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Tipps & Tricks

Bald wird’s bei der Grundsteuer ernst: Auch für Mieter kann’s teurer werden

Wie hoch fällt Deine Grundsteuer ab 2025 aus? Bald dürften die ersten Bescheide rausgehen. Teurer werden soll es durch die Reform eigentlich nicht – kann es aber. Und zwar nicht nur für Eigentümer, sondern auch Mieter. Was dagegen helfen soll.

Jörg Leine
Finanztip-Experte für Steuern

Allzu lang wird es nicht mehr dauern, bis endlich die ersten Grundsteuerbescheide für 2025 verschickt werden. Denn auch wenn die Aufregung rund um die Reform der Grundsteuer inkl. Grund­steu­er­er­klä­rung in den letzten Jahren groß war, kommt mit dem Bescheid die für Dich wichtigste Information erst noch: Nämlich wie hoch die neue Grundsteuer ab 2025 denn nun wirklich ausfallen wird.

Für wen ist das wichtig?

Für alle. Den Bescheid bekommt natürlich nur, wer eine Immobilie bzw. ein Grundstück besitzt. Trotzdem ist das Ganze auch ein Thema für Dich, falls Du zur Miete wohnst: Denn über die Ne­ben­kos­ten­ab­rech­nung kann die Grundsteuer später voll auf Dich und die anderen Mietparteien im Haus umgelegt werden.

In Deiner letzten Ne­ben­kos­ten­ab­rech­nung kannst Du nachschauen, was Du bisher bezahlst. Die monatlichen Nebenkosten kann Deine Vermieterin bzw. Dein Vermieter zwar erstmal noch nicht erhöhen. Aber spätestens mit der Abrechnung für 2025, also irgendwann 2026, wird die Frage, ob die neue Grundsteuer nun höher ausfällt oder nicht (oder sogar geringer), sich auch unmittelbar in Deinem Geldbeutel bemerkbar machen.

Was ist der aktuelle Stand?

Bisher sollten Eigentümerinnen und Eigentümer vom Finanzamt höchstens Bescheide über den Grundsteuerwert und -messbetrag bekommen haben. Darin steht aber noch nicht, wie viel ab 2025 dann zu zahlen ist. Denn dafür fehlte in diesen Bescheiden noch ein entscheidender Wert: der Hebesatz. Das ist ein Prozentsatz, mit dem der Messbetrag multipliziert wird – erst das ergibt die zu zahlende Grundsteuer.

Diesen Hebesatz bestimmt aber jede Kommune einzeln – und zwar erst im Lauf dieses Jahres. In Berlin ist das schon passiert: Dort sinkt der Hebesatz von bisher 810 auf 470%. Auch in vielen anderen Kommunen dürften die Hebesätze für 2025 sinken. Also sowieso alles gut?

Sinkende Hebesätze = sinkende Grundsteuer?

Naja. Was erstmal nach einer guten Nachricht klingt, muss noch gar nichts heißen: Nur weil der Hebesatz sinkt, zahlt man noch längst nicht weniger Grundsteuer. Denn durch die Reform sieht der neue Grund­steuer­mess­betrag ganz anders aus. In vielen Fällen dürfte er gestiegen sein.

Deshalb ist es eher so: Ein sinkender Hebesatz soll nur kompensieren, was an anderer Stelle (Grundsteuerwert) teurer wird. Die große Frage ist jetzt: Sinkt der Hebesatz in Deiner Kommune stark genug, damit Du 2025 nicht mehr Grundsteuer zahlst als vorher? Das kann je nach Fall unterschiedlich sein. Grundsätzlich sollen die Kommunen den Hebesatz so ansetzen, dass Deine Gemeinde oder Stadt insgesamt genauso viel Grundsteuer kassiert wie zuvor.

Der Haken an der Sache

Verpflichtend ist das aber nicht. Die Kommunen dürfen ihren Hebesatz völlig frei festlegen – auch wenn es dadurch teurer für Dich wird. Dass Dir ein Kostenhammer droht, ist also zumindest nicht ausgeschlossen. Immerhin: Eine deutliche Erhöhung der Grundsteuer für viele Eigentümerinnen und Eigentümer – und damit auch für Mieterinnen und Mieter, weil die Kosten eben umgelegt werden können – wäre für die politisch Verantwortlichen Deiner Kommune schlechte PR für die nächste Wahl.

Die doch noch gute Nachricht: Alles heimlich zu machen, dürfte schwierig werden. Denn immer mehr Bundesländer wollen für Transparenz sorgen, wie hoch der Hebesatz für eine gleichbleibende Grundsteuersumme sein müsste. So kannst Du z. B. in Online-Registern selbst nachschauen, ob Deine Kommune den Hebesatz stärker als eigentlich nötig ansetzt. Als erstes Bundesland hat jetzt Sachsen schon damit losgelegt und für jede seiner Kommunen eine Prognose veröffentlicht, wie hoch der neue Satz sein müsste, damit er fair ist.

Das planen die Bundesländer

Eine aktuelle Finanztip-Anfrage an alle anderen Bundesländer zeigt, dass viele ähnliche Initiativen geplant sind: 

NRW (Sommer) und Hessen (vor den Sommerferien) wollen jeder Kommune Hebesatzempfehlungen geben und sie online veröffentlichen. Schleswig-Holstein plant ein Transparenzregister (September), Brandenburg ein öffentliches, digitales Verzeichnis (4. Quartal) und in Niedersachen sowie Mecklenburg-Vorpommern müssen die Kommunen laut Gesetz beide Hebesätze veröffentlichen (ihren tatsächlichen und den, der zu genauso hohen Einnahmen führen würde wie bisher). Baden-Württemberg plant ein Register in “geeigneter Form”.

Bei den Stadtstaaten (Bundesland = Kommune) hat Berlin den Hebesatz wie gesagt schon veröffentlicht. Bremen will die Hebesätze für sich und Bremerhaven Mitte des Jahres online bereitstellen, Hamburg will ihn im Sommer nennen – und beide versprechen bereits, dass er nicht zu höheren Einnahmen führt als bisher.

Keine Transparenzpläne gibt es nur in Bayern, Sachsen-Anhalt und Thüringen, noch nicht abschließend geklärt ist das Thema in Rheinland-Pfalz (frühestens im Sommer) und im Saarland (Kommunen entscheiden selbst).

Fazit

Merk Dir trotz all dieser Transparenzpläne unbedingt: Teurer werden kann es durch die neue Grundsteuer trotzdem – und zwar für jeden, ganz egal ob Du Eigentum besitzt oder zur Miete wohnst.

Du mietest? Dann frag doch Ende des Jahres mal bei Deinem Vermieter oder Deiner Vermieterin nach, ob sich die Grundsteuer erhöhen wird. So vermeidest Du eine böse Überraschung in der Ne­ben­kos­ten­ab­rech­nung und kannst ggf. Deine monatlichen Vorauszahlungen erhöhen.

Du hast Eigentum? Wie Du die einzelnen Bescheide prüfst und wann sich ein Einspruch mit unserem Mus­ter­schrei­ben (Word-Dokument) lohnt, liest Du in unserem Ratgeber zum Grundsteuerbescheid.

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