Diese Woche hat das Bundesfinanzministerium angekündigt, dass zum Jahresbeginn 2025 der sogenannte Höchstrechnungszins steigen soll – von derzeit 0,25% auf dann 1%. Auch wenn Du noch nie von diesem komplizierten Wort gehört hast, hattest Du damit vielleicht schon zu tun: Denn dieser Wert hängt direkt mit dem Garantiezins in Lebens- und Rentenversicherungen zusammen.
Grob gesagt ist es so: Je höher der Höchstrechnungszins, desto höhere Garantiezinsen können die Versicherer in ihren Verträgen anbieten. Die bestimmen, wie viel Kapital oder Rente Du bei einem klassischen Vertrag mindestens rausbekommen wirst.
Lohnen sich Lebens- und Rentenversicherungen also wieder?
Immerhin soll sich der Zins ja sogar vervierfachen. Das ist aber noch immer nur ein Viertel des Top-Werts Ende der Neunziger Jahre. Unsere klare Antwort lautet deshalb: Nein. Denn primär ändern sich durch die Erhöhung nur im Hintergrund die Rechengrundlagen der Versicherer. Für Dich ändert sich in der Praxis aber nur wenig, denn:
- Das Ganze gilt nur für Neuverträge ab 2025. Hast Du schon eine Renten- oder Lebensversicherung, bleibt es für Dich also bei dem Garantiezins, zu dem Du sie abgeschlossen hast (s. Vertrag). Denn er ist nicht variabel, sondern konstant. Hier ändert sich für Dich also nichts.
- Auch vom Neuabschluss solcher Verträge raten wir in den meisten Fällen weiter ab. In aller Regel bekommst Du bei solchen Versicherungen nämlich ohnehin höhere Zinsen als den Garantiezins: In vielen klassischen Verträgen liegt die Überschussbeteiligung höher, fondsgebundene Verträge schaffen über eine lange Laufzeit in der Regel auch eine bessere Rendite.
Deshalb bringt es Dir quasi nichts, wenn Du eine höhere Garantie bekommst – außer eine bessere Absicherung für den Worst Case, falls z. B. der Fonds im Kern der Versicherung schlecht läuft. Aber egal ob 0,25% oder 1% – beides liegt sowieso deutlich unterhalb des langfristigen EZB-Inflationsziels. Deshalb solltest Du beim langfristigen Investieren viel mehr auf die Rendite-Chancen achten – und die werden bei Versicherungsprodukten häufig durch hohe Abschluss- und Verwaltungskosten gebremst.
Achtung vor neuen Angeboten
Lass Dich in möglichen Angeboten von Versicherungen bzw. Vermittlern also nicht von einem höheren Garantiekapital bzw. einer garantierten Rente blenden. Schau stattdessen gut auf die Kostenstruktur und die Renditeaussichten.
Du hast schon einen Vertrag – was nun?
Sei auch dann vorsichtig, wenn Du bereits einen Vertrag hast und Dein Versicherer vorschlägt, ihn wegen des gestiegenen Garantiezinses zu kündigen und stattdessen einen neuen abzuschließen. Denn für Deinen Vertrag hast Du schon Abschlusskosten gezahlt.
Ergibt er für Dich grundsätzlich Sinn (z. B. ein Riestervertrag für Alleinerziehende mit mehreren Kindern und deshalb hoher Förderung), dann bleib dabei und denk höchstens an einen Wechsel in eine andere Sparform (z. B. einen Riester-Fondssparplan).
Hast Du dagegen einen nicht geförderten Vertrag, prüf mal, ob eine andere Anlageform (z. B. ein ETF-Sparplan) besser zu Dir passt. Kündigst Du ihn, machst Du zwar erstmal Verlust, weil Du schon Abschlusskosten gezahlt hast. Ist Dein Ruhestand noch weit in der Zukunft, fällt das aber kaum ins Gewicht, da Du z. B. mit einem ETF deutlich bessere Renditechancen hast.
Einen guten Überblick, welche Produkte sich in Deinem Fall lohnen können, liefert Dir unser Ratgeber zur privaten Altersvorsorge.