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Tipps & Tricks

Kritik am MSCI World – hat der Weltindex ausgedient?

Seit ein paar Monaten läuft‘s nicht so beim MSCI World. Wir erklären, was jetzt für Deine Geldanlage gilt und auf welche Aufteilung es wirklich ankommt.

Saidi Sulilatu
Finanztip-Chefredakteur

Vielleicht hast Du in letzter Zeit mal einen Blick ins Depot geworfen und festgestellt: Der MSCI World, die Basis für viele empfehlenswerte Aktienfonds (ETFs), hat innerhalb weniger Wochen rund 7% verloren. Seitdem wird wieder Kritik am Index für die Weltwirtschaft laut, die gerade Börsen-Neulinge verunsichern kann. Wir schauen uns die Argumente genauer an:

Kritik 1: Der MSCI World ist zu riskant
Im Vergleich zum Tagesgeld-Konto ist er das natürlich. Mit einer komplett sicheren Anlageklasse wie Tages- oder Festgeld hast Du aber auch keine Chance, langfristig die Inflation zu schlagen. Sie kommen für Vermögensaufbau und Altersvorsorge nur zu einem kleineren Teil in Frage. Für Börsen-Verhältnisse ist der MSCI World relativ stabil. Er ist, wie auch alle anderen Aktienkurse, aber abhängig vom Weltgeschehen – und das kann mal rosiger aussehen, und mal weniger.

Deswegen gilt für Deine Investition in ETFs ja auch, dass der Anlagehorizont mindestens zehn, besser 15 Jahre oder noch mehr betragen soll. So musst Du Dich von kurzfristig schwächelnden Kursen nicht beeindrucken lassen. Zwischen 2010 und 2022 haben ETFs auf den MSCI World durchschnittlich ca. 10% Rendite pro Jahr gemacht – trotz weltweiter Krisen wie Kriegen oder einer Pandemie.

Kritik 2: Der MSCI World ist nicht genug diversifiziert
Zur Erinnerung: Mit dem MSCI World investierst Du in die 1.500 größten börsengehandelten Unternehmen aus 23 Industrieländern. Die Diversifikation – also Verteilung des Risikos – ist im Vergleich zu einzelnen Aktien oder Branchen-ETFs also sehr hoch. Es stimmt aber, dass es noch stärker gestreute Indizes gibt, z. B. den MSCI All Countries World Index (ACWI). Damit bekommst Du noch 24 Schwel­len­län­der und ca. 1.400 Unternehmen dazu, z. B. aus China und Indien.

Der "kleinere" MSCI World ist in den letzten fünf Jahren mit 7,8% Rendite p. a. allerdings etwas besser gelaufen als der "größere" MSCI ACWI mit 7%. Dafür gab’s beim ACWI weniger Kursschwankungen. In anderen Zeiträumen war der MSCI ACWI besser. Alles in allem reicht also ein ETF auf einen dieser beiden Indizes. Die Überschneidungen der beiden sind groß, deshalb werden sie sich auch in Zukunft sehr ähnlich entwickeln.

Kritik 3: Der MSCI World ist zu US-lastig
Mit 70% machen die USA in der Tat den größten Anteil am Index aus. Bedenk aber: Die meisten Konzerne sind internationale Konzerne. Apple, Amazon & Co. machen ihre Geschäfte weltweit, also auch in Europa, Asien und Co. Du investierst also de facto weltweit. Und: Der MSCI World ist, z. B. im Gegensatz zum S&P 500, nicht auf US-Unternehmen festgelegt. Sollten die größten Unternehmen der Welt in Zukunft aus einem anderen Land stammen, fliegen manche US-Firmen raus, und die neuen kommen rein. Du bist mit dem MSCI World nicht auf immer und ewig an den US-Markt gebunden – nur finden sich hier eben aktuell die größten börsennotierten Unternehmen der Welt.

Fazit
Der MSCI World ist nach wie vor eine der aussichtsreichsten Möglichkeiten, um mit wenig Aufwand langfristig Vermögen aufzubauen. Durch diese Langfristigkeit wird es immer wieder Wochen und Monate geben, in denen man lieber nicht ins Depot schaut – und das solltest Du grundsätzlich ohnehin nicht allzu häufig machen.

Lass Dich von Kursschwankungen und negativen Medienberichten nicht demotivieren. Bist Du erst seit Kurzem an der Börse dabei, können sich Kursverluste schlimmer anfühlen als sie sind. Solange Du sie nicht realisierst (sprich: verkaufst), hast Du nichts verloren. Bist Du schon langjähriger ETF-Fan, weißt Du sowieso Bescheid: Kurzfristig ist die Börse eine Achterbahn. Langfristig aber unangefochten lukrativ.

Wichtig ist vor allem Deine Vermögensaufteilung
Neben einem weltweiten Aktien-ETF ist für Deine Altersvorsorge aber auch ein Sicherheitsbaustein wichtig. Wir empfehlen Dir für Deine Vermögensaufteilung eine Kombi aus ETF, Tagesgeld und Festgeld: Mindestens 20% Deines Vermögens solltest Du sicher anlegen – je nach Deiner Risikobereitschaft auch deutlich mehr. Dazu zählt zunächst Dein Notgroschen, der auf einem Tagesgeldkonto liegen sollte, an das Du schnell drankommst.

Den Rest Deiner sicheren Geldanlage packst Du entweder für ein paar Jahre aufs Festgeld oder legst ihn flexibel an: Entweder ebenfalls aufs Tagesgeld oder in einen Geldmarkt-ETF. Mit dem kannst Du immer so gut wie möglich vom aktuellen Zinssatz profitieren. Wie das funktioniert, haben wir neulich hier genauer vorgestellt.

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