Am Dienstag wählen die USA, wer neue Präsidentin bzw. neuer Präsident wird. Wie das Duell zwischen Kamala Harris und Donald Trump ausgeht, ist aber nicht nur für die Menschen und Unternehmen in den USA relevant. Sondern auch für Dich, wenn Du in Deutschland anlegst oder angestellt bist.
70% US-Anteil im MSCI World
Erstens steckt in weltweiten Aktien-ETFs nämlich jede Menge USA. Beim MSCI World, den auch wir Dir für die Altersvorsorge empfehlen, sind es z. B. über 70% US-Anteil. Wie gut oder schlecht amerikanische Aktien laufen, wirkt sich also direkt auf Dein Depot aus.
USA wichtigster Export-Markt
Zweitens sind die USA für Deutschlands Exportwirtschaft so wichtig wie nie in den vergangenen 20 Jahren. Jeder zehnte im Ausland erwirtschaftete Euro wurde 2023 dort umgesetzt. Für einige Branchen gilt das ganz besonders: Fast ein Viertel aller deutschen Pharma-Exporte gingen vergangenes Jahr in die USA.
Dass deutsche Produkte auf dem US-Markt erfolgreich sind, ist also wichtig für die Jobs vieler Menschen hierzulande – neben der Pharmabranche vor allem im Maschinenbau, dem Automobilsektor oder der Chemie.
Aber was genau könnte je nach Wahlausgang bei ETFs und Jobs passieren?
Droht bei Harris-Sieg ein Börsencrash?
Beginnen wir mit der Börse: Geht es nach düsteren Prognosen Trumps im Wahlkampf, droht bei einem Harris-Sieg ein riesiger Börsencrash. Ähnliches prophezeite er aber schon 2020 für einen Sieg seines damaligen Rivalen Joe Biden. Was nach dem Wahlsieg Bidens wirklich geschah: In seinem ersten Amtsjahr lief es für US-Unternehmen laut Bloomberg-Analysen so gut wie unter keinem Präsidenten zuvor. Auch ETFs auf den MSCI World waren in dieser Zeit 37% im Plus.
Natürlich müsste es bei einer Harris-Wahl nicht genauso laufen – aber auch nicht gleich einen Börsencrash geben. Denn auch wenn Harris die US-Wirtschaft stärker regulieren will als Trump, der parallel Steuersenkungen für die Unternehmen ankündigt – z. B. den KI-Boom in der wichtigen Technologiebranche wird auch Harris nicht abwürgen wollen.
Warum Du bei einem Kursrutsch ruhig bleiben solltest
Und selbst wenn das Wahlergebnis einen Kursrutsch auslösen sollte und Du vielleicht ein Minus im Depot siehst: Bleib ruhig und halte Deine Anteile. Solche politisch bedingten Bewegungen wirken sich in aller Regel eher kurzfristig aus. Langfristig sollten sich weltweite Aktien-ETFs wieder erholen. In der Vergangenheit war das selbst bei den größten Krisen der Fall. Und über 15 Jahre hat der MSCI World noch nie Verlust gemacht.
Auch gut zu wissen: Selbst wenn die US-Wirtschaft auch auf längere Sicht schwächeln sollte, wäre das mit einem Aktien-ETF noch immer kein Problem. Denn ETFs ersetzen schlechter bewertete Unternehmen laufend durch Stärkere. Der US-Anteil würde also automatisch sinken, falls es dort insgesamt nicht mehr so gut läuft.
Teurer Handelskrieg, falls Trump gewinnt?
Beim Thema Exporte und damit Jobs sieht es so aus: Sollte Trump neuer US-Präsident werden und macht seine Ankündigungen für Strafzölle von mind. 10 bis 20% auf sämtliche Importe aus dem Ausland wahr, dürfte das viele deutsche Unternehmen hart treffen: Laut einer aktuellen Umfrage des Ifo-Instituts rechnet fast jedes zweite Unternehmen mit US-Handelsbeziehungen mit negativen Folgen, sollte Trump Präsident werden. Denn durch den hohen Zoll wären deutsche Waren in den USA weniger wettbewerbsfähig, also teurer als amerikanische Produkte.
Im schlimmsten Fall droht sogar ein größerer Handelskrieg mit der EU. Denn die hat bereits eine Gegenstrategie entworfen und würde mit gleichwertigen Zollerhöhungen reagieren. Bei gegenseitigen 20% Strafzoll würde das die deutsche Wirtschaft über Trumps Amtszeit hinweg 180 Mrd. € kosten, hat das Institut der deutschen Wirtschaft ausgerechnet. Das könnte dann einerseits auch wieder die Aktienkurse betroffener Unternehmen belasten und andererseits zu steigenden Preisen führen.
Folgen für den Arbeitsmarkt in Deutschland
Das Ifo-Institut geht davon aus, dass es mit solchen Strafzöllen zu einem deutlichen Rückgang der deutschen Exporte kommen würde. Denn Trumps eigentliches Ziel ist, dass die Unternehmen ihre Produktion stärker in die USA verlagern. Mit diesem Schritt wendeten hiesige Autohersteller bereits 2016 von Trump im Wahlkampf angedrohte Strafzölle ab.
Das Problem dabei: Egal ob kurzfristig die Exporte sinken oder mittelfristig Produktion in die USA abwandert – beides kann in Deutschland zu Stellenabbau führen. Sollte Trump bei einem Wahlgewinn seinen Worten Taten folgen lassen, dürfte sich gemäß Ifo-Institut auch die Lage am Jobmarkt weiter verschlechtern. Und das gilt vor allem für Branchen wie die Autoindustrie, in denen es sowieso schon knirscht – wie ganz aktuell z. B. bei Volkswagen.
Fazit
Die US-Wahl ist wahrscheinlich weniger schwerwiegend für Deine Geldanlage, dafür potenziell eher für Deine Jobsituation. Um nicht kalt von einer Kündigung erwischt zu werden, solltest Du aber grundsätzlich immer im Blick behalten, wie gut es Deinem Arbeitgeber geht, wie sicher Dein Job ist und Dich im Zweifel über Alternativen auf dem Laufenden halten.
Und wie bereitest Du Dich mental auf einen Börsencrash vor, um dann nicht doch panisch Anteile zu verkaufen? In diesem Text zeigen wir Dir eine Statistik, die Dich auch bei den größten Turbulenzen ruhig schlafen lässt.