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Tipps & Tricks

Wann eine Be­rufs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung zu teuer ist

Wenn Du uns schon länger verfolgst, weißt Du: Eine Be­rufs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung (BU) ist ein absolutes Muss. Aber wann ist sie zu teuer?

Emil Nefzger
Finanztip-Experte für Private Finanzen
Teuer

Die BU ist super wichtig, weil sie Deine Arbeitskraft absichert. Sie ist aber leider auch eine der teuersten Ver­si­che­rungen, bei der Du Dein Geld im besten Fall nicht mal wiedersiehst. Wie viel Geld solltest Du also reinstecken? Und warum solltest Du Deine Altersvorsorge unbedingt mit absichern? Schauen wir uns das Ganze mal anhand von drei Beispielen an: 

Beispiel 1: Cem, 27, Controller 
Wir fangen an mit Cem. Er ist 27 Jahre alt, arbeitet im Controlling und macht damit 2.700€ netto im Monat. Für seine Le­bens­hal­tungs­kos­ten inkl. 400€ Sparrate braucht er ca. 2.300€ pro Monat, die er auch absichern will. Mit seinem Profil (keine Angaben zur Familie, Nichtraucher) würde er für eine BU ca. 70-80€ im Monat zahlen. Das ist machbar. 

Die Rechnung: 
Nehmen wir an, Cems ETF-Sparplan macht 6% p. a. Über 40 Jahre bekommt Cem dann 767.000€ zusammen, wenn er durchgehend gleich viel in seinen ETF einzahlt. Wenn Cem jetzt aber drei Jahre (z. B. im Alter von 52-55) berufsunfähig ist und in den Jahren nichts einzahlen kann, kommen am Ende nur 735.000€ raus - also 30.000€ weniger. Wenn er sogar ab 50 nicht mehr arbeiten kann, berufsunfähig wird und somit bis zur Rente auch nichts mehr in seinen ETF einzahlen könnte, kostet ihn das rund 150.000€. Darum ist es wichtig, dass Du bei der BU ein Einkommen absicherst, mit dem Du auch weiterhin für Deine Altersvorsorge sorgen kannst. 

Beispiel 2: Julia, 29, Ingenieurin, will bald in Teilzeit 
Gehen wir weiter zu Julia: Sie ist 29, Hochbau-Ingenieurin und verdient damit in Vollzeit 3.350€ netto. Sie arbeitet ca. 50-75% im Büro und den Rest auf Baustellen. Sie möchte bald Kinder und dann in Teilzeit gehen. Um 2.500€ - also ca. drei Viertel ihres Nettogehalts – abzusichern, muss sie ganze 90-128€ im Monat für eine BU ausgeben. 

Bei Julia ist z. B. sehr wichtig, dass sie für die BU trotzdem von ihrem Vollzeitgehalt ausgeht, nicht von ihrem künftigen Teilzeitgehalt. Denn Risiken wie eine Scheidung oder dass Julias Partner berufsunfähig und sie damit zur Hauptverdienerin wird, kann man nie ganz ausschließen. Hier ist dann wichtig, dass ihr Partner die BU- und Altersvorsorgekosten mitträgt, wenn Julia sich dafür z. B. in Teilzeit mehr um die Kinder und den Haushalt kümmert. 

Die Rechnung: 
Sagen wir, Julia zahlt die nächsten drei Jahre noch 500€ monatlich in ihren ETF-Sparplan ein, dann vier Jahre in der Erziehungszeit nichts und anschließend 18 Jahre lang 324€, weil sie nur noch ein 60%-Teilzeitgehalt hat. Bis sie 67 ist dann aber wieder 500€. Julia hätte dann ein ETF-Vermögen von 533.200€ 

Wenn sie dagegen mit 54 Jahren – nach der Teilzeitphase - berufsunfähig wird und dann nur noch weiter 324€ mit ihrem BU-Gehalt einzahlen kann, bleiben nur noch 492.000€ übrig, also mehr als 40.000€ weniger. Es wäre also sinnvoll, das Vollzeitgehalt mit 90-128€ im Monat abzusichern. 

Beispiel 3: Marco, 21, Zimmerer 
Marco ist ein 21-jähriger Zimmerer und verdient 2.200€ netto im Monat. Auch er sichert 75% seines Gehalts ab, also 1.650€. Wegen seines Handwerksberufs kostet ihn eine BU dann schon satte 200-231€ im Monat. Das ist wirklich viel. Unser Tipp deshalb: Wenn Du weißt, dass Du einen Handwerksberuf lernen willst (oder jemand in Deiner Familie das vorhat), schließ die BU schon vor der Ausbildung als Schüler ab. Denn so ist sie günstiger. Auch hier kann es sich lohnen, möglichst viel abzusichern, damit Marco weiter Geld zurücklegen kann, falls er berufsunfähig wird. 

Die Rechnung: 
Sagen wir, Marco kann sich die 200-231€ im Monat leisten und parallel in einen ETF-Sparplan investieren. Dann kann er bis zu seiner Rente – also 46 Jahre lang - 330€ monatlich einzahlen. Zum Start der Rente hat Marco 926.000€ zusammen. Wenn er dagegen mit 35 für fünf Jahre berufsunfähig wird und dann für die Zeit nichts einzahlen kann, hat er mit 67 nur 815.000€. Das macht also über 100.000€ aus. 

Fazit: Berechne bei Deiner BU-Höhe immer Deine Altersvorsorge mit ein und geh am besten von Deinem Vollzeitgehalt aus. Ja, eine BU wird dadurch teuer, aber: Sie muss eben genau so hoch sein, dass sie Deinen Lebensstandard und Deine Altersvorsorge im schlimmsten Fall absichern kann. Zu teuer ist eine BU erst dann, wenn sie Dein normales Leben zu sehr einschränkt. 

Du kannst sie Dir nicht leisten oder Du bekommst keine BU? Es gibt Alternativen. Hier stellen wir Dir vor, was sie können

(aju/vsc/ene)

Von Finanztip-Redaktion, und Amelie Junk

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