Liebe Community,
ich beschäftige mich schon länger mit dem Wechsel in die PKV. Und mich würden Eure (meist sehr kompetenten) Meinungen zu dem Thema sehr interessieren.
Meinen derzeitigen Überlegungen liegt folgende Konstellation zugrunde.
- Derzeit 31 Jahre alt, verheiratet, angestellt mit Jahreseinkommen > 100.000, freiwillig gesetzlich versichert mit Zusatzversicherungen
- Familienplanung in den nächsten 4 Jahren: 1-2 Kinder, Ehefrau (freiwillig in der GKV) plant keine Elternzeit > 1 Jahr (danach ebenfalls wieder freiwillig gesetzlich versichert)
- Derzeitige Versicherungssituation:
- GKV mit Kostenerstattungsverfahren im ambulanten und stationären Bereich, Zusatzversicherungen in Bereichen ambulant, stationär, dental und daneben Krankentagegeld bis knapp unter Nettoeinkommen.
- Berufsunfähigkeitsschutz über zwei Versicherungen (davon jedoch leider nur eine mit Progression im Leistungsfall; damals hat mein Versicherer eine solche Progression noch nicht angeboten), Versorgungswerk (allerdings erst ab 100% Berufsunfähigkeit) in Höhe von insgesamt ca. 4000€; allerdings habe ich bei den BU-Versicherungen eine starke Dynamik (einmal 3% und einmal 10% p.a.), welches die derzeitige Unterdeckung noch einmal über die nächsten Jahre abfedern soll
- Kosten meines derzeitigen Gesundheitsschutzes ab 2020: EUR 365,62 (GKV Eigenanteil) + EUR 71,48 (Pflegeversicherung Eigenanteil) + ca. EUR 120 (Zusatzversicherungen) -> insgesamt ca. EUR 557 mtl. (einkommensteuerliche Berücksichtigung von EUR 437 mtl.; dadurch effektive "Steuerentlastung" von EUR 184 bei Steuersatz von 42 %)
- Geplante Altersvorsorge über Versorgungswerk (d.h. keine gesetzliche Rentenversicherung) und private Anlagen (keine Immoblie)
Insgesamt bin ich mit dem System der Kostenerstattung + Zusatzversicherungen recht glücklich. Allerdings steht die Leistung der Zusatzversicherung stets unter der Prämisse, dass die GKV zumindest einen Teil der jeweiligen Behandlungskosten trägt. Das führt uA zu folgenden Einschränkungen/Nachteilen:
- Keine Behandlung bei Privatärzten und Privatkliniken möglich (insb. Privatkliniken erscheinen mir hier interessant, weil ich schon oft gehört habe, dass Einbettzimmer/Chefarzt-Zusatzversicherungen in der Theorie zwar sehr schön seien, aber die Wahlleistungsbereiche in öffentlichen KKH regelmäßig überfüllt sind, weil eben etwa 35% aller GKV-Versicherten - in Ballungsräumen wie München noch mehr - eine solche Zusatzversicherung haben und daher die öffentlichen KKH kaum Kapaziäten haben. Anders jedoch auf Privatstationen / Privatkliniken?)
- Keine vollumfängliche Erstattung der Behandlungen außerhalb des Katalogs der GKV möglich, da dann keine Vorleistung durch die GKV und eingeschränkter Schutz durch die Zusatzversicherung
- Relativ hoher Monatsbeitrag unter Betrachtung dieser Einschränkungen
Bei der weiteren Entscheidung für meinen zukünftigen Versicherungsschutz sind mir folgende Faktoren wichtig:
- Großes Spektrum an zur Verfügung stehenden Therapien im Ernstfall (nicht unbedingt in Bezug auf Heilpraktiker, etc.; diesen kann man im Fall der Fälle selbst zahlen)
- Komfort bei medizinischen Behandlungen (sie es bei der Terminvergabe oder auch bei stationären Aufenthalten)
- "Zukunftssicherheit" (oder jedenfalls Reduktion der Wahrscheinlichkeit) dahingehend, dass mein Versicherungsschutz für medizinisch notwendige Behandlungen bzw. Arzneien (auch hier wiederum nicht etwa in Bezug auf Heilpraktiker oder Osteopathen oder Massagen), sondern insbesondere mit Blick auf wesentliche und innovative Behandlungsmethoden, gemindert wird.
- Gleichzeitig - und hier kommt die Wollmilchsau-Komponenten - soll der Schutz nicht mehr kosten, als notwendig. D.h., ob ich jetzt im Monat 400 Euro oder 600 Euro zahle, ist zwar nicht existenziell wichtig, aber wohlwissen überzahlen möchte ich nicht unbedingt (außer es wäre warum auch immer gerechtfertigt). Ob der monatliche Gesundheitsschutz hingegen 500 Euro oder 1300 Euro kostet, ist hingegen schon sehr relevant.
Die Vor- und Nachteile beider Systeme (d.h. GKV und PKV) habe ich bereits abstarkt erfasst.
Was mir derzeit insbesondere Sorge bereitet ist die Ungewissheit der Beiträge in der PKV (wie allen, die vor dieser Entscheidung stehen) bei erwartetem beruflichem Werdegang (d.h. berufsfähig bis 67 oder 70) und bei Berufsunfähigkeit. Dies ganze würde sich wohl noch verstärken, wenn ich einen - wie schon gesagt - sehr leistungsstarken PKV-Tarif aussuchen würde, der von Beginn an etwa an die GKV-Beiträge plus Zusatzversicherung heranreicht.
Darüber hinaus befürchte ich, dass ein einmal festgeschriebener Schutzumfang (wie in der PKV) zwar derzeit als vollumfänglich bewertet werden kann (z.B. in Bezug auf Heilmittel), aber in 25 Jahren signifikante Lücken aufweisen könnte.
Demgegenüber bin ich mir ebenso unsicher, wie sich die GKV-Situation spätestens ab 2027 entwickleln wird. Mit Blick auf die demographische Entwicklung könnte es hier zu Leistungsengpässen kommen (siehe etwa National Health Service - wobei nach meinem Wissen dieses System steuerfinanziert ist und daher nicht unbedingt vergleichbar). Darüber hinaus wird es auch hier für freiwillig versicherte weitere Beitragssteigerungen geben (systembedingt allerdings natürlich nicht in der gleichen Höhe wie die PKV).
Zwar habe ich sicherlich bei weitem nicht alle meine Gedanken zu der Thematik dargestellt, aber zumindest die wesentlichen in Grundzügen. Dabei sollte insbesondere herausgestellt werden, dass ich durchaus bereit bin, in der PKV höhere Beiträge zu zahlen als in der GKV, wenn der Mehrbetrag durch entsprechende zustäzliche Leistungen in wesentlichen Bereichen sowie ein "Plus" an Komfort (zugegeben sehr subjektive Komponente) gerechtfertigt ist.
Gerne würde ich Eure Gedanken, Anmerkungen und Meinungen zu dem Thema wissen und freue mich über jeden Beitrag!
Stabilo