Diverse Aktien und Indizes stehen in den letzten Tagen tief im Minus – und ein Ende dieser Kursrutsche scheint nicht in Sicht. In diesem außerplanmäßigen Finanztip Newsletter wollen wir für Dich einordnen, was gerade an den Märkten passiert, warum Du Dir keine Sorgen machen solltest und wie Du das Beste aus der Situation machst.
Was ist passiert?
Bei ETFs auf den MSCI World ging es am Montag gut 2,5% bergab – auch die Tage zuvor waren nicht viel besser. Deshalb erlebt der MSCI World gerade den stärksten Einbruch seit Beginn der Corona-Krise im März 2020. Auf Monatssicht steht der Kurs von MSCI-World-ETFs aktuell (11.03., 15 Uhr) sogar rund 10% im Minus.
Der US-amerikanische Index S&P 500 erwischte am Montag mit einem Minus von 2,7% seinen schlechtesten Tag seit Jahresanfang, beim Nasdaq war es mit -4,0% der schlechteste Tag seit 2022.
Und allein bei den „Großen Sieben“ in den USA (Apple, Amazon, Alphabet, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla) waren es sogar -5,4%. Seit Dezember liegen sie im Vergleich zu ihrem bisherigen Höchststand im Dezember mit über 20% im Minus.
Warum ist das passiert?
1. Vor allem Donald Trumps wiederkehrende Zollandrohungen belasten die Märkte. Haben Investoren bis zuletzt noch gedacht, Trump nutzt die Zölle nur als Druckmittel, setzt sich zunehmend die Ansicht durch, dass er sie wirklich einführen könnte.
Zölle belasten die Wirtschaft und lassen die Inflation steigen. Die Inflationserwartungen in den USA sind der Universität Chicago zufolge bereits deutlich gestiegen, das Vertrauen der Verbraucher in den USA ist gesunken.
2. Durch die Erwartung steigender Preise dürfte es der US-Notenbank zudem schwerer fallen, die Zinsen zu senken. Das verunsichert die Anleger weiter, macht Aktien unattraktiver und könnte deshalb eine Rolle dabei spielen, dass Wertpapierbestände abgebaut und Gewinne realisiert werden.
3. Außerdem gibt es bereits Anzeichen, dass die US-Wirtschaftsleistung im ersten Quartal zurückgehen könnte. Sogar Trump selbst schließt eine Rezession infolge der eingeführten Zölle nicht mehr aus und spricht von einer Übergangsphase.
4. Gleichzeitig sorgten die Geschehnisse in Europa für Bewegung an der Börse. Vor allem das deutsche Milliardenpaket für Infrastruktur und Militär, über das an diesem Donnerstag im Bundestag entschieden wird, hat viele internationale Anleger überrascht – und nährte vergangene Woche die Hoffnung, Europa könnte wirtschaftlich stärker wachsen als bislang angenommen.
Lange galt Deutschland in der EU als Mahner für strenge Schuldenregeln. Nimmt die größte Volkswirtschaft Europas nun Milliardenbeträge auf, könnten sich weitere Euro-Länder anschließen.
Euro wertet gegenüber US-Dollar auf
An den europäischen Börsen betrachten die Anleger diese Entwicklungen positiv, da sie mehr Investitionen in Europa bedeuten. Der DAX stieg kräftig an – und binnen weniger Tage wertete auch der Euro gegenüber dem US-Dollar deutlich auf, um 3,6%.
Eine Aufwertung des Euro bedeutet aber eine Abwertung des Dollar. Das sorgt wiederum dafür, dass es bei Deinem MSCI-World-ETF schon letzte Woche nach unten ging. Das liegt am hohen US-Anteil im MSCI World. Vereinfacht gesagt: Für Deine Dollar-Aktien bekommst Du jetzt umgerechnet weniger Euro.
Ein schwacher Dollar ist schlecht für Deinen ETF
Die Folge: Die Kursverluste von ETFs in Euro sind deutlich größer als in US-Dollar. Der iShares Core MSCI World hat in Dollar letzte Woche z. B. nur ein Minus von 3,1% erzielt. In Euro betrug das Minus 6,2%.
Für Dich als Anlegerin oder Anleger in Deutschland ist – in diesem Fall leider – der Kurs in Euro entscheidend. Denn wenn Du später Anteile verkaufst, bekommst Du sie im Normalfall in Euro abgerechnet.
Warum Dich fallende Kurse nicht beunruhigen sollten
Ein Problem für Deine Geldanlage ist das aber nicht. Währungsschwankungen gibt es immer, mal nach oben, mal nach unten. Auf lange Sicht gleichen sie sich aber aus und haben kaum Einfluss auf Deinen ETF.
Auch die unruhige Zeit an den Börsen sollte Dich nicht verunsichern: Eine solche Negativphase ist ganz normal – und 'muss' quasi auch mal vorkommen.
Wir rechnen mit durchschnittlich “nur” 6% Rendite pro Jahr, wenn Du mindestens 15 Jahre investiert bist. Der 15-Jahres-Schnitt der vergangenen Jahrzehnte lag aber mit 7,7 % p. a. ein Stück darüber. 2024 hat der MSCI World sogar ein Plus von knapp 27% gemacht – also deutlich mehr, als wir durchschnittlich annehmen.
Um im Durchschnitt wieder bei 6% zu landen, muss es also auch Jahre mit deutlich niedrigerer oder auch mal negativer Performance geben. Zumindest solltest Du darauf eingestellt sein, dass der Weltindex auch mal ein oder mehrere Jahre negative Renditen macht. Entscheidend ist aber die Performance über sehr lange Zeiträume ab 15 Jahren.
Was solltest Du jetzt tun?
1. Behalt Deinen ETF
Egal zu welchem Kurs Du eingekauft hast – Du solltest jetzt nicht verkaufen. Dein Aktien-ETF ist dafür gedacht, langfristig Vermögen aufzubauen und sollte mindestens 15 Jahre in Deinem Depot bleiben.
In dieser Zeit wird es immer wieder Kursrückgänge wie den heutigen geben – und mit großer Sicherheit auch noch deutlich stärkere. Hast Du noch 15, 20 oder sogar noch mehr Jahre bis zur Rente, können Dir solche Kursrücksetzer wie aktuell sogar fast egal sein. Denn selbst von richtig großen Krisen hat sich der MSCI World in der Vergangenheit langfristig immer erholt.
2. Lass Deinen Sparplan weiterlaufen
Führ Deinen ETF-Sparplan wie gewohnt fort. Wenn die nächste Ausführung schon in wenigen Tagen ansteht, hat der Kursrutsch sogar einen kleinen Vorteil für Dich: Bleiben die Kurse so niedrig wie heute, bekommst Du für Deine Sparrate mehr Anteile als noch vor einer Woche.
3. Setz weiterhin auf eine breite Streuung
Kursverluste bei Aktien mit einem hohen Anteil am MSCI World beeinflussen auch dessen Kurs spürbar. Doch die anderen enthaltenen Aktien gleichen einen Teil davon aus – wie z. B. die aktuell deutlich stärkeren Kursverluste bei reinen US-Aktien und -Indizes belegen.
Bleib also bei einem breit gestreuten, globalen Aktien-ETF. Den passenden ETF findest Du mit dem ETF-Finder von Finanztip. Bist Du gerade auf der Suche nach einem Wertpapierdepot, empfehlen wir Dir die Anbieter ING (beste Preis-Leistung), Smartbroker+ (niedrigste Kosten) und Comdirect (bester Leistungsumfang).
4. Trotzdem nervös? Mach Rebalancing
Lässt Dich ein Minus von 10% auf Monatssicht wie aktuell trotzdem kaum noch ruhig schlafen, solltest Du aber zumindest darüber nachdenken, ob Deine Aktienquote noch zu Deinem Risikoprofil passt. Falls nicht, solltest Du ggf. Anteile in garantiert verzinste Anlagen wie Tagesgeld oder Festgeld umschichten. Wie Du dabei vorgehst, liest Du in unserem Ratgeber zum Rebalancing.
Bedenk aber auch: Für Deine Altersvorsorge ist eine hohe Aktienquote sehr sinnvoll. Warum das so ist, liest Du in unserem neuen ePaper zur Geldanlage.
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