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Tipps & Tricks

Haus mit Bausparvertrag sanieren: Ist das sinnvoll?

Du willst Dein Eigenheim in einigen Jahren energetisch sanieren? Dann machen steigende Zinsen Bausparverträge etwas attraktiver. Es gibt aber eine bessere Option.

Dirk Eilinghoff
Finanztip-Experte für Baufinanzierung und Immobilien

Du brauchst in ein paar Jahren Geld, um Deine Immobilie energetisch zu sanieren? Die Kreditzinsen sind leider stark gestiegen. Ein Bausparvertrag verspricht dagegen noch relativ günstige Kreditzinsen. Und obendrauf gibt es noch die Wohnungsbauprämie. Solltest Du also jetzt einen Bausparvertrag abschließen, um Dir die günstigen Zinsen zu sichern?

Richtig ist erst mal: Bei den Banken liegen die Bauzinsen für zehn Jahre bei knapp 4% p. a. und mehr. Bausparkassen versprechen dagegen zwischen 1,5% und 3% p. a. Das allein sagt aber nur wenig aus. Denn bei einem Bausparvertrag musst Du erst einige Jahre lang sparen, bevor Du das Bauspardarlehen überhaupt bekommst. Und was während dieser langen Vorlaufzeit passiert, ist fast noch wichtiger.

Die Sparphase ist richtig teuer
Ein konkretes Beispiel: Für eine energetische Sanierung in acht Jahren brauchst Du 50.000€. Mit einem Bausparvertrag holst Du sie Dir so:

  • Du zahlst acht Jahre lang 250€ im Monat ein, insgesamt 24.000€.
  • Gleich zu Beginn wird eine Abschlussgebühr von 1% oder 1,6% der Bausparsumme fällig. Das kostet Dich 500 bis 800€.
  • Meistens gibt es noch eine jährliche Servicegebühr zwischen 12€ und 18€, im Mittel also weitere 120€ an Gebühren.
  • Die Zinsen auf die Einzahlungen liegen typischerweise noch fast bei Null, z. B. bei 0,01% pro Jahr. Das bringt Dir insgesamt knapp 10€.
  • Beim wichtigsten Zuschuss, der Wohnungsbauprämie, erhältst Du maximal 70€ pro Jahr. Dafür darf Dein steuerliches Einkommen nicht höher sein als 35.000€ pro Jahr.

Fazit: Hunderte Euro an Kosten, die Du nicht wieder aufholst. Und eine Förderung, die allein von der Abschlussgebühr aufgefressen wird. Dafür kannst Du in unserem Beispiel dann einen Baukredit von knapp 27.500€ mit 2,8% Zinsen p. a. beantragen – ohne zu wissen, ob das in acht Jahren immer noch ein günstiger Zinssatz ist.

Selbst sparen bringt 2.500€ mehr
Nutz stattdessen die Zinswende bei Sparprodukten und die staatliche Förderung für energetische Sanierungen:

  • Spar 250€ im Monat, setz aber auf Tagesgeld. Das Konto ist kostenlos, bei guten Angeboten erhältst Du schon jetzt jährlich 1% Zinsen, Tendenz steigend.
  • Nach drei Jahren schiebst Du die ersten 9.000€ ins Festgeld. Nehmen wir an, dass Du dann 3% p. a. über drei Jahre bekommst – die gibt’s jetzt schon. Das allein bringt über 830€ Zinsen.
  • Das Guthaben, die Zinsen, und die nächsten 9.000€ vom Tagesgeld nimmst Du dann in Jahr sechs und legst sie nochmal für zwei Jahre an. Bei 2,5% Zinsen p.a. (wie aktuell) sind das noch mal über 900€.
  • Dadurch, dass Du mehr Zinsen beim Einsparen einstreichst, musst Du 2.500€ bis 3.000€ weniger Kredit aufnehmen und entsprechend weniger Zinsen zahlen.
  • Für den Kredit setzt Du darauf, dass der Staat die energetische Sanierung weiter fördert. Aktuell bietet die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) Kredite zwischen 0,51% und 1,67% p.a. Dazu kommen Zuschüsse. Diese Förderung bekommst Du für das Bauspardarlehen nicht! Günstige Zinsen und geschenktes Geld kannst Du für dieses wichtige Klimaziel auch in fünf oder acht Jahren erwarten.

Fazit: Wenn Du selbst sparst, bleibst Du flexibel und holst einen Vorsprung im Vergleich zum Bausparvertrag raus. Damit sich der Bausparvertrag rechnet, müsste der Marktzins noch deutlich steigen, nämlich auf über 6,8% p.a.

Und wenn es in acht Jahren Förderdarlehen gibt, deren Zins dann 3%-Punkte unter dem hohen Marktzins von 6,8% p.a. liegt, sparst Du im Vergleich zum Bausparvertrag immer noch etwa 2.000€. Du kaufst Dir mit einem Bausparvertrag also eine Absicherung gegen steigende Zinsen – die aber teuer werden kann.

Wenn Du für eine eigene Immobilie sparen möchtest: Rechne in unserem Ratgeber zur Baufinanzierung durch, wie viel Deine eigenen vier Wände kosten dürfen.

(dei)

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