Mietendeckel in Berlin: Das müssen Sie wissen
Die Mieten in Berlin sind in den vergangenen Jahren um die Hälfte gestiegen. Vor allem Rentner und Leute mit kleinem Einkommen haben Angst, ihre Wohnung nicht mehr bezahlen zu können. Am Freitag präsentierte die zuständige Wohnungssenatorin von Berlin, Katrin Lompscher (Linkspartei), einen überarbeiteten Entwurf für einen Mietendeckel: Der sieht strenge Mietobergrenzen bei Neuvermietung vor – und zwar auf der Basis des Berliner Mietspiegels von 2013 mit einer Höchstmiete von 9,80 Euro pro Quadratmeter. Außerdem sollen die meisten bestehenden Mieten für fünf Jahre praktisch eingefroren werden.
Bundesweiter Aufruhr
Lompscher stellte damit eine deutlich abgeschwächte Version Ihres Mietendeckels vor, nachdem ihr erster Entwurf die ganze Woche über für heftigen Streit gesorgt hatte. Der sah nämlich eine Deckelung und vielfach auch Absenkung der Mieten vor auf höchstens 8 Euro pro Quadratmeter für neuere und 6 Euro für alle Altbauten bis Baujahr 1949.
Dies rief sogar Bundesbauminister Horst Seehofer (CSU) auf den Plan, der heftig widersprach. Linken-Chefin Sahra Wagenknecht forderte dagegen ähnliche Mietendeckel für ganz Deutschland.
Aber was bedeutet der aktuelle Plan für Sie als Mieter oder Mieterin (in Berlin)? Sollte man gar in die Hauptstadt ziehen, um künftig Miete zu sparen? Und wenn Sie eine Wohnung vermieten – kehren Sie Berlin jetzt den Rücken? Immer langsam.
Mieter sind besser geschützt
Mit dem vorliegenden Entwurf wären die allermeisten Mieter in Berlin vor Mieterhöhungen geschützt. Das Mietniveau würde fünf Jahre lang weitgehend eingefroren werden – nur leichte Erhöhungen im Rahmen der Inflationsrate wären erlaubt. Das wünschen sich bestimmt auch viele Mieter in anderen Großstädten.
Berliner, deren Miete oberhalb der neuen Grenzen liegt, und die mehr als 30 Prozent ihres Haushaltseinkommens für die Wohnung aufwenden müssen, sollen nach dem aktuellen Entwurf ihre Miete sogar senken können.
Wohnungskauf und Bau wird riskanter
Wohnungseigentümer und Vermieter, die auf weiter steigende Mieten gesetzt haben, müssen hingegen mit einem Dämpfer rechnen. Das gilt gerade für Eigentümer, die in den vergangenen Jahren teuer gekauft haben.
Bei Finanztip haben wir immer gesagt, Kaufpreise von 25 Jahresmieten (netto kalt) sind gerade noch akzeptabel. Haben Sie zum Beispiel 100 Quadratmeter Altbau für 360.000 Euro gekauft (30 Jahresmieten bei 10 Euro pro Quadratmeter), kann es sein, dass Sie diesen hohen Preis beim Verkauf in Berlin erstmal nicht mehr erzielen können.
Nach dem ersten Entwurf von Senatorin Lompscher hätten Bauherren oder Immobilienkäufer noch fürchten müssen, dass die Bank den angenommenen Verkehrswert ihrer Immobilie derart senkt, dass sich der Kredit deutlich verteuert – und sie Geld nachschießen müssten. So wie der Entwurf jetzt vorliegt, ist dieses Risiko weitgehend eingedämmt.
Fazit: Besser abwarten
Das offizielle Gesetzgebungsverfahren für den Mietendeckel soll am Montag starten. Bis klar ist, wie der Deckel endgültig aussieht, sollten Sie sich als Mieter möglichst nicht vom Fleck rühren und als Vermieter schon mal mit kühlem Kopf kalkulieren, wie sie einen Mietendeckel aushalten könnten. Und Ihre Pläne für einen Neubau oder Kauf sollten mindestens bis zur Verabschiedung des Gesetzes warten.
Der Rest der Republik wird erstmal staunend zusehen. So oder so: In Berlin zumindest sind jetzt vor allem die öffentlichen Bauträger in der Pflicht, mehr zu bauen.
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