Berlin, 30.11.2023 – Die bundesweit kostenfreie Beratung bei Problemen mit der Krankenkasse wird ab 8. Dezember vorläufig eingestellt. Der Geldratgeber Finanztip hat ermittelt, an welche kostenpflichtigen Stellen sich Patienten stattdessen vorläufig wenden können. Im Einzelfall können zum Beispiel Sozialverbände wie der SoVD und VdK, die Verbraucherzentralen, Gewerkschaften oder Anwälte helfen.
Die kostenfreie unabhängige Patientenberatung (UPD) soll zwar weiter existieren, wird aber in eine Stiftung umgewandelt. Obwohl es laut UPD noch kein Startdatum für das neue Beratungsangebot gibt, musste die Geschäftsführung allen bisherigen Beratern kündigen. Die Umwandlung in eine Stiftung ist Teil der Reform des fünften Sozialgesetzbuchs in diesem Jahr.
Alternativen können UPD nicht vollständig ersetzen
Finanztip hat sich in dieser Situation alternative Beratungsangebote genauer angeschaut. „Diese Angebote sind im Gegensatz zur Unabhängigen Patientenberatung allerdings nicht kostenfrei“, sagt Barbara Weber, Krankenversicherungsexpertin bei Finanztip. Außerdem können diese Stellen in der Regel nur in Rechtsangelegenheiten beraten. Die UPD hat dagegen auch zu gesundheitlichen Themen, etwa zur Medikamenteneinnahme, beraten.
„Die Angebote, die wir uns angeschaut haben, gehen ab 5 bis 8 Euro im Monat los“, sagt Weber. So viel kostet eine Mitgliedschaft bei einem Sozialverband, etwa beim Sozialverband Deutschland (SoVD) oder dem Sozialverband VdK Deutschland. Weitere Gebühren entstehen, wenn die Verbände einen Widerspruch verfassen oder gegen die Krankenkasse klagen.
Gewerkschaften bieten ebenfalls Beratungen und Rechtsschutz bei Streitigkeiten mit der Krankenkasse an. Eine Mitgliedschaft kostet nach Gewerkschaftsangaben monatlich etwa 1 bis 1,5 Prozent des Bruttoeinkommens.
Einige Verbraucherzentralen führen ebenfalls Patientenberatungen durch. Die Gebühren können je nach Verbraucherzentrale unterschiedlich hoch ausfallen. Bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen kostet eine Beratung laut Preisverzeichnis 20 bis 30 Euro, bei der Verbraucherzentrale Bayern 40 Euro.
Je nach Wohnort kann es weitere örtliche, teilweise kostenfreie Beratungsangebote geben. Solche Möglichkeiten lassen sich beim örtlichen Bürgerbüro oder Gesundheitsamt erfragen oder online nachschlagen.
Allgemeine Informationen zur Krankenversicherung bekommen Verbraucher auch beim kostenlosen Bürgertelefon des Bundesgesundheitsministeriums. “Eine tiefergehende Beratung gibt es aber in aller Regel nur bei den kostenpflichtigen Beratungsstellen”, sagt Weber.
Bei Ärger mit der Krankenkasse müssen Verbraucher schnell handeln
Lehnt die Krankenkasse eine Leistung wie Krankengeld oder eine Operation ab, müssen Versicherte ihren Widerspruch innerhalb eines Monats einreichen. Welche Leistungen Patienten im Detail zustehen, ist aber oft schwer zu durchblicken. Zudem geht es bei den Leistungen der Krankenkasse häufig um viel Geld. Finanztip empfiehlt daher, sich im Zweifel beraten zu lassen. Wenn die Krankenkasse einen Widerspruch abgelehnt hat, sollten sich Betroffene direkt an einen Fachanwalt für Sozialrecht wenden. Denn Verbraucher haben nur einen Monat Zeit, um Klage beim Sozialgericht zu erheben. Gewinnen Versicherte einen Rechtsstreit, dann muss die Krankenkasse die Anwaltsgebühren erstatten.
UPD erhebt schwere Vorwürfe gegen die Politik
Bisher war die Unabhängige Patientenberatung eine kostenfreie Anlaufstelle bei Problemen mit der Krankenkasse. Allein im Jahr 2022 hat sie nach eigenen Angaben über 120.000 Beratungen vorgenommen.
Doch aufgrund einer Reform des § 63b Sozialgesetzbuch Fünf wird die UPD als Stiftung neu aufgestellt. Laut Bundesgesundheitsministerium soll die UPD damit künftig staatsferner und unabhängiger arbeiten können.
Da sich die jetzige UPD bereits in der Abwicklung befindet, wurden alle Mitarbeitenden gekündigt. Laut der UPD gibt es auch noch kein genaues Startdatum für die neue Stiftung. Die UPD muss daher ihre bundesweite Beratung am 8. Dezember 2023 einstellen. Die Beratung vor Ort endet bereits am 30. November 2023, wie auf der Homepage der UPD zu lesen ist.
Die Beratungen müssen dann zunächst von anderen Stellen aufgefangen werden. Gegenüber Finanztip nannte die UPD den vorläufigen Beratungsstopp „ein eklatantes Versagen der Politik“.