Europa-ETFs So investierst Du richtig in europäische Aktien

Hendrik Buhrs
Finanztip-Experte für Bank und Börse

Das Wichtigste in Kürze

  • Neben einem weltweiten Aktienindex können auch europäische Indizes für Anleger interessant sein.
  • Die Indizes bündeln entweder Aktien europäischer Unternehmen mit dem größten Börsenwert, darunter auch Werte aus Großbritannien und der Schweiz.
  • Alternativ gibt es Indizes, die nur Aktien von Ländern beinhalten, die der Eurozone angehören: Frankreich und Deutschland haben ein großes Gewicht.
  • Börsengehandelte Indexfonds (ETFs), die europäische Indizes abbilden, eignen sich als Beimischung zu einem weltweiten Aktienportfolio.

So gehst Du vor

  • Investier neben dem MSCI World in einen europäischen Index, wenn Du den Anteil europäischer Aktien in Deinem Depot erhöhen willst.
  • Wir empfehlen Anteile eines ETF auf den Stoxx Europe 600 oder den MSCI Europe, der ganz Europa abdeckt.
  • Kauf ETFs nur über eine günstige Onlinebank oder einen Broker.

Börsengehandelte Indexfonds (ETFs) sind für Anleger eine kostengünstige und transparente Möglichkeit, am europäischen Aktienmarkt teilzuhaben. ETFs kopieren die Wertentwicklung von Indizes. Die wiederum enthalten eine Vielzahl von Aktien und bündeln die Kursentwicklung.

Warum europäische Aktien ins Depot nehmen?

Als Fundament für ein gemischtes Portfolio aus Aktien-ETFs, Festgeld und Tagesgeld empfiehlt Finanztip Indexfonds auf breit gestreute Indizes. Allen voran steht der Weltaktienindex MSCI World, der über mehr als 1.500 Aktien aus 23 Ländern streut. Eine ausreichend breite Streuung ist wichtig. Das Kursrisiko einzelner Aktien wird so auf mehrere Schultern verteilt, und allzu große Schwankungen sind weitgehend ausgeschlossen.

Allerdings ist der Anteil an US-Unternehmen im MSCI World hoch. Anfang 2023 betrug er etwa 68 Prozent. Sollte einmal speziell die US-Wirtschaft schwächeln, würden Anleger in den MSCI World das zu spüren bekommen. Wer daher den Anteil europäischer Aktien in seinem Depot erhöhen will, kann ergänzend auch in europäische ETFs investieren.

Welche europäischen Indizes gibt es?

Von den sechs bekanntesten Europa-Indizes enthalten drei nur Unternehmen aus dem Euroraum (Euro Stoxx, MSCI EMU und Euro Stoxx 50). Die anderen drei decken zusätzlich auch andere europäische Länder mit entwickelten Aktienmärkten ab, wie Großbritannien und die Schweiz (Stoxx Europe 600, MSCI Europe, Stoxx Europe 50).

Alle Indizes stellen die Anbieter nach dem Börsenwert der gehandelten Unternehmensaktien zusammen. Je wertvoller ein Unternehmen, desto größer ist sein Gewicht im Index. Einen Überblick über die Zusammensetzung der einzelnen Indizes liefert die folgende Tabelle.

Europäische Aktienindizes im Vergleich

IndexAnlageregionIndexkonzeptAnteil1 der wichtigsten Länder
Stoxx Europe 600Europadie 600 größten Unternehmen aus 17 europäischen Ländern; große, mittlere und kleine Firmen23,3 % Großbritannien, 18,2 % Frankreich, 14,6 % Schweiz, 12,7 % Deutschland, 6,8 % Niederlande, 4,6 % Schweden, 4,5 % Dänemark, 4,4 % Italien, 3,9 % Spanien,  1,7 % Finland
MSCI EuropeEuropa428 Konzerne aus 15 europäischen Ländern repräsentieren ca. 85 % des Gesamtmarktes; große und mittlere Firmen22,6 % Großbritannien, 18,8 % Frankreich, 15,4 % Schweiz, 13,2 % Deutschland, 7,1 % Niederlande
Euro StoxxEuroraumalle Unternehmen des Stoxx Europe 600 aus der Eurozone: derzeit 300 aus 11 Ländern35,4 % Frankreich, 24,6 % Deutschland, 13,2 % Niederlande, 8,6 % Italien, 7,6 % Spanien, 3,4 % Finnland, 3,0 % Belgien, 2,6 % Irland, 0,7 % Österreich, 0,6 % Portugal
MSCI EMUEuroraumdie 228 größten Unternehmen aus 10 Ländern der Eurozone; Marktabdeckung: ca. 85 %; große und mittlere Konzerne36,4 % Frankreich, 25,5 % Deutschland, 13,7 % Niederlande, 7,7 % Italien, 7,7 % Spanien
Stoxx Europe 50Europadie 50 größten europäischen Unternehmen aus den wichtigsten Branchen und 17 Ländern; nur Standardwerte25,9 % Großbritannien, 25,3 % Frankreich, 19,6 % Schweiz, 12,4 % Deutschland, 7,4 % Niederlande, 4,9 % Dänemark, 2,6 % Spanien, 1,0 % Italien, 1,0 % Belgien 
Euro Stoxx 50Euroraumdie 50 größten Unternehmen aus 19 Branchen und 11 Ländern der Eurozone; meistbeachteter Europa-Index; nur Standardwerte41,1 % Frankreich, 26,5 % Deutschland, 13,8 % Niederlande, 6,6 % Italien, 6,6 % Spanien, 2,3 % Irland, 1,8 % Finnland, 1,5 % Belgien

1 Die Prozentangaben sind gerundet. 
Quellen: MSCI, Stoxx (Stand: September 2023)

Mehr Unternehmen, mehr Rendite

Diejenigen europäischen Aktienindizes, die mehr Unternehmen enthalten, haben in der Vergangenheit tendenziell auch mehr an Wert gewonnen. Der Stoxx Europe 600 beispielsweise schnitt sowohl kurz- als auch langfristig jedes Jahr leicht besser ab als der etwas enger gefasste MSCI Europe und deutlich besser als der nochmals enger gefasste Stoxx Europe 50.

Langfristig konnte der Stoxx Europe 50, der die 50 größten Unternehmen Europas bündelt, den auf die Eurozone beschränkten Euro Stoxx 50 schlagen.

Durchschnittliche Rendite von europäischen Indizes1

 Anlagezeitraum
Index5 Jahre10 Jahre15 Jahre
 

Rendite pro

Jahr in %

Rendite pro

Jahr in %

Rendite pro

Jahr in %

Stoxx Europe 6006,98,16,4
MSCI Europe6,67,86,1
Stoxx Europe 506,06,34,8
Euro Stoxx 506,35,44,6

1 Die Renditen beschreiben die durchschnittliche jährliche Wertentwicklung des jeweiligen Netto-Index für den Anlagezeitraum bis 31. Dezember 2019.
Quellen: MSCI, Stoxx, Finanztip-Berechnung (Stand: 15. April 2020)

Die Wertentwicklung über einen bestimmten Zeitraum ist ein Indikator, den Anleger bei den unterschiedlichen Indizes berücksichtigen können. Interessant ist es aber auch, einen Blick auf die Schwankungen zu werfen. Das funktioniert gut, indem man die Wertentwicklung von Indexfonds, die Dividenden wieder anlegen, miteinander vergleicht. Für sie sind tagesaktuelle Kurse vorhanden.

Rendite und Schwankung bekannter Indizes (2015 bis 2019)1

IndexETFRenditeSchwankungsbreite2
  

in % pro Jahr

in % pro Jahr

Stoxx Europe 600Xtrackers
(ISIN: LU0328475792)
7,215,2
MSCI EuropeiShares (ISIN: IE00B4K48X80)6,915,0
Stoxx Europe 50Amundi (ISIN: FR0010790980)6,215,2
Euro Stoxx 50iShares (ISIN: IE00B53L3W79)7,017,0
zum Vergleich:   
DaxXtrackers
(ISIN: LU0274211480)
5,817,5
MSCI WorldXtrackers (ISIN: LU0274208692)10,413,4

1 Wir berechnen die durchschnittlichen Jahresrenditen für den Fünf-Jahres-Anlagezeitraum Ende Dezember 2014 bis Ende Dezember 2019.
2 Die Schwankungsbreite bezeichnet die Abweichung vom Rendite-Mittelwert im Betrachtungszeitraum nach oben und unten. 
Quelle: ETF-Anbieter, Finanztip-Berechnung (Stand: 18. April 2020)

Deutlich wird, dass die breit über europäische Aktien gestreuten Indizes Stoxx Europe 600 und MSCI Europe ähnlich stark schwanken. Anleger sind bei beiden Indizes gut aufgehoben. Im Fünf-Jahres-Zeitraum kann der Stoxx-Index der 50 größten Europa-Aktien, Stoxx Europe 50, bei der Schwankung ebenfalls gut mithalten.

Der Euro Stoxx 50, der auf europäische Aktien beschränkt ist, schwankte im gleichen Zeitraum mehr. Anleger sollten beim bekannten Euro Stoxx 50 daher vorsichtig sein.

Betrachtet man den deutschen Aktienindex Dax mit nur 30 Werten (bis 2021, nun 40), so legte er zwischen 2015 und 2019 eine deutlich schlechtere Wertentwicklung pro Jahr hin als alle anderen Indizes. Der mit mehr als 1.600 Aktien umfassendste Index, der Weltaktienindex MSCI World, lieferte dagegen die mit Abstand beste Jahresrendite bei gleichzeitig geringster Schwankung. 
Geeignete ETFs auf den MSCI World findest Du in unserem Ratgeber.

Wenn Du einen passenden Sparplan suchst, unterstützt Dich der Finanztip-Sparplanrechner dabei.

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Welche Rolle spielt der Wechselkurs?

Mehr als die Hälfte der Unternehmen, die in den europaweit ausgerichteten Indizes vertreten sind, stammen aus Ländern außerhalb der Eurozone. Das größte Gewicht hat Großbritannien, gefolgt von der Schweiz und Schweden. Klar ist, dass die Entwicklung der entsprechenden Landeswährungen im Vergleich zum Euro den Depotstand des Euro-Anlegers beeinflusst. Denn der Kurs der Aktien wird in Euro umgerechnet.

Steigen beispielsweise die Kurse des britischen Pfunds, des Schweizer Franken und der schwedischen Krone im Vergleich zum Euro, steigt auch der Wert des Index. Denn in Euro gerechnet kosten die Aktien aus diesen Ländern dann mehr. Umgekehrt wirkt es sich negativ auf die europaweiten Indizes aus, wenn die Fremdwährungen zum Euro fallen.

Anleger müssen also abwägen: Einerseits ermöglicht die Anlage in einen breiten europäischen Index eine bessere Streuung über Länder, Branchen und Unternehmensgrößen, andererseits führen die Schwankungen der Fremdwährungen dann zu Abweichungen zwischen der Entwicklung der Aktienkurse und der Wertentwicklung des Depots.

Anleger setzen aufs falsche Pferd

Insgesamt zeigt die Analyse der europäischen ETFs, dass Anleger in der Vergangenheit mit Indexfonds auf den Stoxx Europe 600 am besten gefahren wären. Die Mehrheit setzt allerdings auf den bekannteren Euro Stoxx 50, dessen Entwicklung häufig auf den Startseiten von Finanzwebsites angezeigt wird.

Das Volumen der ETFs, die dem Euro Stoxx 50 folgen und an der Frankfurter Börse gehandelt werden, betrug im April 2020 mehr als 27 Milliarden Euro. Die Anlagen in Indexfonds auf den Stoxx Europe 600 summierten sich gerade mal auf gut ein Drittel dessen.

Welche europäischen ETFs empfiehlt Finanztip?

Wir empfehlen Dir die breit gestreuten Indizes Stoxx Europe 600 und MSCI Europe. Indizes mit nur 50 Titeln wie der Stoxx Europe 50 oder der Euro Stoxx 50 haben sich in der Vergangenheit als zu anfällig für Krisen einzelner Sektoren erwiesen.

In separaten Ratgebern haben wir entsprechende börsengehandelte Indexfonds, sogenannte Exchange Traded Funds (ETFs), untersucht für die emp­foh­lenen europaweiten Indizes Stoxx Europe 600 und MSCI Europe. Damit kannst Du zu relativ geringen Kosten in die Entwicklung dieser Indizes investieren.

Wenn Du mithilfe des Stoxx Europe 600 oder MSCI Europe Vermögen aufbauen willst, empfehlen wir diese ETFs, die laufende Erträge wieder anlegen (thesaurieren):

Thesaurierende ETFs auf den Stoxx Europe 600 (2015 bis 2019)

Index/ETFArt der
Nachbildung
Kosten
(TER) p.a.
Wertentwicklung
p.a.
Gewinn
Anlage
10.000 €
Stoxx Europe 600  6,98 %4.012 €
Amundi 
(LU1681040223)
synthetisch0,18 %7,32 %4.236 €
Xtrackers (LU0328475792)physisch0,2 %7,14 %4.118 €
Lyxor (LU0908500753)physisch0,07 %7,12 %4.107 €
Invesco/Source
(IE00B60SWW18)
synthetisch0,19 %7,08 %4.075 €
BNP Paribas
(FR0011550193)
synthetisch0,2 %7,06 %4.064 €

Quelle: Finanztip-Berechnung (Stand: März 2020)

Thesaurierende ETFs auf den MSCI Europe (2015 bis 2019)

ETFArt der
Nachbildung
Kosten
(TER) p.a.
Wertentwicklung
p.a.
Gewinn
Anlage
10.000 €
Index MSCI Europe  6,94 %3.987 €
Amundi
(LU1681042609)
synthetisch0,15 %7,12 %4.103€
SPDR
(IE00BKWQ0Q14)
physisch0,25 %7,08 %4.079 €
iShares (IE00B4K48X80)physisch0,12 %7,06 %4.067 €
Xtrackers (LU0274209237)physisch0,12 %7,04 %4.051 €
Invesco/Source
(IE00B60SWY32)
synthetisch0,19 %7,02 %4.041 €

Quelle: Finanztip-Berechnung (Stand: April 2020)

Mehr dazu im Ratgeber Wertpapierdepot

  • Mit dem richtigen Wertpapierdepot zahlst Du wenig fürs Kaufen und Verkaufen von Aktienfonds (ETFs).
  • Finanztip empfiehlt zehn Depotangebote. Jeweils am stärksten: ING (Preis-Leistung), Finanzen.net Zero (Kosten) und Comdirect (Leistungsumfang).

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Autor
Sara Zinnecker

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