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Mehr Rendite als der MSCI World: Jetzt Geld in Dax-ETFs stecken?

Sobald es um die Börse geht, ist hierzulande meist vom Dax die Rede. Der deutsche Aktienindex entwickelt sich gerade gut – aber er hat versteckte Risiken.

Hendrik Buhrs
Finanztip-Experte für Bank und Börse

ETFs auf den MSCI World sind im Vergleich zum April 2022 knapp 5% im Minus. Beim Blick in Dein Depot ist das ein echter Stimmungskiller – vor allem, wenn Du zum Vergleich auf einen ETF schaust, der den wichtigsten deutschen Aktienindex Dax nachbildet.

Denn so ein ETF ist über ein Jahr gut 10% im Plus. Der Dax hat vor allem seit dem Jahreswechsel zugelegt und ist rund 1.700 Punkte gestiegen. Solltest Du also der Verlockung nachgeben und Geld in den Dax stecken?

Wir sagen ganz klar: nein. Ein Dax-ETF ist keine Alternative zu einem Welt-ETF wie z.B. auf den MSCI World. Und das hat gleich mehrere Gründe.

Ein ETF aus nur 40 Firmen
Die Idee hinter einem ETF-Sparplan ist simpel: Du kannst mit wenig Aufwand in viele Firmen gleichzeitig investieren und so Dein Risiko streuen. Nur gelingt das mit einem Dax-ETF nicht wirklich. Denn im Dax stecken zwar immerhin die nach Börsenwert 40 größten deutschen Konzerne – besonders viele sind das aber nicht.

Zum Vergleich: Im MSCI World stecken 1.509 Unternehmen. Wenn es hier einer Firma schlecht geht oder sie im schlimmsten Fall – wie zum Beispiel Wirecard – pleitegeht, spürst Du das deutlich weniger als beim Dax.

Welt-ETF ist krisenfester
Das zeigt ein Blick auf die Schwankungsbreite. Die lag bei Dax-ETFs in den letzten fünf Jahren bei knapp 21%. Zum Vergleich: Bei ETFs auf den MSCI World waren es nur rund 18%. Je breiter ein Index gestreut ist, desto weniger schwankt Dein ETF.

Das hilft auch in Krisen, z. B. beim Beginn der Coronakrise im März 2020. So haben ETFs auf den MSCI World vom 9. März bis 20. März, also beim sogenannten Corona-Crash, um 11,5% nachgegeben – ETFs auf den Dax dagegen um knapp 16%.

Wenige Firmen dominieren den Dax
Dazu kommt ein weiteres Problem: Ein paar Dax-Konzerne haben ein sehr großes Gewicht. Der Kurs eines Dax-ETF hängt also entscheidend von ihnen ab. So machen die Top 3 im Dax (SAP, Siemens, Allianz) gut 26% von dessen Gesamtwert aus.

Beim MSCI World kommen die Top 3 (Apple, Microsoft, Amazon) nur auf 10,1%. Schaut man auf die Top 5 ist der Unterschied noch krasser. Beim Dax (Top 3 plus Telekom und Airbus) kommen sie auf stolze 39% – im MSCI World (Top 3 plus Nvidia und Alphabet) nur auf knapp 13%.

Viel Industrie, wenig IT
Klar, Deutschland ist weltweit für seine Industrie bekannt. Kein Wunder also, dass Industriefirmen zu den wichtigsten Posten im Dax gehören. So entfallen rund 23% des Gewichts auf die Industriefirmen und auf zyklische Konsumgüter, zu denen auch Autos zählen, nochmal knappe 15%.

Im MSCI World machen zyklische Konsumgüter dagegen nur 10,8%, die Industrie 10,7% aus. Dort ist der IT-Sektor mit 23% der dominierende Posten. Dafür spielt im MSCI World z. B. der Gesundheitssektor eine größere Rolle als im Dax.

Dax-ETF erhöht Dein Klumpenrisiko
Der hohe Industrieanteil kann für Dich zum Klumpenrisiko werden. Und zwar wenn Du z. B. in der Autoindustrie arbeitest und in einen Dax-ETF investierst.

Denn dann hängt Dein Gehalt und auch ein Großteil Deiner Geldanlage entscheidend vom Erfolg dieses Bereichs der deutschen Wirtschaft ab. Mit einem MSCI World kannst Du dieses Risiko besser streuen.

Der MSCI World deckt mehr von Deutschland ab
So ganz ohne Deutschland willst Du aber nicht investieren? Auch dann ist ein Welt-ETF eine Option, denn mit ihm investierst Du auch in deutsche Firmen. Deutschland macht immerhin 2,5% des MSCI World aus – und in diesen 2,5% steckt sogar etwas mehr als nur der Dax.

Der bildet nämlich nur rund 80% des Börsenwerts aller deutschen Unternehmen ab, deren Aktien an der Börse gehandelt werden. Der MSCI World deckt dagegen etwa 85% der Marktkapitalisierung in jedem enthaltenen Land ab – also auch in Deutschland.

Du hast mehrere ETFs im Depot? Das ist nicht immer sinnvoll. Warum, kannst Du hier nachlesen.



(ene)

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