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Negativer Gaspreis? Was die Börsen-Kapriolen bedeuten
Energieversorger verdreifachen ihre Gaspreise, an der Börse sinkt der Gaspreis derweil sogar kurz unter null. Was heißt das für Dich?
Finanztip-Experte für Energie
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Energieversorger verdreifachen ihre Gaspreise, an der Börse sinkt der Gaspreis derweil sogar kurz unter null. Was heißt das für Dich?
Vielleicht hast Du es schon mitbekommen: Der Gaspreis an der Börse ist in den letzten Tagen in den Keller gerauscht. Anfang dieser Woche fiel er sogar kurzzeitig ins Negative. Das passt so gar nicht zu den stark steigenden Energiepreisen.
Was ist da gerade los?
Es ist wie immer an der Börse: Den Preis bestimmen Angebot und Nachfrage. Beim Gas ist die Nachfrage derzeit geringer als viele erwartet haben. Das liegt auch am warmen Wetter: Mitte Oktober haben Haushalte und Gewerbe über 30% weniger Gas verbraucht als in den Jahren zuvor. Und die Menschen haben ihre Heizung mittlerweile auch niedriger eingestellt als in ähnlich warmen Wochen in den Vorjahren.
Die Nachfrage geht außerdem zurück, weil Deutschland seine Gasspeicher schon zu 98% gefüllt hat – das Ziel waren 95% am 1. November. Gleichzeitig kommt immer mehr Flüssiggas (LNG) zu uns.
Um welchen Gaspreis geht es?
Der niederländische Großhandelspreis TTF ist in den vergangenen Wochen so etwas wie der DAX für den Gaspreis geworden. Doch man muss zwischen zwei Preisen unterscheiden: dem Spotmarkt und dem Future-Preis. (Zu) häufig wird gerade auf den Spotmarkt geguckt, das ist der Preis für den spontanen, tagesaktuellen Gaseinkauf. Er kommt dem klassischen Börsenpreis am nächsten.
Kurz rutschte er unter null, am Mittwoch (26. Oktober) lag er bei 3,8 ct pro Kilowattstunde (kWh). Zum Vergleich: Genau zwei Monate zuvor, am 26. August, kostete die Kilowattstunde 31,1 ct. Aber: Nur ein kleiner Teil der Einkäufe läuft über diesen Markt. Denn Energielieferanten müssen Gas langfristig einkaufen, um ihren Kunden einen fixen Preis bieten zu können.
Was bedeutet das für Dich?
Als Privatkunde spürst Du von den sinkenden Gaspreisen wenig bis nichts. Das liegt an den langfristigen Preisen, den „Futures“. Ein Beispiel: Ein Energielieferant kauft Gas für die Lieferung von Januar bis März 2023 ein. Vor genau einem Jahr zahlte er dafür 4,4 ct/kWh. Vor zwei Monaten musste er dafür 34,2 ct/kWh zahlen – etwa achtmal so viel!
Und jetzt kommts: Am Mittwoch (26. Oktober) zahlte ein Lieferant noch 14,1 ct/kWh für diese Lieferung. Deutlich weniger als im Sommer. Aber auch viel mehr als die 3,8 ct, die am selben Tag für die tagesaktuelle Lieferung verlangt wurden. Für Dich heißt das: Langfristig werden die Gaspreise hoch bleiben. Immerhin: Wer heute einen neuen Gasvertrag abschließt, zahlt etwa 21 ct/kWh. Im Sommer kosteten Neuverträge durchschnittlich bis zu 40 ct.
Wie sieht die Zukunft aus?
Der Energiemarkt ist unbeständig und sprunghaft, daran wird sich erst einmal nichts ändern. Ein sehr kalter Winter würde weitere Importe aus unseren Nachbarländern erschweren und die Preise sicher wieder nach oben treiben. Eine Prognose ist deshalb unmöglich. Die Experten, die die Gaspreisbremse auf den Weg bringen, wagen dennoch eine: 12 ct/kWh, heißt es, werde langfristig wohl das „new normal“.
Wie viel Dir die Gaspreisbremse bringt und wo Du aufpassen solltest, haben wir hier für Dich zusammengefasst.
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