Der Zusatzbeitrag der KKH stieg im August schlagartig von 1,98% auf 3,28%, bei der BKK24 von 1,89% auf 2,55%. Die BKK Wirtschaft & Finanzen zieht im September von 1,99% auf 2,99% an. Das sind nur drei Beispiele von gesetzlichen Krankenkassen (GKV), die in den letzten Monaten ihre Zusatzbeiträge erhöht haben.
Normalerweise werden die Beiträge höchstens einmal zu Beginn des Jahres geändert. Das ist in diesem Jahr anders: Seit April haben bereits 22 von 95 Krankenkassen ihre Beiträge nochmal unterjährig erhöht – also fast jede vierte (Stand: 20.09.). Rund 7,6 Mio. Krankenkassenmitglieder sind davon betroffen. Zum Vergleich: 2023 hat nur eine Krankenkasse unterjährig ihre Beiträge erhöht, 2022 waren es drei.
Ob Deine Krankenkasse den Zusatzbeitrag in diesem Jahr bereits erhöht hat und um welchen Prozentsatz, kannst Du in dieser Tabelle nachschauen.
Wieso wird der Zusatzbeitrag unterjährig erhöht?
Grund für die Erhöhungen sind ein milliardenschweres Defizit bei der GKV. Viele von ihnen haben die Kosten (z. B. für Medikamente und Krankenhausbehandlungen) unterschätzt und sich bei ihren Ausgaben verkalkuliert.
Zwar gab es solche Fehlkalkulationen in der Vergangenheit schon ein paar Mal, damals wurden sie aber durch die Reserven der Krankenkassen abgefedert. Die sind inzwischen drastisch geschrumpft: Allein im ersten Halbjahr 2024 haben die Kassen laut Bundesgesundheitsministerium ein Defizit von 2,2 Mrd. € verzeichnet. Um das auszugleichen, passen viele Kassen ihren Zusatzbeitrag an – jetzt sogar unterjährig. Im Schnitt liegt er jetzt bei 1,78%, zu Jahresbeginn noch bei 1,70%.
Was Du bei einer Beitragserhöhung tun kannst
Erhöht Deine Krankenkasse den Zusatzbeitrag, kannst Du ganz einfach zu einer günstigeren Kasse wechseln. Du stellst online den Mitgliedsantrag, den Rest erledigt Deine neue Kasse für Dich – und kündigt z. B. auch Deine alte Krankenversicherung.
Wichtig ist, dass Du die Fristen einhältst. Bei Beitragserhöhungen hast Du nämlich ein Sonderkündigungsrecht und kommst innerhalb von zwei Monaten aus dem Vertrag raus. Die Kündigung muss allerdings spätestens in dem Monat, in dem Dir der höhere Beitrag erstmals berechnet wurde, bei Deiner Krankenkasse eingehen. Bist Du dort schon länger als zwölf Monate krankenversichert, kannst Du jederzeit mit einer Frist von zwei Monaten zum Monatsende wechseln.
Übrigens: Unsere Empfehlungen haben den Zusatzbeitrag bisher nicht unterjährig erhöht: HKK, TK, Audi BKK, HEK, Energie-BKK und BIG direkt gesund. Sie bieten nicht nur gute Leistungen, sondern auch Zusatzbeiträge unter dem Durchschnitt von 1,78%, teilweise deutlich.
Wie viel kannst Du durch einen Wechsel sparen?
Je mehr Du verdienst, desto mehr kann sich ein Krankenkassenwechsel für Dich lohnen. Wir haben für Dich ausgerechnet, wie viel Du sparen könntest, wenn Du von der aktuell teuersten Krankenkasse (KKH, Anstieg von 1,98 % auf 3,28%) zur aktuell günstigsten bundesweit tätigen Kasse (BKK Firmus mit 0,9%) wechselst. Hier drei Preisbeispiele:
Ein Angestellter (Steuerklasse I, keine Kinder, keine Kirchensteuer) mit einem Brutto-Monatsgehalt von 3.000€ zahlt durch die Beitragssteigerung monatlich rund 14€ netto mehr. Im Vergleich zum Vorjahr sogar rund 19€ netto mehr, da seine Kasse bereits zum Jahreswechsel erhöht hat. Wechselt er zur günstigsten bundesweit geöffneten Kasse mit einem Zusatzbeitrag von 0,9% spart er allein beim Zusatzbeitrag 25,70€/Monat, aufs Jahr gerechnet rund 308€.
Mit einem Monatsgehalt von 4.000€ brutto kann er bei einem Wechsel bis zu 392€ im Jahr sparen.
Übrigens: In unserem Ratgeber zum Zusatzbeitrag haben wir einen praktischen Rechner, der Angestellten anzeigt, wie viel sie beim Zusatzbeitrag sparen können, wenn sie von ihrer aktuellen Krankenkasse zur günstigsten bundesweit tätigen Kasse wechseln. Probier’s auch mal aus und prüf, ob ein Wechsel sinnvoll wäre.
Solltest Du jetzt von der GKV zur PKV wechseln?
Falls Du jetzt darüber nachdenkst, deswegen in die Private Krankenversicherung (PKV) zu wechseln – denk zweimal darüber nach. Natürlich sind die Beitragssteigerungen in der GKV ein Problem, aber auch die PKV hat damit zu kämpfen. Denn auch an ihr gehen alternde Gesellschaft und steigende Kosten im Gesundheitssystem nicht vorbei.
Außerdem ist auch die PKV kein Sparmodell: Im Gegensatz zur GKV steigen die PKV-Beiträge unabhängig von Deinem Einkommen. Du solltest Dir also sicher sein, dass Du Dir das langfristig leisten kannst – vor allem im Alter, falls Du nur eine niedrige Rente beziehst. Mehr dazu liest Du in diesem Beitrag und in unserem Ratgeber GKV vs. PKV.