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Tipps & Tricks Daily

Vorsicht, Preisfalle: Worauf Du bei Solaranlagen achten musst

Günstiger Solarstrom vom eigenen Dach: Derzeit erscheint eine Photovoltaik-Anlage besonders attraktiv. Damit sie das auch wirklich ist, solltest Du aber genau nachrechnen.

Benjamin Weigl
Finanztip-Experte für Energie

Knapp 43 ct kostet eine Kilowattstunde (kWh) Strom für Neukunden derzeit. Einen Teil des eigenen Verbrauchs mit einer Pho­to­vol­ta­ik­an­la­ge (PV) auf dem eigenen Dach zu decken, dürfte sich doch immer lohnen – oder?

Vergleichsportale vermitteln momentan auch kurzfristig noch Firmen, die PV-Anlagen montieren. So könntest Du noch im Winter zum Wunschkraftwerk kommen. Dabei solltest Du aber vorsichtig sein und genau nachrechnen.

Nicht mehr als 1.800€ pro kWp zahlen
Denn solche Anlagen sind deutlich teurer geworden. Wir haben beispielhafte Angebote für ein Haus in Berlin eingeholt – oft werden hier Preise von über 2.500€ netto pro Kilowattpeak (kWp) aufgerufen. Zum Vergleich: Wir, aber auch CO2-Online, empfehlen, nicht mehr als 1.800€ netto pro kWp zu zahlen. Falls Du planst, in Deine eigene PV-Anlage zu investieren, solltest Du deshalb genau nachrechnen. Hier ein Beispiel:

  • Du willst eine PV-Anlage zur Eigennutzung und speist überschüssigen Strom ins Netz ein.
  • Du investierst in eine 32,5 qm große PV-Anlage mit 6,5 kW Leistung.
  • 1.950 kWh des erzeugten Stroms verbrauchst Du selbst, 4.550 speist Du ins Netz ein und bekommst dafür 8,2 ct pro kWh.
  • Deine Anlage verursacht im Jahr außerdem 250€ Wartungskosten, die angenommene Betriebsdauer liegt bei 20 Jahren. So lange ist die Einspeisevergütung garantiert, Du solltest also mit diesem Zeitraum kalkulieren. Außerdem läuft die Garantie häufig 20 Jahre.
  • Finanztip empfiehlt: Rechne mit einem Strompreis von 30 ct pro kWh. Derzeit sind die Strompreise im Vergleich der letzten Jahre relativ hoch. Trotzdem solltest Du konservativ rechnen, denn der Strompreis kann in Zukunft auch wieder sinken. Wenn sich die PV-Anlage bei 30 ct pro kWh rentiert, klappt es auf jeden Fall und Du zahlst nicht drauf.

Du in diesem Beispiel pro kWp 1.800€ netto, hat sich Deine PV-Anlage nach 16,5 Jahren refinanziert. Über 20 Jahre erzielst Du so zwar nur eine Rendite von 1,89% pro Jahr – dieses Szenario ist dafür aber quasi schon der Worst Case. Bezahlst Du dagegen wie in unserer Recherche 2.500€ netto pro kWp, amortisiert sie sich erst nach knapp 23 Jahren. Du wärst also auf jeden Fall außerhalb der angepeilten 20 Jahre. Bringt die PV-Anlage nicht die optimale Leistung, z. B., weil sie verschattet oder nicht optimal nach Süden ausgerichtet ist, bist Du schnell in einem Bereich, in dem sie wirtschaftlich nicht sinnvoll ist.

Hoher Eigenverbrauch hilft
Zwar geht es vielen bei einer PV-Anlage auch darum, klimafreundlich Strom zu erzeugen. Draufzahlen möchtest Du höchstwahrscheinlich aber nicht – ganz abgesehen davon, dass Du für das Geld wahrscheinlich woanders mehr Rendite bekommen hättest.

Wir raten deshalb, konservativ zu planen und nicht mehr als 1.800€ netto pro kWp auszugeben, damit sich die Anlage aus unserem Beispiel sicher rentiert. Übrigens: Ab 2023 ist brutto hier gleich netto, da künftig die Umsatzsteuer für den Kauf der PV-Anlage bei null liegen soll. Und: Je höher Dein Eigenverbrauch ist, desto schneller rentiert sich die Anlage. Denn Du sparst teuren, zugekauften Strom.

Arbeitest Du im Homeoffice, hast ein E-Auto, das man tagsüber laden kann oder heizt Du mit einer Wär­me­pum­pe mit intelligenter Steuerung, kannst Du den Eigenverbrauch maximieren.

Genau auf Kleingedrucktes achten
Vergleiche in jedem Fall Angebote und achte dabei auf das Kleingedruckte und die Rechenannahmen. Ein Beispiel: Rechnet man bei unserer Test-Anlage mit 2.500€ netto pro kWp, aber statt 30 ct pro Kilowattstunde mit einem Strompreis von 45 ct, amortisiert sich die Anlage nicht nach rund 23, sondern nach etwa 16 Jahren.

Prüfe deshalb ganz genau, mit welchen Werten die Anbieter in Beispielrechnungen kalkulieren. Wie der Strompreis künftig aussieht, ist kaum vorherzusagen. Manche Anbieter rechnen aber trotzdem mit 45 ct pro kWh und einer jährlichen Strompreissteigerung von 4,7%. Da rechnet sich eine PV-Anlage natürlich schnell – aber nur auf dem Papier.

Frag auch bei lokalen Anlagenbauern nach
Vergleiche auf jeden Fall online Preise, bei Finanztip empfehlen wir selfmade-energy und photovoltaik-angebotsvergleich. Hol Dir dort mindestens ein Angebot – und vergleich es mit dem, was Anlagenbauer aus Deiner Region anbieten. Der Unterschied kann momentan bei mehreren Tausend Euro liegen. Achte außerdem darauf, wie lange die Garantie auf problematische Bauteile wie den Wechselrichter und (falls vorhanden) den Batteriespeicher gilt.

Kosten, Förderung, Montage: Hier erfährst Du das Wichtigste rund um eine PV-Anlage für Dein Dach.

(ene)

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