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Tipps & Tricks

Strom- & Gaspreisbremse: Warum sich Energiesparen damit erst richtig lohnt

Hunderte Strom- und Gasanbieter erhöhen 2023 ihre Preise, teils drastisch. Auch bei Dir? Dann helfen Dir die Preisbremsen umso mehr – wenn Du viel Energie sparst.

Benjamin_Weigl
Benjamin Weigl
Finanztip-Experte für Energie
Zeitung

Über 1.000 Strom- und Gasanbieter erhöhen 2023 für viele Millionen Kundinnen und Kunden ihre Preise. Nach Zahlen von Check24 geht’s dabei im Schnitt um mehr als 55% nach oben. In manchen Fällen verdoppelt sich der Arbeitspreis pro Kilowattstunde (kWh) zum 1. Januar sogar. Auch bei Dir? Puh. Doch selbst dramatisch höhere Preise müssen Dir finanziell keine Schwierigkeiten bereiten. Das hat vor allem mit zwei Details der Preisbremsen für Strom und Gas zu tun.

Dass die Anbieter ihre Preise nicht völlig beliebig erhöhen dürfen, weißt Du als Leser oder Leserin des Finanztip Newsletters schon. Doch was, wenn der sehr teure Tarif Deines Anbieters rechtlich klargeht? Dann ist dank der Preisbremsen noch immer längst nicht alles verloren – vor allem wenn Du richtig viel einsparst.

Wie funktionieren die Preisbremsen nochmal?
Die Preisbremsen greifen, wenn Dein Anbieter mehr als 40 ct/kWh für Strom bzw. 12 ct/kWh für Gas verlangt. Für 80% Deines Verbrauchs, der Deinem Abschlag im September 2022 zugrunde lag, übernimmt der Staat alles, was über 40 ct/kWh für Strom bzw. 12 ct/kWh für Gas hinausgeht.

Hast Du bisher z. B. 2.000 kWh Strom verbraucht, zahlst Du 2023 für 1.600 kWh genau 40 ct. Für alles über 1.600 kWh zahlst Du den normalen Arbeitspreis Deines Anbieters. Schon allein deshalb lohnt es sich, 2023 möglichst viel Energie zu sparen. Sonst wird es richtig teuer: Denn alles, was Du oberhalb der 80% verbrauchst, kostet bei so manchem Anbieter dann deutlich mehr als 40 ct.

Wann sinkt die Rechnung?
Weil die Preisbremsen Deinen bisherigen Verbrauch erstmal auch für 2023 annehmen, helfen sie Dir sofort ab ihrem Start. Denn dann sinken Deine Abschläge an den Anbieter oder die Vorauszahlung an Deinen Vermieter. Außerdem kannst Du Dich im März auf eine Extra-Erstattung freuen – denn für Januar und Februar gelten die Preisbremsen erst rückwirkend.

Alles, was Du 2023 einsparst, zahlt sich aber erst 2024 aus, wenn mit Deiner Jahresabrechnung für 2023 Dein tatsächlicher Verbrauch abgerechnet wird. Und genau hier ist nochmal richtig viel für Dich drin – wenn Du bei Strom und Gas mehr als 20% einsparst. Bisher nämlich eher unbekannt: Wenn Du weniger verbrauchst als die angenommenen 100% des Vorjahres, bekommst Du jede eingesparte Kilowattstunde zum vollen Arbeitspreis Deines Anbieters zurückerstattet, also auch unterhalb der 80%.

Preisbremsen belohnen Energiesparer besonders
Das bedeutet auch: Je teurer Dein Tarif, desto mehr Geld bekommst Du zurück, sofern Du kräftig einsparst. Beispiel für Strom (Gas funktioniert genauso):

  • Ausgangsszenario: Dein Vorjahresverbrauch liegt bei 3.000 kWh, Du zahlst 50 ct/kWh, aber schaffst es 2023 nicht, etwas einzusparen. Dann zahlst Du für 80% des Vorjahresverbrauchs (2.400 kWh) 40 ct/kWh, also 960€. Für die restlichen 20% (600 kWh) zahlst Du den normalen Arbeitspreis Deines Anbieters, also 300€. Macht insgesamt 1.260€. Ohne Bremse hättest Du insgesamt 1.500€ gezahlt.
  • Szenario 1: Du schaffst es, 20% einzusparen. Du verbrauchst also nur 2.400 kWh. Das entspricht genau 80% Deines bisherigen Verbrauchs, was der Staat komplett fördert. Kostet wieder 960€. Und das wars. Weil Du nicht mehr verbraucht hast, zahlst Du den regulären Preis Deines Anbieters gar nicht. 300€ für die Einsparung bekommst Du in der Jahresrechnung zurückerstattet.
  • Szenario 2: Sagen wir, Du sparst Du sogar 30% Strom ein (Verbrauch: 2.100 kWh). Trotzdem bekommst Du die volle Staatshilfe für 80% des bisherigen Verbrauchs (2.400 kWh). Zusätzlich streichst Du in der Jahresrechnung für Deine 10% Extra-Einsparung (300 kWh) den vollen Preis Deines Anbieters ein, also 50 ct/kWh, nicht nur 40 ct/kWh. Insgesamt zahlst Du so nur 810€ für die gebremsten 2.100 kWh. Du sparst 450€.
  • Szenario 3: Jetzt drehen wir mal an der Preisschraube. Dein bisheriger Verbrauch bleibt gleich und Du sparst wieder 30%, aber Dein Anbieter verlangt satte 80 ct/kWh. Damit steigt die Staatshilfe deutlich. So zahlst Du für Deine verbrauchten 2.100 kWh dank Deiner Einsparung insgesamt nur noch 720€ – weil Dein Arbeitspreis jetzt viel höher ist als im vorherigen Szenario.

Im Extremfall – sehr teurer Tarif und noch viel höhere Einsparung von z. B. 60% – kann Deine Stromrechnung dank der staatlichen Hilfe sogar auf null sinken. Zumindest für den Verbrauch, für den Grundpreis gilt die Bremse nicht. So viel zu sparen, ist allerdings kaum zu schaffen.

Achtung: Nicht absichtlich in teuren Tarif wechseln
Wir raten deshalb ausdrücklich davon ab, jetzt in einem teuren Stromtarif zu bleiben oder sogar absichtlich in einen teuren Tarif zu wechseln. Schaffst Du es dann nicht, extrem viel zu sparen, kann das richtig nach hinten losgehen. Denkbar ist das allerhöchstens, wenn Du zu 100% sicher bist, dass Du extrem viel sparen wirst, z. B. weil Du mehrere Monate verreist. Noch vorsichtiger solltest Du beim Gas sein. Hier hängt viel davon ab, wie kalt der Winter wird. Such Dir mit unseren Rechnern für Strom und Gas also besser ganz normal einen günstigen Tarif.

Was realistisch ist: Dass Du beim Strom mit einem teuren Tarif von der Preisbremse profitieren kannst, wenn Du bisher noch nicht besonders auf Deinen Verbrauch geachtet hast. Dann ist es auf jeden Fall möglich, zumindest mehr als 20% einzusparen.

Wie sparst Du besonders effektiv Energie? Hier unsere Tipps zum Stromsparen und wie viel schon drin ist, wenn Du die Raumtemperatur nur um ein Grad senkst.

(jfe)

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