg. Meine Familie wäre auch kaum eine Hilfe, denn da ist das Verhältnis teilweise sehr gestört.

    Ich fühle mich halt sehr allein und dadurch ist diese Option Mietwohnung für mich noch stressiger und beängstigender.

    Wenn ich online nach Wohnungen gucke, geht's mir irgendwann so schlecht, dass ich damit aufhören muss.

    Es ist halt aktuell bzw seit Monaten alles zu viel für mich.

    Zur beruflichen Situation: Ja ich bin viel unterwegs. Aktuell doppelt belastet, weil ich zwei Gebiete betreue. Das ändert sich zeitnah aber.

    Ich strebe zwar in den nächsten Jahren eine höhere Position an, aber ob das wirklich klappen wird, steht in den Sternen. Dann wäre natürlich mehr Geld da. Aber damit kann man ja nicht rechnen. Theoretisch würde ich auch irgendwann mal was erben. Wenn's gut läuft, sicherlich 100k. Aber auch damit kann man ja nicht fest rechnen.

    Meinen ETF Sparplan hab ich aktuell auch erst mal auf Eis gelegt. Da kommt's jetzt auf ein paar Wochen auch nicht an.


    Ein Teil in mir möchte das Haus, der andere ist sich halt wegen der großen finanziellen Verantwortung unsicher, weils vll doch recht knapp monatlich werden könnte.

  • Es ist nicht so rosig, wie man meinen könnte. Wir hatten hier über Monate einen extremen Trennungskrieg und auch einen gewissen Krieg ums Haus.

    Nach meinen Erfahrungen ist eine völlig friedliche, konsensuale und damit komplett stressfreie Lösung (beim Auseinanderdividieren) die Ausnahme. Selbst wenn z. B. ein (fairer sprich ausgewogener) Ehevertrag vorliegt (was die Ausnahme ist, die meisten verheirateten Paare haben keinen Ehevertrag)), gibt es oftmals schon beim Wert des Hauses (Einpreisen) ernsthafte Diskussionen (etwa, wenn einer den anderen auszahlen will bzw. muß, um im Haus zu bleiben).

    Für eine 3-Zimmer-Wohnung zahlt man ca. 1200-1500 warm. Kommt halt auf die Größe an.

    Da ich viel aus dem Homeoffice mache, brauche ich auch das dritte Zimmer und ich habe auch ein Hobby, für das ich es brauche.

    Finde ich noch überschaubar. Hier vor Ort dürfte für eine vergleichbare Wohnung eine höhere Warmmiete verlangt werden.

    Ist natürlich günstiger als ein Haus, das kalt 1737 kostet.

    Auch wenn das Haus samt Grundstück kompakt ist; siehe hier

    Es ist kein großes Haus. 100qm Wohnfläche und 400qm Grundstück. Also tatsächlich überschaubar.

    Die Rate (Annuität) von 1,737 € ist nur der erste Posten. Dazu kommt bis zur Warmmiete ein sozusagen "Hausgeld", welches bei einem Haus (ggf. deutlich) höher liegen wird als die Nebenkosten-Vorauszahlung in einer kompakten 3 ZKB-Mietwohnung. Sowie zusätzlich eine adäquate monatliche Rücklage für Instandhaltungen (je nach Zustand und Ausstattung sind das schnell einige Hundert Euro). Last but not least: An einem Haus kann auch immer mal etwas Unerwartetes instand zu setzen sein und das ggf. dann auch zeitnah. Fünfstellige Beträge sind da keine Ausnahme. Das alles hättest Du als Mieterin nicht.

    Ansparen könnte ich monatlich mit einer Mietwohnung vermutlich schon 2000 Euro.

    Die Frage ist natürlich, wofür spare ich?

    Etwas (mehr) Geld zu haben bedeutet auch immer ein Weniger an finanzieller Unsicherheit, ein Mehr an Optionen, ein Mehr an Freiheit usw. Vermögensaufbau kann eigentlich nie von Nachteil sein.


    Wenn sich Deine Situation und Lage samt Verfassung insgesamt wieder etwas mehr konsolidiert hat - könntest Du in einigen Jahren ggf. wieder ein kleines Haus oder eine zu Dir passende ETW kaufen (zu "alt" wärst Du dafür dann immer noch nicht bzw. noch "jung" genug, um das bis zur Rente lastenfrei zu stellen). Und das dann aus eine vermutlich finanziell etwas besseren Aufstellung heraus.

    Einfach als Altersvorsorge ...?

    Ist denn Deine Altersvorsorge "aufs Gleis" gesetzt bzw. so gut wie geregelt (jedenfalls, wenn nix groß dazwischen kommt) ?


    Ausgehend von Deinem Forennamen (1985) könntest Du um die 40 sein. Da sollte man eine erste Ahnung bzw. eine erstes Raster für die Altersvorsorge haben.

    Ich würde allein sowieso keine Reisen machen

    Vielleicht (eher wahrscheinlich) wirst Du nicht für Dein ganzes Leben allein bleiben ... ?


    Da auch räumlich beweglich zu bleiben könnte auch vor diesem Hintergrund ggf. sinnvoll sein. Ansonsten stellt sich (bei neuer Partnerschaft) ggf. wieder die Frage, was passiert mit dem Haus ?


    Ich bin jemand, der in seinem Leben viel Ruhe braucht. Die Vermutung, dass ich hochsensibel bin, steht im Raum. Kennt sich vermutlich nicht jeder mit aus, aber man nimmt Sinnesreize deutlich extremer wahr als andere Menschen. Bei mir sind es vor allem visuelle und akustische Reize, die mich sehr anstrengen.

    Darum war es in den Mietwohnungen immer sehr unangenehm, wenn ich nach einen anstrengenden Tag nach Haus gekommen bin und die Nachbarn wieder laut waren. Und "laut" ist für mich vermutlich dann auch anders, als für andere. Wobei wir wirklich in verschiedenen Wohnungen immer nur Nachbarn hatten, die geglaubt haben, sie sind allein auf dieser Welt.

    Ging einem meiner besten Freunde ewig auch so (der war gut drei Jahrzehnte seines Lebens beruflich viel unterwegs mit meist zwei oder drei-Jahresverträgen). Seine Strategie: Er hatte immer nur Wohnungen im obersten Stockwerk (und mit Lift) und in einem möglichst ruhigen Stadtviertel angemietet, um möglichst etwas mehr Ruhe zu haben. Immerhin ein Ansatz ...



    Dir weiter viel Kraft, gute Gedanken und dann ebensolche Finanz-Entscheidungen !

  • Ich versuche mal die offenen Fragen zu beantworten. Falls ich etwas vergesse, sehr es mir nach. Ich war den ganzen Tag unterwegs und bin ziemlich platt.


    Zur Beziehungssituation:

    Es ist nicht so rosig, wie man meinen könnte. Wir hatten hier über Monate einen extremen Trennungskrieg und auch einen gewissen Krieg ums Haus. Aktuell haben wir uns aber wieder ganz gut zusammengerauft, weil keiner von uns das noch aushält und dem anderen nach 20 Jahren Beziehung eigentlich auch nicht schaden möchte. Es sind trotzdem viele Verletzungen auf beiden Seiten entstanden.

    Du bist aktuell in psychologischer oder psychiatrischer Behandlung. Das ist vermutlich Deiner Trennung zuzuschreiben, möglicherweise hast Du aber auch eine Disposition dazu.


    Viele Leute - vermutlich auch in Deinem Umfeld - gehen mit körperlichen Krankheiten und Verletzungen anders um als mit seelischen: Hast Du den Fuß gebrochen, bedauert man Dich und wünscht Dir gute Besserung. Bist Du aber krank an Deiner Seele, hält man Dir vor: Hab Dich nicht so! Ich sehe das anders. Man kann an seiner Seele genauso krank sein wie am Knie.

    Ich halte es für vordringlich, daß Du Dich darum kümmerst. Eben drum habe ich ja vorgeschlagen, daß Du mit der Haussache ein Weilchen Pause machst, weil Dir das auf dem Gemüt liegt.

    Zum Haus:

    Es ist kein großes Haus. 100qm Wohnfläche und 400qm Grundstück. Also tatsächlich überschaubar. Der Garten macht tatsächlich auch nicht so super viel Arbeit. Den hatten wir schon sehr gepflegt übernommen und der ist sehr gut strukturiert.


    Natürlich spielt die emotionale Komponente mit rein, dass mein Mann und ich das Haus zusammen gekauft haben und zusammen eingerichtet haben und er dann plötzlich weg ist. Ich habe anfangs sehr mit den Gedanken gehadert, dass ich allein hier nicht glücklich werden könnte, glaube aber, dass ich damit klar kommen könnte.

    Das mußt Du allein entscheiden.

    Es ist nicht meine Absicht, Dich zu verunsichern, ganz im Gegenteil. Nach dem, was Du von Dir erzählst, ist es realistisch, daß Du das Haus hältst. Dann verfolge diesen Plan doch! Ja, allein ist das Haus schwieriger zu finanzieren als zu zweit, aber das bekommst Du hin. Dann kaufst Du Dir halt keine Schuhe für 600 €, sondern steckst dieses Geld in Dein Haus.


    Ich würde an Deiner Stelle keine Pläne für die weitere Zukunft machen, sondern erstmal danach trachten, daß Du die aktuelle Lage stabilisierst. Was in einigen Jahren ist, kannst Du dann entscheiden.

    Das ist im Moment egal. Im Moment zählen das Jetzt und das Bald.

    Es ist schwer, dass ich mir mehr Zeit nehme, denn natürlich möchte mein Mann auch aus der Situation raus und meinte schon ein paarmal, dann würde er sich halt ne möblierte Wohnung nehmen, seine Sachen hier lassen und ich kann gucken, dass ich das Haus dann allein bezahle.

    Ihr trennt Euch. Das heißt: Einer zieht aus. Wenn es wirklich klar ist, daß die Beziehung auseinandergeht, können zwei Menschen nicht weiter auf 100 m² getrennt leben. Dazu ist das Haus zu klein. Wenn Ihr Euch darauf geeinigt habt, wird Dein Mann ausziehen und grundsätzlich mal seine Sachen mitnehmen. Wenn Du bleiben willst, übernimmst Du die Kredite und zahlst die ab. Mit Deinem Verdienst schaffst Du das.

    Wohlgemerkt könnte ich auch gar nicht so einfach ausziehen, weil die Finanzierung erst mal für meinen Mann geprüft werden müsste und das hat bei mir schon 4 Wochen gebraucht.

    Wenn Dein Mann ähnlich viel verdient wie Du, könnte auch er allein das Haus halten.

    Die Wohnungssuche würde also erst gehen, wenn das wirklich klar ist. Könnte er das nicht übernehmen, würde ich es vermutlich behalten, weil ein Verkauf ja Vorfälligkeitszinsen mit sich bringt.

    In der aktuellen Situation ist eine Vorfälligkeitsentschädigung unrealistisch, und wenn, ist sie nicht hoch.


    Versuche Deine Gedanken zu konzentrieren auf das, was geht, und nicht ständig Gründe zu suchen, warum etwas nicht geht.


    Du könntest das Haus halten, wenn Du das wirklich willst. Auch Dein Mann könnte das Haus halten. Die Bank hat ja bereits signalisiert, daß das möglich wäre. Dein Mann kann sich eine Mietwohnung suchen, Du kannst Dir eine Mietwohnung suchen. Daß die Trennung teuer wird (und das Leben hinterher in zwei Haushalten teurer ist als jetzt in einem) ist völlig klar und unvermeidlich. Das ist eben so.


    Wenn irgendwas jetzt 5.000 € oder 10.000 € kostet, dann kostet es das halt. Du kannst es nicht verhindern, also mußt Du das akzeptieren. Eine Scheidung wird auch etwa sowas kosten.

    Ich habe in meinem Leben auch noch nie allein gewohnt. Mein Mann ist zwar viel auf Dienstreise, auch über Wochen, aber das ist ja trotzdem nicht das gleiche.

    Ich hab auch kaum jemanden, der mir beim Umzug helfen könnte. Die paar Freunde, die ich hab, wohnen fast alle sehr weit weg. Meine Familie wäre auch kaum eine Hilfe, denn da ist das Verhältnis teilweise sehr gestört.


    Ich fühle mich halt sehr allein und dadurch ist diese Option Mietwohnung für mich noch stressiger und beängstigender.


    Wenn ich online nach Wohnungen gucke, geht's mir irgendwann so schlecht, dass ich damit aufhören muss.

    Es ist eine Option, daß Du ausziehst und eine Mietwohnung suchst. Wenn Du dorthin umziehst, dann beauftragst Du ein Umzugsunternehmen. Andere Leute machen das auch. Du möchtest nicht gern in eine Wohnung ziehen, aber es könnte sein, daß Du das mußt. Das würdest Du auch überleben.

    Es ist halt aktuell bzw seit Monaten alles zu viel für mich.

    Zur beruflichen Situation: Ja ich bin viel unterwegs. Aktuell doppelt belastet, weil ich zwei Gebiete betreue. Das ändert sich zeitnah aber.


    Ich strebe zwar in den nächsten Jahren eine höhere Position an, aber ob das wirklich klappen wird, steht in den Sternen. Dann wäre natürlich mehr Geld da. Aber damit kann man ja nicht rechnen.

    Es geht ums Jetzt und ums Bald. Es geht noch nicht einmal um das Jahr 2026 (also eine relative nahe Zukunft), sondern es geht darum, ob Du Euer Haus übernimmst und wenn ja, wann Dein Noch-Ehemann auszieht. So, wie es jetzt ist, kann und soll und wird es nicht bleiben.

    Theoretisch würde ich auch irgendwann mal was erben. Wenn's gut läuft, sicherlich 100k. Aber auch damit kann man ja nicht fest rechnen.

    Meinen ETF Sparplan hab ich aktuell auch erst mal auf Eis gelegt. Da kommt's jetzt auf ein paar Wochen auch nicht an.


    Ein Teil in mir möchte das Haus, der andere ist sich halt wegen der großen finanziellen Verantwortung unsicher, weils vielleicht doch recht knapp monatlich werden könnte.

    So richtig knapp wird es nicht werden. Auto bezahlt, Haus mit fixer Belastung, 2000 € für den Lebensunterhalt einer Person übrig. Das sollte gelingen.


    Wichtig ist halt, daß Du seelisch zur Ruhe kommt, damit Du klar denken kannst.


    Du schaffst das! Viel Glück!

  • Das sind alles kluge Fragen.


    Die solltest Du nach beiden Seiten abklopfen Aber nicht vergessen. Für Deinen Job - ganau kenne ich den natürlich nicht - sieht es so aus, dass Du Da keinen längeren Durchhänger gebrauchen kannst.


    Für das Haus brauchst Du den Job. Wenn es umgekehrt nicht hinhaut, dann mach lieber den Job als Dich nach ein paar Jahren auch noch vom Haus verabschieden zu müssen.


    Alles Gute!

    Alexis

    Arbeit macht Spaß. Aber wer kann schon Spaß vertragen?





  • Hallo Trekgirl85!


    Nach dem Lesen Deiner Situation fallen mir zwei Punkte ein, die ich Dir gerne spontan mitgeben möchte:

    - Aus Deiner Selbstbeschreibung wird schon sehr deutlich, das Du gerade in diesen emotional aufwühlenden Momenten in Deinem Haus wohnen bleiben möchtest. Ich kann mir gerade nicht vorstellen, wie Du Hausverkauf und parallel Wohnungssuche insbesondere emotional durchstehen könntest. Wenn Dir Dein Haus Ruhe und Kraft gibt, nutze diese Chance - auch weil Ihr hinsichtlich einer Übernahme ein Agreement habt und die Bank mitspielt.

    - Ich bin selbst Hausbesitzer (2 Käufe, 1 Verkauf). Ich lese aus Deiner Beschreibung kein einziges schlagkräftiges Argument heraus, dass Du jetzt/zeitnah verkaufen musst. Ich verstehe, dass Du jetzt "Bauchschmerzen" hast, Dich durch den Immobilienkredit so langfristig zu binden. Aber Du kannst auch zu einem späteren Zeitpunkt verkaufen. Du scheinst ein ein modernes, werthaltiges Haus zu haben. Finanzierung ist auch erstmal gesichert. Verkaufe erst dann, wenn Du es möchtest und Du emotional stabiler bist (auch hinsichtlich ggf. einer Mietwohnung).

  • Aber innerlich bin ich ein Wrack. Das Haus gibt mir in der Situation auch sehr viel Halt und Stabilität. Aber was ist, wenn die Depression mal vorbei ist und ich diese Stabilität nicht mehr brauche...

    Habe das erst später gelesen. Aus eigener Erfahrung: Halte die Bude und komme in ihr - und dank ihr - wieder klar, also obenauf, Verkaufen kannst Du dann immer noch ...

    Arbeit macht Spaß. Aber wer kann schon Spaß vertragen?





  • - Ich bin selbst Hausbesitzer (2 Käufe, 1 Verkauf). Ich lese aus Deiner Beschreibung kein einziges schlagkräftiges Argument heraus, dass Du jetzt/zeitnah verkaufen musst. Ich verstehe, dass Du jetzt "Bauchschmerzen" hast, Dich durch den Immobilienkredit so langfristig zu binden. Aber Du kannst auch zu einem späteren Zeitpunkt verkaufen. Du scheinst ein ein modernes, werthaltiges Haus zu haben. Finanzierung ist auch erstmal gesichert. Verkaufe erst dann, wenn Du es möchtest und Du emotional stabiler bist (auch hinsichtlich ggf. einer Mietwohnung).

    Das hätte ich jetzt auch gesagt. Die Entscheidung „Haus übernehmen“ ist ja keine Entscheidung für die Ewigkeit, sondern erstmal nur für jetzt. Wenn Du TrekGirl85 in ein oder zwei oder drei oder fünf Jahren merkst, Du willst doch kein Haus, die Rate ist Dir zu hoch, du willst die Prioritäten im Leben anders setzen und weniger „sparen“ müssen, Du willst zu einem neuen Partner am anderen Ende von Deutschland ziehen oder oder oder… Dann verkaufst Du das Haus eben.


    Wenn es für JETZT GERADE eine gute Option für Dich ist (oder auch nur die am wenigsten belastende), dann mach es! Die Optionen Eigentums- oder Mietwohnung laufen Dir ja nicht weg. Die sind immer noch da, wenn Du Dich irgendwann doch umentscheiden solltest.

  • Vielen Dank, dass ich euch so viel Zeit für die Antworten genommen habt. Das hilft mir ein bisschen weiter.


    Tatsächlich wird meine Psyche erst besser werden, wenn mein Leben wieder in geregelten Bahnen läuft. So lange die Situation so in der Schwebe ist, kann ich nicht gesund werden.


    Ob mein Mann das Haus wirklich übernehmen kann, ist halt nicht 100% klar, denn er ist selbstständig. Er verdient aber so wie ich bzw teilweise mehr. Ich stecke da nicht genau drin, denn sein Geld war immer seins und meins war immer meins.

    Seine Kostenstruktur ist natürlich ganz anders als meine. Vermutlich könnte er sich das Haus auch leisten, aber auch nur sehr auf Kante genäht.

    Sein Vorteil ist, dass in seiner Firma so viel Material drin steckt, das einen gewissen Wert hat, welches er notfalls verkaufen könnte, wenn's mal nicht gut läuft. Seinen Job könnte er trotzdem noch ohne Probleme machen.


    Einen Ehevertrag hatten wir nicht. Ich wollte eigentlich einen, aber wenn ich mich nicht um alles kümmer, was ungemütlich ist, tut's halt keiner.

    Es sollte eine Scheidungsfolgenvereinbarung geben. Er wollte, dass ich diese unterschreibe, ihm zusätzlich das Haus überlasse und schnellstmöglich ausziehe.

    Bei einer Zugewinngemeinschaft würde nämlich sehr wahrscheinlich ich positiver aus der Sache gehen als er. Er könnte sich dann das Haus nicht mehr leisten und deshalb hat er so einen Druck gemacht. Erst beim Notar stellte sich raus, was wirklich Sache ist und ich habe darauf gesagt, ich unterschreibe erst mal gar nichts.

    Vor allem ging es mir psychisch da schon sehr schlecht und ich wollte das für mich alles erst mal ordnen.


    Meine Plan für meine Altersvorsorge ist natürlich durch die Trennung über den Haufen geworfen.

    Eigentlich wollte wir jeweils, neben der Tilgung des Hauskredits noch einiges in ETF investieren, damit dann in 30 Jahren auf beiden Seiten eine größere Summe vorhanden ist.

    Von daher muss ich schauen, wie ich damit umgehen würde, wenn ich das Haus behalten würde. Es wäre dann halt deutlich weniger, was in ETFs landet. Monatlich maximal 500 Euro.


    Bezüglich der Vorfälligkeitsentschädigung...

    Ehrlich gesagt, hab ich es bis heut nicht so richtig verstanden, wann die Bank diese wirklich einfordern darf. Ich hatte unterschiedliche Dinge im Internet gelesen, aber vielleicht könnt ihr mir dazu valide Infos liefern.

    Ich hab es so verstanden, wenn der aktuelle Zinssatz höher liegt, als der, den wir bei der Finanzierung haben, die Bank eigentlich keine Vorfälligkeitsentschädigung geltend machen könnte.

    Wir haben auf dem einen Kredit ja 3.15% Zinsen. Würden die Zinsen bei einem aktuellen Kredit bei 4% liegen, dürfte die Bank dann überhaupt Ansprüche stellen?

    Im Moment scheinen die Zinsen aber ja eher so um das herum zum liegen, was wir auch 2022 bekommen haben. Habe gelesen, dass die sogar noch weiter fallen könnten.

  • TrekGirl85


    Nur am Rande aber in dem Kontext

    Ich wollte eigentlich einen, aber wenn ich mich nicht um alles kümmer, was ungemütlich ist, tut's halt keiner.

    Das klingt ein bißchen als wäre dies - aus Deiner Sicht zumindest - einer der Knackpunkte in Eurer Beziehung gewesen ...


    Ganz generell: Ein Haus (im Sinne von selbst genutztem Eigenheim) ist immer eine Mischung aus "Lebensstil/Konsum" einerseits und "Vermögensaufbau/Altersvorsorge" andererseits - mit im Einzelfall sehr unterschiedlicher Gewichtung der beiden Aspekte. Insoweit spielen dabei - neben den objektiven Aspekten - auch persönliche Einstellungen, Haltungen usw. eine wichtige (oftmals entscheidende) Rolle. In Sachen "Haus" bzw. "Eigenheim" reicht das Spektrum dabei von "must have" bis hin zum absoluten "no-go". Mit allen möglichen Stufen dazwischen. Insoweit wird Dir diese - ganz persönliche - Entscheidung keiner abnehmen können. Man kann nur die eigenen Gedanken dazu äußern.


    Ein sehr wichtiger Aspekt bei Finanz-Themen ist für mich immer das Humankapital (jedenfalls, wenn man nicht aus den Erträgen seines Vermögens leben kann sprich nicht "finanziell unabhängig" ist). Aus meiner Sicht hat das Humankapital (sprich Einkommen und Sparquote) oftmals einen (deutlich bis viel) größeren Impact auf den Vermögensaufbau und die Altersvorsorge als Detailfragen (beispielsweise, ob man in der Asset-Allocation auch Anleihen haben soll oder nicht, falls ja, mit welchem Anteil/Quote und dann welche (Staatsanleihen und/oder Unternehmensanleihen), mit welcher Laufzeit, welcher Bonität bzw. Rating, von welchen Ländern, welchen Unternehmen - bis hin zur Umsetzungs-bzw. Produktebene, also ob abgebildet über Einzelanleihen oder via aktiv gemanagter Anleihe-Fonds oder via passiver Anleihe-ETFs). Kann man alles abwägen und hat auch eine gewisse Berechtigung - Zeit, Mühe und Aufwand wären da aber oftmals besser "investiert" in das eigene Humankapital sprich in Überlegungen, wie man sein Einkommen deutlich und nachhaltig steigert. Das bringt in der Regel die beste Rendite, die man noch dazu selbst beeinflussen kann. Anleihe-, Aktien-, Immobilien-, Edelmetall- usw. -Märkte pflegen sich dagegen nicht beeinflussen zu lassen.


    Das Humankapital beträgt selbst bei Berufsanfängern potentiell - berechnet über die Jahrzehnte des Arbeitslebens samt Einkommenssteigerungen - leicht einige Millionen Euro. Und ist auch in Deinem Alter ein Millionenwert. Insofern fände ich es sehr ungünstig (um nicht zu sagen fatal oder tragisch) , wenn das Ganze (Hausfinanzierung, monatliche Kreditrate, monatliches Hausgeld, monatliche Rücklage für Instandsetzungen, der Gedanke an einen hohen laufenden Kredit usw.) sich belastend und/oder negativ auf Dein Humankapital also Deine Arbeit sprich Dein Einkommen auswirken würde. Zumal Du Deine psychische Stabilität aktuell ohnehin schon als fragil empfindest (vorsichtig formuliert).

    Einen Ehevertrag hatten wir nicht.

    Ein (fairer sprich ausgewogener) Ehevertrag ist - aus meiner Sicht und meinen Erfahrungen - eigentlich oft bis immer zu empfehlen. Man schützt noch in besten und harmonischen Zeiten seinen Partner und sich selbst (und auch die schöne Erinnerungen an gute gemeinsame Tage) vor unangenehmen Entwicklungen samt Ärger, Stress und Streit (nicht selten ausgetragen via Anwälten oder im schlimmsten Fall vor Gericht), wenn es dann doch irgendwann anders sprich zur Trennung kommt - und die Stimmung (in aller Regel) dann auch eine ganz andere ist ...


    Zwingend ist - nach meinem Dafürhalten - ein Ehevertrag, wenn auch nur einer der Partner selbständig ist und/oder eine Firma hat. Das hier klingt stark danach:

    ... er ist selbstständig.

    Sein Vorteil ist, dass in seiner Firma so viel Material drin steckt, das einen gewissen Wert hat, welches er notfalls verkaufen könnte ...

    "Glücklich ist, wer vergißt, was nicht mehr zu ändern ist" ... Vielleicht erinnerst Du Dich an meinen Hinweis in Sachen Ehevertrag, sollte es ein nächstes Mal (Heirat) geben ... ? Dann hat sich dieser Beitrag aus meiner Sicht schon gelohnt.

    Ob mein Mann das Haus wirklich übernehmen kann, ist halt nicht 100% klar, denn er ist selbstständig.

    Nach Einführung einer neuen Richtlinie (EU-Wohnimmobilienkreditrichtlinie (EU-WIKR)) im März 2016 ist die Finanzierung einer Immobilie für einen Selbständigen (der noch dazu allein ein Darlehen haben will also ohne dafür mit haftende Partnerin/Ehefrau) eher anspruchsvoller geworden. Diverse Banken sehen vor dem Hintergrund der nunmehr geforderten dauerhaften "Kapitaldienstfähigkeit über die gesamte Darlehenslaufzeit" (Gewähr, daß die Rate zuverlässig gezahlt werden kann) logischerweise Beamte, Menschen im ÖD, fest Angestellte usw. - im Kontext mit einer Immobilienfinanzierung - als den einfacheren und unproblematischeren Fall - im Vergleich zu Selbständigen mit einem typischerweise oftmals (stark) schwankenden Einkommen. Reicht die Gesamt-Darlehenslaufzeit in das Rentenalter hinein, kommt - im Sinne der Kapitaldienstfähigkeit - noch der Aspekt der (absehbaren) Altersbezüge hinzu. Auch das wird für Selbständige oftmals schwerer nachweisbar bzw. kalkulierbar sein, als für die oben genannten Gruppen. Oft hilft da nur der Weg - neben der Hausbank - über bundesweit tätige bankenunabhängige Darlehensvermittler (Dr. Klein, Interhyp, Hüttig & Rompf, DTW, Baufi24 usw.), da diese den Überblick über Hunderte von Banken haben und wissen, welcher "Fall" zu welcher Bank passen könnte.

    Wir haben auf dem einen Kredit ja 3.15% Zinsen. Würden die Zinsen bei einem aktuellen Kredit bei 4% liegen

    Unabhängig von der allgemeinen "Zinslandschaft" spielen bei den Zins-Konditionen auch die Bedingungen des Einzelfalls eine Rolle (Einkommen, Sicherheit desselben, Eigenkapital, insbesondere der Beleihungsauslauf, Zustand und Lage der Immobilie, Energieeffizienzklasse usw.). Hatte vor einiger Zeit bei 10-jähriger Zinsfestschreibung das erste Mal wieder eine 2 vor dem Komma gesehen (2,90 %) bei einem niedrigen Beleihungsauslauf (60% Finanzierung) aber auch zuletzt (bei ungünstigen Bedingungen seitens des Darlehensnehmers sprich einer 100 % Finanzierung; nur die Transaktionskosten wurden mit Eigenkapital bezahlt) eine Zahl knapp unter aber schon nahe der 4%.



    Dir weiter viel Kraft, gute Gedanken und dann ebensolche Finanz-Entscheidungen !

  • Tatsächlich wird meine Psyche erst besser werden, wenn mein Leben wieder in geregelten Bahnen läuft. So lange die Situation so in der Schwebe ist, kann ich nicht gesund werden.

    Daß eine Trennung die Leute psychisch belastet, ist nachvollziehbar. Du kannst an der Trennung aber nichts ändern.


    Du steckt in einer tolerablen wirtschaftlichen Situation (!). Das solltest Du Dir meines Erachtens vor Augen führen. Du hast die Chance, das Haus, das Du liebgewonnen hast, zu behalten und bist damit entscheidend besser dran als die meisten Getrennten, die diese Option eben nicht haben. Versuch mal, die in meinen Augen irreale Furcht aus Deinem Kopf zu verbannen, Du könntest das Haus nicht bezahlen. Das schaffst Du.


    Du solltest auf den Herzschmerz der Trennung (den Dir kein Fremder nehmen kann) nicht auch noch wirtschaftliche Sorgen türmen, die in Wirklichkeit nicht bestehen.


    Ein gutes Motto in Deiner Lage ist der Kölsche Spruch: Et küt, wie et küt. Ich habe in meinem Berufsleben schon mit reichlich psychisch Belasteten zu tun gehabt und dabei immer wieder die Beobachtung gemacht, daß die Lage nicht besser geworden ist, solange die Betroffenen die Wirklichkeit nicht annehmen wollten. Regelmäßig besser geworden ist es immer erst dann, wenn die Betroffenen sagen konnten: Meine Lage ist sch**ße, aber jetzt ist mir das egal. Ich kann es ja ohnehin nicht ändern. Bei diesem vielgenannten "Kämpfen" kämpfst Du zum eigenen Schaden nur gegen Dich selbst.

    Ob mein Mann das Haus wirklich übernehmen kann, ist halt nicht 100% klar, denn er ist selbstständig. Er verdient aber so wie ich bzw teilweise mehr. Ich stecke da nicht genau drin, denn sein Geld war immer seins und meins war immer meins.

    Du möchtest gern Euer Haus übernehmen. Die Bank macht dabei mit, Du kannst es zahlen, und Dein Mann akzeptiert es mittlerweile. Also solltest Du diesen Plan verfolgen und keine Gedanken an die Finanzen Deines Mannes verschwenden. Es ist gut, daß Ihr Eure Finanzen getrennt gehalten habt, denn so weißt Du jetzt, wo Du stehst. Du kommst damit zurecht, also solltest Du dieses Thema als erledigt abhaken. Nochmal: Du bist besser dran als die meisten. Bei den meisten Scheidungen ist der Hausverkauf zwingend, weil keiner der beiden das Haus halten kann. Ich will Dir keinen Frohsinn einreden, das wäre nicht angebracht, sehr wohl aber Deine Finanzsorgen als unbegründet ausreden.

    Einen Ehevertrag hatten wir nicht. Ich wollte eigentlich einen, aber wenn ich mich nicht um alles kümmere, was ungemütlich ist, tut's halt keiner.

    Das ist jetzt nicht so tragisch, weil Ihr Eure Finanzen getrennt gehalten habt.

    Es sollte eine Scheidungsfolgenvereinbarung geben. Er wollte, dass ich diese unterschreibe, ihm zusätzlich das Haus überlasse und schnellstmöglich ausziehe.


    Bei einer Zugewinngemeinschaft würde nämlich sehr wahrscheinlich ich positiver aus der Sache gehen als er. Er könnte sich dann das Haus nicht mehr leisten und deshalb hat er so einen Druck gemacht. Erst beim Notar stellte sich raus, was wirklich Sache ist und ich habe darauf gesagt, ich unterschreibe erst mal gar nichts.


    Vor allem ging es mir psychisch da schon sehr schlecht und ich wollte das für mich alles erst mal ordnen.

    Wenn man von einer Trennung psychisch stark belastet ist, sollte man extrem vorsichtig sein mit dem, was man unterschreibt. Insoweit war es gut, daß Du den Notartermin abgebrochen hast.

    Meine Plan für meine Altersvorsorge ist natürlich durch die Trennung über den Haufen geworfen.


    Eigentlich wollte wir jeweils, neben der Tilgung des Hauskredits noch einiges in ETF investieren, damit dann in 30 Jahren auf beiden Seiten eine größere Summe vorhanden ist.


    Von daher muss ich schauen, wie ich damit umgehen würde, wenn ich das Haus behalten würde. Es wäre dann halt deutlich weniger, was in ETFs landet. Monatlich maximal 500 Euro.

    Ich habe das oben schon mehrfach geschrieben: Es geht für Dich im Moment um das Jetzt und um das Bald, das heißt: ums Heute und die nahe Zukunft. Dein Ruhestand ist lange hin. Jetzt steckst Du in der Not, also wirst Du im Moment nicht auch noch sparen wollen. Wenn Du Deinen ETF-Sparplan jetzt für z.B. 2 Jahre auf Eis legst, wirst Du im Ruhestand nicht gleich zum Sozialamt müssen.


    Eigentlich hattest Du das anders geplant, aber jetzt ist es so gekommen. Du mußt Dich jetzt der aktuellen Situation stellen, die fernere Zukunft kommt später.

    Bezüglich der Vorfälligkeitsentschädigung...

    ... solltest Du Dir keine grauen Haare wachsen lassen.


    Deine Scheidung wird Dich eine Menge Geld kosten. Das ist so, und das ist auch unvermeidlich. Es hilft nichts, jetzt über 5.000 oder 10.000 € zu jammern, weil die Kosten trotzdem anfallen. Nach dem, was Du schreibst, sind Deine Finanzen so, daß Du diese Sache überstehen kannst. Wenn das so ist, solltest Du das einfach hinnehmen und an die Finanzen einen Haken machen. Diese unnötigen Sorgen über Geld, die Du Dir machst, drücken Dich in Deiner jetzigen Situation nur noch zusätzlich runter. Das kannst Du nicht brauchen.


    Einen Darlehensvertrag müssen beide Partner prinzipiell einhalten. Man kann im Konsens aber jeden Vertrag aufheben oder modifizieren. Mal angenommen, Du hast einen Darlehensvertrag über 10 Jahre mit 5% Zins abgeschlossen und der Zins ist nach 5 Jahren auf 3% gesunken, so möchtest Du als Darlehensnehmer den günstigeren Zins natürlich gern haben. Die Bank möchte das aber natürlich nicht, die möchte den höheren Zins natürlich gern behalten. Hättest Du ein Festgeld zu 5%, und der Zins wäre gefallen, würdest Du auch den höheren Zins behalten wollen.


    Läßt sich die Bank in einer solchen Situation aber auf eine Umschuldung ein (oder muß sie es vielleicht sogar, weil das Haus verkauft wird), dann darf sie die Zinsdifferenz berechnen, im Beispiel 2% auf die Restschuld auf 5 Jahre.


    Eine Vorfälligkeitsentschädigung kommt nur zum Tragen, wenn der Zins sinkt. Steigt der Zins, freut sich die Bank, wenn das niedrigverzinsliche Darlehen schneller als geplant abgelöst wird.

    Ich hab es so verstanden, wenn der aktuelle Zinssatz höher liegt, als der, den wir bei der Finanzierung haben, die Bank eigentlich keine Vorfälligkeitsentschädigung geltend machen könnte.

    Wir haben auf dem einen Kredit ja 3,15% Zinsen. Würden die Zinsen bei einem aktuellen Kredit bei 4% liegen, dürfte die Bank dann überhaupt Ansprüche stellen?


    Im Moment scheinen die Zinsen aber ja eher so um das herum zum liegen, was wir auch 2022 bekommen haben. Habe gelesen, dass die sogar noch weiter fallen könnten.

    Euer Zinssatz ist eher unter dem aktuellen Zins, also dürfte keine Vorfälligkeitsentschädigung auf Dich zukommen. Aber selbst wenn, dann ist das neue Darlehen eben 10.000 € höher. Das wird Dich nicht umbringen.


    Mach Dir über Dein Geld nicht zuviele Sorgen! Du hast im Moment genug andere Dinge am Hacken.


    Halte durch!