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Tipps & Tricks

Investieren wie Milliardäre: Sind ELTIFs besser als ETFs?

Seit 2024 kannst Du in Geldanlage-Produkte investieren, die es bisher fast nur für höhere Vermögen gab: ELTIFs. Wir zeigen Dir, was dahinter steckt.

Timo Halbe
Timo Halbe
Finanztip-Experte für Bank und Börse
Investieren wie Milliardäre: Sind ELTIFs besser als ETFs?

"Investieren wie Milliardäre", "grundsolides Sachwert-Investment" oder "messbar nachhaltig investieren": Werbeslogans wie diese begegnen Dir vielleicht schon seit einiger Zeit öfter und dürften in Zukunft noch häufiger werden. 

Dabei geht’s oft darum, Dir sogenannte ELTIFs als Geldanlage schmackhaft zu machen. Zum Beispiel mit Versprechen wie einer höheren Rendite als am Aktienmarkt, unabhängiger von Börsenschwankungen zu sein oder gezielt in wirklich grüne Projekte zu investieren.

Das ist keine neue Investment-Idee, aber eine, die erst 2024 für Kleinanlegerinnen und -anleger verfügbar geworden ist. Was steckt dahinter und solltest Du investieren? 

Was sind ELTIFs?  

ELTIF klingt zwar halbwegs ähnlich wie ETF (Exchange Traded Fund), ist aber etwas ganz anderes: Der Begriff steht für European Long-Term Investment Fund. Es geht also um ein langfristiges Fondsinvestment. Deshalb sind ELTIFs wie Aktien-ETFs Sondervermögen, investiertes Geld ist also bei einer Pleite des Fondsanbieters geschützt. 

Das war es aber schon mit den Gemeinsamkeiten. Denn ELTIFs sind Privatinvestments, also in nicht börsennotierte Firmen (Private Equity), Immobilien, nachhaltige Projekte (z. B. Wind- und Solarparks) sowie Infrastruktur (z. B. Flughäfen). Mit einem ELTIF kannst Du also auch in Dinge investieren, die an der öffentlichen Börse gar nicht erst handelbar sind. 

Warum kannst Du plötzlich investieren? 

Diesen Zugang auch privaten Anlegerinnen und Anlegern wie Dir zu ermöglichen, war schon seit der ersten Auflage von ELTIFs im Jahr 2015 ihr Zweck. Bis 2024 war der Zugang gesetzlich trotzdem ziemlich begrenzt: Du musstest mindestens 10.000€ investieren und ein Vermögen von 100.000€ nachweisen, um in einen ELTIF einsteigen zu dürfen. 

Diese Grenzen sind 2024 aber gefallen. Jetzt kannst Du schon mit ein paar Euro und ohne Vermögensnachweis einsteigen, wie bei ETFs. Zumindest in der Theorie: Noch nutzen die wenigsten ELTIF-Anbieter die neue Freiheit und halten laut dem Analysehaus Scope an den 10.000€ Mindestanlage fest. Das gilt zum Beispiel auch für den "KlimaVest" der Commerzbank, einer der größten und in Deutschland bekanntesten ELTIFs. 

Eine Handvoll hat aber bereits reagiert oder arbeitet daran. Früher oder später könnte Dir das Thema also begegnen – entweder online oder klassisch durch Vermittler, die wie so oft vielleicht vor allem auf ihre Provision aus sind. 

Warum ELTIFs aktuell keine gute Idee sind 

Egal wo Dir ELTIFs begegnen, eines solltest Du unbedingt wissen: Auch wenn es sich bisher doch ganz gut anhört, rät Finanztip bis auf Weiteres davon ab, zu investieren – auch nicht als kleine Beimischung. Dafür gibt’s gleich mehrere Gründe: 

1. Hohe Kosten bei unklarer Rendite 

Wie bei jeder Geldanlage solltest Du bei ELTIFs nicht nur auf bisherige oder versprochene Renditen achten, sondern vor allem auf die Kosten. Anders als die Rendite sind die nämlich sicher. Wobei Du Dir bei manchen ELTIFs nicht einmal sicher sein kannst, weil Du nur eine Kostenschätzung bekommst. 

In aller Regel haben es die Kosten aber in sich: Laut Scope liegen die Abschlusskosten meist bei 2 bis 3%, sie werden aber nicht immer erhoben. Hinzu kommen jährliche Managementgebühren, die bei Investitionen unter 100.000€ zwischen 0,95 und 2,6% betragen. Zum Vergleich: Aktien-ETFs liegen meist zwischen 0,1 und 0,5%. Damit nicht genug: Oft kommen noch erfolgsabhängige Gebühren dazu, z. B. 10 bis 20% des Gewinns, der über einer bestimmten Schwelle liegt. Auch die Abgeltungssteuer wird fällig. 

Diese Kosten mögen bei ELTIFs zu einem gewissen Grad gerechtfertigt sein. Immerhin bekommst Du nur so Zugang zu dieser Geldanlage, außerdem betreiben sie die Unternehmensführung ihrer Projekte oft selbst, haben also auch höhere Kosten. Für Dich sind es trotzdem einfach nur Kosten, die ein ELTIF mit seiner Rendite erstmal einbringen muss. Dass das gelingt und er auch noch dauerhaft besser läuft als der Aktienmarkt, ist völlig unklar. Mehr dazu erfährst Du in unserem YouTube-Video

2. Geringe Streuung 

ELTIFs sind nicht gerade breit gestreut. Ein Totalverlust droht zwar nicht, weil sie mindestens in fünf Projekte investieren müssen und das meist sogar deutlich übertreffen – im KlimaVest stecken z. B. 43 Anlagen. Trotzdem sind ein paar Dutzend Projekte, im Regelfall auch noch aus derselben Branche (Stichwort Klumpenrisiko), viel weniger diversifiziert als z. B. der MSCI World mit rund 1.400 Aktien aus 23 Ländern auf der ganzen Welt. Einzelne Ausfälle spürst Du mit einem ELTIF also sehr viel stärker. 

Deinen Aktien-ETF durch einen ELTIF zu ersetzen wäre also eine schlechte Idee, nur als kleine Seitenwette wäre zumindest dieser Aspekt eher unproblematisch. Übrigens: ELTIFs soll es künftig auch als Dachfonds geben, die dann in mehrere ELTIFs investieren. Das könnte dieses Problem lösen, würde aber das Kostenproblem vermutlich umso schlimmer machen – denn Dachfonds sind meistens besonders teuer. 

3. Halte- und Kündigungsfristen 

Wie bei Immobilienfonds unterscheidet man auch bei ELTIFs zwischen geschlossenen und offenen Fonds. Geschlossene ELTIFs haben eine feste Laufzeit (z. B. zehn Jahre), vorher kommst Du dann nicht an Dein Geld. 

Bei offenen ELTIFs kommst Du ans Geld, häufig gelten aber ähnlich komplizierte und unvorteilhafte Verkaufsregeln wie bei offenen Immofonds: Zum Beispiel gibt es eine bestimmte Zeit, die Du mindestens investiert bleiben musst (Haltefrist). Und es gibt lange Kündigungsfristen (z. B. ein Jahr). Willst Du Deine Anteile wieder an den Anbieter verkaufen, musst Du nach Deiner Order also ein Jahr warten und hast keine Ahnung, wo der Kurs dann steht.  

Anders als bei Immofonds kannst Du stattdessen auch nicht einfach sofort an der Börse verkaufen – denn da werden ELTIFs eben nicht gehandelt. Und eine nennenswerte andere Option gibt’s auch noch nicht. Du kannst also nicht drauf zählen, Deine Anteile wie bei Aktien-ETFs jederzeit zu einem fairen Preis loszuwerden. 

4. Abhängigkeit vom Management 

Auch Aktien-ETFs empfehlen wir nicht uneingeschränkt. Wir raten z. B. von speziellen Branchen-ETFs oder aktiv gemanagten Fonds ab. Bei ELTIFs sehen wir das ähnlich. Das Klumpenrisiko bei Investments in einzelne Branchen haben wir schon erwähnt.  

Die Management-Thematik gibt es hier aber auch: Wie bei anderen aktiv gemanagten Fonds hängt die ELTIF-Rendite stark vom jeweiligen Management ab. Wie gut es die Projekte auswählt, betreut und fördert, kannst Du aber nur mit großem Aufwand einschätzen, wenn überhaupt. Und ob die hohen Kosten für ELTIFs gerechtfertigt sind, weil sie vielleicht doch hohe Renditen bringen, muss sich erst noch zeigen. Den meisten aktiven Aktien-Fonds gelingt das jedenfalls nicht. 

Fazit 

Gegen ELTIFs als eine gute Investment-Idee für Dich spricht aus unserer Sicht aktuell also jede Menge. Insgesamt ist der Markt auch viel zu jung und es gibt zu wenige Angebote, um ELTIFs langfristig beurteilen zu können. Trotz der Gesetzesänderung richten sich die meisten Angebote außerdem noch immer an besonders vermögende Anlegerinnen und Anleger. Vor allem aber machen ELTIFs Deine Finanzen definitiv nicht einfach, was uns immer besonders wichtig ist. Und das geht schon damit los, dass sie aktuell bei keiner unserer Depotempfehlungen handelbar sind. 

Welche Investments Du sonst noch meiden solltest und wie Du Dir langfristig ein Vermögen aufbaust, erfährst Du in diesem Kurs unserer neuen Finanztip Academy

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