ETF Sicherheit Wie sicher sind Indexfonds?

Finanztip-Expertin für Bank und Börse
Das Wichtigste in Kürze
So gehst Du vor
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Aktien-ETFs sind bei privat Anlegenden seit Jahren sehr beliebt. Doch was ist, wenn der Depotanbieter pleitegeht oder es an der Börse plötzlich steil bergab geht? In diesem Ratgeber erfährst Du, welche Gesetze und Mechanismen ETFs absichern. Wir gehen auch durch, welchen unterschiedlichen Risiken Dein Investment ausgesetzt ist und erklären, was Du tun kannst, um Dein Investment in einen Aktien-ETF sicherer zu machen.
Breit gestreut und transparent: Weltweite Aktien-ETFs gelten bei einer langen Anlagedauer als relativ sichere Geldanlage. Darüber, wie sicher Dein investiertes Vermögen im Aktien-ETF aber wirklich ist, entscheiden zwei Komponenten: die Aktien-Seite und die ETF-Seite.
Mit der ETF-Seite ist das Vehikel Deines Investments gemeint. Investierst Du Geld in einen ETF, sind daran mehrere Parteien beteiligt: Dein Broker, eine Depotbank und die Fondsgesellschaft. Sie erfüllen verschiedene Aufgaben. Der Broker beziehungsweise die Onlinebank ist der Ort, wo Du die Order für die ETF-Anteile aufgibst. Wir empfehlen Dir zum Beispiel Anbieter wie ING, Finanzen.net Zero oder Justtrade. Mit der Depotbank hast Du als Anleger oder Anlegerin keinen direkten Kontakt. Sie verwahrt im Hintergrund Deine Wertpapiere, die Du von der Fondsgesellschaft, die Deinen ETF anbietet, gekauft hast. Das sind die sogenannten ETF-Emittenten oder ETF-Anbieter, wie Amundi, Xtrackers und iShares.
Damit keine dieser Parteien Deine ETF-Anteile veruntreut oder Dein Geld bei einer möglichen Insolvenz nicht mehr an Dich ausgezahlt werden kann, gibt es gesetzliche Rahmenbedingungen. In Deutschland schützt das Kapitalanlagegesetz (KAGB) die Anlegenden, in dem es einheitliche Standards für ETFs und andere Investmentprodukte vorgibt. Außerdem gibt es europäische Richtlinien für transparente Fonds. Sie heißen OGAW-Richtlinien (Organismen für gemeinsame Anlage in Wertpapiere). Viele ETFs tragen die englische Abkürzung dieser Richtlinie „Ucits“ im Namen.
Im Kapitel „Wie sicher sind Broker, Fondsgesellschaften und Depotbanken?“ erfährst Du, wie die Parteien zusammenspielen und wie Deine ETF-Anteile geschützt sind, sollte einer der Anbieter pleitegehen. Weitere Sicherheitsaspekte betreffen den Aufbau Deines ETF. Dazu kommen wir im Kapitel „Sind physische ETFs sicherer als synthetische?“.
Aktienseitig entscheiden die Unternehmen, aus denen der zugrundeliegende Aktienindex besteht, ob Dein Investment Verluste oder Gewinne einfährt. Der Kurs des ETF spiegelt wider, wie die Gesamtheit der darin enthaltenen Unternehmen gerade bewertet wird. Wie bei jedem Investment an der Börse schwankt dieser Kurs. Daraus ergeben sich verschiedene Arten von Risiken für Deinen ETF. Welche das sind und wie Du sie möglichst klein hältst, erfährst Du im folgenden Kapitel „Welche Risiken haben Aktien-ETFs?“
Trotz rechtlicher Vorgaben gehst Du mit Deiner Anlage in ETFs verschiedene Risiken ein. Die für Dich relevantesten stellen wir Dir hier kurz vor und erklären, wie Du sie minimieren kannst.
Zum einen trägst Du ein allgemeines Marktpreisrisiko. So wird das Risiko bezeichnet, dass der Wert Deiner Anlage schwankt. Hast Du zum Beispiel Anteile eines ETF auf den MSCI World gekauft, hängt ihre Entwicklung von der Entwicklung des Index ab. Ob sich Indices wie der MSCI World gut oder schlecht entwickeln, liegt wiederum daran, wie sich die in ihm enthaltenen Aktien entwickeln. Den Wert von Aktien und anderen Wertpapieren bestimmen Angebot und Nachfrage. Wer in Aktien investiert, trägt also auch immer das Risiko, dass die Nachfrage nach den jeweiligen Aktien nachlässt und ihre Preise sinken.
Dieses allgemeine Marktrisiko milderst Du ab, indem Du nicht nur in einzelne Aktien investierst, sondern in eine Vielzahl verschiedener Aktien – mit einem ETF auf einen Index wie dem MSCI World. Im MSCI World stecken aktuell etwa knapp 1.400 Unternehmen aus 23 Ländern und verschiedenen Branchen, was ihn zu einer breit gestreuten Anlage macht.
Ein Wechselkursrisiko entsteht, wenn eine Währung gegenüber einer anderen auf- oder abgewertet wird und diese Schwankung Deine Rendite verringern könnte. Wer in weltweite ETFs anlegt, geht immer ein Wechselkurs- beziehungsweise Währungsrisiko ein. Das hat nichts damit zu tun, in welcher Währung Dein ETF aufgesetzt ist. Welche Währung das ist, steht meist im Namen des ETF. Tatsächlich kann Dir die Währung Deines ETF aber egal sein, da Dich ein deutscher Broker immer in Euro abrechnet und Du das Währungsrisiko trägst, egal in welcher Währung Dein ETF aufgesetzt ist.
Beim Wechselkursrisiko geht es vielmehr um die Aktien, die in Deinem ETF stecken. Weltweite ETFs investieren in Unternehmen aus verschiedenen Ländern und damit auch verschiedenen Währungszonen. In einem ETF auf den MSCI World sind zum Beispiel Aktien von Apple enthalten, die in US-Dollar notieren, Aktien von Nestlé in Schweizer Franken, vom japanischen Autobauer Toyota in Yen oder von Siemens in Euro.
Jede der Fremdwährungen schwankt im Vergleich zur Währung, in der Dein ETF aufgelegt ist, in ihrem Wert. Je nachdem, wie gut oder schlecht der Wechselkurs der enthaltenen Währungen in die Fondswährung ist, kann die Währungsumrechnung Deine Rendite etwas steigern oder schmälern – unabhängig davon, wie sich Dein ETF entwickelt.
Rein mathematisch ist langfristig die Chance, durch schwankende Wechselkurse Gewinn zu machen, aber genauso hoch wie durch sie Verlust zu machen. Deshalb halten viele Expertinnen und Experten das Wechselkursrisiko für irrelevant bei weltweiten Aktien-ETFs. Damit es das wird, solltest Du Deinen Aktien-ETF allerdings möglichst lange halten. 15 Jahre oder länger sind sinnvoll.
Um das Wechselkursrisiko zu senken, gibt es auch währungsgesicherte ETFs, auf Englisch „hedged ETFs“ genannt. Sie ergreifen verschiedene Maßnahmen wie den Kauf von Finanzderivaten, um das Risiko auszugleichen. Das schaffen sie allerdings nur kurzfristig und sind teurer als nicht besicherte ETFs. Für die langfristige Geldanlage raten wir Dir von besicherten ETFs ab.
Besonders hoch kann das Wechselkursrisiko bei ETFs sein, die in Aktien aus Ländern investieren, deren Währungen stark im Wert schwanken. Das ist zum Beispiel in der Türkei der Fall. Wir raten allerdings davon ab, in ETFs zu investieren, die nur auf bestimmte Länder oder Währungsräume setzen. Stattdessen ist ein weltweiter ETF die bessere Wahl.
Eine gute Wahl sind weltweite Aktien-ETFs auch wegen des Klumpenrisikos. Das gehen Anlegende ein, wenn sie bei der Geldanlage alles auf eine Karte setzen. Zum Beispiel, indem sie einen Großteil ihres Vermögens in nur eine Anlageklasse stecken oder in den jeweiligen Anlageklassen wie zum Beispiel Aktien nicht genügend streuen. Anders als ETFs, die nur in Aktien aus einer bestimmten Branche oder Region investieren, gewährleistet ein ETF auf den MSCI World eine relativ breite Streuung in nur einem Produkt. Im Abschnitt „Wie kannst Du ETF-Investments sicherer machen?“ liest Du mehr dazu, wie Du diversifizierst, um das Klumpenrisiko zu senken.
Um Wertpapiere an der Börse zu verkaufen, muss es immer auch eine Person geben, die sie kaufen möchte. Was also, wenn Du ETF-Anteile verkaufen willst, aber niemand sie kaufen will? Bei weltweiten Aktien-ETFs ist das sehr unwahrscheinlich. Denn solche ETF-Anteile werden so häufig gehandelt, dass sich in der Regel immer sehr schnell ein Käufer oder eine Käuferin findet, um die Anteile zum Börsenkurs zu kaufen. Fachleute sprechen von einem geringen Illiquiditätsrisiko. Höher ist dieses Risiko, wenn es um Nischen-ETFs geht, die sich zum Beispiel auf ein Land oder eine Branche fokussieren. Hier kann ein Verkauf von Anteilen in ungünstigen Momenten etwas teurer sein als gewöhnlich.
In den vergangenen Jahren haben wir zweistellige Prozentwerte als Inflationsraten im Euroraum erlebt. Auch wenn die Teuerungsrate momentan wieder geringer ist, besorgt sie manche Anlegenden. Zu Unrecht. Denn langfristig wirst Du mit Deiner Anlage in einen weltweiten Aktien-ETF die Inflation schlagen, da Deine Geldanlage bei einer Laufzeit von mindestens 15 Jahren negative Wertentwicklungen abfangen kann. Das sogenannte Inflationsrisiko durch spezielle Produkte abzusichern, ist aus unserer Sicht nicht notwendig. Experten und Expertinnen bezweifeln, dass ein „Inflationsschutz“ – selbst nur kurzfristig – überhaupt möglich ist.
Es gibt zwar keine Rendite ohne Risiko, doch wenn Du ein paar Dinge beachtest, kannst Du das Risiko Deiner Geldanlage in Aktien-ETFs etwas senken.
Diversifiziere: Das wichtigste Instrument für mehr Sicherheit am Aktienmarkt ist die breite Streuung Deiner Geldanlage, auch „Diversifikation“ genannt. Du kannst auf zwei Arten diversifizieren: Indem Du in verschiedene Anlageklassen investierst, zum Beispiel mit Tagesgeld, Festgeld, Aktien-ETFs und einer Immobilie. Mehr dazu liest Du in unserem Ratgeber zur Geldanlage. Du kannst aber auch innerhalb einer Anlageklasse diversifizieren. In diesem Fall der Anlageklasse Aktien.
Der einfachste Weg dafür sind Fonds, die viele verschiedene Aktien enthalten, die aus verschiedenen Ländern, Kontinenten und Branchen kommen. Mit einem Aktien-ETF hast Du also bereits ein Produkt, das im Gegenteil zu Einzelaktien das Risiko breiter streut.
Wir empfehlen Dir auf einen ETF auf den MSCI World zu setzen, da der Index sehr breit aufgestellt ist. Er enthält Aktien von knapp 1.400 Unternehmen aus 23 Ländern. Noch mehr verschiedene Aktien enthält der MSCI All Countries World Index (ACWI): Hier investierst Du in die 2.800 größten Börsenunternehmen aus 47 Ländern. Beide Indices haben sich in der Vergangenheit ähnlich entwickelt.
Wenn Du möchtest, kannst Du statt Dein gesamtes Portfolio auf weltweite Aktien-ETF aufzubauen, zusätzlich einen kleinen Prozentsatz Deines Vermögens in andere ETFs stecken. Beimischungen von Rohstoff-ETFs oder ETFs mit Aktien aus Schwellenländern halten wir für sinnvoll, aber nicht unbedingt notwendig. Von anderen Beimischungen wie Gold oder Kryptowährungen raten wir ab.
Halte lange: Mit dem Risiko Deines Aktien-ETF wirst Du viel besser umgehen können, wenn Du möglichst viel Zeit mitbringst. Wir empfehlen Dir Deine ETF-Anteile erst nach frühstens 15 Jahren zu verkaufen. So kannst Du kurzfristige Kursschwankungen aussitzen und vom langfristigen Aufwärtstrend internationaler Aktien profitieren.
Halte Deine Balance: Deine Geldanlage sollte aus mehreren Bausteinen bestehen. Welche Bausteine Du brauchst und wie Du sie auswählst, erfährst Du in unserem Ratgeber zur Geldanlage. Weil Deine Geldanlage langfristig gedacht ist, musst Du nicht täglich oder wöchentlich in Dein Depot schauen. Etwa einmal im Jahr solltest Du aber überprüfen, ob Deine Geldanlage noch im Gleichgewicht ist, die Zusammensetzung der verschiedenen Bausteine also noch Deiner Strategie entspricht. Unser Ratgeber zum Umschichten Deiner Geldanlage führt Dich durch das Rebalancing.
Sei flexibel bei der Auszahlung: 15 Jahre sind vorbei und Du möchtest Anteile Deines ETF verkaufen? Wenn Du hierbei möglichst flexibel bist, kannst Du die Kursschwankungen Deines Börseninvestments zu Deinem Vorteil nutzen. Das bedeutet: Läuft es an der Börse gerade sehr schlecht, verkaufe lieber keine oder nur sehr wenige Deiner Anteile. Erklimmen die Kurse jedoch neue Höchststände, überleg, ob Du nicht eine etwas größere Summe entnimmst, als Du aktuell benötigst, und sie in einer Zinsanlage zwischenlagerst. Tagesgeld und Festgeld haben den Vorteil, dass Dein Vermögen nicht im Wert schwankt. Wie Du die Entnahme Deiner Anteile weiter optimierst, liest Du in unserem Ratgeber zum Thema ETF verkaufen.
Investierst Du über einen deutschen Depotanbieter in einen weltweiten Aktien-ETF zum Beispiel auf den MSCI World, können Deine Fondsanteile weder verloren gehen noch wertlos werden. Dafür sorgen die rechtlichen Rahmenbedingungen. Gehen wir die Parteien durch, die beteiligt sind, wenn Du ETF-Anteile kaufst. Am präsentesten für Dich als Anleger oder Anlegerin ist Dein Broker, bei dem Du ein Wertpapierdepot eröffnet hast. Sollte dieser plötzlich insolvent sein, ist das kein Grund zur Panik, denn ein Treuhänder würde Dein Depot übernehmen und als Ansprechpartner dienen.
Jeder ETF wird von einer Fondsgesellschaft angeboten, von der Du die jeweiligen Anteile kaufst. Geld, das in Fondsanteilen steckt, ist Sondervermögen der Fondsgesellschaft. Das bedeutet, dass Dein Geld nicht von der Fondsgesellschaft selbst, sondern von einer unabhängigen Depotbank verwahrt wird. Das schreibt das Kapitalanlagegesetz (§ 92 KAGB) vor. Bei den ETF-Anbietern Xtrackers und iShares verwahrt das Anlegergeld zum Beispiel die State Street Bank in Luxemburg beziehungsweise Irland, beim ETF-Anbieter Invesco die Bank Northern Trust.
Sollte Dein ETF-Anbieter pleitegehen, gehören Dir Deine Fondsanteile weiterhin. Die Depotbank, die Deine Anteile bereits vor der Pleite verwahrt hat, ist gesetzlich verpflichtet, die Verwaltung des ETF zu übernehmen – entweder dauerhaft oder so lange, bis ein anderer ETF-Anbieter die Fondsanteile aufkauft. Für Schulden haftet die Fondsgesellschaft nur mit ihrem eigenen, nicht mit dem Sondervermögen, in dem Deine Anteile stecken. Auch kann die Fondsgesellschaft kein Geld aus dem Sondervermögen veruntreuen, denn sie kann gar nicht darauf zugreifen.
Sollte nicht die Fondsgesellschaft, sondern diese Depotbank insolvent sein, ist gesetzlich vorgeschrieben, dass Fondsanteile an einen anderen Treuhänder übergehen, der dann die ETF-Anteile verwahrt (§ 2 DepotG). Auch ein solcher Vorfall bringt Dir also keinen Nachteil.
ETFs können auf zwei verschiedene Wege den jeweiligen Index nachbilden: physisch oder synthetisch. Während physisch replizierende ETFs die Aktien im Index kaufen oder beim sogenannten „optimized sampling“ zum größten Teil kaufen, empfinden synthetische ETFs die Entwicklung des Index über Aktien-Tauschgeschäfte nach. Sollten Dir diese Begriffe zum ersten Mal begegnen, dann lies in unserem Ratgeber zu ETFs nach.
Fälschlicherweise halten manche Anlegenden physisch replizierende ETFs gegenüber synthetischen ETFs für sicherer. Sie fürchten, bei einer Pleite des Anbieters eines synthetischen ETF nicht den vollen Indexwert zurückzubekommen. Tatsächlich ist bei beiden ETF-Arten das Risiko, durch die Insolvenz des ETF-Anbieters oder einem anderen Tausch- oder Leihpartner Geld zu verlieren, sehr gering – und sehr theoretisch. Im Detail:
Weil synthetische ETFs über Tauschgeschäfte von Wertpapieren funktionieren, gibt es ein sogenanntes Kontrahentenrisiko oder Gegenparteirisiko. Denn der ETF-Anbietende ist davon abhängig, dass der Tauschpartner, sozusagen der Kontrahent oder die Gegenpartei, seinen Verpflichtungen nachkommt. Ein Beispiel dafür: Um den Index synthetisch nachzubilden, lässt sich ETF-Anbieter A vom Tauschpartner Bank B die Wertentwicklung des Weltaktienindex MSCI World zusichern. A baut im Gegenzug ein sogenanntes Trägerportfolio mit einigen bekannten, häufig gehandelten Aktien auf. A sichert die Wertentwicklung dieser Aktien wiederum Bank B zu. Unterschiedliche Wertentwicklungen zwischen Index und Trägerportfolio gleichen die Partner täglich aus.
Ein Problem könnte dann entstehen, wenn Bank B insolvent würde und die Wertentwicklung des MSCI World nicht mehr wie vereinbart an ETF-Anbieter A liefern könnte. Dann müsste ETF-Anbieter A auf das Trägerportfolio zurückgreifen und dieses zu Geld machen. Sollten diese Aktien weniger wert sein als der MSCI World, müsste Anbieter A die von Bank B zu diesem Zweck hinterlegten Sicherheiten – in der Regel Staatsanleihen oder Bargeldbestände – anzapfen und sie verkaufen.
Um das Kontrahentenrisiko zu minimieren, gibt es in Europa strenge Regulierungen. Die Regeln für ETFs und andere Fonds sind in den OGAW-Richtlinien festgehalten. Auf Englisch heißen die Richtlinien „Ucits“. Demnach dürfen die Differenzen im Wert der beiden Portfolios, der sogenannte Swap-Wert, nur höchstens zehn Prozent des Fondsvermögens betragen und müssen stets zu 100 Prozent besichert sein. Der Swap-Wert wird täglich bestimmt und Sicherheiten nachgezogen.
Dass physisch replizierende ETFs Wertpapiere von Kundinnen und Kunden verleihen, um mehr Rendite herauszuschlagen, scheint vielen Privatanlegenden nicht vertrauenswürdig. Dabei sind diese Leihgeschäfte besichert und streng reguliert.
Zum Beispiel Wertpapierhändler oder Investmentbanken leihen Wertpapiere von ETF-Anbietern, wenn sie kurzfristig Aktien benötigen. Für diese geliehenen Aktien müssen die Entleiher Sicherheiten, zum Beispiel Staatsanleihen, hinterlegen (§ 200 KAGB). In der Regel wird dann am Ende jedes Handelstages überprüft, ob die hinterlegten Staatsanleihen noch dem Wert der Aktien entsprechen. Tun sie das nicht, muss der Wertpapierhändler Sicherheiten nachschießen. So soll gewährleistet sein, dass der Wert des ETF sich trotz Wertpapierleihe jederzeit nah am Indexwert bewegt.
Denn um ein wenig mehr zu verdienen und mehr Rendite für seine Anlegenden rauszuholen, verleihen ETF-Anbietende Teile ihres Aktienbestands an andere Marktteilnehmende
physisch replizierende ETFs | synthetische ETFs |
---|---|
Der ETF hält alle Aktien, die im Originalindex vertreten sind, oder nahezu alle (optimized sampling). | Der ETF-Anbieter lässt sich Indexentwicklung über ein Tauschgeschäft (Swap) von einer Bank zusichern. Er selbst baut ein Trägerportfolio mit Aktien großer Unternehmen auf. |
Um mehr Einnahmen zu erzielen, verleiht der ETF-Anbieter Aktien am Kapitalmarkt. | ETF-Anbieter nutzen Tauschgeschäfte, weil sie so die Entwicklung des Index kostengünstiger nachbilden können. |
Diese Wertpapierleihe ist besichert und wird in der Regel täglich ausgeglichen. | Die Tauschgeschäfte sind besichert. Im Falle einer Insolvenz der Bank wird das Trägerportfolio des ETF-Anbieters und Sicherheiten der Bank – meist Staatsanleihen – liquidiert. |
Quelle: Finanztip-Recherche (Stand: September 2024)
Hinweis: Beide ETF-Typen sind – wie jeder andere Fonds auch – grundsätzlich dem Risiko am Aktienmarkt ausgesetzt. Müssten im Fonds befindliche Aktien verkauft werden, bekommen Anlegerinnen und Anleger immer nur das Geld, das diese Aktien aktuell am Markt wert sind. Auch für Anleihen- und Geldmarkt-ETFs gibt es diese Arten der Nachbildung.
Finanzkrise, Coronapandemie oder Dotcomblase: Es gab immer wieder Phasen, in denen die Börsenkurse dramatisch abstürzten. Hast Du damals schon investiert, haben diese Kursstürze wahrscheinlich auch Dein Depot mit einem weltweiten Aktien-ETF in die roten Zahlen geschickt. Die schlechte Nachricht: Solche Crashs wird es auch in Zukunft geben. Die gute Nachricht: Dein weltweiter Aktien-ETF wird sich wieder davon erholen.
Unsere Analysen zum MSCI World zeigen, dass der Index zwischenzeitliche Rückschläge immer wieder aufgeholt hat – selbst in der schlecht möglichsten Phase für Anlegende, ab September 2000. Damals hat es 13 Jahre gedauert, bis der MSCI World die Verluste wieder aufgeholt hatte. Deswegen empfehlen wir einen Aktien-ETF mindestens 15 Jahre zu halten und bei der Entnahme Deiner ETF-Anteile möglichst flexibel zu sein. Das gibt Deiner Geldanlage genug Zeit für Erholung und Du kannst den Zinseszinseffekt ausnutzen.
Wie im Kapitel zum Marktpreisrisiko beschrieben, lassen sich Schwankungen im Wert Deines Investments nicht vermeiden. Bei einer langfristigen Geldanlage von mindestens 15 Jahren sind die kurzzeitigen Schwankungen aber kein Problem, da Du langfristig mit einer positiven Rendite von etwa sechs Prozent rechnen kannst.
Auch, wenn es schwerfällt: Sind die Börsenkurse gesunken und Dein Depot hat an Wert verloren, solltest Du die Füße stillhalten. Jetzt Anteile zu verkaufen ist eine sehr schlechte Idee, da Du durch den Kurseinbruch wahrscheinlich weniger Geld dafür bekommst, als Du dafür bezahlt hast. Bei schwerwiegenden Ereignissen kann es auch sein, dass der Handel an manchen Börsen vorübergehend nicht möglich ist oder die Handelsplätze sogar kurzzeitig schließen. So war es zum Beispiel nach dem Anschlag in New York am 11. September 2001, als die New Yorker Börse mehrere Tage geschlossen blieb.
Statt Anteile zu verkaufen, solltest Du im besten Fall das Gegenteil tun: Hast Du Geld zur Verfügung, das Du langfristig nicht brauchst, könnte ein Kursrückgang ein guter Zeitpunkt zum Kauf von Anteilen sein. Schließlich bekommst Du nun mehr Anteile für Dein Geld. Leider weißt Du nie, ob die Kurse nicht kurz nach einem Kauf noch weiter sinken. Abhilfe schafft ein ETF-Sparplan mit dem Du Dein Investment automatisierst und regelmäßig – zu günstigen und nicht so günstigen Preisen – einkaufst. Einen Sparplan solltest Du deshalb auch bei sinkenden Kursen unbedingt weiterlaufen lassen.
Hast Du Deine ETF-Anteile bereits seit über 15 Jahren im Depot liegen und entnimmst regelmäßig Geld, setze – wenn möglich – Deine Auszahlungen in Krisenzeiten aus oder verringere sie. Denn für eine gleich hohe Auszahlung musst Du durch die gesunkenen Preise jetzt mehr Anteile verkaufen als sonst.
Haben sich die Börsenkurse stark bewegt, kannst Du das mit ein bisschen zeitlichem Abstand auch zum Anlass für ein Rebalancing Deiner Geldanlage nehmen. Dabei überprüfst Du, ob die verschiedenen Anlageklassen wie Aktien-ETF, Festgeld und Tagesgeld noch Deinem Plan entsprechend gewichtet sind. Hat zum Beispiel Dein Aktien-ETF nach einem Börsencrash an Wert verloren und macht im Gegensatz zu Deinem Sicherheitsbaustein einen zu geringen Anteil an Deinem Vermögen aus, kannst Du nun nachkaufen. Was Du dabei beachten solltest, liest Du in unserem Ratgeber zum Rebalancing.
Neben Aktien-ETFs gibt es weitere Arten der passiven Fonds, die verschiedene Vermögenswerte abbilden. Wie sicher diese ETFs sind, entscheiden die Vermögensgegenstände, auf denen sie basieren und wie sie konstruiert sind.
Anleihen-ETFs zum Beispiel gelten als guter Sicherheitsbaustein für die Geldanlage. Wie der Name es verrät, sind Anleihen-ETFs Fonds, die einen Anleihen-Index nachbilden. Das können zum Beispiel Staatsanleihen sein. Wir empfehlen allerdings nicht alle Anleihen-ETFs, sondern vor allem die Unterkategorie der Geldmarkt-ETFs.
Die Sicherheit von Anleihe-ETFs bestimmt die Bonität der Emittenten, also derjenigen Gesellschaften, die die Anleihen ausgeben. Das sind meist Staaten oder Unternehmen. Du solltest Dein Geld wegen dieses Emittentenrisikos nur in einen Anleihe-ETF stecken, der in Anleihen von Emittenten mit hoher Bonität investiert. Gleiches gilt für Geldmarkt-ETFs, die ebenfalls ein Emittentenrisiko haben.
Im Gegensatz zu Anleihe-ETFs sind Geldmarkt-ETFs aber weniger Schwankungen ausgesetzt, was sie sicherer macht. Das kommt daher, weil Geldmarkt-ETFs vor allem in Anleihen oder andere Geldmarktinstrumente mit sehr kurzen Laufzeiten investieren. In der Regel betragen die Restlaufzeiten weniger als ein Jahr.
Geldmarkt-ETFs verändern sich allerdings analog zum Zinsniveau. Sind die Leitzinsen relativ hoch, können sie eine attraktive Rendite bieten. In Niedrigzinsphasen sind die Renditen allerdings ebenfalls niedrig.
Der Vorteil von Geldmarkt-ETFs zu vergleichbaren Zinsprodukten wie einem Tagesgeldkonto ist diese direkte Kopplung. Anbieter von Tagesgeldkonten garantieren hingegen ihre Zinsangebote entweder gar nicht oder nur für kurze Zeiträume wie zum Beispiel sechs Monate für neue Kundinnen und Kunden. Danach fallen Sparende auf teilweise sehr niedrige Zinssätze zurück und müssen den Anbieter wechseln, um einen attraktiven Zins zu bekommen.
Von Rohstoff-ETFs gibt es zwei Varianten: Aktien-ETFs oder Future-ETFs. Die erste Variante sind Aktien-ETFs, die einen Aktienindex aus der Rohstoffbranche nachbilden. Solche Branchen-ETFs sind weniger breit gestreut als etwa ein ETF auf den MSCI World und haben damit auch deutlich höhere Risiken.
Die zweite Variante von Rohstoff-ETFs bildet keinen Aktienindex nach, sondern einen Rohstoffindex. Solche Indizes fassen die Preisentwicklung unterschiedlicher Rohstoffe wie zum Beispiel Gold, Silber oder Öl zusammen. Damit der ETF-Anbieter die Rohstoffe aber nicht selbst kaufen und lagern muss, kauft er stattdessen Wertpapiere: sogenannte Futures, die auch Warenterminkontrakte genannt werden. Das sind Zertifikate, die den Kauf des Rohstoffes zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft vereinbaren.
Rohstoffe gelten zwar als geeignete Beimischung zum Aktien-Portfolio, um das Risiko der Geldanlage weiter zu streuen. Wir finden aber, dass Beimischungen zu Deinem weltweiten Aktien-ETFs nicht notwendig sind und sie nur unnötig komplizierter machen. Welche ETFs wir für die langfristige Geldanlage empfehlen, liest Du in unserem Ratgeber zu Indexfonds. Mehr dazu, wie Du Dein eigenes Portfolio aufstellst und mit den nötigen Sicherheitsbausteinen bestückst, liest Du im Ratgeber zur Geldanlage.
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