Krankenkassen-Krise: Drohen neue Beitragserhöhungen & Pleiten?
Günstigste Kasse wird teurer: BKK Firmus erhöht Beitrag
Bei Insolvenzen: Versicherungsschutz nicht gefährdet
Du hast den Beitragshammer in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) Anfang 2025 gerade erst verdaut? Zur Erinnerung: Der je nach Krankenkasse individuelle Zusatzbeitrag ist im Vergleich zu Anfang 2024 im Schnitt von 1,7 auf rund 2,9% vom Bruttoeinkommen – die Hälfte zahlt Dein Arbeitgeber – historisch stark gestiegen.
Konntest Du die Verluste beim Netto durch einen Kassenwechsel etwas abfedern, hast Du auf jeden Fall alles richtig gemacht.
Krankenkassen mit Milliardendefizit
Trotz dieser heftigen Erhöhungen ist die Finanzlage vieler Kassen aber noch immer alles andere als gut. Sie kämpfen mit ihrem Defizit von insgesamt rund 6 Mrd. € im Jahr 2024.
Grund für die Krise sind stark steigende Kosten im Gesundheitssystem, während die Beiträge viel langsamer steigen, weil immer mehr Versicherte in Rente gehen und dann weniger einzahlen. Laut einer Studie des Berliner IGES-Instituts dürfte der durchschnittliche Zusatzbeitrag bis 2035 sogar auf 4,7% steigen.
Drohen neue Erhöhungen – und sogar Insolvenzen?
Der nächste Beitragsschock droht schon dieses Jahr. Vor einigen Tagen hat der Chef von Deutschlands drittgrößter Kasse, der DAK, sogar vor einer Insolvenzwelle gewarnt und die nächste Bundesregierung zu einem Sofortprogramm aufgefordert, um das System zu stabilisieren. Fast gleichzeitig forderte der Chef von Deutschlands größter Krankenkasse, der Techniker (TK), die Politik zu einem kompletten System-Neustart auf.
Ändert sich nichts, erwarten die Kassenchefs weitere Beitragserhöhungen in der Branche – und das schon in den nächsten Monaten. Dass einzelne Krankenkassen mitten im laufenden Jahr ihre Beiträge erhöhen, ist ziemlich ungewöhnlich. Schon 2024 ist das aber fast 30x passiert, so kritisch war die Lage. 2025 könnte es so weitergehen.
Erste neue Beitragserhöhung schon angekündigt
Unsere Empfehlung BKK Firmus hat mitgeteilt, dass sie ihren Zusatzbeitrag wegen unerwartet gestiegener Ausgaben für Krankenhausbehandlungen in den kommenden Monaten anheben wird. Wie stark, ist noch unklar. Spätestens zum 1. Juli soll die Entscheidung aber feststehen.
Außerdem möchte die Firmus auch nach der Erhöhung noch zu den günstigsten bundesweit geöffneten Kassen gehören. Dazu zählt sie bereits seit Jahren. Aktuell ist sie mit einem Zusatzbeitrag von 1,84% die günstigste Kasse. Im Idealfall möchte sie das auch bleiben, heißt es auf unsere Nachfrage. Dafür dürfte der Zusatzbeitrag auf max. 2,19% steigen.
Was tun, wenn Du bei der Firmus bist?
Erstmal abwarten. Bleibt die Firmus unter 2,1% Zusatzbeitrag, bleibt sie nach unserem aktuellen Scoring höchstwahrscheinlich sogar Finanztip-Empfehlung. Momentan liegt sie in unserem Preis-Leistungs-Vergleich auf dem dritten Platz.
Willst Du trotzdem wechseln, hast Du je nach Fall diese Optionen:
1. Du hast Deinen Wechsel zur Firmus im Januar angestoßen
Dann bist Du sowieso erst ab April dort versichert. Bis Ende März läuft die Kündigungsfrist bei Deiner alten Kasse – und solange kannst Du Deine Kündigung stornieren oder Dich nochmal für eine ganz andere Kasse entscheiden. Heißt: Meld Dich einfach woanders an, z. B. bei einer unserer anderen Empfehlungen HKK, TK, Audi BKK oder, speziell für Schwangere und junge Familien, Energie-BKK.
Und gib der Firmus Bescheid, dass Du Deinen Mitgliedsantrag zurückziehst. Nachteil: Bis Ende März weißt Du vermutlich noch nicht, wie stark die Firmus erhöht und ob andere Kassen auch teurer werden.
2. Sonderkündigungsrecht nutzen
Du kannst aber auch einfach die Erhöhung der Firmus abwarten. Denn bei einer Erhöhung kannst Du immer vorzeitig kündigen und wechseln. Das gilt auch, wenn Du gerade erst zur Firmus gewechselt bist. In diesem Fall bist Du nicht zwölf Monate an sie gebunden, was normalerweise nach einem Kassenwechsel gilt.
Andere Finanztip-Empfehlungen erhöhen nicht
Was ebenfalls gegen einen vorschnellen Wechsel spricht: Glaubt man den Warnungen aus der GKV-Branche, dürften einige andere Kassen bald ebenfalls erhöhen. Am Ende einer möglichen neuen Erhöhungswelle würde die Firmus im Vergleich also nicht unbedingt viel schlechter dastehen als vorher.
Aber: Immerhin bei unseren anderen Empfehlungen sieht es aktuell nicht nach Erhöhungen aus. TK, Audi BKK und Energie-BKK haben auf unsere Nachfrage bereits mitgeteilt, dass sie derzeit keine Erhöhungen planen. Die HKK betonte sogar, dass sie plant, mit ihrem aktuellen Beitrag durchs ganze Jahr zu kommen.
Verlässliche Prognosen zum Zusatzbeitrag sind aktuell aber schwierig. Viel hängt z. B. davon ab, wie es mit dem Streit um die Krankenhausreform weitergeht, die zum Teil aus den Versicherungsbeiträgen bezahlt werden soll.
Worst Case Insolvenz: Versicherungsschutz gefährdet?
Was aber passiert, wenn Deiner Krankenkasse sogar die Pleite droht? Deinen Versicherungsschutz verlierst Du nicht. Denn bei finanziellen Schwierigkeiten kommt es oft zur Fusion mit einer anderen Kasse, was die Pleite abwendet.
Kommt es zu keiner Fusion und damit zur Insolvenz, kannst Du direkt zu einer anderen Kasse wechseln. Über die Schließung informiert Dich Deine alte Kasse rechtzeitig und unterstützt Dich mit einem Vordruck beim Kassenwechsel. Den Vordruck kannst Du dann direkt an eine neue Kasse Deiner Wahl senden oder von der bisherigen Kasse weiterleiten lassen.
Wichtig: Das solltest Du innerhalb von sechs Wochen erledigen und Deinem Arbeitgeber die neue Mitgliedsbescheinigung vorlegen. Sonst meldet er Dich automatisch bei irgendeiner Kasse an. Selbstständige haben drei Monate Zeit.
Während des Wechsels bleibt der Versicherungsschutz ununterbrochen bestehen. Auch laufende und bereits genehmigte Leistungen – etwa für Zahnersatz oder Reha-Maßnahmen – werden automatisch weiterbezahlt. Die Kostenübernahme regeln die Kassen untereinander.
Jetzt privat versichern?
Bei all diesen GKV-Schreckensmeldungen denkst Du darüber nach, in die private Krankenversicherung (PKV) zu wechseln? Überleg es Dir gut, denn die PKV hat genauso zu kämpfen: 2025 wurde sie für zwei Drittel der Versicherten 18% teurer. Wie Du Deinen PKV-Beitrag senken kannst, liest Du hier.
Außerdem ist auch die PKV kein generelles Sparmodell: Bist Du jung und gesund, ist die PKV oft günstiger. Im Gegensatz zur GKV sind die PKV-Beiträge aber unabhängig von Deinem Einkommen. Die PKV kann also auch teurer werden, obwohl Du gar nicht mehr verdienst oder Dein Einkommen sogar sinkt.
Du solltest Dir also sicher sein, dass Du Dir das langfristig leisten kannst – vor allem im Alter, falls Du nur eine niedrige Rente beziehst. Mehr dazu liest Du in unserem Ratgeber GKV vs. PKV.
Lass Dich beraten
Bist Du Dir sicher, dass die PKV das richtige System für Dich ist (z. B. weil Du verbeamtet bist), solltest Du Dich bei der Tarifauswahl unbedingt beraten lassen. Wir empfehlen Dir dafür die Makler von Buddenbrock Concepts, Dr. Schlemann unabhängige Finanzberatung, BVLG - Beamtenversorgung leicht gemacht, Hoesch und Partner und das Fachzentrum Finanzen Dieter Homburg.
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Du bist in der PKV? Mit unserem Kooperationspartner PremiumCircle möchten wir herausfinden, wie gut sich die Versicherten bei ihrem Anbieter aufgehoben fühlen. Wir freuen uns, wenn Du an dieser kurzen Umfrage teilnimmst, damit wir ein umfassendes Stimmungsbild bekommen.