Nachhaltige Geldanlagen Mit einem nachhaltigen ETF gelingt der Einstieg

Hendrik Buhrs
Finanztip-Experte für Bank und Börse

Das Wichtigste in Kürze

  • Einen einfachen Einstieg in die ethische Geldanlage bieten günstige Aktien-Indexfonds (ETFs).
  • Damit beteiligst Du Dich an den größten Unternehmen weltweit, die auf die Umwelt, Produktionsbedingungen und faire Unternehmensführung achten. Ausgeschlossen sind dagegen Unternehmen, die zum Beispiel Kinder- oder Zwangsarbeit zulassen oder Waffen herstellen.
  • Andere „grüne“ Anlageformen sind entweder deutlich teurer als Indexfonds oder zu riskant.

So gehst Du vor

  • Von den vielen nachhaltigen ETFs empfiehlt Finanztip nur drei: zwei davon hat die UBS aufgelegt (ISIN: LU0629459743 und LU0950674332), einer stammt von iShares (IE00B57X3V84). Mehr über diese ETFs erfährst Du unter Punkt 3 in diesem Text.
  • Schaue Dir vorab an, ob die Auswahl der Aktien bei diesen ETFs Deinen Vorstellungen entspricht.
  • Passende Fonds zu Deinem Depot findest Du in unserem ETF-Finder.

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Umwelt-Skandale, marode Fabrikhallen, Dumpinglöhne oder unfairer Wettbewerb: Um Gewinne zu maximieren, sind manchen Konzernen viele Mittel recht.

Immer mehr Anleger achten aber inzwischen darauf, an welchen Unternehmen sie tatsächlich beteiligt sind. Sie machen sich Gedanken über Produktions- und Arbeitsbedingungen oder den Klimaschutz. Allerdings ploppen beim grünen Anlegen einige Fragen auf. Nicht zuletzt diese: Wie viel bringt es überhaupt?

Was sind nachhaltige ETFs?

Wer nachhaltig investiert, möchte sich insbesondere an Firmen mit guten, grünen oder ethischen Standards beteiligen. Gemessen am insgesamt investierten Vermögen bewegen sich nachhaltige Anlagen bislang noch im niedrigen zweistelligen Prozentbereich. Von jedem in Fonds angelegten Euro sind es 12,5 Cent (Deutschland, Stand 2023, Quelle: Forum Nachhaltige Geldanlagen). Doch die Möglichkeiten zu investieren werden zahlreicher – und unübersichtlicher.

Es gibt bislang keine einheitliche Definition dafür, was nachhaltige Geldanlagen genau sind. Manche verstehen unter einem nachhaltigen Investment, sich an großen Projekten wie Wind- oder Solarparks zu beteiligen oder zur Aufforstung von Wäldern beizutragen. Solche Projekte sind jedoch riskant und sollten keinesfalls im Mittelpunkt Deiner Geldanlage stehen. (Warum wir dieser Meinung sind, klären wir weiter unten.)

Besser ist es, sich über breit gestreute Aktienfonds an nachhaltig wirtschaftenden Unternehmen zu beteiligen. Auf diese Weise verteilt sich das Anlagerisiko auf eine Vielzahl an Unternehmen und Branchen. Gleichzeitig sind die Anteile an dem Fonds Sondervermögen und damit besser geschützt als andere Anlageformen wie unternehmerische Beteiligungen oder Nachrangdarlehen.

Eine einfache und günstige Art für Privatanleger, ethische Standards bei der Geldanlage zu berücksichtigen, sind börsengehandelte Aktien-Indexfonds (ETFs), die nachhaltig ausgerichtete Aktienindizes abbilden. Diese bieten aus unserer Sicht einen guten Mittelweg: Sie folgen grundsätzlichen ethischen Kriterien und sind zugleich kostengünstig. Du profitierst Jahr für Jahr von geringeren laufenden Verwaltungskosten (TER) im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds. Die Finanztip-Analyse zeigt: Ein Sparer, der in der Vergangenheit beliebige 15 Jahre lang im Weltaktienindex investiert war, hat niemals Geld verloren.

Unabhängig von der Anlageform haben sich verschiedene Ansätze etabliert, um die nachhaltig und nach bestimmten ethischen Kriterien arbeitenden Unternehmen aus einem großen Universum an Firmen zu filtern.

Nachhaltige ETFs: Fragwürdige Unternehmen fliegen raus

Einige Indizes und Fonds schließen Unternehmen von vornherein aus, die in umstrittenen Branchen tätig sind, also zum Beispiel Kriegswaffen, gentechnisch veränderte Lebensmittel, Alkohol oder Tabak herstellen. Außen vor sind oft auch Firmen, die Kinderarbeit zulassen oder ihr Geld mit Glücksspiel oder pornografischen Inhalten verdienen. Solche Ausschlusskriterien wirken absolut, das heißt: Eine konkrete Firma erfüllt die jeweilige Bedingung oder eben nicht.

Daneben gibt es auch relative Kriterien, mit denen sich mehrere Firmen untereinander vergleichen lassen. Indizes oder Fonds behalten dann die – vergleichsweise – besten Unternehmen einer Branche in ihrer Auswahl: beispielsweise den besten der an sich „nicht grünen“ Erdölproduzenten, den besten der in Billiglohnländern produzierenden Textilkonzerne oder die Investmentbank, die am besten mit Mitarbeitern umgeht und die Management-Boni im Zaum hält. Eine Kategorie kann auch heißen „Unternehmen mit niedrigem CO2-Ausstoß“. Dieses Vorgehen wird auch „Best in Class“-Ansatz genannt.

Absolute und relative Ausschlussregeln können miteinander kombiniert werden.

ESG-Kriterien stecken den Rahmen ab 

Dabei ist es nicht so einfach, diejenigen Unternehmen ausfindig zu machen, die innerhalb ihres Bereiches besonders nachhaltig arbeiten. Oft gibt es daher ein Team von Analysten oder gar spezielle Forschungsinstitute, die Unternehmen nach bestimmten ökologischen und gesellschaftspolitischen (sozialen) Kriterien und nach Kriterien der Unternehmensführung beurteilen. Die Rede ist von den sogenannten ESG-Kriterien. Die Abkürzung ESG steht dabei für die englischen Begriffe environment, social und governance (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung).

Auch über nachhaltige ETFs lässt sich lange diskutieren 

Ein Nachteil: Weil eine einheitliche Regelung fehlt, ist es für den Anleger oft nicht gut nachvollziehbar, welche Filter wirklich für die Auswahl der Aktien benutzt wurden. Nachhaltigkeit hat sehr oft mit persönlichen Wertvorstellungen zu tun, die sich unterscheiden. So dürfte zwar unstrittig sein, dass Unternehmen keine Kinderarbeit einsetzen und keine Streubomben finanzieren sollten. Bei anderen Themen wie grüner Gentechnik oder auch Atomenergie gehen die Meinungen dagegen schon eher auseinander. Impact Investing, also mit eigenen Anlageentscheidungen messbare Veränderungen zu erreichen, ist bei näherer Betrachtung eine hochkomplexe Angelegenheit.

Und selbst wenn die Frage „Was ist nachhaltig?“ anhand von konkreten Bedingungen beantwortet ist, folgt zwangsläufig die zweite Frage „Wer ist nachhaltig?“. Hier muss für jedes Unternehmen geklärt werden, ob es diese festgelegten Bedingungen erfüllt oder nicht. Auch das ist bei global agierenden Konzernen und einer Fülle zu betrachtender Daten manchmal sehr schwer. Und häufig ist es schwierig zu erkennen, wie sich einzelne Fonds im genauen Auswahlprozess ihrer Aktien unterscheiden.

Die von Finanztip emp­foh­lenen nachhaltigen ETFs schneiden in zentralen Kategorien jedenfalls deutlich besser ab als die nicht gefilterten ETFs.

ETF-Anbieter wie iShares zeigen auf der Homepage des konkreten Fonds (hier: IE00B57X3V84), wie viel des investierten Kapitals unerwünschten Geschäftsfeldern zugeordnet ist. Zum Vergleich: Ein Standard-ETF hat in jeder Kategorie einen Wert zwischen 0,16 und 1,27 Prozent. Quelle: iShares (Stand: 14. September 2021)

Das Thema nachhaltiges Investieren wird Dir derzeit an vielen Stellen begegnen. Gegen Ende dieses Ratgebers wollen wir auch auf die Diskussion eingehen, welchen Unterschied es zum Investieren in herkömmliche ETFs tatsächlich macht und welche Missverständnisse beim Thema Impact Investing vorkommen können.

Was sind die besten nachhaltigen Indizes?

Bei unserer Auswahl war uns wichtig, dass die Indizes bestimmte Nachhaltigkeitskriterien beachten, aber auch nicht zu einseitig und zu stark aussortieren, weil dies den Erfolg Deiner Geldanlage schmälern könnte. Es geht nicht darum, welcher Index oder ETF die höchste Rendite über einen bestimmten Zeitraum erzielt hat. Dieses Ergebnis kann im Lauf der Zeit stark schwanken. Aufgrund der unterschiedlichen Bewertungen darüber, was nachhaltig ist, kann es auch nicht darum gehen, den grünsten oder nachhaltigsten ETF zu finden.

Stattdessen haben wir uns (wie bereits im Jahr 2018, 2019 und 2021) im ersten Schritt die zahlreichen nachhaltigen Aktienindizes am Markt angeschaut. Wie wir dabei genau vorgegangen sind, erfährst Du im Abschnitt „So haben wir untersucht“.

Wir haben am Ende zwei Indizes genauer betrachtet, die uns auch 2023 weiterhin überzeugen. Diese Indizes streuen die Anlage nach nachhaltigen Kriterien breit genug über Unternehmen verschiedener Branchen, Länder und Währungen. Es sind der MSCI World Socially Responsible Index (SRI) und der Dow Jones Sustainability Index World Enlarged.

Nachhaltige Indexfonds (ETFs), die diese Indizes abbilden, kommen für eine langfristige Geldanlage infrage. Auf dieser Grundlage empfehlen wir drei nachhaltige ETFs, die wir weiter unten im Text vorstellen. Doch erst einmal sollst Du die Indizes besser kennenlernen. Bei der Auswahl der Aktien gehen die beiden Indexanbieter, MSCI und Dow Jones, unterschiedlich vor:

MSCI World Socially Responsible Index (SRI) - Der Index bündelt aus 23 Industrieländern die rund 400 Unternehmen, die das höchste ESG-Ranking aufweisen. Der Grundstock dieser Analyse ist der normale MSCI-World-Index, der rund 1.500 Unternehmen umfasst. Der SRI ist also eine Auswahl aus dieser größeren Gruppe. Mittlerweile gibt es mehrere Varianten des SRI. Der Index World SRI Low Carbon Select 5 % Issuer Capped besteht aus rund 380 Firmen und legt zusätzlich Wert auf einen niedrigen CO2-Fußabdruck. Diese SRI-Variante beschränkt das maximal mögliche Gewicht besonders großer Unternehmen im Index (auf 5 Prozent) – und ist weiterhin aus unserer Sicht ausgewogen genug für Deine Geldanlage.

Ein zentraler Unterschied zwischen dem ungefilterten MSCI World und dem Low-Carbon-SRI zeigt sich beim CO2-Ausstoß der enthaltenen Unternehmen. Diese Emissionen liegen beim SRI Low Carbon Select 5 % Issuer Capped rund 75 Prozent niedriger als die der Unternehmen im Mutter-Index MSCI World, gemessen jeweils in Tonnen CO2 pro 1 Million US-Dollar Umsatz.

MSCI beschäftigt für die Auswahl eigene Analysten, die dieses Rating erarbeiten. Dabei greifen sie auf öffentlich verfügbare Informationen zurück, also zum Beispiel Geschäftsberichte oder Medienberichte. Die Unternehmen, die am Ende im Index landen, haben neben einem guten Nachhaltigkeitsrating auch noch Gewicht an der Börse. MSCI gibt vor, dass die Aktien im SRI 25 Prozent des Börsenwerts des klassischen Index auf sich vereinen müssen. Umstrittene Branchen scheiden von vornherein aus: Alkohol, Tabak, Glücksspiel, Waffen, Atomkraft, Pornografie, Gentechnik. Der Anteil US-amerikanischer Aktien lag im April 2023 bei etwa 67 Prozent, ein Stück niedriger als beim normalen MSCI-World-Index.

Dow Jones Sustainability Index World Enlarged - Er bündelt die rund 600 nachhaltigsten Unternehmen der Welt inklusive Schwel­len­län­der. Die Auswahl basiert auf einem umfassenden Fragebogen, der auf mehr als 100 Seiten nachhaltige Kriterien abfragt. Es gibt Extravarianten für 61 Wirtschaftszweige wie Banken oder Konsumgüter. Dabei wird als Grundstock der S&P Global Broad Market Index genutzt. Analysten bewerten und gewichten diese Kriterien und kommen auf einen Nachhaltigkeitsscore. Von den nachhaltigsten Unternehmen kommen die 20 Prozent jeder Branche in den Index, die an der Börse am meisten wert sind. In dieser Indexvariante sind umstrittene Industrien ebenfalls ausgeschlossen. Der Anteil US-amerikanischer Aktien lag im März 2023 bei etwa 51 Prozent.

Im Fragebogen müssen Unternehmen explizite Angaben zu mehreren Themen machen. Das sind zum Beispiel: Wie setzen sich Management und Aufsichtsrat zusammen? Wie geht das Unternehmen mit Datenschutz um? Was gilt für die Sicherheit der Mitarbeiter? Wie sieht die CO2-Bilanz des Unternehmens aus? Bewertet das Unternehmen intern, ob in der Produktionskette Menschenrechtsverletzungen stattfinden, zum Beispiel Kinderarbeit zugelassen wurde?

Welche Aktien stecken in den nachhaltigen Indizes?

Die Tabelle zeigt die zehn gewichtigsten Aktien, die derzeit in den Indizes vertreten sind, die wir als gut befunden haben. Wir zeigen die Zusammensetzung im Vergleich zum dazugehörenden klassischen Index, der nicht nachhaltig ausgerichtet ist.

Industrieländer: Nachhaltiger und klassischer Index im Vergleich1

MSCI World SRI 5 %GewichtMSCI WorldGewicht
Microsoft5,3 %Apple4,5 %
Tesla4,9 %Microsoft3,7 %
Nvidia3,2 %Amazon2,0 %
Home Depot2,4 %Alphabet A21,3 %
Coca Cola2,2 %Alphabet C1,3 %
Roche2,0 %Tesla1,2 %
Pepsico1,9 %Unitedhealth1,0 %
ASML Holding1,6 %Johnson & Johnson1,0 %
Novo Nordisk1,6 %Nvidia< 1 %
Cisco1,5 %Meta A (Facebook)3< 1 %

1 Aufgeführt sind die jeweils zehn größten Werte. Wir betrachten hier die Variante MSCI World SRI Low Carbon Select 5 % Issuer Capped Index, die den maximalen Anteil eines Unternehmens auf 5 Prozent begrenzt. Aktuell betrifft dies nur Microsoft, das im normalen SRI ein Gewicht von rund 14,3 Prozent hat (Stand: 30. Juni 2022).
2 Die C-Aktien des Internetkonzerns Google beinhalten, anders als die A-Anteile, keine Stimmrechte für die Aktionäre.
3 Die A-Aktien von Meta Platforms (Facebook) sind für den öffentlichen Aktienmarkt bestimmt und beinhalten ein Stimmrecht pro Anteil.
Quelle: MSCI (Stand: 30. Juni 2022)

Nachhaltiger und klassischer All-Countries-Index im Vergleich1

DJSI World Enlarged2GewichtMSCI All Countries
World Index
Gewicht
Microsoft10,0 %Apple4,2 %
Alphabet C4,1 %Microsoft3,3 %
Nvidia2,9 %Amazon2,2 %
Unitedhealth

2,4 %

Alphabet A3

1,3 %

Taiwan Semiconductor1,9 %Alphabet C1,2 %
Visa1,7 %Tesla1,1 %
Bank of America1,5 %Nvidia< 1 %
Mastercard1,5 %

Taiwan

Semiconductor

< 1 %
Roche1,4 %Meta (Facebook)< 1 %
Abbvie1,4 %Unitedhealth< 1 %

1 Aufgeführt sind die jeweils zehn größten Werte.
2 Umstrittene Branchen sind nicht immer ausgeschlossen. Wir betrachten aber die Anteilsklasse des Fonds, der Alkohol, Tabak, Waffen etc. ausschließt (DJSI World Enlarged ex Alcohol, Tobacco, Gambling, Armaments & Firearms, and Adult Entertainment).
3 Die C-Aktien des Internetkonzerns Google beinhalten, anders als die A-Anteile, keine Stimmrechte für die Aktionäre.
Quelle: Indexanbieter, iShares (Stand: 28. Februar 2022)

Es fällt auf, dass die Zusammensetzung der nachhaltigen Indizes stark voneinander abweicht. Beiden nachhaltigen Indizes ist dagegen gemein, dass führende Unternehmen aus dem Bereich IT (Apple, Facebook) sowie der Online-Versandhändler Amazon nicht im nachhaltigen Index enthalten sind.

Facebook beispielsweise büßt in der Wertung von MSCI Punkte in der Kategorie unternehmerisches Verhalten ein, obwohl es in Sachen Klimabilanz gut dasteht. Die Analyse von DJSI sieht das ähnlich und gibt Facebook nur 14 von 100 möglichen Punkten.

Nachhaltige Indizes: Schwankung und Rendite

Die beiden nachhaltigen Indizes MSCI World SRI und DJ Sustainabiliy World Index Enlarged haben jeweils weniger Aktien im Portfolio als ihre klassischen Pendants. Trotzdem schwanken die Indizes nicht stärker, wenn wir auf den Fünf-Jahres-Zeitraum 2017 bis 2021 blicken.

Der MSCI World SRI kann auf das Jahr gerechnet sogar mehr Rendite erwirtschaften als der normale MSCI World (16,1 zu 13,3 Prozent pro Jahr).

Der nachhaltige Dow-Jones-Index liegt dagegen etwas hinter dem auch Schwel­len­län­der umfassenden MSCI All Countries World Index (13,0 zu 12,7 Prozent pro Jahr).

Beide Indizes kommen für eine Geldanlage infrage. An der Auswertung kannst Du insbesondere erkennen, dass nachhaltige ETFs in der Vergangenheit vergleichbar gut oder sogar besser abgeschnitten haben als ihre Gegenstücke ohne Nachhaltigkeitskriterien. Mehr Details liest Du im Abschnitt So haben wir untersucht.

Welches sind die besten nachhaltigen ETFs?

Drei nachhaltige ETFs kommen der Finanztip-Analyse zufolge infrage, wenn Du auf der Suche nach einer ethisch-ökologischen Geldanlage bist:

Zwei ETFs der Marke UBS, die den nachhaltig ausgerichteten MSCI World SRI Index abbilden, in einer Variante, die den maximalen Anteil eines Unternehmens auf 5 Prozent begrenzt. Einer der beiden Fonds schüttet Dividenden aus (ISIN: LU0629459743). Es gibt auch eine thesaurierende Variante (LU0950674332), bei der Dividenden wieder angelegt werden. 

Darüber hinaus ist ein ETF der Marke iShares (IE00B57X3V84) empfehlenswert, der den nachhaltig ausgerichteten Dow Jones Sustainability Index World Enlarged (ex Alcohol, Tobacco, Gambling, Armaments & Firearms, and Adult Entertainment) abbildet.

Welcher ETF für Dich der richtige ist

In die ETFs von UBS (ausschüttend: LU0629459743, thesaurierend: LU0950674332) kannst Du investieren, wenn Du eine Alternative zu Indexfonds auf den klassischen Weltaktienindex MSCI World suchst, Dich also auf die Industrieländer konzentrieren willst. Bei der Wertentwicklung für den Fünf-Jahres-Zeitraum 2017 bis 2021 hat diese nachhaltige ETF-Variante 15,1 Prozent Rendite pro Jahr erzielt und damit die Indexentwicklung noch hinreichend getroffen.

In den ETF der Marke iShares (IE00B57X3V84) kannst Du investieren, wenn Du etwas weniger Gewicht auf US-amerikanische Aktien legst und stattdessen auch in nachhaltige Unternehmen aus Schwel­len­län­dern investieren möchtest. Der ETF stellt die nachhaltige Alternative zum Indexfonds auf den MSCI All Countries World Index (ACWI) dar.

Bei der Rendite bleibt er im Zeitraum 2017 bis 2021 mit 12,5 Prozent Rendite pro Jahr noch recht nah am Vergleichsindex. Ein Plus: Der Fonds legt Dividenden selbstständig wieder im Fondsvermögen an (er thesauriert). Diesen ETF gibt es bei vielen Depotbanken auch als günstigen Sparplan. Alle von Finanztip emp­foh­lenen ETFs in der Übersicht findest Du im ETF-Finder.

Wie genau die beiden nachhaltigen ETFs im Vergleich abschneiden, liest Du am Ende des Textes im Abschnitt So haben wir untersucht.

UBS MSCI World SRI UCITS ETF dis
UBS MSCI World SRI UCITS ETF
ISIN LU0629459743 / WKN A1JA1R
  • nachhaltiger ETF auf den Weltaktienindex von MSCI
  • Ausschluss kontroverser Branchen
  • mit rund 380 Aktien breite Streuung
  • im Sparplan erhältlich bei ING, Consorsbank, Comdirect, 1822direkt, Scalable Capital, Trade Republic und Flatex
UBS MSCI World SRI UCITS ETF
ISIN LU0950674332 / WKN A1W3CQ
  • nachhaltiger ETF auf den Weltaktienindex von MSCI
  • Ausschluss kontroverser Branchen
  • mit rund 380 Aktien breite Streuung
  • legt Dividenden wieder an
  • im Sparplan erhältlich bei Comdirect, Consorsbank, 1822direkt, Scalable Capital, Trade Republic und Flatex
iShares DJ Global Sustainability UCITS
iShares DJ Global Sustainability UCITS
ISIN IE00B57X3V84 / WKN A1H7ZT
  • nachhaltiger ETF auf den Weltaktienindex von Dow Jones
  • Schwel­len­län­der inbegriffen
  • Ausschluss kontroverser Branchen
  • mit rund 550 Aktien breite Streuung
  • im Sparplan erhältlich bei ING, Comdirect, Consorsbank, 1822direkt, Scalable Capital, Trade Republic und Flatex

Wo bekommst Du die emp­foh­lenen ETFs?

Um ETFs kaufen und verwahren zu können, brauchst Du zunächst ein günstiges Wertpapierdepot. Du kannst es unkompliziert von zuhause aus eröffnen und greifst am besten auf eines der Depots zurück, die Finanztip empfiehlt.

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Je nachdem, ob Du eine bestimmte Summe auf einen Schwung anlegen möchtest oder lieber regelmäßig investieren willst, kannst Du eine sogenannte Ein­mal­an­la­ge oder einen Sparplan wählen. Beides ist aber flexibel kombinierbar, weil es lediglich zwei unterschiedliche Arten sind, Anteile eines Fonds zu kaufen. Ein Sparplan würde beispielsweise jeden Monat 100 Euro in den ausgewählten ETF investieren. Du kannst die Summe aber jederzeit aufstocken, reduzieren oder den Plan ganz streichen. Oder auch, falls vorhanden, mit 1.000 Euro oder einer beliebigen höheren Summe per Einzelkauf starten beziehungsweise den Sparplan ergänzen.

In jedem Fall ist entscheidend, dass Du lange genug, mindestens 15 Jahre, dabeibleibst. Ein etwaiges Auf und Ab am Kapitalmarkt hat sich über diesen Anlagehorizont in der Vergangenheit immer ausgeglichen; Anleger haben über diesen Zeitraum nie Geld verloren.

Welche ETFs es bei Deinem Depotanbieter zu welchen Gebühren gibt, für Sparpläne und Ein­mal­an­la­gen, zeigt Dir unser ETF-Rechner. Nachhaltige ETFs sind dort gekennzeichnet.

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Warum keine Öko-Aktienfonds und Öko-Kapitalanlagen?

Wenn Du Dich bei Deiner Bank, in den Medien oder im Internet über nachhaltige Geldanlage informierst, stößt Du häufig auf zweierlei: aktiv verwaltete Ökofonds (häufig als gemischte Fonds oder reine Aktienfonds) und spezielle Nachhaltigkeitsprojekte, etwa die Beteiligung an Windparks oder Waldprojekten.

Finanztip sieht bei beiden Anlageformen Nachteile – allerdings mit deutlichen Abstufungen: Fonds können unter bestimmten Voraussetzungen durchaus hinter der ETF-Anlage die zweitbeste Lösung sein. Von anderen Anlageformen raten wir dagegen in jedem Fall ab.

Aktiv verwaltete Öko-Aktienfonds

Bei sogenannten aktiven Fonds ist ein Fondsmanager dafür verantwortlich, die Aktien für den Fonds auszuwählen. Im Falle von Ökofonds sind das Aktien solcher Unternehmen, die er für besonders nachhaltig hält. Es ist jedoch nicht gesagt, dass dieser Fondsmanager am Ende bessere Anlageentscheidungen trifft, als wenn er einfach einen breit gestreuten und nachhaltigen Aktienindex nachbildet.

In jedem Fall bezahlst Du bei aktiv verwalteten Fonds höhere laufende Verwaltungsgebühren (bis zu 2,5 Prozent jährlich) als bei einem Aktien-Indexfonds (in der Regel zwischen 0,2 und 0,5 Prozent). Zudem bekommst Du die Fonds häufig über einen Vermittler direkt von der Kapitalanlagegesellschaft. Dann wird in der Regel ein sogenannter Ausgabeaufschlag fällig. Er kann bis zu 5 Prozent des Anteilswerts ausmachen – und diesen Betrag muss der Fonds dann über die Jahre erst wieder verdienen.

Das bedeutet: Wir halten es für unwahrscheinlich, dass ein Ökofonds mit Aktien langfristig nach Kosten besser abschneidet als ein nachhaltiger Marktindex, wie der MSCI World Socially Responsible Index / SRI. (Generell übertreffen nur wenige aktive Fonds marktbreite ETFs.) In unserer aktuellen Fünf-Jahres-Analyse in der folgenden Tabelle hat der Fonds der österreichischen Erste Bank den marktbreiten Index allerdings übertroffen (20,9 Prozent pro Jahr statt 16,3 Prozent pro Jahr). Bei unseren zwei vorherigen Analysen für die Jahre 2014 bis 2018 und 2015 bis 2019 hatten die drei aktiven Fonds dagegen das Nachsehen und lagen bis zu 5 Prozentpunkte pro Jahr hinter dem MSCI World SRI zurück. Ob sie also dauerhaft vor den ETFs liegen, ist völlig unklar.

Speziell bei Ökofonds kommt noch ein weiterer Aspekt hinzu: Jeder Fonds definiert Nachhaltigkeit etwas anders. Willst Du wissen, wie der Fonds bei der Auswahl seiner Aktien vorgeht, musst Du erstmal ins Kleingedruckte schauen. Es passiert auch häufig, dass die Fonds zu stark aussieben, also nur noch sehr wenige Aktien oder Aktien einer speziellen Branche bündeln. In dem Fall ist der Fonds leichter anfällig für Schwankungen. Denn wenn ein paar Aktien (derselben Branche) schwächeln, können nur wenige andere den Verlust wettmachen.

Die Tabelle zeigt beispielhaft die wichtigsten Charakteristika von drei aktiv verwalteten Nachhaltigkeitsfonds, die immer wieder in den Medien auftauchen. Der Ökoworld Ökovision wurde 1996 aufgelegt und ist einer der Pioniere im Bereich der nachhaltigen Geldanlage. Die Fonds der Erste Bank und von Greeneffects bestehen seit 2001 und 2000. Bei ihnen solltest Du beachten, dass sie nur bestimmte Branchen berücksichtigen, anders als die von uns emp­foh­lenen breiter aufgestellten ETFs.

Ausgewählte Ökofonds und ihre Charakteristika (2017 bis 2021)

FondsnameZusammensetzung

Wertent-

wicklung

in % p.a.

aus 10.000 €
wurden nach

Kosten, in €

investiertes
Vermögen

in Mio. €

Ökoworld Ökovision Classic (ISIN: LU0061928585)

90 Aktien weltweiter Unternehmen, die feste ESG-Kriterien einhalten; eine Analyseabteilung erstellt Titelprofile, ein Anlageausschuss entscheidet, ob eine Aktie aufgenommen wird oder nicht

12,2

16.908


2.069,1

 

Erste WWF Stock ( AT0000705678)100 Aktien weltweiter Unternehmen aus dem Bereich Wasseraufbereitung, Recycling, Erneuerbare Energien etc.; Fondsmanagement wird durch einen Umweltbeirat des WWF unterstützt20,924.873770,4
Greeneffects NAI Wertefonds (ISIN: IE0005895655)30 Aktien weltweit, davon 75 % große und 25 % besonders innovative Unternehmen; der Fonds folgt dem Natur-Aktien-Index, der von einem Expertenausschuss bestimmt wird15,920.071197,8

Quelle: Finanztest, Ökotest, Morningstar, finanzen.net, Finanztip-Recherche (Stand: 31. Mai 2022)

Fazit: Ein aktiv verwalteter Ökofonds kommt als Geldanlage dann infrage, wenn er genügend breit über Unternehmen, Branchen und Länder streut. Sonst riskierst Du hohe Schwankungen des Fondswerts nach oben – aber auch nach unten. Außerdem solltest Du von den Anlagekriterien der Fondsgesellschaft und des Fondsmanagements besonders überzeugt sein. Schließlich musst Du in Kauf nehmen, dass Du im Vergleich Jahr für Jahr für Deine Geldanlage deutlich mehr bezahlst als bei einem Indexfonds (ETF).

Sonstige Öko-Kapitalanlagen 

Wegen der niedrigen Zinsen gab es in den vergangenen Jahren auch zahlreiche Angebote am Markt, bei denen sich Anleger mit ihrem Kapital an ökologischen Projekten beteiligen konnten. Häufig versprachen die Anbieter eine besonders hohe Rendite.

Meist ging es dabei um den Bau von Wind- oder Solarparks oder um Waldprojekte. Auch heute sind solche Angebote noch zu finden.

Für Anleger sind sie aber sehr riskant. Das liegt nicht nur an den Projekten selbst, sondern auch an der Risikoverteilung zwischen Anleger und Anbieter. Anlageformen wie geschlossene Beteiligungen, Nachrangdarlehen oder Genussscheine sind in der Regel nachteilig für die Anleger: Im schlimmsten Fall wäre Dein Geld weg oder Du müsstest in einem langwierigen Insolvenzverfahren ausharren, um einen Teil des investierten Geldes zurückzubekommen. Wenn hingegen alles optimal läuft, kann eine solche Investition eine positive Wirkung entfalten. Das Problem ist eben, dass Du das nicht vorher wissen kannst. Selbst in ein Projekt, das Dich 100-prozentig überzeugt, solltest Du nie einen beträchtlichen Teil Deines Geldes stecken.

Die Finanzaufsicht Bafin kann Unternehmen des sogenannten grauen Kapitalmarkts derzeit nicht ausreichend kontrollieren. Sie hat aber eine Übersicht veröffentlicht, in der sie ausdrücklich vor vermeintlich sicheren Kapitalanlagen mit hohen Gewinnversprechen warnt. Darin zeigt die Behörde auch auf, wie diese zu erkennen sind.

Genussscheine – Beispiel für riskante Kapitalanlagen

Beliebt waren in der Vergangenheit auch Beteiligungen in Form sogenannter Genussscheine. Ein Genussschein ist eine Art Anleihe. Der Käufer leiht dem Unternehmen also zunächst Geld, das er – der Idee nach – nach einer bestimmten Anzahl an Jahren zurückbekommt und bis dahin jährlich Zinsen einstreicht. Zusätzlich können Genussscheine auch eine Gewinnbeteiligung vorsehen, etwa wenn der Windpark läuft, Strom erzeugt und diesen verkaufen kann.

Was sich gut anhört, hat einen Haken: Es ist nicht garantiert, dass das Anlegergeld überhaupt beim Projekt ankommt, dieses verwirklicht wird und dann auch noch Gewinne abwirft. Gibt es Probleme, haben Anleger oft wenig Chancen, ihr eingezahltes Geld wiederzusehen. Die Genussscheine sind „nachrangig“ – das heißt, dass andere Gläubiger wie große Banken ihr Geld zuerst zurückbekommen. Anleger sind zudem an den Verlusten beteiligt.

Welche Folgen unternehmerisches Handeln auf Umwelt und Gesellschaft hat, wird zum Glück immer häufiger diskutiert. Allerdings gibt es bei diesem komplexen Thema noch viele Fragezeichen. Wenn Dir Nachhaltigkeit bei der Geldanlage wichtig ist, solltest Du Dich nicht mit der erstbesten Antwort zufriedengeben.

Hendrik Buhrs
Unser Finanztip-Experte für Bank und Börse

Nachhaltige Banken und nachhaltiges Konto

In diesem Ratgeber geht es um nachhaltige Aktien-ETFs und verwandte Geldanlagen. Du kannst aber auch Deine alltäglichen Geldgeschäfte bei einer nachhaltigen Bank erledigen. Dazu haben wir Informationen in unserem Ratgeber Girokonto zusammengestellt.

Die Spezialbanken bieten oft neben dem Girokonto auch Tagesgeld und Festgeld für den risikoarmen Baustein Deiner Geldanlage an. Gute nachhaltige Banken stellen transparent dar, welchen Kreditnehmern sie das Geld der Sparer leihen.

Placebo oder unverzichtbar: Solltest Du nachhaltig investieren?

Vielen Anlegern kommt diese Frage seltsam vor, weil sie vehement mit Ja antworten würden. Die Frage nach dem Warum stellt sich vergleichsweise selten, und manchmal treten dabei Missverständnisse ans Licht.

Oft beginnt es mit dem Satz „Mein Geld soll in gute Unternehmen fließen“. Eingangs haben wir gezeigt, dass nicht immer eindeutig ist, was „gut“ ist, und ebensowenig, was ein „gutes Unternehmen“ ist. Problematisch an dem Satz ist aber auch die Vorstellung, dass Dein Geld in das Unternehmen fließt. Bei einer Reihe anderer Aktionen wäre das der Fall: wenn Du Produkte des Unternehmens kaufst oder ihm einen Kredit gibst. Ausgerechnet beim Aktienkauf, obwohl man ihn ja oft als Investment in eine Firma bezeichnet, wandert aber kein Geld in sie hinein.

Eine Ausnahme von diesem Prinzip ist der erstmalige Verkauf frischer Aktien (beim Börsengang oder einer Kapitalerhöhung), was aber immer nur wenige Unternehmen betrifft. Beim normalen Börsenhandel fließt der Kaufbetrag für die Aktie in die Tasche desjenigen, dem sie bisher gehörte. Das Unternehmen bekommt dabei kein zusätzliches Kapital.

Ein börsennotiertes Unternehmen wird daher nicht in demselben Sinne abgestraft, wenn sich viele Anleger von ihren Aktien trennen, als wenn Kunden beispielsweise auf Kurzstreckenflüge oder ungesunde Nahrungsmittel verzichten. Das liegt zum einen daran, dass die Firma immer irgendwelchen Eigentümern gehören muss, und nicht ein Stück der Firma plötzlich herrenlos werden kann. Jeder Kauf oder Verkauf einer Aktie findet zu einem Preis statt, der eng mit dem aktuellen Wert des Unternehmens zusammenhängt. Anders gesagt: Der Aktienkurs würde nur dann absacken, wenn sehr viele Investoren denken, dass die Firma eigentlich weniger wert ist als früher. Eine bloße Verkaufswelle würde den Börsenwert nicht ändern, solange keine Neuigkeiten dahinterstecken.

Zum anderen führt selbst ein niedrigerer Börsenwert nicht automatisch dazu, dass ein Unternehmen gewisse Geschäfte beendet. Folgenlos ist ein Kursrutsch aber nicht: Möglicherweise sinkt das Gehalt der Manager, wenn es an den Aktienkurs gekoppelt ist. Außerdem können die Kreditkosten steigen, wenn Banken höhere Zinsen verlangen. Auch die Reputation eines Unternehmens hängt durchaus an seinem Börsenwert, wie auch die Mitgliedschaft in gängigen Aktienindizes. Solange aber ein Geschäftsbereich lukrativ und legal ist, dürfte dieser auch weitergeführt werden – und sei es von einer Konkurrenzfirma, die einen gesunkenen Kurs nutzen könnte, um ein Schnäppchen zu machen und den Betrieb aufzukaufen. 

Dass Aktionäre zugleich Eigentümer sind, hat noch einen anderen Effekt. Sie können sich zu Wort melden und bei bestimmten Fragen mitentscheiden. Diese Rolle wird aufgegeben, wenn die eigenen Aktien verkauft werden. Als Kleinanleger ist der eigene Einfluss zwar sehr gering, allerdings sind manche Ideen engagierter Aktionäre dann doch mehrheitsfähig. Auf der Haupt­ver­samm­lung des Ölkonzerns Exxon im Mai 2021 konnte ein kleiner aktivistischer Fonds drei Sitze im Aufsichtsrat anders besetzen, als es das Management vorgehabt hatte. Der Fonds hatte es geschafft, mehrere Großinvestoren, darunter Blackrock und ein Pensionsfonds, auf seine Seite zu bringen. Das hätte ohne Exxon-Aktien im Depot nicht funktioniert.

Wer im Depot keine Einzelaktien hat, sondern Aktien-ETFs (wie wir es empfehlen), muss sich von seinen Fondsgesellschaften vertreten lassen. UBS, iShares und andere ETF-Marken veröffentlichen regelmäßig, wie viele Haupt­ver­samm­lungen sie besucht haben und welche Schwerpunkte sie bei den Abstimmungen dort gesetzt haben.

Der ehemalige Nachhaltigkeitschef des ETF-Riesen Blackrock, Tariq Fancy, warf im August 2021 seinem früheren Arbeitgeber wie auch der ganzen Branche vor, Greenwashing zu betreiben. Der Versuch, mit nachhaltigem Investieren einen gesellschaftlichen Effekt erreichen zu wollen, sei „wie Druck auf eine Schnur auszuüben“. Fancy plädiert für Gesetzesänderungen, um Unternehmen zu nachhaltigerem Wirtschaften zu bringen, und nennt grüne Anlageprodukte ein Placebo, das von beherzteren Maßnahmen ablenkt.

Was heißt das für Dich? Ob nachhaltiges Investieren sinnvoll ist oder nicht, dazu gibt es aus Finanztip-Sicht kein klares Richtig oder Falsch. Wer Dir grüne, soziale und ethische Versprechen macht, sollte diese auch einhalten können. Uns ist wichtig, dass Du mit unseren ETF-Empfehlungen sehr wahrscheinlich keinen Schiffbruch für Dein Depot erleiden wirst (was man leider nicht über einige andere grüne Investments sagen kann). Es ist aber auch absolut keine Schande, auf nachhaltige ETFs zu verzichten und zu Fonds auf den ungefilterten Index zu greifen. Du musst Dich in jedem Fall mit „Deinen“ Firmen wohlfühlen – und dabei nicht vergessen, dass Du als Konsument und Wähler neben dem Investieren noch andere Optionen hast, die Welt ein Stück zu beeinflussen, die mutmaßlich effektiver sind.

So haben wir untersucht

Vergleich nachhaltig ausgerichtete ETFs 2022

Seit 2018 untersucht Finanztip ETFs, die bestimmte, ethisch ausgerichtete Aktienindizes nachbilden („nachhaltige ETFs“). Auch bei der aktuellen Analyse im Sommer 2022 haben wir folgende Kriterien an die empfehlenswerten Indizes angelegt:

  • Indizes sollen mit ihren absoluten Ausschlusskriterien mehrere kontroverse Branchen aussortieren – und nicht nur eine einzige, etwa die Waffenproduktion. Andernfalls würden sie dem Konzept Nachhaltigkeit nicht ausreichend folgen.
  • Die verbleibenden Branchen im Index sollten dennoch so vielfältig wie möglich sein, damit beispielweise nicht nur Aktien im Bereich erneuerbare Energien oder Wasserstoff vertreten sind. Eine solche Auswahl würde zu sehr vom Erfolg eines einzelnen Wirtschaftsbereichs abhängen und Verlustrisiken nicht ausreichend verteilen.
  • Die Indizes sollten die Unternehmen nach ESG-Kriterien auswählen, also Daten aus den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung verwenden.
  • Indizes sollten nicht nur wenige Aktien bündeln, wie es etwa beim nachhaltigen Eurozonen-Index MSCI EMU SRI der Fall ist. Mit nur rund 60 Einzelwerten sind Verlustrisiken am Aktienmarkt auf zu wenige Schultern verteilt. Zugleich sollte der ESG-Filter nicht so grob sein, dass sich der nachhaltige und der konventionelle Index zu sehr ähneln. 

Wir haben diese zwei Indizes berücksichtigt:

  1. MSCI World Socially Responsible Index (SRI)
  2. Dow Jones Sustainability Index (DJSI) World Enlarged

Wir suchten anschließend die ETFs heraus, die es auf diese Indizes gibt. Als Quelle dienten die Börse Frankfurt und zum Abgleich JustETF. Auf diese Weise ermittelten wir insgesamt acht ETFs. Nur drei davon erfüllten die Finanztip-Kriterien:

  • Die Fondsanteile müssen an der deutschen Referenzbörse Xetra gehandelt werden können. Das sorgt aufgrund der höheren Liquidität für fairere Kurse.
  • Die Website des Anbieters zum jeweiligen ETF muss auf Deutsch zur Verfügung stehen.
  • Den Fonds muss es mindestens seit fünf Jahren geben. Damit ist sichergestellt, dass der Anbieter Erfahrung hat. Ohne eine entsprechende Historie ist eine Untersuchung der Wertentwicklung kaum aussagekräftig.
  • Das Fondsvolumen muss wenigstens 100 Millionen Euro betragen. Zu kleine Fonds sind langfristig möglicherweise nicht rentabel. Sie laufen Gefahr, zusammengelegt oder geschlossen zu werden.

Diese ETFs waren in der näheren Auswahl

nachhaltiger 
Index
ETF-Anbieter
(ISIN)
verwaltetes
Vermögen
in Mio. €
Datum
der
Auflage
Kommentar
DJSI World EnlargediShares
(IE00B57X3V84)
739Februar 2011

Emp­feh­lung

thesaurierender ETF

MSCI World SRI Low Carbon Select 5 % Issuer Capped

UBS
(LU0629459743)

 

4.082August 2011Emp­feh­lung ausschüttender ETF
MSCI World SRI Low Carbon Select 5 % Issuer CappedUBS
(LU0950674332)
4.082Februar 2018Emp­feh­lung thesaurierender ETF1
MSCI World SRI Low Carbon Select 5 % Issuer CappedUBS (IE00BK72HH44)906Mai 2020nicht berücksichtigt, weil zu kurz am Markt2
MSCI World SRI Low Carbon Select 5 % Issuer CappedUBS (IE00BK72HJ67)906Mai 2020nicht berücksichtigt, weil zu kurz am Markt2
MSCI World SRI Select Reduced Fossil Fuel IndexiShares (IE00BYX2JD69)3.809Oktober 2017nicht berücksichtigt, weil zu kurz am Markt
MSCI World SRI Select Reduced Fossil Fuel IndexiShares (IE00BDZZTM54)3.809Oktober 2017nicht berücksichtigt, weil zu kurz am Markt
MSCI World SRI Filtered ex Fossil Fuels IndexAmundi (LU1861134382)1.658September 2018nicht berücksichtigt, weil zu kurz am Markt

1 Dieser thesaurierende UBS-ETF auf den MSCI World SRI 5 % Issuer Capped ist ein Teilfonds des ausschüttenden ETF aus dem gleichen Hause. Wir empfehlen beide, wenn das Gesamtvolumen des Haupt- und dazugehörigen Teilfonds die 100 Millionen Euro Anlagevolumen übersteigt, selbst wenn einer der Teilfonds jünger als 5 Jahre ist.
2 Neu aufgelegter ETF, der dank seines Domizils in Irland auf Fondsebene Steuervorteile nutzen kann. Dazu liegen uns aber noch keine ausreichend langen Zeitreihen vor.
Quelle: Anbieter (Stand: 12. Mai bis 15. August 2022)

Wir haben darüber hinaus für den Fünfjahreszeitraum 1/2017 bis 12/2021 erneut gemessen, wie die nachhaltigen Indizes im Vergleich zu ihren klassischen Pendants abgeschnitten haben. Der nachhaltige MSCI World konnte seinen klassisch gestalteten Schwesterindex bei der Rendite schlagen, bei insgesamt geringerer Schwankung.

So haben die nachhaltigen Indizes abgeschnitten (2017 bis 2021)1

IndexRendite
in % p.a.

Schwankungs-

breite2 in % p.a.

aus 10.000 €
wurden, in €

nachhaltig:
MSCI World SRI
16,115,921.135
klassisch:
MSCI World
13,316,018.681
nachhaltig:
DJSI World Enlarged
13,015,618.433
klassisch
MSCI ACWI
12,715,318.171

Wir berechnen die durchschnittlichen Jahresrenditen für den Fünf-Jahres-Anlagezeitraum 30. Dezember 2016 bis 31. Dezember 2021.
Die Schwankungsbreite bezeichnet die Abweichung vom Renditemittelwert nach oben und unten. Die Schwankung haben wir anhand von Tagesdaten berechnet.
Quelle: Finanztip-Berechnung (Stand: 15. August 2022)

Für unsere Emp­feh­lungen haben wir im Sommer 2022 aktuelle Renditen berechnet. Beide bleiben in der Wertentwicklung leicht hinter dem Index zurück. 

So haben die nachhaltigen ETFs abgeschnitten (2017 bis 2021)1

Index/ ETF

Art der

Nachbildung

Kosten

(TER)
 p.a.

Wert-

entwicklung

p.a.

aus 10.000 €
wurden, in €

MSCI World SRI

 

 16,2 %

21.243

UBS (ISIN: LU0629459743)

physisch-

ausschüttend

0,22 %15,1 %20.236
UBS (LU0950674332)

physisch-

thesaurierend

0,22 %15,1 %

20.236

DJSI World
Enlarged

 

 13,0 %

18.446

iShares (IE00B57X3V84)

physisch-

thesaurierend

0,60 %12,5 %18.096

1 Wir berechnen die durchschnittlichen Jahresrenditen für den Fünf-Jahres-Anlagezeitraum 30. Dezember 2016 bis 31. Dezember 2021. Die ETFs von UBS beziehen sich auf die Indexvariante MSCI World SRI Low Carbon Select 5 % Issuer Capped. Der ETF von iShares bezieht sich auf die Indexvariante DJSI World Enlarged ex Alcohol, Tobacco, Gambling, Armaments & Firearms, and Adult Entertainment.
Quelle: MSCI, S&P, ETF-Anbieter, Finanztip-Berechnungen (Stand: 12. August 2022) 

Um die Wertentwicklung der Fonds berechnen zu können, haben wir den sogenannten Netto-Inventarwert (englisch „net asset value“, NAV) herangezogen, der von den Fondsgesellschaften für jeden ETF ausgewiesen wird. Der NAV ist die Summe aller Vermögenswerte abzüglich der Verbindlichkeiten geteilt durch die Anzahl der ausgegebenen Fondsanteile. Er wird auf Basis der Schlusskurse der im Fonds enthaltenen Wertpapiere berechnet. Manche Fonds weisen den NAV in US-Dollar aus. In diesen Fällen haben wir die Werte in Euro umgerechnet. Dazu haben wir die von der Bundesbank veröffentlichten Schlusskurse auf Tagesbasis verwendet.

Beim ausschüttenden ETF der UBS (LU0629459743) haben wir eine Thesaurierung nachempfunden, um die Renditen vergleichbar zu machen. Dafür haben wir die Ausschüttungen ohne Abzug von Steuern der Fondsanlage gutgeschrieben.

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Autoren
Sara Zinnecker

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